Zitat von joesachse im Beitrag #152
@altberlin
Verdrängst Du da nicht ein paar Dinge??? Ich habe nur wenige Studenten kennengelernt, die ihr Wunschstudienfach (wenn es nicht gerade Lehrer war) studieren konnten, ohne vorher "ganz freiwillig" drei Jahre bei der Fahne gewesen zu sein. Und ich habe nur wenige kennengelernt, die nicht in der FDJ waren, obwohl dies freiwillig war.
Vielleicht warst Du aber auch so angepasst, dass Dir dieser freiwillige Zwang gar nicht mehr aufgefallen ist, denn Anpassung war ja völlig normal in der DDR.
Nein, ich verdränge nichts. Ich bin zu Aufmärschen, 1. Mai, 7. Oktober ect.pp nur als Jugendlicher hingegangen, um mich mit der Freundin aus dem Staub zu machen. Später, als Erwachsener, habe ich diese Veranstaltungen gemieden. Hatte schließlich Familie !
In der FDJ war ich nur eine Karteileiche, und als nach der Armeezeit die Einladungen zur Versammlung kamen, es waren insgesamt zwei, habe ich die
Rechtschreibfehler korrigiert und die Zettel zurück geschickt. Ruhe wars.
Eine Anfrage meiner Lehrobermeisters, ob ich nicht in die Reihen der "Arbeiterpartei" eintreten will, lehnte ich ebenfalls ab und verwies auf die
Zeit nach dem Grundwehrdienst, "erst mal darüber nachdenken"!, aber da ließ man mich lieber in Frieden. Später war ich dann in eine Brigade integriert,
80% Genossen, DSF, Kampfgruppe, und befand mich dort unter den 20% Außenseitern. Bis ich dann, nach ca 1 Jahr, die Brigade wechseln konnte, fortan hatte ich meine Ruhe.
Freiwilligen Zwängen habe ich mich nie untergeordnet, er war schließlich meine freie Entscheidung. Wahrscheinlich hat man auch bemerkt, das mich niemand
mit minderwertigen Speck locken kann. Wer dann aus "Furcht" oder "Karrierestreben" unbedingt zu Kreuze gekrochen ist, mein tiefstes Bedauern.
Drei Jahre "Fahne" waren für mich absolut ausgeschlossen, und wenn sie mir noch so sehr die Ohren abgekaut hätten.
Mir hat mein Verhalten sicher, soviel weiß ich heute, den Weg zur EOS und zum eventuellen Studium versperrt, spekuliere ich mal, aber ich kann
in den Spiegel schauen. Und ich bereue es nicht.
Ich war kein aktiver Oppositioneller, aber auch kein widerspruchsloser Mitläufer.
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