Anmerkung: Ich hoffe, meine Diskussion mit alberlin ist wenigstens für einige Leser hier interessant und unterhaltsam (auch wenn sie mit dem ursprünglichen Thema wenig zu tun hat)
Irgendwie haben mich die letzten Beiträge von Altberlin auch nicht mehr genervt, sondern höchstens noch etwas an Rumpelstilzchen erinnert. Liegt bestimmt am erholsamen Tag der Arbeit...
Zitat von altberlin im Beitrag #837
Vorurteile nicht, aber deine einseitige Verherrlichung der BRD läßt mich schon nachdenklich werden.
Mich lässt vor allem nachdenklich werden, wieso Du mir eine einseitige Verherrlichung der BRD unterstellst
Offensichtlich sind meine Beiträge hier für Dich unverständlich, meine Beiträge zu konkreten Problemen unserer Gesellschaft hast Du wahrscheinlich auch überlesen...
Zitat von altberlin im Beitrag #837
Deine Bemerkung zur Staatsmacht, bei manch Usern würde ich jetzt antworten, daß ich es ihrer Dummheit zuschreibe, aber
du bist ja Akademiker...
Was ist denn Deiner Meinung nach falsch dran, dass man schon etwas die Augen verschließen musste und sich in die Gesellschaft integrieren musste, sich anpassen musste, und der Partei- und Staatsführung zustimmen musste, Probleme nicht an die große Glocke hängen durfte, wenn man keinen Ärger bekommen wollte.
Altberlin, ich habe genau damit extrem gut gelebt. Ich war überzeugt davon, dass der Sozialismus in der DDR die beste aller Gesellschaften war. Und die Frage, ob die gesellschaftliche Geborgenheit oder die persönliche Freiheit wichtiger war habe ich damals zugunsten der Sicherheit und Geborgenheit beantwortet. Ich war aktiv in der FDJ, durchaus aus Überzeugung. Als ich 1980/81 ein Jahr in Polen gelebt habe, begann ich, erste Dinge gründlicher zu hinterfragen. Als ich das Studium dann hier in der DDR fortsetzen musste, wurde die Diskrepanz zwischen der Theorie zu Sozialismus und Kommunismus und dem "real existierenden Sozialismus" für mich immer offensichtlicher.
Auch ich habe eine AWG-3-Raum-Wohnung bekommen, als mein erstes Kind zur Welt kam. Und als das zweite unterwegs war, bin ich dann allen intensiv auf den Geist gegangen, bis ich die Zusage für die 4-Raum-Wohnung hatte. Natürlich musste man in der AWG dafür etwas tun, keine Frage. Und natürlich ging es mir und meiner Familie gut, auch keine Frage. Eine 4-Raum-Neubauwohnung mit herrlichem Blick vom Balkon auf die Berge des Erzgebirges war schon toll. Und ich hätte vielleicht nach damaligen Vorstellungen eine sichere Zukunft mit einem vorbestimmten Leben gehabt, ohne aus damaliger Sicht viel zu vermissen.
Aus heutiger Sicht aber kann ich mir dies überhaupt nicht mehr vorstellen. All die Abenteuer, die ich in meinem Job erlebt habe, all die schönen Erlebnisse mit den Kindern, die Chancen, die meine Kinder heute haben und auch nutzen, all das wäre unter DDR-Verhältnissen unvorstellbar gewesen. Die Lebenseinstellung, dass in allererster Linie ICH für mein Leben verantwortlich bin, die werde ich nicht mehr ändern können.
Zitat von altberlin im Beitrag #837
Wenn du weiter keine Erinnerungen hast an die DDR, traurig.
Da gebe ich Dir recht, jemand, der nur schlechte Erinnerungen an seine Jugend hat, der ist zu bedauern. Um mich musst Du Dir da aber keine Sorgen machen.
Zitat von altberlin im Beitrag #838
Übrigens, eins noch, weil ja nur die DDR so schlecht war.
Wie kommst Du eigentlich darauf, dass nur die DDR Probleme hatte? Hattest Du damals kein Westfernsehen, um die vielen Probleme der BRD damals zu sehen? Oder hast Du gar Karl-Eduard geglaubt?
Übrigens hat die Lebenseinstellung, sein Leben möglichst angepasst zu führen, nirgendwo anzuecken, persönliche Risiken (und damit auch Chancen) zu minimieren durchaus noch 2-3 Jahre hier im Westen funktioniert, bis mehrere Dinge dann dazu geführt haben, dass ich meine Einstellungen ziemlich gründlich geändert habe. Heute lebe ich davon, dass ich andere von meinen Ideen und Vorstellungen überzeuge und nicht mehr der Getriebene bin, sondern eher jemand, der Dinge antreibt.