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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#121 von joesachse , 05.06.2013 19:47

Ich will mal kurz die Punkte des Plan-B zusammenfassen:

1.Die Privatisierung des Geldschöpfungsrechtes muss beendet werden. Begonnen hatte die ganze Geschichte vor ca. 100 Jahren in den USA,inzwischen ist es der Standard, dass die Banken diejenigen sind, die Geld erschaffen. Die Zentralbanken geben Geld zugeringen Zinsen an die Privatbanken, der Staat muss sich dann von diesen Privatbanken das Geld leihen,diese verdienen durch höhere Zinsen daran,ohne dass sie dafür wirklich eine nennenwerte Leistung erbringen. Deshalb muss Geldverdienen mit Geld beseitigt werden und Geld wieder die Funktion als Tauschmittel erhalten. Dabei spielt es keine Rolle,ob es sich um eine nationale, europäische oder Weltwährung handelt.

2.Das Bodenrecht könnte dann zu einem entscheidenden Besitz- und Machtkriterium werden. Deshalb uss auch dort eine gerechte Verteilung eingeführt werden, indem der Besitz an Grund und Boden versteuert wird und diese Steuern an die verteilt werden, die keinen odergeringen Besitz an Grund und Boden haben.

3. Arbeit und Einkommen muss entkoppelt werden. Dafür ist ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen.

4. Die Medien müssen vom Kapital entkoppelt werden, es müssen echte freie Medien geschaffen werden, bei denen die Verbreitung von Meinungen nicht mehr an das Erzielen von Profiten damit gekoppelt ist.

Ich halte das allesfür diskussionswürdige Ideen des Wirtschaftsmathematikers Popp.
Insbesondere die Zerschlagung des Finanzsystems und das bedingungslose Grundeinkommen sind für mich grundsätzlich sehrwichtige Punkte für die konkrete Umgestaltung unserer Gesellschaft.

Details dazu stehen im Link: http://www.wissensmanufaktur.net/plan-b


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#122 von altberlin ( gelöscht ) , 05.06.2013 20:15

Das sind alles sehr vernünftige Ideen, aber wer gibt schon gerne freiwillig seine Privilegien ab ?



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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#123 von joesachse , 05.06.2013 21:39

Die Diskussionen dazu und auch Veränderungen sind doch schon im Gange. Wenn die EZB selbst Kredite vergibt, dann sind die Privatbanken doch schon mal außen vor. Und eine massive Beschränkung des Geldverdienens mit Geld wird sicherlich auch bald folgen, beginnend von einer Besteuerung dieser Vorgänge bis hin zu einer stärkeren Regulierung.
Natürlich ist es noch ein weiter Weg bis zu den von Popp beschriebenen Lösungsansätzen.
Das Thema freie Medien hat durch das Internet eine ganz neue Richtung bekommen.

Der Druck auf die Gesellschaft, Veränderungen vorzunehmen, ist hoch und steigt täglich. Und die Angst der Politik vor dem Druck der Straße wurde in Leipzig und Istanbul sichtbar.
Übrigens gehört der Autor des von mir verlinkten Beitrages zu den Mitbegründern der Piraten und ist (nach unbestätigten Meldungen) aktuell im Umfeld der AfD tätig.

Und auch das Thema bedingungsloses Grundeinkommen ist ja nicht so fern, wenn Hartz 4 sozialisiert und entkriminalisiert, d.h. bedingungslos gezahlt wird, dann sind wir doch schon ein ganzes Stück näher.
Ich sehe in weiten Kreisen unserer Gesellschaft das Drängen nach Veränderung, dies wird sich auch in der Politik niederschlagen. Sei es dadurch, dass neue Parteien mitspielen oder auch dadurch, dass durch die vielen Parteien absolute Mehrheiten und "einfache" Koalitionen schwieriger werden und der beste Weg zur Machterhaltung und Machterweiterung sein wird. populistisch den Wählerforderungen nachzugeben.


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#124 von Kehrwoche , 05.06.2013 22:54

Eine gute Freundin von mir fuhr letztes Jahr zu einer Seminarreise nach Kanada nur um Popp zuzuhören.


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#125 von altberlin ( gelöscht ) , 06.06.2013 07:11

Zitat
Die Diskussionen dazu und auch Veränderungen sind doch schon im Gange



Dann will ich mal hoffen. Nicht für meine Generation, der es noch verhältnismäßig gut geht, aber für kommende.
Denn der gegenwärtige Trend zur Entsozialisierung und Entmündigung der Bürger, der besonders in Europa zu beobachten
ist (auch dank EU) muß gestoppt werden und zurückgefahren.

.


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#126 von delta , 06.06.2013 07:38

Popps und Albrechts Plan B ist ja grundsätzlich keine neue Erfindung.
Andere haben ähnliches bereits verlauten lassen. Ich denke da an die
Verfasser und andere. Hier ist eins davon

Margit Kennedy
Geld ohne Zinsen und Inflation


Aber kommen wir zu Popp und co......
deine Feststellung
Zitat:
Die Diskussionen dazu und auch Veränderungen sind doch schon im Gange........
Der Druck auf die Gesellschaft, Veränderungen vorzunehmen, ist hoch und steigt täglich. Und die Angst der Politik vor dem Druck der Straße wurde in Leipzig und Istanbul sichtbar.......


Ich befürchte das die herrschende Klasse aus Politik und Wirtschaft sich so schnell nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen.
bei allem Optimismus kann ich mir nicht vorstellen das wir das in den nächsten 5-10 Jahren erleben werden. Und genau das ist das
Problem. Wir brauchen jetzt und sofort eine Veränderungen....Ich befürchte das die Verelendung wesentlich schneller ist als
Plan B.. Ein sichtbares Zeichen ist doch, das die herrschende Klasse hochrüstet. Die Wirtschaft auf Ihre Art in dem sie in andere
Länder ausweicht und die Politik mit mehr Staatsgewalt in dem sie hochrüsten. Das ganze erinnert mich an die Geschichte die
Vater und Mutter am Bett erzählen ...sogenannte Bettgeschichten die sehr schön enden, bis man dann groß wird und feststellt die
Welt ist ganz anders. Lieber Joesachse...was ist Zukunft ...Zukunft ist schon die nächste Sekunde und die nächste Sekunde kann sehr
Lange sein wenn man im Schlamassel sitzt. Und für die Masse der Menschen ist das so. Sie warten schon viel zu lange auf die Zukunft
die Ihnen ein besseres beschert. Die Wortreichen Worte der Zukunft sind zahlreich, doch deren Ergebnisse sind meistens mehr als dürftig.
Würde man sich in Deutschland nur schon an das Grundgesetz halten was da unter anderem schreibt..." Zum Wohle des Volkes " - " Und schaden
von Ihm ab zu wenden " dann wäre schon viel gewonnen.


wer fehler findet, darf sie behalten, ich habe reichlich davon.

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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#127 von altberlin ( gelöscht ) , 06.06.2013 08:16

@ delta, das sehe ich leider ähnlich. Solange diejenigen, die nach jeder Wahl das Sagen haben ihren Wahlauftrag nach eigenen
Interessen ausrichten, solange Lobbyismus und Sicherung der eigenen Macht und Millionen als vermeintlich einzig wichtig
angesehen wird, solange die Ausbeutung und der Abbau der Arbeitnehmerrechte in der Realität nicht gestoppt wird und vor Allem
solange die Politiker nicht willens sind, für das Volk da zu sein, im Sinne der Verfassung zu arbeiten, bis zum letzten Tag der
Wahlperiode (ihres Arbeitsvertrages) aktiv tätig zu sein, wird das nichts.
Wenn Minderheiten in der Regierung (FDP) es schaffen, die Politik zu lähmen bei wichtigen Entscheidungen und Minister Millionen
versenken (Drohnenspektakel), ohne personell die Konsequenzen zu ziehen, von finanzieller Verantwortung ganz zu schweigen, und
gleichzeitig sehr viel Geld für Bildung, Soziales und Infrastruktur fehlt, stinkt es doch ganz gewaltig.

Nur, jeder hält sich die Nase zu und lebt in seinem goldenen Käfig, und wer so in Starre verfällt, merkt nichts mehr.
Die Politik hat schnell gelernt, die Mehrheit der Bürger auf diesem Level ruhig zu halten. Das Gehirn wird verkleistert mit
Fußballgöttern, GZSZ, DSDS, Supermodel, Shopping Queen, die Geissens, dem Drang nach dem größeren Auto, OB-Tampoons oder
Mittel gegen schädlichem Achselschweiß.
Nur an einer besseren Welt wird nicht gearbeitet, obwohl das oberste Priorität haben müßte.

.


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#128 von joesachse , 06.06.2013 20:27

@delta,altberlin: Eure Einstellung, dass sowieso alles sinnlos ist, hat mit einer konstruktiven Meinung nicht viel zu tun. Zumindest erzeugt ihr zwar viele Beiträge und lasst hier Luft ab, ohne jemals etws zu ändern. Dieser Fatalismus ist meiner Meinung nach lähmend und schädlich, sowohl für die Gesellschaft als auch für die eigene Gesundheit.
Wenn ich etwas in meinem Leben angehe, dann stelle ich mir ein Ziel. Dass kann etwas persönliches, etwas berufliches oder auch etwas Gesellschaftliches sein. Dabei unterteilen sich diese Ziele in zwei Typen: Die Visionen für die Zukunft und die gank konkreten, mittel-oder kurzfristigen Ziele, die dann auch erreichbar sein müssen und die ich dann mit aller Krankt und Konzentrtion angehe.Und dann denke ich darüber nach, welche Dinge ich konkret tun muss.
Und da konnte ich bisher oft etwas bewirken. Wenn ich etwas spande, dann willich sehen, was aus meinem Geld wird und wie ich damit tatsächlich anderen Menchen helfe. Und wenn ich Petitionen unterzeichne, dann will ich, dass Gesetze nicht wirksam werden oder sich Zustände ändern. Ich hatte bisher mehrmals das Erlebnis, dass ich als einer von vielen mit Unterschift unter eine Petition oder einen Brief an eine entsprechende Stelle etwas bewirkt habe: Gesetze wurden abgelehnt oder verändert, Einschränkungen der Grundrechte sind nicht zustande gekommen, Stuttgart 21 wird gebaut

In dieser Diskussion hier geht es um die Zukunft unserer Gesellschaft, um die Visionen, wie diese aussehen könnte. Und da halte ich Eure Beiträge mit der Grundaussage "Es wird sich soweiso nichts ändern!" für deplatziert. Ihr könnt gerne hier ein eigenes Thema aufmachen und Euch dort auslassen, aber bitte nicht JEDES Thema damit zerstören. Vielleicht lest Ihr noch einmal die ersten paar Seiten dieser Diskussion.

Vor Fukushima hätte NIEMAND daran geglaubt, dass so kurzfristig so viele Kernkraftwerke abgeschaltet werden und der Ausstieg so kurzfristig erfolgen würde.
Die Welt und unserer Gesellschaft ändert sich permanent, und die Aktion vieler Menschen kann dazu beitragen, die Richtung dieser Änderungen zu beeinflussen.

Die Wende in der DDR hat mich hier entscheidend geprägt. Noch zu Weihnachten 1988 hätte ich jeden für einen Spinner gehalten, der mir erklärt hätte, dass in einem Jahr die Mauer gefallen sein wird. Mir ging es damals genau so wie Euch heute: Mir war völlig klar, dass sich etwas ändern musste, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass dies so schnell erfolgen würde. (Ich habe im Forum schon ausführlicher dazu geschrieben).


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#129 von altberlin ( gelöscht ) , 06.06.2013 21:35

@ joesachse, bleib bitte sachlich und unterstelle mir nicht, das ich alles als sinnlos ansehe. Ich habe schon die Hoffnung,
das sich etwas verändert, allein, ich sehe es nicht in einem für mich überschaubaren Zeitrahmen.
Ich habe aufgezeigt, was veränderungsbedürftig ist, um etwas anders gestalten zu können, nur, mit friedlichen Mitteln wird
nicht zu verändern sein, weil das Volk sich in Selbstgefälligkeit sonnt und alles für perfekt hält, solande der eigene
Geldbeutel noch einigermaßen gefüllt ist.
Du kannst zehn Petitionen unterschreiben, du machst es vielleicht auch, und auch ich, wenn ich meine Ziele darin erkennen kann.
Trotzdem wird nicht immer ein Erfolg zu sehen sein, aber ich hoffe, das die nachrückenden Generationen etwas davon spüren wird.

Zitat
Wenn ich etwas in meinem Leben angehe, dann stelle ich mir ein Ziel. Dass kann etwas persönliches, etwas berufliches oder auch etwas Gesellschaftliches sein. Dabei unterteilen sich diese Ziele in zwei Typen: Die Visionen für die Zukunft und die gank konkreten,
mittel-oder kurzfristigen Ziele, die dann auch erreichbar sein müssen und die ich dann mit aller Kraft und Konzentration angehe



Das ist lobenswert, auch ich hatte und habe immer noch Ziele, einige sind erreicht worden, andere nicht. Jetzt arbeite ich
am vorerst letzten, und wenn es in diesem Jahr erreicht ist, wird weitergeplant, auch mit 64 noch.

Fukushima wurde von der Regierungskoalition nicht als Anlaß genommen, AKWs abzuschalten, das war klares politisches Kalkül.
Und aus meiner Sicht zu überhastet, man sieht es an den förmlich explodierenden Strompreisen. Solche Aktionen müssen
vorbereitet werden und nicht Hals über Kopf geschehen.

Zitat
Noch zu Weihnachten 1988 hätte ich jeden für einen Spinner gehalten, der mir erklärt hätte, dass in einem Jahr die Mauer
gefallen sein wird.



Das es so schnell gehen würde, hat sicher keiner vermutet, aber schon Jahre früher war uns (in Berlin) klar, das es nicht mehr
lange so weitergehen kann. Das nun Herr Schabowski den eklatanten Fehler begeht und etwas vorliest, was noch gar nicht richtig
spruchreif war, c'est la vie .
Ich glaube aber nicht, das ein solcher "Versprecher" noch einmal vorkommt, und am kommenden Tage eine neue Gesellschaft erwacht.

Zitat
Und da halte ich Eure Beiträge mit der Grundaussage "Es wird sich soweiso nichts ändern!" für deplatziert.



Das habe ich mit keinem Wort gesagt, auch nicht gemeint bzw geschrieben. Im Gegenteil, ich hoffe es, denn es muß sich einiges
ändern. Allein, mir fehlt der Glaube, das sich in einem kurzfristigen Zeitrahmen etwas Wesentliches tut.
Das Vertrauen dazu in die Parteien ist bei vielen nicht vorhanden, denn bisher sind die Bürger immer wieder belogen und über den Tisch
gezogen worden. Woher soll da noch Zuversicht kommen und die Geduld.
Soll sich in Deutschland eine politische Veränderung mit friedlichen Mitteln ereignen, kann es noch Jahrzehnte dauern.
Und mit Aufständen, einer Revolution ? Wer ist bereit dazu ?

Bedingungsloses Grundeinkommen, sozialere Arbeitswelt, bezahlbares Leben und Wohnen, alles Wunschträume, die mit einer vorwiegend
aus der oberen Mittelschicht und der Oberklasse bestehenden Regierung nie erfüllt werden.
Selbst verhältnismäßig einfache Dinge harren jahrelang auf Entscheidung, Erhöhung HartzIV, Steuerreform bzw-vereinfachung, Mindest-
löhne, Abschaffung Praxisgebühr, Unterzeichnung Antikorruptionsgesetz durch Deutschland, Transparenz in vielen Bereichen, besonders
im Bankensektor in Bezug auf faule Geschäfte und übertriebene Saläre in der Branche, ewiges Tauziehen um Steuerflucht usw.
Sicher, es sind kleine Erfolge zu verzeichnen, aber wo bleibt der entscheidende Durchbruch in unserem Staat der regierenden
Lobbyisten ? Der kommt nicht, nicht heute und nicht morgen. Und die Deutschen als Volk von Couchpotatoes sitzen es aus.

Joesachse, es ist schön, wenn du versuchst, Optimismus zu verbreiten, aber mir fehlt das Vertrauen, das wirkliche Veränderungen
greifbar sind. Dazu beobachte ich die Politik zu aufmerksam, und Lichtblicke sind nicht viele zu sehen. Schon gar nicht, wenn sich
noch nicht einmal die regierende Koalition einig ist und sich gegenseitig blockiert.
Es fehlen Politiker, die wirklich Politiker sind, mit Herz, mit Verstand, aber auch mit Gefühl. Die gibt es nicht mehr. Leider.

.


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E.H.

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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#130 von joesachse , 06.06.2013 23:46

@altberlin Bitte Entschuldige, dein längerer Beitrag eben hat mich erkennen lassen, dass meine Wahrnehmung bzgl. Deiner Beiträge nicht ganz korrekt war.
Den Mauerfall auf Schabowski zu reduzieren halte ich nicht für korrekt. Ich hätte auch schreiben können, dass ich mir noch zu Weihnachten 1988 hätte nicht vorstellen können, dass Hunderttausende in der DDR auf der Straße demonstrieren und dass Honecker auf äußeren Druck hin zurücktritt.

Vor Fukushima wurde auch hier im Forum immer wieder diskutiert, dass weder Volk noch Regierung gegen die Atomlobby eine Chance hätte und sich da nichts ändern würde und der von Rot-Grün beschlossene Ausstieg verschoben werde. Und dann kam alles ganz anders. Mit dem Kalkül und der Überhastung hast du meiner Meinung nach völlig Recht, allerdings beziehe ich dies auf eine Reaktion nach Fukushima, ohne diese Katastrophe wäre das sicher nicht passiert.

Bei den Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen fällt mir auf, dass neben den Linken gerade Vertreter der oberen Mittelschicht dieses Modell immer wieder ins Spiel bringen, befürworten und Möglichkeiten der Finanzierbarkeit zeigen. Dagegen zeigt sich in den Diskussionen auch hier im Forum, dass gerade die relativ armen "Normalverdiener" damit ein Problem haben, nach dem Motto: "Warum soll irgendjemand etwas umsonst bekommen, ich musste schließlich auch mein ganzes Leben lang arbeiten". Da ist der nirgendwo so vorhandene Neid in Deutschland das größte Problem. Wegen dieses Neides hat das BGE nach meiner Ansicht noch keine Mehrheiten in der Bevölkerung. Praktisch sehe ich aber in einer gewissen Entkoppelung von Arbeit und Einkommen die einzige Chance für die Zukunft unserer Gesellschaft.

Der Optimismus, dass Veränderungen greifbar sind, ergibt sich für mich eher aus der Erinnerung an meine Fehleinschätzungen 1988. Und auch daraus, dass schon viele "Einzelne" aktiv an solchen Veränderungen arbeiten und für solche Veränderungen eintreten.


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#131 von delta , 07.06.2013 07:14

Eigentlich hat " altberlin " alles gesagt und ich wollte mich nicht wiederholen, aber einiges stößt mir doch sehr auf.

Zitat: Joesachse
Eure Einstellung, dass sowieso alles sinnlos ist, hat mit einer konstruktiven Meinung nicht viel zu tun. Zumindest erzeugt ihr zwar viele Beiträge und lasst hier Luft ab, ohne jemals etws zu ändern. Dieser Fatalismus ist meiner Meinung nach lähmend und schädlich, sowohl für die Gesellschaft als auch für die eigene Gesundheit.


Hier liegst du völlig falsch, zumindest wenn es um meine persönliche Einstellung zur Sache geht.....Jeden Tag kämpfe ich auch mit meinen 65 Jahren noch für Veränderungen.
Was erwartest du, das wir dir Bedienungslos zustimmen mit deinen Träumen, dazu bin ich sehr Realist der durch eine harte Lebensschule gegangen ist. Auch ich habe träume,
aber Träumer laufen zu viele in diesen Land herum die davon träumen das Manna vom Himmel fällt.
Zu dem habe ich auch darauf hingewiesen was man tun könnte um Veränderungen ins Land zu bringen und dazu bedarf es mir die Einhaltung der Gesetze und Rechtmäßigkeiten in
diesen Land, Das heißt, man brauchte nur die Grundgesetze mal so Umsetzen wie sie geschrieben stehen.


Zu der Maueröffnung die du Dir nicht vorstellen konntest.....
Ich habe es hier schon einmal geschrieben......wir hatten vor der Maueröffnung ein Rentnerehepaar aus Dresden in der Familie zu Besuch und ich hatte einige Fragen an diesem
Paar......wenig gaben sie preis.....als ich Ihnen erklärte das es die DDR maximal nur noch 2 Jahre gibt, schauten sie mich wie einen Geisteskranken an......ich hatte recht,
es dauert knapp 1 1/2 und es gab die Mauer nicht mehr. Der Rentner schrieb uns einen sehr netten Brief unter anderen Entschuldigte er sich bei mir das er mich damals in Gedanken
für ein Arschloch gehalten hatte.
Übrigens: er war nicht der einzige der so gedacht hatte.

Zu Fukushima
die Veränderungen oder das Verhalten zur Deutschen Atomkraft war nur Öl auf deren, die damals dafür waren, aber wäre das mit Fukushima nicht passiert, würden wir heute noch vorwiegend
Atomkraft erzeugen. Die Japaner hat der Unfall jedenfalls nicht davon abgehalten weiter auf Atomkraft zu setzen. Das hysterische verhalten der Politik wenn etwas passiert kennen wir
in Deutschland zu gut. Erst wenn das Kind im Brunnen gefallen ist wird reagiert. Meistens wird das Kind aber mit dem bade ausgekippt. Auch das ist eine Tatsache. In diesen Fall sind
es die explodierende Energiekosten die nicht nötig gewesen wären.

Zum Grundeinkommen......
Zitat:
Dagegen zeigt sich in den Diskussionen auch hier im Forum, dass gerade die relativ armen "Normalverdiener" damit ein Problem haben, nach dem Motto: "Warum soll irgendjemand etwas umsonst bekommen, ich musste schließlich auch mein ganzes Leben lang arbeiten". Da ist der nirgendwo so vorhandene Neid in Deutschland das größte Problem. Wegen dieses Neides hat das BGE nach meiner Ansicht noch keine Mehrheiten in der Bevölkerung.


Was erwartest du, das wir Rentner dazu juhu schreien......weil ich meine 45 Arbeitsjahre nicht voll machen konnte, weil es der Politik und Wirtschaft nicht im Kram passte und ich dafür 18 % meiner
Rente einbüßte . Nee ...das hat mit Neid nichts zu tun, sondern mit Gerechtigkeit. Veränderungen auf Unrecht aufbauen halte ich nicht für gut, das hat mit Gerechtigkeit und Neid wirklich nichts zu
tun. Der Arme " Normalverdiener " wie du Ihn da stellst muss sich jeden Tag ordentlich anstrengen, das er etwas erreicht und davon profitiert die Gesellschaft und nicht vom müßigen Grundeinkommens
Empfänger.
Übrigens: Die haben wir doch schon längst sie heißen nur anders.

Nochmals....ich habe nicht gegen Veränderungen wenn sie gerecht sind.
Ich habe auch nichts gegen Zukunftsträume, aber ich will auch Veränderungen erleben wie auch " altberlin " schreibt. Ich will sehen und fühlen wofür ich gekämpft habe.

Übrigens:
Welchen Anreiz willst du bieten damit die Gesellschaft wachsen und gedeihen kann, wenn es auch Geld gibt ohne Arbeit.


wer fehler findet, darf sie behalten, ich habe reichlich davon.

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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#132 von altberlin ( gelöscht ) , 07.06.2013 07:43

Zitat
"Warum soll irgendjemand etwas umsonst bekommen, ich musste schließlich auch mein ganzes Leben lang arbeiten". Da ist der nirgendwo so vorhandene Neid in Deutschland das größte Problem. Wegen dieses Neides hat das BGE nach meiner Ansicht noch keine Mehrheiten in der Bevölkerung.



Diese Einstellung zum BGE halte ich für völlig falsch, weil zu kurz gedacht. Faktisch haben wir diesen Zustand bereits heute. Man
denke an Hartz IV incl. der zusätzlichen Zahlung von Wohn- und Heizkosten ect.pp. So kommt doch so mancher Hartz IV-Empfänger auch
mehr Bezüge im Monat als ein Arbeitender. Außerdem muß auch die unseelige Aufstockerei bei Niedriglöhnern betrachten.

Zahlt man ein BGE aus dem gemeinsamen Topf, entfallen erst einmal gewaltige Verwaltungsleistungen und -kosten.
Dazu kommt, die Arbeit kann besser verteilt werden, wer viel verdienen will , tut das volltags, wer mit weniger zufrieden ist,
der geht verkürzt zur Arbeit. Ich will mal behaupten, die Mehrzahl will verdienen, womit der Konsum belebt werden würde.
Es gäbe keine Hungerrenten, keine extreme Armut und auch kein drastischer Absturz bei Berufsunfähigkeit, fals sie zu früh
eintritt, kein ALG II. Die Grundsicherung wäre da, die zum Lebensunterhalt reicht, auch ohne demütigende Bettelgänge, und wenn dann
dazu eventuell noch etwas hinzuverdient werden kann, ist die Welt wieder in Ordnung.

Dieses Thema kann über Stunden diskutiert werden, dazu ist der Raum hier zu gering. Aber es lohnt sich, darüber nachzudenken,
ohne von vorn herein in eine Neid- und Mißgunstdebatte zu verfallen wie : Ich mußte auch, warum der nicht usw.
Das ist einfach zu kurz gedacht.

.


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#133 von delta , 07.06.2013 08:55

Zitat von altberlin im Beitrag #132

Zitat
"Warum soll irgendjemand etwas umsonst bekommen, ich musste schließlich auch mein ganzes Leben lang arbeiten". Da ist der nirgendwo so vorhandene Neid in Deutschland das größte Problem. Wegen dieses Neides hat das BGE nach meiner Ansicht noch keine Mehrheiten in der Bevölkerung.


Diese Einstellung zum BGE halte ich für völlig falsch, weil zu kurz gedacht. Faktisch haben wir diesen Zustand bereits heute. Man
denke an Hartz IV incl. der zusätzlichen Zahlung von Wohn- und Heizkosten ect.pp. So kommt doch so mancher Hartz IV-Empfänger auch
mehr Bezüge im Monat als ein Arbeitender. Außerdem muß auch die unseelige Aufstockerei bei Niedriglöhnern betrachten.

Zahlt man ein BGE aus dem gemeinsamen Topf, entfallen erst einmal gewaltige Verwaltungsleistungen und -kosten.
Dazu kommt, die Arbeit kann besser verteilt werden, wer viel verdienen will , tut das volltags, wer mit weniger zufrieden ist,
der geht verkürzt zur Arbeit. Ich will mal behaupten, die Mehrzahl will verdienen, womit der Konsum belebt werden würde.
Es gäbe keine Hungerrenten, keine extreme Armut und auch kein drastischer Absturz bei Berufsunfähigkeit, fals sie zu früh
eintritt, kein ALG II. Die Grundsicherung wäre da, die zum Lebensunterhalt reicht, auch ohne demütigende Bettelgänge, und wenn dann
dazu eventuell noch etwas hinzuverdient werden kann, ist die Welt wieder in Ordnung.

Dieses Thema kann über Stunden diskutiert werden, dazu ist der Raum hier zu gering. Aber es lohnt sich, darüber nachzudenken,
ohne von vorn herein in eine Neid- und Mißgunstdebatte zu verfallen wie : Ich mußte auch, warum der nicht usw.
Das ist einfach zu kurz gedacht.

.






Die Frage ist doch wem dient das Grundgehalt wirklich auf langer Zeit........ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen das dies
der Empfänger ist. Ohne Wertschöpfungskette wird sich das System nicht halten können. Geben und nehmen wäre das Ziel, wenn aber wie heute
mehr oder weniger gehandhabt/Praktiziert nur gegeben wird oder nur genommen wird, steht das ganze auf tönerne Füßen. Ich befürchte, das dies
dann noch mit dem Grundgehalt verstärkt wird.
Beispiel: die Preise klettern...folge....man will mehr Gehalt...folge ....es steigen nochmals die preise, weil die Menschen wieder angeblich
mehr im Geldbeutel haben. Die preise Steigen unter anderem durch Angebot und Nachfrage...wie gedenkt man diese Sache auszuschalten, wenn
zwar alle ein Grundgehalt haben, aber keine dafür schaffen geht oder zu wenig um die Nachfrage zu befriedigen. Und spätestens hier wird gefragt,
was zahlst du, wenn ich mehr arbeite um die Nachfrage zu befriedigen.....wieder steigen die Preise und hier ist die Frage zu wessen Gunsten und
wessen Nachteil.
Wenn das Wörtchen " wenn " nicht wer, brauchten wir diese Diskussion überhaupt nicht führen....


wer fehler findet, darf sie behalten, ich habe reichlich davon.

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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#134 von joesachse , 07.06.2013 12:03

Habe hier etwas Ordnung geschaffen...

Delta, warum sollten sich die Menschen mit dem BGE abfinden, welches nur wenig über dem Existenzminimum liegt???
Sicher wird es solche Leute geben, aber das wird eine Minderheit sein. Und auch dies würde sich regulieren. Wenn nämlich mehr Leute mit dem BGE zufrieden sind, hätten die weniger geld und könnten sich weniger leisten, viele Dinge überhaupt nicht. Also müsste dann auch weniger produziert werden, weil die Nachfrage sinkt.

Und noch eine Anmerkung: Es gibt zum einen das Thema Angebot und Nachfrage und die Verbindung des Preises dazu. Dies hat aber in den meisten Fällen wenig mit der Inflation zu tun, die Haupursache für die permanente Inflation liegt im Finanzsystem.


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RE: Zukunft des Kapitalismus?

#135 von Smithie23 , 07.06.2013 12:17

Wie sagte Frau Lagarde mal so schön: Die Finanzindustrie sollte sollte zuerst der Allgemeinheit dienen, bevor sie sich selber dient !

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