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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#136 von Buhli , 26.04.2012 11:21

Altberlin, der Witz war sicher nicht fuer Rep. gedacht. Oder? Da wo er nicht folgen kann, reden wir ja drumherum oder nicht Zielfuehrend.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#137 von Atze , 26.04.2012 11:44

Wer in der Lage war, größere "Lose" (so heißt das meine Herren) von Wohnungskontingenten zu erwerben, noch dazu in der Hauptstadt oder anderen Großstädten der DDR wie Leipzig, Erfurt, Rostock oder Halle, zahlte dafür fast jeden geforderten Preis. Und der war, das könnt ihr glauben, "sauniedrig".

Sobald die Immobilien dann Eigentum waren, wurde eher oder später, mit der Sanierung begonnen. Diese Sanierung ist steuerlich über 10 Jahre hin absetzbar. Auch wenn man sich am Anfang durchaus mal verschuldet hat, hat man das nach 10 Jahren, steuerlich 100 % wieder eingefahren und hat dann die erhöhten Mieten obendrauf und lebt danach wie die Made im Speck.

Wenn man heute eine Wohnimmobilie (Mehrfamilienhaus) in schlechtester Lage von Berlin erwerben will, dann tut das die Firma, die rechnet und das tun wohl alle, mit dem Gedanken, dass sich die Immobilie in 17 Jahren armotisiert hat. In besten Lagen von Berlin, geht das bis zum 32 - fachen der Jahresrohmiete hoch. Soll heißen, Kaufpreis, Erwerbsnebenkosten und Sanierungs- Modernisierungsaufwand, sind in 17 Jahren durch die Nettokaltmieten gedeckelt und es beginnt die Gewinnphase. Auch in diesem Falle, kann man die Sanierungsmaßnahmen innerhalb von 10 Jahren steuerlich zu 100 % geltend machen und natürlich nach Abschluss der Sanierung, die Nettokaltmiete entsprechend erhöhen um den Teil, der nach einer Modernisierung, auf die Mieter umlagefähig ist. Glaubt mir, egal was ihr in Zeitungen lest und was man Euch erzählt, keine Wohnungsverwaltung / Wohnungsbaugesellschaft oder kein Großeigentümer von Wohnimmobilien macht Minus, wenn die Firma (deren Chef) nicht total bescheuert ist.

Etwas anders sieht das bei völligem Neubau aus. Da ist der steuerlich Abzug wesentlich geringer. Deshalb entstehen auch kaum noch neue Wohnungen, die sofort zur Vermietung stehen. Wenn was neues an Wohnungsbau entsteht, dann wird die Wohnung in dem neuen MfH meistens sofort an Privateigentümer verkauft und zwar zu Preisen, wo man im Umland dieser Stadt sich eine Villa hinstellen könnte.

Das dann diese Eigentümer nicht zwingend in dieser Wohnung selber wohnen, sondern sie vermieten, zu ansehnlichen Preisen, ist eine andere Schiene. Denn in diesem Augenblick, kann der Neueigentümer, der die Wohnung nicht selber bewohnt, wiedrum alles steuerlich geltend machen. Steuerlich gekniffen ist nur der, der selber neu baut, die Immobilie im Bestand behält und selber vermietet. Deshalb haben die großen Wohnungsunternehmen kaum mal ein Mehrfamilienhaus selber gebaut, sondern lassen bauen, kaufen auf und verkaufen weiter oder behalten die Immobilie im eigenen Bestand. Bloß nicht selber bauen, ist die Devise.

Dabei spielt es keine Rolle, ob die Firma "A" baut, der Zwischeneigentümer ist die Firma "B" und obwohl das Haus noch gar nicht steht, kauft Familie "C" die Wohnung von Firma "B", nachdem der erste Spatenstich gemacht wurde. Ab dem ersten Spatenstich, zahlt Familie "C" nämlich bereits, entsprechend der Makler- und Bauträgerverordnung an die Firma "B", die mit diesen Zahlungen, die Baufirma "A" bezahlt. Natürlich zahlt Wohnungsfirma "B" lange nicht soviel, wie Familie "C" an Wohnungsfirma "B" zahlt. So wird wird Firma "B" reich und reicher, Firma "A" geht es auch gut und Familie "C" freut sich auf die neue Wohnung in bester Lage. Alle sind zufrieden und jeder verdient daran, bis es in einigen Jahren wieder mal fürchterlich kracht.

Und um so größer das Los, um so besser rechnet es sich und um so schneller ist man in der Gewinnzone.

Aber, und das habe ich am eigenen Leibe erfahren, als "Hänschen Unbekannt" hattest Du in der Wendezeit gar keine Chance, mehr als 5 Wohnungen im Los zu erwerben zu den damals sehr günstigen Preisen. Da wurde die 73 qm Plattenwohnung nebst dem Anteil am Grundstück, zwischen 5000 - 10.000 DM verschenkt. Und das ist schon ein hoher Preis. Ganze Blöcke mit fünf bis zehn Aufgängen, also 30 bis 60 Wohnungn wurden für 100.000 DM verscherbelt. Wenn man dann auf den qm Wohnfläche nochmal 400 - 600 DM Modernisierungs- / Sanierungskosten drauf rechnet (1200 DM kostete eine Kernsanierung auf den qm Wohnfläche) dann ist zwar der Endpreis erheblich aber ein Witz gegen die zu erwartenden Einnahmen.
Kernsanierung bedeutet übrigens, das außer den Außenwänden und den Fussböden, nichts altes erhalten bleibt und das wurde nirgends gemacht.

Mir braucht also keiner was zu erzählen, das die großen Wohnungsbaugesellschaften, die ihre bekannten Baufirmen in der Hinterhand haben und meistens weit unter den o.g. 400 - 600 DM pro qm Sanierungsaufwand blieben, sich aus dem Fenster gelehnt haben. Schnäppchen haben sie gemacht und das waren keine Ostfirmen oder gar Seilschaften. Durch die Bank Westfirmen, die sich aber gerne preiswerte Ostfirmen als Subunternehmer genommen haben, weil die weit unter den Preisen, vergleichbarer Westfirmen gearbeitet haben. Oft genug wurden diese OStfirmen dann noch um Ihren Lohn betrogen von ihren Westauftraggebern.

Gruß


Sir W. Churchill

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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#138 von Buhli , 26.04.2012 13:16

Atze, war das jetzt fuer Unwissende oder Ignoranten gedacht? Fur Unwissende eher nicht, denn das durfte in WIKPEDIA ausfuehrlich zu finden sein. Hab selbst noch nicht zu diesem Thema da geblaettert. Meine Infos hab ich aus manchem hier bereits genannten Buch. Auch wenn es "die falsche Lektuere" ist, macht es die Infos nicht falsch. Da diese auch in anderen Fachlektueren zu finden sind, auf die nicht jedes mal verlinkt wird, kann die"falsche Lektuere" gar nicht so falsch liegen. Bin geade bei Dr.Knabe(lari)... .



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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#139 von altberlin ( gelöscht ) , 26.04.2012 17:06

Zitat
Atze
Durch die Bank Westfirmen, die sich aber gerne preiswerte Ostfirmen als Subunternehmer genommen haben, weil die weit unter den Preisen, vergleichbarer Westfirmen gearbeitet haben. Oft genug wurden diese OStfirmen dann noch um Ihren Lohn betrogen von ihren Westauftraggebern.


Dem kann ich nur aus eigener Erfahrung zustimmen. Ich habe für Westfirmen aus Berlin/W. und aus dem Schwarzwald gearbeitet, alles ok. Gelder flossen wie vereinbart.
Aber ich habe auch 2-3 Firmen kennengelernt, die zusehen mußten, wie sie sich und ihre Subis bezahlen oder auch nicht, weil der Auftraggeber, (West)berliner Wohnungsgesellschaften, die Zahlungen verzögerten, immer wieder Mängel konstruierten, letztendlich auf Vergleiche hinarbeiteten.
Eine Firma aus Berlin-Kaulsdorf, Subunternehmer einer solchen Wohnungsgesellschaft, hat mich nur 1 Mal verarscht, 2 Wochen lang, dann konnten sie sich einen anderen Dummen suchen. Ich hatte noch Schadensbegrenzung erreicht.
So sah das Prinzip aus, übernehmen, sanieren, nicht oder verspätet zahlen, Handwerker gab es genug (leider auch genug dumme). Dieser Preisdruck und Preisverfall war am Ende auch der Grund für mich, die Selbständigkeit an den Nagel zu hängen. Rückendeckung von rechtlicher Seite kannst du doch auch vergessen, bis da eventuell was entschieden ist, bist du länst pleite.

.

altberlin

RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#140 von Buhli , 26.04.2012 18:39

Altberlin, zu diesem Thema schrieb ich schon mal. Ich hab ein Gespraech, in der damalig im Bau befindlichen neuen Phillip Holzmann Zentrale am Hbf DD, belauscht. Die Situation ergab sich, waehrend ich auf der Suche nach einem Kumpel war, der da arbeitete. Bei diesem Gespraech ging es aussschliesslich darum, welche und wieviele Firmen nach getaner Arbeit leer ausgehen. Muesste eigentlich zu t3722f54-Korruption-amp-Bestechung-im-Westen.html geschoben werden.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#141 von Björn , 27.04.2012 22:12

Na Google-Meister "reporter", hast du dich inzwischen mal betreffs der "gesund gestossenen" Firmen im Internet schlau gemacht, z.B. der von mir genannten Schweizer Firma "Samen Mauser"? Da auch deren Geschäfte nicht zu deinen ständigen allgemeinen Behauptungen über Verlustgeschäfte der "Westfirmen" in Ostdeutschland passen, würdest du garantiert auch nicht freiwillig darauf eingehen

Samen Mauser hat von der Treuhand den VEB Saat- und Pflanzgut in Quedlinburg "günstig" übernommen (natürlich mit fleißigen Zusagen der Erhaltung und des Ausbaus) und dafür eigens Tochterunternehmen gegründet. Dann wurden allerdings viele Immobilien und Grundstücke (einschließlich von Teilen der Anbauflächen) sowie Züchtungsberechtigungen für viel Geld an verschiedenste Unternehmen verkauft. Nur einige Jahre später (nämlich 1995) ging es der Samen-Mauser Holding trotzdem plötzlich (angeblich) schlecht, es gingen die QLBer Tochterfirmen in Insolvenz und wurden in mehrere Teile zerlegt.
Viele Medienberichte über die damaligen Vorgänge existieren auch in dem Fall inzwischen nicht mehr bzw. einige sind nur gegen teure Bezahlung auf bestimmten Internetseiten verfügbar.
> http://www.der-betrieb.de/content/_p=285...user+Holding+AG
> http://gaertnerboerse.de/aktuell/alle-ne...tguthandel.html


Krypteria: http://www.youtube.com/watch?v=pVHK7AadSV8&feature=related

http://material.festival-mediaval.com/gr.../300x250ani.gif

 
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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#142 von Buhli , 28.04.2012 09:36

Bjoern, ein paar Jahre spaeter schimpfte ein gewisser Herr Muentefehring ueber sogenannte Heuschrecken. Ich meine, die haben von den Schweizern und auch Deutschen gelernt. Deutsche im Osten gab es in dem Sinne, damals noch nicht. Nur einige Ostdeutsche mahssen sich an, sich als Deutsche zu betrachten.



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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#143 von reporter , 30.04.2012 20:34

Dann müßte Genosse Ätzchen lediglich noch erläutern, warum der Erwerb der wertvollen Ost-Immobilien, etwa bei der Degewo, 2 Milliarden Euro Schulden verursacht hat.

Insgesamt sieht es mit dem großflächigen Erwerb der DDR "Neubauten" aka Plattenbau mit erheblichem Modernisierungsrückstand, die durchweg schon kurz nach Bezug marode waren und nach westlichen Maßstäben faktisch ohne grundlegende Sanierung überhaupt nicht vermietbar sind, sehr schlecht aus und der Steuerzahler zahlt den Verlust. Denn der Senat von Berlin kann die Gesellschaften nicht Pleite gehen lassen.

Und so häufen sie stetig weiter Verluste an.

Zitat
Während die WBM über missglückte Gewerbeprojekte wie den Bau der Rathaushauspassagen und die Sanierung des Hauses des Lehrers in finanzielle Schwierigkeiten geriet, leiden Degewo und Stadt und Land an der Übernahme der Plattenbauquartiere in Marzahn und Hellersdorf.



wohnungskonzerne-haben-acht-milliarden-euro-schulden---degewo-hofft-auf-hilfe-vom-senat-plattenbauten-bringen-unternehmen-probleme

Und außerhalb der Platte sah es doch so aus, ein Mensch, der noch alle Tassen im Schrank hat, wird bei dem durchweg maroden DDR Innenstadt-Wohnungsbestand wohl nicht ohne staatliche Hilfen und Förderungen dort irgend etwas investiert haben.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#144 von andersdenker , 30.04.2012 20:53

Liebes Reporterchen: Bevor Du die Frage stellst, warum der Erwerb der Ostimmobilien bei der DEGEWO so hohe Schulden verursacht hat, empfehle ich die Beschäftigung mit der allgemeinen Fragestellung: WER hat den zum Beispiel die DEGEWO gezwungen, diese Immobilien zu erwerben???

Gier schlägt Hirn - angeblich war das übernommene Land so marode, dass es sich sowieso nicht mehr hätte halten können - also warum sollte jemand dann wissentlich den Schrott KAUFEN - und warum sollen die Bürger ehemals Ost heute ein schlechtes Gewissen deswegen haben???

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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#145 von altberlin ( gelöscht ) , 30.04.2012 21:12

Ich finde es sehr unterhaltsam, das es immer wieder Menschen wie "reporter" gibt. Sie wissen alles (besser), haben von Allem und Jedem Ahnung und mit dieser überströmenden Intelligenz, diesem brillianten Allgemeinwissen stromern sie hier in diesem einfachen Ossiforum herum, anstatt große Weltpolitik zu machen.
Nur 10 von solchen alles besser wissenden Typen, und die Welt wäre gerettet, vielleicht sogar ein Schlaraffenland.

altberlin

RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#146 von reporter , 01.05.2012 00:28

Zitat von andersdenker
WER hat den zum Beispiel die DEGEWO gezwungen, diese Immobilien zu erwerben???



Die Nachfolger, seinerzeit wohl "PDS" genannt, sorgten sich um "Wildwest" im Wohnungsbau. Und da die Nachfolger zufälligerweise in der Regierung des Landes Berlin saßen, traf es sich gut, diesen Befürchtungen entgegenzutreten. Und weiter den Opel Ascona eines jeden teuren und treuen Genossen vor der Haustür in Hellersdorf und Marzahn über Mietsubventionen zu finanzieren. Und wenn mal gewagt wurde, die Mietkosten doch etwas an die tatsächlichen Kosten anzupassen, dann hättest du sie mal hören sollen.

Allen voran die Genossen von der Stasi-Postille "Junge Welt", - schöne Grüße an Meister Buhli, es ist wohl sein Leib- und Magen-Blatt, die sich dann bedarfsweise Sorgen machten, wenn es nicht mehr zuging wie in Unserer seeligen Republik, wo die Miete zwanzig Ostmark Schutzgebühr betrug. Entsprechend auch die Genossen von den Nachfolgern, die haben sich sehr schnell mit den Mechanismen der steuerumrahmten Finanzierung ihrer Wohnung vertraut gemacht, und sind beherzt mit "Kappungsgrenzen" und "Neuvermietungserhöhungen" gegen tatsächliche Kosten für die Nutzung von Wohnraum entgegengetreten.

Wild-West und der Opel Ascona

"Gezwungen" hat die DEGEWO die Übernahme des maroden DDR Wohnungsbestandes einfach damals die Politik, schließlich mußte ein Eigentümer politisch gefunden werden, und bezahlen tun dies ganz sicherlich nicht die DEGEWO Manager. Der SPD-Genosse Bielka, ehemals Finanz-Staatssekretär im Berlin Senat und die Bezirksbürgermeisterin von den Nachfolgern, Frau Grygier, mußten den Vor­stand der DEGEWO machen. Es handelt sich bei der DEGEWO und ähnlichen Wohnungsbaugenossenschaften daher nicht um normal operierende Unternehmen, die nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiteten, sondern um Vorfeld-Organisationen der Politik.

Bei vielen Freunden aus dem Beitrittsgebiet ist daher die Ansicht verbreitet, die Kosten zahlt der Klabautermann, und sie wundern sich lediglich, warum die Wohnunggesellschaften so blöd waren, den maroden Ostbestand zu übernehmen und nur ehrpusselige Buchhalter würden sie als versteckte Kosten der Einheit abbuchen, aber das will sowieso keiner hören.

Da doch lieber das Gejammere, schmierige Wessi-Hände griffen nach den Perlen unserer Republik, sogar auch dann, wenn der westdeutsche Steuerzahler den Griff erst wirtschaftlich ermöglichte.


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#147 von Paule , 01.05.2012 09:12

Zunächst würde ich begrüßen, wenn reporter endlich diese "Nachfolger"-Ansprachen ins rechte Licht rückt. Diejenigen, die unsere ehemalige Republik in die richtige Richtung hätten lenken können, wurden per Zwangsheirat (CDU->CDU + LDPD->FDP) in ein Ihr bisheriges Verständnis widersprechendes Parteiprogramm gebracht oder haben selbst die Entscheidung getroffen, mit einer Mitgliedschaft in der SED/PDS/Linken ist kein weiterer Karriereschub zu erwarten und haben Ihre Fahnen selbst neu ausgerichtet (siehe Mitgliederzahlen SED 1989 und Die Linke heute). Zahlenmäßig sind die "Nachfolger" also immer noch mit unsere Führungspersönlichkeiten.

Zur Geschichte mit den ollen Wohnungen auf dem Gebiet der ehmaligen DDR. Ich kenne jemanden, der hat (nicht in Berlin), kleine Wohnblöcke gekauft, Preis pro Wohnung zwischen 7000-10000 DM (ich habe keinen Kaufvertrag gesehen, nur Info aus Gespräch), sanierungsbedürftig. Diese auf einen aktuellen Stand gebracht und vermietet. Wenn das nicht funktionieren würde, macht das dann für eine Privatperson Sinn?
Ich kann nur vermuten, das Risiko ist in Berlin geringer, wenn auch noch das Grundstück Bestandteil des Kaufs ist. Auf den ersten Blick vielleicht ein Verlustgeschäft, nach einigen Jahren (siehe Information von Atze) möglicherweise doch noch eine gute Anlage. Ich kann das nicht beurteilen.

Nachdem zu Boiler/Sprutz (und was weiß ich noch) ein neuer Begriff Einzug gefunden hat: nein, der Klabautermann ist nicht in Berlin, sondern auf einem Schiff vielleicht in Hamburg und hat sicher keinerlei Interesse Bestandteil von reporters Geschichten zu sein. Wenn ich helfen kann...


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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#148 von Atze , 02.05.2012 10:16

Ich habe eigentlich versucht zu erklären, wie sowas abläuft.

Selbst 2 Milliarden Schulden sind, wenn man dagegen die Wohnfläche setzt und die zu erwartzenden Mieteinnahmen, vermutlich ein gutes Geschäft. Man benötigte genauere Zahlen um hier aussagekräftig zu agieren und die Mauselinchen vermutlich genauso wenig wie ein anderer, der nicht Einsicht in die Interna der Firma hat.

Wenn es von vornheirein ein Verlustgeschäft gewesen wäre, dann hätte die DEGEWO diesen Deal niemals gemacht.

Wieviel von diesen 2 Milliarden (wenn diese Zahl denn stimmt) sind denn wirklich geflossen? Wieviel Unterstützung finanzieller Art bekam die Firma vom Land und vom Bund, sicher verbunden mit der Auflage, die Modernisierung bis zu dem oder jenem Standart in so und soviel Jahren abzuschließen, welches, wie ich bereits ausgeführt habe, steuerlich 100 %-ig absetzbar ist und die Nettokaltmieten entsprechend, nach Abschluss der Modernisierung, angehoben werden können.
Und wenn der Eigenkapitalanteil jährlich nur um 15 % steigt, dann ist die DEGOWE in 7 Jahren schuldenfrei. Damit liegt die Firma noch 3 bis 5 Jahre unterhalb der üblichen Amotisationsrate. Na, das ist doch mal ein erfreuliches Ergebnis für jeden Geschäftemacher. Um so unverständlicher ist mir die Kaufsumme von 2 Milliarden DM, die hier rumgeistert. Als Gesamtkapitalansatz will ich das gerne gelten lassen. Aber da ist dann der Kaufpreis nur ein verschwindend geringer Teil von. Die Hauptmasse der Summe liegt dann wohl eher in der Sanierung und Modernisierung und die ist ja, wie bekannt, steuerlich absetzbar, bedeutet also, schmälert den Gewinn. Ich hänge unten mal eine Pressemitteilung an. Dieser Gewinn ist dann bereits nach Steuern und aller Ausgaben, rein erzielt worden ist. Das ist die Zahl, mit der operiert werden muss, bin ich der Meinung. Aber Mauselinchen wird uns den Kaufvertrag der TLG mit der GEGEWO vorlegen und dann schauen wir mal, was an den Aussagen von Mauselinchen dran ist, oder ob es wieder nur heiße Luft war.

Wenn wir dabei im Auge behalten, dass es vermutlich Sozialwohnungen sind, gibt es dafür zwar eine Kappungsgrenze aber nicht bei gewerblich genutzten Immobilien und die Mieten dieser Quadratmeter ist vermutlich kosmisch hoch.

Mauselinchen, hör auf uns vormachen zu wollen, dass die DEGOWE und ander Firmen dieser Größe, auch nur eine müde DM Verlust gemacht haben wenn man das auf die Jahre berechnet.
Ich kenne die Kaufverträge nicht aber die TLG wird schon dafür gesorgt haben, dass das ehemalige "ach so marode" Eigentum der DDR, nicht gar so teuer verkauft wird.

Quelle: http://www.degewo.de/content/de/Unterneh...503-Bilanz.html

[schwarz]degewo legt erneut positive Jahresbilanz vor
Eigenkapitalquote steigt – Gesamtverschuldung sinkt
Berlins führendes Wohnungsunternehmen hat das Geschäftsjahr 2010 mit einem Gesamtergebnis von 16,6 Mio. Euro im Konzern abgeschlossen. Im vergangenen Jahr lag das Gesamtergebnis noch bei 14,9 Mio. Euro. Die degewo kann somit zum sechsten Mal in Folge eine positive Jahresbilanz vorlegen. Die Eigenkapitalquote ist von 17,0 auf 18,8 Prozent gestiegen. Der erfolgreiche Geschäftsverlauf ermöglicht es der Gesellschaft, zukunftsorientierte Investitionen in Bestand und Wachstum zu tätigen und trotzdem die Gesamtverschuldung weiter zu senken.
„Es ist uns auch im Jahr 2010 gelungen, die degewo auf Erfolgskurs zu halten.
Das Ergebnis steigt, die Verschuldung sinkt“, sagt degewo-Vorstandsmitglied Christoph Beck bei der Vorstellung der Jahresbilanz. „Die positive Entwicklung ist das Ergebnis unserer gemeinsamen Anstrengungen – von der Vermietung in unseren Kundenzentren über die Optimierung der Finanzierung bis zur stetigen Verbesserung der internen Prozesse im Unternehmen.“
Die Gesamtverschuldung im Konzern konnte von 1.982 Mio. Euro auf 1.938 Mio. Euro gesenkt werden. Seit 2002 hat die Gesellschaft sich um 500 Mio. Euro entschuldet.
Das bedeutet nachhaltig 30 Mio. Euro pro Jahr mehr an Ertragskraft und Liquidität, die für Investitionen zur Verfügung stehen.
Auch die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr sind positiv. Die degewo rechnet auch in 2011 mit einem positiven Gesamtergebnis, auch der Eigenkapitalanteil des Unternehmens soll erneut steigen. Einen deutlichen Sprung machen zudem die Ausgaben für laufende Instandhaltung, Bau- und Modernisierung.

Die degewo ist das führende Wohnungsunternehmen in Berlin. Mit über 71.000 verwalteten Wohnungen und rund 600 Mitarbeitern zählen wir zu den größten und leistungsfähigsten Wohnungsunternehmen in Deutschland. Unsere Bestände befinden sich in fast allen Stadtteilen Berlins, und wir verbessern stetig unseren Service, so dass wir den vielfältigen Bedürfnissen unserer Kunden entsprechen. Als kommunales Wohnungsunternehmen übernehmen wir Verantwortung für die Stadt Berlin und ihre Menschen.[/schwarz
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RE: Seilschaften - Das Netz der alten Genossen

#149 von reporter , 02.05.2012 11:01

Die offiziellen Hochglanz-Verlautbarungen gerade der landeseigenen Berliner Wohnungsgesellschaften sind nicht das Papier wert auf dem sie gedruckt sind.

Zitat
Berlins Wohnungsbaugesellschaften stecken in der Krise. Nicht nur die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) drücken Schulden in Milliardenhöhe und die Angst vor der Insolvenz. Insgesamt haben die sechs landeseigenen Wohnungskonzerne Schulden von acht Milliarden Euro angehäuft. Allein im Jahr 2003 erwirtschafteten sie unterm Strich ein Minus von 35 Millionen Euro. Zwar steht die WBM mit einem Jahresverlust von 56 Millionen Euro am schlechtesten da, doch auch die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land und die Degewo gehören zu den Minusmachern. Bei der Stadt und Land wurden im vergangenen Jahr 24,3 Millionen Euro Verlust verbucht, bei der Degewo 7,1 Millionen Euro.



heißt es in der Meldung von 2012 bei wohnungskonzerne-haben-acht-milliarden-euro-schulden

Hauptgrund für die massiven Schulden ist die Übernahme der gigantischen Ost-Berliner Plattenbauten in Marzahn und Hellersdorf. Es war halt so wie sonst auch in Unserer Republik, wie die VEB-Wirtschaft waren auch die "Neubauten" - cum grano salis - unverkäuflich. Jeder, der konnte, hat Zuflucht in den Umlandgemeinden im eigenen Häuschen oder anderswo genommen. Ätzchen hat an den Plattenbau-Flüchtern sicherlich gut verdient, er ist ja selbst getürmt.

Der landeseigenen Degewo hat man die Plattenbauten von Marzahn sogar geschenkt. Anders wäre die Treuhand-Nachfolge Gesellschaft TLG den Schotter garnicht losgeworden, vermutlich hat man hinter den Kulissen ordentlich daran gearbeitet, daß die landeseigene Degewo das vergiftete Geschenk, welches ihr bisher 7 Millionen Schulden eingebracht hat, auch annimmt. Was bei den Eigentumsverhältnissen und den Versorgungsjobs-Inhabern auch wiederum nicht so kompliziert gewesen sein dürfte. Den so bekloppt können sie bei der Degewo nicht gewesen sein.


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#150 von Gelöschtes Mitglied , 02.05.2012 11:10

Du fängst an zu langweilen!
Deine Links werden auch nicht besser, auch wenn du sie ständig wiederholst.

Vorschlag!
Versuche doch mal dich mit anderen Meinungen auseinander zu setzen und Meinungen anderer zu respektieren.


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