Zitat von mutterheimat im Beitrag #1604
Wie ich bereits bekanntgegeben habe (aber man wußte es doch besser, stimmt das??????, werter Admin, das Säckchen mit den glitzernden Steinen aus der Hosentasche).
Schauen wir uns doch mal ein paar Zahlen an, die mutterheimats Darstellung entweder untermauern oder widerlegen können.
Russland hat im Jahr 2021 Güter im Wert von 416 Milliarden Euro exportiert. Über 90 % der exportierten Güter waren Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte.
Russland ist der größte Diamantenförderer der Welt. 27 % der weltweit geförderten Diamanten stammen aus Russland. Der Konzern Alrosa wiederum ist der größter Förderer von Diamanten in Russland. Ihm gehören 95 % der russischen Diamantenvorkommen. Da Alrosa ein aktienbasiertes Unternehmen ist, kann man alle Kenndaten des Unternehmens im Netz einsehen. So auch den Umsatz. Der betrug zuletzt ca. 4,5 Milliarden Dollar im Jahr. Ein paar Diamanten werden noch von anderen Unternehmen gefördert. Sind wir mal großzügig und sagen, die jährliche Fördermenge an Diamanten in Russland hat einen Wert von ca. 5 Mrd Euro. Das ist ein Viertel der Weltproduktion. Weltweit beträgt die Förderung also 20 -25 Mrd Euro. Sind wir wieder großzügig und rechnen mit 25 Mrd Euro. D.h., um ein Jahr lang alle russischen Exporte in Diamanten zahlen zu können, müssten die Käufer dieser Waren über die weltweite Produktion an Diamanten der letzten 16 - 17 Jahre verfügen. Hört sich das irgendwie realistisch an?
Schauen wir uns doch mal spaßeshalber die deutschen Exporte an. 2021 wurden Waren im Wert von 1,379 Billionen Euro exportiert. Der Exportüberschuss betrug 175 Mrd Euro. Allein um den Exportüberschuss in Diamanten finanzieren zu wollen, bräuchte man dafür die 7 - fache weltweite Produktion. Müsste man deutsche Exporte komplett in Diamanten finanzieren, wären dafür die weltweit geförderten Diamanten der letzten 52 - 53 Jahre nötig.
Der größte Teil der geförderten Diamanten hat lediglich Industriequalität oder wird in billigen Schmuck verarbeitet. Dieser Anteil liegt bei über 99 %. Weniger als 1 % der geförderten Diamanten weltweit ist wirklich von Wert und wird zu hochwertigen Schmuck verarbeitet. Die allermeisten Diamanten werden in der Industrie verarbeitet, z.B. in jeglicher Art von Förder- und Bohrtechnik.
Der größte jemals in Europa gefundene Diamant kommt natürlich aus Russland und hatte ein Gewicht von 222,09 Karat. Ein Karat sind 0,2 gr. Man braucht also einen 5-Karat-Diamanten damit man 1 gr. hat. Somit hatte der genannte Diamant ein Gewicht von rund 44,4 Gramm. Unbearbeitet wohlgemerkt. Der größte jemals in Russland gefundene Diamant hatte etwas über 300 Karat. Der stammte aber aus dem asiatischen Teil Russlands.
Wirklich wertvolle Diamanten, die auch Millionenerlöse erzielen, sind sehr selten. Sie müssen extrem klar sein, wobei die Farbe nicht so wichtig ist. 2020 wurde von Alrosa ein gelbbrauner Rohdiamant mit dieser extremen Klarheit gefunden, der ein Gewicht von 236 Karat hatte. Was aus dem wurde oder wird, darüber ist nichts zu finden im Netz. 2017 wurde ein reiner gelber Diamant gefunden, der nach dem Schliff ein Gewicht von 20,69 Karat hat. Er bekam den Namen Firebird und wurde 2 Jahre später verkauft. 2017 wurden 3 weitere wertvolle Steine in Russland gefunden. Einer in Rosa, einer in Purpur-Rosa und einer in einem intensiven Gelb. Das sind Steine, die beim Verkauf auch mal 2-stellige Millionenbeträge erzielen. Aber davon findet man weltweit nur eine Handvoll im Jahr.
Zum Schluss etwas zum Praktischen. Angenommen mutterheimat ist Unternehmer und hat ein mittelständisches Unternehmen für Maschinenbau, die MH GmbH. Sein Unternehmen macht 10 Mio Euro Umsatz im Jahr. Mutterheimat ist ein genialer Maschinenbauer mit innovativen Produkten. Schnell bekommt er eine Bestellung von einem russischen Händler. Der bestellt direkt für 5 Mio Euro. Schnell wird man sich einig und die MH GmbH beginnt mit der Produktion. Dafür muss die MH GmbH natürlich in Vorleistung treten, so wie viele Unternehmen. Mutterheimat kauft also das benötigte Material ein, zahlt seinen Angestellten die Gehälter, überweist die SV-Beiträge an die jeweiligen Kassen, zahlt die Betriebskosten für sein Firmengebäude und was auch immer da noch anfällt. 4 Mio kostet ihn der Spaß in den 6 Monaten Produktionszeit. Die bekommt er wie üblich von seiner Hausbank. 1 Mio wäre dann sein Brutto-Ertrag. Nach 6 Monaten liefert mutterheimat die Maschinen nach Moskau, im Gegenzug zieht der Verkäufer ein Säckchen aus seiner Hosentasche, darin 5 funkelnde, glitzernde Steinchen. Dazu präsentiert er sogar ein Gutachten eines Moskauer Juweliers, weches den Wert bestätigt. Nimmt mutterheimat das Säckchen jetzt an? Also ich würde es nicht tun! Wer garantiert denn, dass diese Steinchen tatsächlich 5 Mio wert sind? Der unbekannte Juwelier? Kann mutterheimat selbst den Wert bestimmen? Mutterheimat vertraut jedoch dem Käufer und nimmt das Säckchen. Doch wie zahlt er jetzt den Kredit i.H.v. 4 Mio Euro zurück? Legt er seiner Bank 4 der glitzernden Steinchen auf den Tisch? Wollen die das denn? Nöö. So läuft das nicht. Mutterheimat müsste die Steinchen verkaufen. 5 Mio für 5 Diamanten, die kauft kein Juwelier um die Ecke an. Aber in Antwerpen, London oder Dubai werden genau solche Steinchen gehandelt. Mutterheimat müsste sich mit einem Händler in Verbindung setzen, der würde zu jedem Steinchen ein Gutachten erstellen und es mit einem international anerkannten Zertifikat ausstatten. Dann gehen die Steinchen in eine Auktion und erzielen hoffentlich die 5 Mio Erlös. Mutterheimat müsste dann das Auktionshaus bezahlen, er müsste die Zertifikate bezahlen und der Händler der alles in die Wege geleitet hat, will auch noch eine Provision. Da sind dann schnell ein paar Hunderttausend oder sogar bis zu einer Million weg. So was zieht sich natürlich locker ein Jahr oder länger hin. Aber egal, nach Abzug der Kosten bleiben mutterheimat locker immer noch 4 Millionen. Davon zahlt er den Kredit an die Bank zurück. Die Zinsen begleicht er aus der eigenen Tasche. Mutterheimat macht Verlust! Das wäre ein gutes Szenario. Der worst case wäre, die Steinchen sind viel weniger wert, vielleicht nur 4 oder 3 Millionen. Mutterheimat macht massive Verluste und meldet Insolvenz an. Würde sich mutterheimat wirklich so bezahlen lassen?
Kein seriöser Unternehmer würde eine solche Bezahlung akzeptieren. Selbst wenn diese Steinchen den angegebenen Wert haben, muss man erst mal einen Käufer dafür finden, der bereit ist diese Summe zu zahlen. In der Praxis wird also diese Art der Bezahlung bei seriösen Unternehmen nicht vorkommen. Schon gar nicht im Bereich von Milliarden von Euro.
Aber ich möchte mutterheimat trotzdem danken. Ich habe jetzt in den letzten 2 Stunden so viel alles mögliche über Diamanten gelesen, das war ein sehr interessanter Ausflug in eine mir unbekannte Welt.
Viele Grüße,
micha