Ich möchte meinen Beitrag mit einem Zitat der Userin „ Dresdner Pflanze“ beginnen.
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ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass unsere NVA, mag gewesen sein was will, in Punkto Disziplin und Ordnung besser war als die BW, wenn man das manchmal anschaut, ein richtiger Gammelhaufen. Entschuldigt bitte den Ausdruck, aber unsere Männer sind nicht am Abend oder am WE nach Hause gekommen, die mussten fein bis zum Urlaub bleiben. Ausgang war nur im Standortbereich.
Die Ordnung fing doch schon bei den Haaren und beim Bart an, das musste ordentlich aussehen. Wenn man heute sieht, dass das "Pferdeschwänzchen" unter dem Barrett versteckt wird und der Vorgesetzte einen Vollbart trägt......
Ich habe 8 Jahre aktiv in der Deutschen Bundeswehr gedient. Ich habe auch nach meinem Ausscheiden an Wehrübungen teilgenommen und war im Jahre 2005 das letzte mal im Auslandseinsatz. Ich entschuldige in keinster Weise , das Du mich ,sowie irgendeinen anderen aktiven oder ehemaligen Kameraden als „Gammler“ bezeichnest. Welchen Bezug hast Du zur Deutschen Bundeswehr um Dir ein solches Urteil zu erlauben? Allein die Ausdrucksweise „Unsere NVA“ zeigt mir welch Geistes Kind Du bist. Eine Ewiggestrige die den vergangenen Zeiten in der DDR nachtrauert. Die DDR ist Geschichte, ebenso wie „unsere NVA“. Und das ist gut so!
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Wenn man heute sieht, dass das "Pferdeschwänzchen" unter dem Barrett versteckt wird und der Vorgesetzte einen Vollbart trägt......
Ich möchte hierzu aus der ZDv (Zentrale Dienstvorschrift) 10/5 ,Nr.1, Anlage 103 zitieren:
1. Die Haar- und Barttracht muss sauber und gepflegt sein. Modische Frisuren sind erlaubt; ausgenommen sind Frisuren, die in Farbe, Schnitt und Form besonders auffällig sind (z.B. Punkerfrisuren, Irokesenschnitte, grell gefärbte Haarsträhnen, Ornamentschnitte).
2. 2. Das Haar männlicher Soldaten muss am Kopf anliegen oder so kurz geschnitten sein, dass Ohren und Augen nicht bedeckt werden. Es ist so zu tragen, dass bei aufrechter Kopfhaltung Uniform- und Hemdkragen nicht berührt werden. Nicht erlaubt sind besonders ausgefallene Haarschnitte (z.B. Pferdeschwänze, gezopfte Frisuren)….. .
Soviel zu Deinen „Pferdeschwanz-tragenden-Soldaten. Ich habe während meiner gesamten Dienstzeit (und auch später) nicht ein einziges mal einen Soldaten mit der von Dir angesprochenen Haartracht gesehen. Aber das kennen wir ja von den DDR-Nostalgikern. Da werden Tatsachen gern verdreht oder schöngeredet.
Jetzt wollen wir mal zum Gammelhaufen Bundeswehr kommen. Vielen ist offenbar nicht bekannt, was die Bundeswehr alles leistet, gerade im humanitären Sektor. Steht ja schließlich nicht jeden Tag in der „Bild“.
Wußtest Du , das bereits bei der Hamburger Sturmflut im Jahre 1962 rund 40.000 Soldaten eingesetzt waren. Über 1.000 Menschen konnten aus den Fluten gerettet werden. 9 Gammler Soldaten bezahlten dies mit ihrem Leben. Die eingesetzten Helikopter-Besatzungen wurden die „Fliegenden Engel“ genannt. Gerade bei Hochwasser-Katastrophen kommt immer wieder die Bundeswehr zum Einsatz. Sie verfügt über das notwendige technische Know-How und hat ausreichend Leute zur Verfügung. Ich selbst habe gemeinsam mit meinen Kameraden an der Donau im Raum Regensburg Sandsäcke geschleppt, Dämme errichtet, Menschen versorgt, das ganze Programm. Unsere Sanitäter und Ärzte haben Verletzte und Hilfsbedürftige behandelt. Unsere Pioniere haben irgendwelche Vollidioten aus der Donau gefischt, die der Meinung waren sie müßten ein bißchen Sightseeing machen und sich am Schicksal der Leute ergötzen. Fast jedes Jahr dasselbe, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Feierabend war entweder wenn man vor Erschöpfung nicht mehr konnte oder wenn sich die Lage stabilisiert hatte. Ja, so haben wir vor uns hingegammelt!
Als Dresdnerin sollte Dir auch das Elbhochwasser 2002 in guter Erinnerung sein. Ich habe dieses Hochwasser im Raum Dessau – Wittenberg erlebt. Meine Eltern und mein Bruder wohnen dort in einem kleinem Dorf. Ich selbst habe ebenfalls ein Haus dort. Während zivile Helfer der Feuerwehren und des THW in Dessau im Einsatz waren, hat man die Leute in den umliegenden Dörfern ihrem Schicksal überlassen. Das Dessau – Wörlitzer – Gartenreich als Unesco-Weltkulturerbe, wurde ebenfalls geschützt von hunderten von THW – Leuten. Bei uns im Umland tauchte plötzlich ein Batallion Grenadiere aus Bayern auf. Die Burschen waren schon seit den ersten Überschwemmungen an der Donau im Einsatz. Dann gings durch Sachsen, über Dresden bis zu uns hoch. Ob Wehrplichtige, SaZ oder Berufssoldaten. Jeder dieser Jungs hat alles gegeben , um wildfremden Menschen zu helfen. Diese jungen Menschen (viele Wehrpflichtige waren dabei) waren 7 Tage die Woche im Einsatz, und das über mehrere Wochen. Ihnen verdanken viele Leute in der Region, das ihr Hab und Gut unversehrt geblieben ist. Hubschrauber flogen pausenlos Sandsäcke ein, Räumpanzer schoben Wälle zusammen. Die Versorgung der Bewohner wurde von der Bundeswehr übernommen. Die errichteten Dämme haben gehalten. Bei mir stand das Wasser buchstäblich vor der Schwelle der Haustür. Wir alle, deren Eigentum so gerettet wurde, haben dieser „Gammeltruppe“ eine Menge zu verdanken.
Liebe Dresdner Pflanze, wußtest Du eigentlich das die SAR ebenfalls dem BMVg untersteht? Auch hier sind es wieder mal die Soldaten der Deutschen Bundeswehr, die im Einsatz sind um andere Menschen zu retten. Lies mal hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Search_and_Rescue
Auch die Piloten des KLK sind oft eingesprungen, wenn zivile Rettungsdienste überlastet waren . Ich erinnere ich , das eine Übung abgesagt wurde. Es war im Winter, sehr stürmisches Wetter, dichtes Schneetreiben, schweinekalt. Man wollte Mensch und Material nicht unnötig gefährden. Plötzlich kam eine Anfrage, ob einer unserer Hubschrauber einen Einsatz fliegen könnte. Ein Kleinkind sollte mit einem Krankenwagen aus einem abgelegenen Dörfchen zu einer dringenden Herz-OP abgeholt werde. Der Krankenwagen steckte im Schnee fest. Auf der Straße war kein Durchkommen. Die Besatzung des Rettungshubschraubers des Krankenhauses weigerte sich, bei dem Wetter zu fliegen. Unsere Jungs zögerten keine Sekunde und eine Stunde später konnte der Junge operiert werden. Solche oder ähnliche Einsätze wurden öfters geflogen. So mancher Patient oder bei einem Unfall Verunglückte verdankt der „Gammeltruppe Bundeswehr“ sein Leben.
Auch die Bergrettung wird oft von Soldaten übernommen. Denn während die zivilen Hubschrauber nur tagsüber starten, wird sowas bei der Bundeswehr rund um die Uhr erledigt! Kannst Du im obigen Link nachlesen.
Noch ein Wort zu den Auslandseinsätzen. Ich war selbst einige Male im Einsatz. Ich habe dort oft genug erlebt, wie diese jungen Männer und Frauen bei der Erledigung ihrer Aufgaben über sich selbst herausgewachsen sind. Sei es bei humanitären oder medizinischen Aufgaben oder im Gefecht. Sie haben gezeigt, das sie auch in Ausnahmesituationen ihren Mann (ihre Frau) stehen und in der Lage sind diese zu meistern.
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… aber unsere Männer sind nicht am Abend oder am WE nach Hause gekommen, die mussten fein bis zum Urlaub bleiben.
Könntest Du als Zivilist, mir dem ehemaligen Soldaten erklären, inwiefern sich die Kampfkraft des Soldaten erhöht, wenn man ihn wochenlang in seiner Kaserne einsperrt? Es ist Usus in der Armee eines jeden demokratischen Landes, das die Angehörigen der Streitkräfte nach Erfüllung ihrer täglichen Routineaufgaben nach Hause gehen. Aber das Eingesperrt-Sein ist ja ein Grundsatz gewesen in den sozialistisch-kommunistischen Diktaturen des Ostblocks. Schön das es noch Leute wie Dich gibt, die das richtig toll finden.
Schönen Tag noch, micha