Tja Weili, Du kennst mich nicht. Wenn ich Dir jetzt verrate, dass ich selber erst Soldat war und erst danach aufgekohlt habe, wirst Du das vielleicht nicht glauben aber es war so. Ich war sogar Soldat in einem Spezialzug (UAZ) wo man als Soldat besonders geschunden wurde in der Ausbildung, im Innendienst und auch in der Freizeit. Du brauchst mir also darüber nichts erzählen. Wenn Du mir Deine E-Mailadresse sendest, maile ich Dir ein Bild, auf welchem ich, natürlich noch einige Dutzend Kilos leichter als heute, aber deutlich als Soldat zu erkennen bin. Insofern weiß ich, wie sich Soldaten fühlen.
Was das Essen angeht, da unterliegst Du einem Irrtum. In den Speisesäälen der Berufskader der NVA, gab es genau das gleiche Essen, wie im Soldatenspeisesaal, allerdings eben nicht auf diesen "schicken" Soldatentellern sondern auf einem Porzelanteller. Aber was ist daran auszusetzen? Es war halt der Beruf der Männer und in Deinem Betrieb, in dem Du als Arbeiter, Meister oder Ingenieur gearbeitet hast und noch über viele Jahre arbeiten würdest, hast Du ja auch nicht vom Plasteteller gegessen. Warum verlangst Du das von militärischen Berufskadern? Gleichmacherei (Anarchismus) geht in einer Armee gar nicht, was nicht heißen soll, das der oder der ein wertvollerer Mensch ist. So ist das nicht zu verstehen. Aber es gibt nun mal eine militärische Hierarchie und die geht eben runter bis zum Teller.
Getrennte Speisesääle sind auch deshalb notwendig, weil so ein Essen durchaus mal die Form einer Dienstbesprechung annehmen konnte. Und da musste nun Soldat Weilheimer nicht dabei sein, wenn Leutnant Hülsensack, eine Art Standpauke vom KC bekam oder die Zeiten und Aufgaben für den nächsten Ausbildungsabschnitt, Alarme, Übungen; Technikbereitstellung oder sonst was, besprochen wurden.
In dem von mir bereits im anderen Tread zitierten Brief an den Kdr. der Logistikschule, entblödete sich doch der Schreiberling des Artikels über die Ausstellung zur NVA, ebenfalls ähnlich Gedanken zu entwickeln wie Du es hier getan hast und bezog dies auf die Speisesääle (so wie Du) und die mausgrauen Felddecken, wo doch die Offiziere, in Schlafsäcken Ihr Haupt zur Ruhe legten.
Ich erlaube mir, hier die Antwort aus dem Brief zu zitieren:
Das es in jeder Armee einen gewisse Hierarchie gibt und geben muss ist unbestritten. Begründet durch die unterschiedlichen Aufgabenstellungen der einzelnen Dienstgruppen, gab es in der NVA in der Tat verschiedene Speisesääle oder Veranstaltungen für die Berufskader mit deren Ehefrauen, so wie es das im größeren Maße auch in der Bundeswehr gibt.
„ …Offiziere ruhen in Mumienschlafsäcken der Rest in Mausgrauen Decken …“
Es ist richtig, dass zur Gefechtsausrüstung der Berufskader der NVA ein Schlafsack gehörte und Unteroffiziere und Soldaten, die keine Berufskader waren, mit normalen Felddecken auskommen mussten. Und ja, diese waren mausgrau. Buntfarbige Felddecken wären nicht angebracht gewesen. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass Berufskader eine Dienstzeit von 10 bis 25 Jahren und mehr, zu absolvieren hatte, wobei Soldaten 1,5 bzw. 3 Jahre ihren Ehrendienst versahen. Da bei mehrtägigen Ausbildungen, Gefechtsübungen und Manövern teils in unbeheizten Zelten bzw. unter freien Himmel übernachtet worden ist, ist es auch nachvollziehbar, dass diese Umstände auf Dauer (10 bis 25 Jahre) einer gewissen gesundheitlichen Entschärfung bedürfen. Auch mit Blick auf die Zeit der Offiziers- und Fähnrichschule, wo Offiziersschüler drei bis fünf Jahre und Fähnrichschüler zwei Jahre lang nicht anders ausgerüstet waren als normale Soldaten, das heisst ohne Schlafsack. Darüber hinaus, hatte jeder Berufsoldat vom Feldwebel aufwärts einen Schlafsack.
Hier eine Hierarchie abzuleiten oder eine direkte Herleitung zur Deutschen Wehrmacht, so werden sie mir sicher zustimmen, ist mehr als grotesk. Sie ist schlicht falsch.
Quelle: Bekleidung und Ausrüstungslisten der NVA, DV 10/0/005 der NVA
Und nur damit Du nicht falsch denkst. Viele von uns nutzten den Schlafsack sowieso nicht. Bei meiner Truppe sowieso nicht, da wir gar keinen Platz hatten, diesen mitzunehmen. Wir schliefen unter der Zeltplane (Sommer wie Winter) wenn wir auf Übungen waren, die dann ja so angelegt waren, als ob wir im rückwärtigen Hinterland des Gegners waren. Da wurde sowieso kaum geschlafen und wenn, dann waren wir so fertig, dass da kein Zelt aufzubauen war. Vielleicht mal eine umgekippte Baumwurzel oder ein Ast der dazu angetan war, das man die Zeltplane daran oder drüber knüpfen konnte. Ansonsten haben wir (und damit meine ich vom Soldaten bis zum Offizier) uns in die Zeltplane gewickelt und uns in den Schnee eingegraben. Was wir aber alle hatten, war ein kleiner Ofen, den wir selber hergestellt haben. Dazu braucht man nur eine leere Spraydose, von der man den Boden abtrennt, einige Löche mit einem Nagel hinein bohrt und eine Kerze, vorzugswise ein Teelicht,und ferig ist der Ofen, der wenigstens etwas Wärem unter die Zeltbahn bringt