Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: Eingemauert - 20
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#286 von
altberlin
(
gelöscht
)
, 04.11.2011 15:26
@ joesachse, ich habe anfangs das "brechen der Soldaten" und Formen zu willenlosen Befehlsempfängern belacht und tue es auch jetzt noch. Was die persönlichen familiären Gefühle jedes Einzelnen anbelangt, die Menschen sind verschieden. Aber das es solche Verzweifelten gab, die eine Trennung von der Familie für begrenzte Zeit einfach nicht ertragen konnten, ist mir neu.
Du hast in sofern Recht, das ich nur verheirater war, noch ohne Kinder. Aber mein Schwager mußte sogar zweimal zur Reserve, trotz zweier Kinder. Er hat zwar geschimpft wie ein Rohrspatz, aber tränenüberströmt und voller Selbstzerfleischung war er nicht. Wie ich schon schrieb, ich kenne einen fall, wo es im ersten Moment sehr schwer war, aber nach wenigen wochen hatte sich auch dieser Mann mit der Situation angagiert. Es war nicht zu ändern, damit mußte man klar kommen. Und jeder hat damit rechnen müssen. Das sind keine blödsinnigen Aussagen, sondern Tatsache. Nicht immer hast du Recht, auch andere haben ihre Meinung und Einstellung. Und gesoffen in Größenordnungen wurde bei uns auch nicht. Im Ausgang mal, aber bestimmt nicht nicht aus Frust. Man vertrug ohnehin nicht viel während dieser Zeit. Und Alkohol: Das beliebteste Mittel der Männer, Probleme zu lösen. Traurig genug. Nicht von ungefähr sitzen auch weit mehr Männer als Frauen in der Sche....., wenn im Leben irgend etwas daneben geht. dann ist das ach so starke Geschlecht mit einem Mal im Arsch.
Zitat von altberlin Das sind keine blödsinnigen Aussagen, sondern Tatsache. Nicht immer hast du Recht, auch andere haben ihre Meinung und Einstellung.
Ich habe diesen Begriff bewusst gewählt, weil Du vorher Kehrwoches Aussagen als "hirnlosen Blödsinn" bezeichnet hattest. Wenn Du auch die Meinungen der Anderen akzeptierst, dann ist ja alles in Ordnung.
Ansonsten haben wir beide unterschiedliche Erfahrungen bei der Truppe gemacht, dass sollten wir beide akzeptieren. Ich verstehe Deine Aussagen und kann das auch nachvollziehen, habe aber selbst anderes erlebt. Dass die Durchsetzung bedingungslosen Gehorsams in einer Armee notwendig ist, mag vielleicht sein, das ändert aber nichts daran, dass dies in meinen Augen inhuman war und ist. Und ich habe bei der Truppe erlebt, dass die Beschaffung von Alkohol das tägliche Streben war und habe erlebt, dass es aus dem Gemisch aus Verzweiflung, Wut und Alkohol heraus auch einen Totesfall gab. Deshalb hat mich Deine Bemerkung zu Kehrwoches Äußerung etwas auf die Palme gebracht.
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Zitat von Atze Dein Zitat, aus dem Jahre 59, ist ja ein Erguss aus finstersten Zeiten.
Brauchst du eine Brille?
"Handreichung zur sozialistischen Wehrerziehung, Berlin Ost 1974, S. 29"
An der Erziehung zum Haß hat sich bis zum Zusammenbruch des SED-Staates nichts geändert, bekanntlich ist Sudel-Ede mit seinen unsäglichen Haßtiraden im Fernsehen der "Deutschen Demokratischen Republik" erst 1989 abgeschaltet worden. Vorher klang das so:
Zitat Dazu gehört auch die heute von SED-Kadern geleugnete Erziehung zum Hass, obwohl es dafür eine Fülle von Belegen gibt. Sie lieferte auch Karl-Eduard von Schnitzler, der als militärpolitischer Agitator vielfältig eingesetzte Chefkommentator des DDR-Fernsehens. Sein "Schwarzer Kanal" war Pflichtprogramm in den Kasernen. Der im Westen auch gern Sudelede genannte Schnitzler indoktrinierte in der ihm eigenen Weise: "Hass auf den imperialistischen Feind ist nichts Hässliches. Er ist aus der Liebe zum sozialistischen Vaterland geboren und gibt uns die Kraft, alles für seinen Schutz und seine Verteidigung zu tun."
Zitat von altberlinSudel-Ede ? Wer hat sich denn den angeschaut ? Der normale DDR-Bürger nicht. Kam nur für reporter Das war verschwendete Sendezeit.
Es kommt nicht darauf an, daß du heute den Leuten erzählst, daß Sudel-Ede von dir nicht gesehen wurde.
Sondern es kommt darauf an, daß im SED-Staat Sudel-Ede jahrzehntelang mit seinem Gesudel die aktuelle Meinung des SED-Regimes im staatlich-kontrollierten Fernsehen vorgab.
Zitat von Atze Eine Zwangsrekrutierung kenne ich nicht. Meinst Du die allgemeine Wehrpflicht, die im Rahmen der napoleonischen Befreiungskriege, erstmals in Deutschland eingeführt worden ist?
Die Einschleusung der Gruppe Ulbricht durch die Rote Armee von Moskau nach Ostberlin und die sich daran anknüpfende Installation des SED-Staats würde ich weniger mit den napoleonischen Befreiungskriegen vergleichen.
Ansonsten gabs natürlich eine Zwangsrekrutierung im SED-Staat. Der 'Bausoldat' war voll in das militärische Regime der NVA eingebunden. Einen zivilen Wehrersatzdienst, wie wir ihn in der Bundesrepublik Deutschland kennen, gibt es bis zum Ende des SED-Staats nicht.
Genau, wie niemand wußte, wann ein Stimmzettel bei den Scheinwahlen offiziell für ungültig erklärt wurde, war auch vielen Bewohnern des SED-Staats unbekannt, daß man überhaupt den 'Bausoldat' machen konnte. In der bewährten Mischung von Desinformation und Repression verfügte dann die 'Volksbildungsministerin' M. Honecker 1970, im Volksmund der Lila Besen genannt, daß ein 'Bausoldat' nicht studieren darf, nach dem über die christlichen Kirchen und Bürgerrechtler durchsickerte, daß überhaupt die Möglickeit besteht, wenigstens den 'Bausoldat' zu machen.
Alkohol war in der NVA kein so großes Problem, jedenfalls nicht wesentlich größer, als im Rest der Republik.
Sicher gab es Truppenteile wo schon bedingt durch die Abgeschiedenheit, mehr getrunken wurde, als zum Beispiel in einer Garnisionsstadt wie Leipzig, Erfurt, Halle oder Rostock. Und da war eben die Ecke, in der die 9. Panzerdivision stationiert war, das Schlimmste, was einem Soldaten passieren konnte. Eggesin, Drögeheide war eben als Standort das Letzte und wen eine ganze Division so eng beieinander liegt, ist es auch sehr schwer, ein Mädchen zu finden, was den Soldaten ein bißchen "aufrichten" könnte, weil eben das Verhältnis von Männchen zu Weibchen 1 : xxx steht. Einfach nur ätzend schlecht.
Ich denke, gerade was den Alkoholmissbrauch angeht, kursieren auch teilweise wilde Geschichten. Natürlich ist, jedenfalls wird so erzählt, jeder Soldat immer auf der Suche nach Alkohol (sonst wäre man ja kein ganzer Mann). Selbst wir als Offiziersschüler haben schon mal ein Glasmantelgeschoss reingeschmuggelt. Aber gebraucht hätten wir den Alk nicht. Es war einfach, "... man muss es halt mal getan haben." Ich will mich da nicht aus dem Fenster hängen aber das nun der Soldat nach Ableistung seiner Wehrdienstes, erstmal in die Trinkerheilanstalt mußte, kann ich aus eigenem Erleben nicht bestätigen.
@Peppe
eigentlich hast Du recht. Ich breche ab jetzt, jegliche Kommunikation mit "the rat" ab, solange er nicht ein deutsch schreibt, welches ich verstehen kann.
In diesem Sinne, ein fröhlichen Abend an die Usergemeinde.
Gruß
Sir W. Churchill
"Eine der fröhlichsten Erfahrungen im Leben ist es, als Zielscheibe zu dienen, ohne getroffen zu werden."
Ich war bei den 9 Monaten Bundeswehr nie betrunken, da ich sowieso nicht so sehr dem Alkohol zugänglich bin. Einige haben mal Einen über den Durst getrunken, aber in jeder Dorfdisko gibts am Wochenende mehr Alkoholleichen, als in der Kaserne, wo ich war. Wir haben Abends eher bis zur Vergasung gezockt und Filme geguckt und ein bißchen Hallenfußball gespielt.
das will ich wohl glauben. In der BW gab es auch nicht den berühmt, berüchtigen Befehl "33" der da jeglichen Alkohol innerhalb der Kaserne verboten hat mit Ausnahme zu solchen Veranstaltungen, wie Tag der NVA, Weihnachten oder Silvester, wo Alkoholgenuss im beschränkten Ausmaß gestattet war. Ihr hattet Euer Soldatenheim, wo Alkohol ausgeschenkt wurde, nach der offiziellen Dienstzeit. Gäbe es soetwas in der NVA, wäre dieses "Problem" eben auch gelöst gewesen. Dann jedoch hätte die Forderung der 85 % Gefechtsstärke eventuell nicht gehalten werden können. Du siehst, hier beißt sich die Katze in den Schwanz.
Ich denke auch, dass die Masse der jungen Soldaten den Alkohol nicht brauchte. Aber es war eben Usus, so unter Männern, eben mal einen abzubeißen. Viele von denen, die in der Kaserne mal einen genommen haben, hätten dieses unter Euren Verhältnissen, wahrscheinlich nicht getan. Ihr habt als Soldaten einfach besser gelebt als die Soldaten der NVA. Ich denke das wird kaum einer bestreiten.
Gruß
Sir W. Churchill
"Eine der fröhlichsten Erfahrungen im Leben ist es, als Zielscheibe zu dienen, ohne getroffen zu werden."
Zitat von joesachseUnd ich habe bei der Truppe erlebt, dass die Beschaffung von Alkohol das tägliche Streben war und habe erlebt, dass es aus dem Gemisch aus Verzweiflung, Wut und Alkohol heraus auch einen Totesfall gab.
Da gab es zu meiner Zeit gleich mehrere. Im Osten wurde damals ohnehin schon extrem viel gesoffen, aber was ich bei der ruhmlosen NVA erlebt habe, war ohne Beispiel und betraf nicht nur die Soldaten. Der Regimentskommandeur wurde nach jedem Gelage von seinem Fahrer ins Bett gebracht. Beim Morgenappell wehte mir jeden Morgen eine Alkoholwolke von unserem Major entgegen und ein gewisser Hauptmann Sommer freute sich auf seine OvD-Dienste wie ein kleines Kind, da er die den Soldaten abgenommenen Schnapsflaschen für sich selber brauchte. Ärger gab es nie, denn dann hätte er den Stoff abgeben müssen. Also ließ einer von uns sich eine Flasche abnehmen, und die anderen konnten wenig später unbehelligt den Rest auf die Batterie bringen. Entscheident war seine Gesichtsröte. War sein Kopf rot genug, sah er glücklich aus und wir konnten ein- und aus gehen wie wir wollten. Bei den anderen Offizieren sah es nicht wesentlich besser aus. Sie hatten entweder quasi einen roten Kopf oder eine rote Gesinnung oder beides. So zog sich das die ganze Dienstzeit hin. Die ruhmlose NVA habe ich als die effektivste Zeitvernichtungsmaschinerie meines Lebens kennengelernt.
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir. Konrad Lorenz
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