Wir hatten immer 6 Wochen Schule und dann mehrere Wochen Praxis. Ist von Beruf zu Beruf unterschiedlich. Weinböhlaer, du kannst ruhig bei "Lehrlingen" bleiben ... ist ein anerkannter Begriff :-))

Zitat von Oliver

---

Was die Zeitarbeit betrifft, so gibt es da auch viele Nachteile. Ich bezweifle, ob sie ein Sprungbrett für einen festen Job ist. Meistens bleibt ma da Jahre bei der Zeitarbeit hängen und verdient kaum Geld.

---

Ich sehe das etwas anders, Zeitarbeit kann ein Sprungbrett sein in die Festanstellung. Das Problem, was ich mit Zeitarbeitern habe ist, dass sie immer langsamer werden, je länger sie in einer Firma angestellt sind - das sind meine persönlichen Erfahrungen.

In Sachen Ausbildung gibt es im Handwerk noch eine himmelschreiende Ungerechtigkeit: Betriebe, die nicht in der Innung sind, müssen mehr Geld für die z.B. überbetriebliche Ausbildung und auch für die Prüfungen bezahlen.

Zitat von Bücherwurm

---

Das Problem, was ich mit Zeitarbeitern habe ist, dass sie immer langsamer werden, je länger sie in einer Firma angestellt sind - das sind meine persönlichen Erfahrungen.

---

Wundert mich nicht, wenn man sieht, wie man mit Zeitarbeitern in vielen Firmen umgeht: selbe Arbeit, aber viel weniger Geld; Ausgrenzung von der Stammbelegschaft, andere Klamotten, um sie deutlich zu erkennen (aber mit der Kennzeichnung von Menschen, die anders sind, haben wir ja Erfahrung)
Es gab sogar schon Fälle, wo Zeitarbeiter in der Kantine den DOPPELTEN Preis bezahlen müssen !!!

Oder anders gesagt: Die Arbeitsleistung entspricht der Bezahlung und der Behandlung. Wir leben doch in einer freien Marktwirtschaft. Warum soll das Spiel nicht auch andersum funktionieren ? Man bekommt die Leistung, die man bereit ist zu zahlen ! Möchte man MEHR Leistung muss man auch MEHR zahlen.

Zitat von Bücherwurm

---

Ich sehe das etwas anders, Zeitarbeit kann ein Sprungbrett sein in die Festanstellung. Das Problem, was ich mit Zeitarbeitern habe ist, dass sie immer langsamer werden, je länger sie in einer Firma angestellt sind - das sind meine persönlichen Erfahrungen.

---

Was siehst du anders, das sie weniger Geld verdienen und dafür die gleiche Arbeit erledigen, wie der Kollege an der anderen Maschine? Laut Gewerkschaftsstatistiken führen nur wenige Leiharbeitertätigkeiten zu einer Festanstellung. Wie viele Arbeitnehmer wurden in deiner Firma in den letzten 3 Jahren in Festanstellung übernommen? Die Leiharbeiter haben eine Leidenserfahrung, denen wurde schon zu oft versprochen "Wenn du Gas gibst, dann übernehmen wir dich." Das war am Ende dann nur heiße Luft. Wenn meine Zeit als Leiharbeitnehmer in einem Unternehmen zu Ende gehen würde oder ich würde spüren, hier wird es nichts mit einem festen Arbeitsverhältnis, dann kannst du Gift drauf nehmen, dass ich mir kein Bein mehr ausreiße. 100% Leistung für 50% Lohn das kannst du doch vergessen.

Zitat von Weilheimer

---

100% Leistung für 50% Lohn das kannst du doch vergessen.

---

Das ist aber im Handwerk etwas anders, Weili. Wenn ich einen Leiharbeiter anfordere, dann grundsätzlich einen Malergesellen. Das bedeutet für den Verleiher, dass er sich an den entsprechenden Tarifvertrag für das Malerhandwerk halten muss und der Zeitarbeiter zumindest den nach Tarif bestimmten Mindestlohn hat, je nachdem, wieviele Jahre er schon als Geselle arbeitet.
Im Übrigen habe ich manchmal eher den Eindruck, dass es den Leuten bei mir etwas zu gut geht und dass sie eher langsamer werden, damit sie etwas länger bleiben können. Ich gehöre noch zu den Arbeitgebern, die auch mal einen Kaffee oder ´ne Pizza ausgeben, im Sommer stelle ich die Getränke usw..

Zitat von Bücherwurm

---

Zitat von Oliver

---

Das Problem, was ich mit Zeitarbeitern habe ist, dass sie immer langsamer werden, je länger sie in einer Firma angestellt sind - das sind meine persönlichen Erfahrungen.

---

---

Das hat mehrere Ursachen, aus meiner Sicht und Erfahrung.
Es nervt die Perspektive, diesen Job zu den Bedingungen auf Jahre wenn nicht Jahrzehnte zu den nicht gerade optimalen Bedingungen ausüben zu müssen.
Weg von der Familie, je nach Entfernung auch oft für mehrere Wochen. Mitunter häufig wechselnder Einsatzort, mal 15 min Weg, mal 1,5 Stunde. Ständig umgewöhnen, neuer Chef, neue, oft nicht einfache Kollegen.
Permanent weniger Bezahlung als ortsansässige Gesellen.
Oftmals die Perspektive, von Dezember bis März entlassen zu werden, "saisonbedingt". Es dauert nicht lange, und es gibt nur Hartz IV während dieser Zeit, weil das Monatskondingent erschöpft ist.
Die Motivation läßt einfach nach, und das kann ich nachvollziehen. Habe selbst vor Jahren ein paar Monate in einer Zeitfirma gejobt. Die Qualität der Unterbringung ist nicht selten fast menschenunwürdig. Und oft ist keine Besserung in Sicht.
Nicht immer bekommst du deine Heimfahrten wenigstens teilweise finanziert. Aber die Entfernungen sind nicht zum Nulltarif zu überwinden, und einen Billigen Zeitarbeitertarif hat die Bahn nicht.
Und noch ein Grund für nachlassende Quantität : Wie in meinem Fall die weitaus geringere übliche Arbeitsleistung in der Firma, in die ich kam. Die Leistung der Stammkräfte lag 30 - 40 % unter dem, was ich gewohnt war. Der Chef war schnell verwöhnt, und ich habe wirklich Jahre gebraucht, mich halbwegs anzupassen. Es ist schon blöd, wenn man um 2 Uhr Nachmittag fertig ist und nicht weiß, was tun. Hier hat niemand 3 - 3,5 Zimmer am Tag tapeziert, wenn 1,5 geschafft wurden, war das schon Höchstleistung.
Vielleicht findest du hier ein paar Parallelen zu deinen Fällen, ich möchte so nicht 10 oder 20 Jahre lang arbeiten. Familie und Privatleben bleibt völlig auf der Strecke.

Wenn du das so beschreibst, altberlin, dann kann ich das verstehen. Mir haben Leiharbeiter auch schon einiges erzählt, wie sie in anderen Firmen behandelt werden. Deshalb verstehe ich es eben gerade nicht, wenn sie in einer Firma wie Menschen behandelt werden, dass sie dann eben nicht immer funktionieren. Ich will jetzt nicht alle über einen Kamm scheren, weil den jungen Mann, den ich dieses Jahr hatte (23 Jahre und kaum Berufserfahrung), der hat sich top bewährt. Er hatte täglich eine Fahrzeit von knapp einer Stunde und war immer pünktlich. Er hat sauber und ordentlich gearbeitet und ständig gefragt, bzw. zugeschaut bei Arbeiten, die er noch nicht konnte. Ich war begeistert. Da bin ich jetzt schon am überlegen, ob ich meine Firma nicht noch ein kleines Stück nach Westen verlagere, meinen Kundenkreis erweitere und ihn einstelle, damit wir dann alle Aufträge schaffen können.

Es gebietet einfach die Logik, dass man für weniger Geld, als die Stammbelegschaft, auch entsprechend weniger Leistung zeigt. Für einen Hungerlohn versucht man sich zu schonen so gut es geht, weil man weiss, was einen erwartet, wenn man krankheitsbedingt bzw. verletzungsbedingt ausfällt als Leihsklave ... ähhh, Leiharbeiter und weil man sich keinen Stress zusätzlich machen will, den man so schon hat (entsprechend den Ausführungen von altberlin)

Zitat von Bücherwurm

---

Das ist aber im Handwerk etwas anders, Weili. Wenn ich einen Leiharbeiter anfordere, dann grundsätzlich einen Malergesellen. Das bedeutet für den Verleiher, dass er sich an den entsprechenden Tarifvertrag für das Malerhandwerk halten muss und der Zeitarbeiter zumindest den nach Tarif bestimmten Mindestlohn hat, je nachdem, wieviele Jahre er schon als Geselle arbeitet.

---

Das prüfst du sicher auch ganz akribisch nach, gelle? Wie viele Leiharbeiter hast du denn nun in deine Firma übernommen und waren bedienst du dich überhaupt dieser Lohnsklaven?

Leiharbeiter im Malergewerk werden nach Tarif bezahlt, sicher, weil die Zeitbude den für sie gültigen T-Vertrag einhalten muß. Z.B. den "christlichen Tarifvertrag".
Da gibt es dann den tariflichen Mindestlohn, alles was mehr ist, kann frei gefordert oder verhandelt werden. Chancen darauf hat aber nur der, der sich als einer der Besten rauskristallisiert, durch möglichst hohe Auslastung sprich Anforderung, auch im Winter.
Ich hatte einen solchen Kollegen, er kam aus Erfurt. Jetzt arbeitet er bereits seit 6 Jahren ungekündigt in der Zeitfirma, aber trotz aller Zugeständnisse für immer noch weniger Geld als ortsüblich ist für Festangestellten in den Betrieben.
Wie groß der Frust ist unter den Mitarbeitern der Zeitfirmen zeigt sich darin: Die Firma F. stellt ihren MA VW-Busse für die Heimfahrt, Spritkosten müssen selbst getragen werden. Soweit ist es ein kleiner Ausgleich zum geringeren Lohn, aber:
Heimfahrt nach Erfurt Freitag Nachmittag, Wiederanreise Sonntag abend. Ein tolles Wochenende. Ich kann das gut beurteilen, hab das auch durch. Aber ohne VW und bis Berlin. Samstag ist Einkauf angesagt, Sonntag spätestens um 17 Uhr Abschied von Frau und Kindern, der Job ruft.
Einer muß fahren, die anderen schütten sich mit Bier zu. Freitag ist das normal, Sonntag stehen einige schon mit "Fahne" am Treffpunkt. Warum ? Nur aus Frust ! Alkohol ist zwar keine Lösung, aber für viele die Droge, um dieses Leben zu ertragen.
Deine Frau ist praktisch alleinerziehend, eines Tages sind die kinder groß, die Frau weg und du fragst dich noch, warum.

Zitat von Weilheimer

---

Das prüfst du sicher auch ganz akribisch nach, gelle?

---

Da fragst du einfach den Arbeiter, der erzählt es dir.

Zitat von Weilheimer

---

Wie viele Leiharbeiter hast du denn nun in deine Firma übernommen und waren bedienst du dich überhaupt dieser Lohnsklaven?

---

Lieber Weilheimer, anhand deiner Fragen kann man schon erkennen, dass du nie eine eigene Firma hattest, zumindest keine in einem Handwerk, dass sehr wetterabhängig ist.
Wer wie ich ausschließlich im Privatkundenbereich unterwegs ist, braucht 1. etwas länger, um eine Firma auf die Beine zu stellen und 2.verdient er den Löwenanteil grundsätzlich in den Sommermonaten und zwar mit Außenarbeiten. Das heißt, dass im Sommer Auftragsspitzen eintreten, die du dann eben mit Zeitarbeitern abfängst, ehe du deine Kunden zum Kollegen schickst. Wie du in meinem vorherigen Beitrag lesen kannst, bin ich gerade dabei, einen Zeitarbeiter in Vollbeschäftigung zu bringen.

"Leiharbeit" ist ein "geiles" Thema - und ich kann aus meiner fast 15-jährigen "Leihkarriere" schon ganze Romane schreiben! Fakt ist: Alle meine Vorredner haben mit den Negativseiten ihrer Schilderung meine Erfahrungen nur bestätigt!!! Mich würde mal interessieren: Wie ist denn das Prozentverhältnis in der Leiharbeit zwischen Ossi und Wessi?

Zitat von FEINDFLIEGER

---

Mich würde mal interessieren: Wie ist denn das Prozentverhältnis in der Leiharbeit zwischen Ossi und Wessi?

---

Diese statistischen Daten liegen unter Verschluß im Ministerium der Frau v.d.L.

.

Habe im Internet alte Zahlen von 2007 gefunden, wo der Anteil der Leiharbeiter in etwa gleich ist. 2,5 % im Westen und 2,7 % im Osten gemessen an allen SV-pflichtigen Jobs.

Zitat von Smithie23

---

Habe im Internet alte Zahlen von 2007 gefunden, wo der Anteil der Leiharbeiter in etwa gleich ist. 2,5 % im Westen und 2,7 % im Osten gemessen an allen SV-pflichtigen Jobs.

---

Daraus geht aber leider nicht hervor, zu welchen Bedingungen die jeweiligen ZA tätig sind, in Heimatnähe oder auf Tournee.
Letzteres trifft in der Hauptsache die Ostdeutschen, mit allen geschilderten Folgen.