In den Antworten von Weilheimer und joesachse offenbart sich doch schon ein Problem der Arbeitgeber. Weilheimer schrieb:
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Ich habe so ein Schriftstück, wo mir die Gleichwertigkeit eines Bildungsabschlusses bescheinigt wird. Das nützt nichts, wenn man keine Firma findet, welche das genau so sieht
Aha, er findet keine Firma die das genauso sieht. Kein Arbeitgeber war offenbar bereit ihm zu helfen. Mit einem überschaubaren Aufwand hätte ein AG aus Herrn Weilheimer seine Fachkraft machen können, denn ich unterstelle einfach mal, das unser Mod aufgrund dieses Studienabschlusse einen gewisssen Wissensstand auf diesem Gebiet hat. Vielleicht 6-12 Monate intensive Einarbeitung und es gut wäre gewesen. Die Firma hätte ihre Fachkraft gehabt, Weilheimer einen Job in seinem Beruf und alle wären zufrieden. Doch es gab keine Unterstützung, die AG krähen lieber nach ausländischen Fachkräften.
Bei Joesachses Beispiel das selbe.
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Meine Frau sucht verzweifelt Fach- und Hilfskräfte für die Altenpflege, es wird Tarif bezahlt, der Arbeitsumfang ist zwischen 50% und 100% Beschäftigung verhandelbar.
Inwiefern ist der AG Deiner Frau bereit zukünftige Angestellte zu unterstützen? Wenn jemand von Sachsen ins Ländle umziehen soll, wo sind da Hilfen für Ehepartner oder Kinder? Nix! Es gibt Tarif, sei zufrieden und arbeite. Mit Tarif lockste doch in einer Branche, in der Leute gesucht werden, keinen hinterm Ofen vor. Das grenzt fast an Naivität, wenn man glaubt das sich da jemand meldet. Der Sohn einer Bekannte ist "Hilfspfleger" (weiß nicht wie man das richtig nennt) in einem Krankenhaus in Kölle. 3-Schicht-System inklusive WE-und Feiertagsarbeit, regelmäßige Überstunden und dazu eine üppige Bezahlung von gut 1300 €. Recht mickrige Aussichten für jemanden der gesucht ist.
Deutsche Unternehmen sind dynamisch, innovativ, zukunftsfähig. Sagen die Firmen von sich selbst. Diesselben Firmen die nicht in der Lage sind für Nachwuchs an ausgebildeten Fachleuten zu sorgen? Wie innovativ ist das denn? Keine Ideen der AG wie man das Problem mit dem Fachkräftemangel selbst lösen könnte. Denn das erfordert Nachdenken, und dazu ist man nicht bereit. Es erfordert auch ein Umdenken der Cefs, wie sie mit ihren Arbeitnehmern umgehen. In vielen Firmen ist es doch so, das Angestellte als Eigentum betrachtet werden. Immer verfügbar, bereit jederzeit Überstunden zu machen, Urlaube abzusagen oder zu verschieben und und und. Lest Euch mal einige Beiträge von Smithie23 durch. Dann seht Ihr was ich meine. Das alles gibts zu einer überschaubaren Bezahlung, bei gleichzeitiger Streichung von Zusatzleistungen wie Urlaubs/Weihnachtsgeld. Ja, da reißt sich doch jeder um solche Jobs.
Als ich ins Rheinland gezogen bin hab ich mit nem Kollegen aus Weißenfels und einem FH-Studenten gut 2 Jahre in einer WG gewohnt. Er studierte Maschinenbau. Einige Monate mußte da ein Praktikum absolviert werden. Ganze 2 Leute machten ihr Praktikum in Deutschland. Den Rest zogs nach Kanada, USA, GB, Schweiz, einen sogar nach Japan. Mein Mitbewohner machte sein Praktikum aus Bequemlichkeit bei einer Kölner Firma. Zu seinen überaus wichtigen Aufgaben zählte Kaffeekochen, Besorgungen für Vorgesetzte erledigen u.ä.Fachlich hat esihn nach eigener Aussage überhaupt nicht vorangebracht. Die Firma zeigte keinerlei Interesse an ihm als späteren Arbeitnehmer. Eine Bezahlung gab es nicht. Seine Mitstudenten dagegen waren von ihren ausländischen Praktika regelrecht begeistert. Sie wurden zum größten Teil voll in die anfallenden Arbeitsaufgaben integriert, sie wurden bezahlt für ihre Tätigkeit. Viele kamen mit Vorverträgen zurück, die ihnen eine Arbeitsplatz in diesen Unternehmen garantierten nach ihrem Abschluß. Einige erhielten sogar finanzielle Unterstützung für den Rest ihres Studiums. Bedingung: Sie unterschrieben bereits das sie nach Sudienende für einen gewissen Zeitraum für dieses Unternehmen tätig sein würden. Deutsche AG bemühen sich oft nicht im geringsten, sie jammern lieber und wundern sich, warum niemand bei ihnen anfängt.
Ich selbst wollte vor rund 4 Jahren in Kanada als Maler anfangen. Stelle im Internet gesucht, Firma kontaktiert, alles organisatorische geklärt. Doch Frauchen wollte nicht ins Ausland. Da ich Frauchen sehr mag, bin ich halt hiergeblieben. Die Stelle hab ich an einen alten Kumpel (gelernter Maler) vermittelt. Er ist mit Frau und Kind nach Kanada, und ist heut noch da. Sein dortiger Chef hat ihm auch jede erdenkliche Unterstützung zukommen lassen. Er hat ihm bei den Einreisemodalitäten geholfen, hat sich um die Arbeitsgenehmigung bemüht, die Frau des Chefs hat den ganzen Versicherungskram erledigt, und da mein Kumpel hier H4 bezogen hat, gabs als Starthilfe einen zinslosen Kredit vom Chef. So, kann sich das jemand von einem Chef hierzulande vorstellen? Ich nicht.
Desweiteren kommt dazu, das die Anforderungen an die Leute recht hoch sind. Heut sollte am besten jede Sekretärin oder Verkäuferin Abitur haben. Besser wäre noch ein Studienabschluß. Mein Bruder hat sich vor Jahren bei BMW beworben, als die ihr Werk in Leipzig gebaut haben. Er ist gelernter Kommunikationselektroniker und arbeitete als Elektriker. Hat sich dort als Betriebselektriker beworben. Wurde abgelehnt mit der Begründung, man suche für diese Stelle jemanden mit einem Studienabschluß in einem elektrotechnischen Fach. Heute leitet er die Berliner Niederlassung eines Konzerns für Brandschutztechnik. Hat sich dort vom Monteur hochgearbeitet. Hat immer noch kein Abi oder Studienabschluß. Ist sogar aus einer anderen Branche. Der Mutterkonzern ist französisch. Die Franzosen haben ihre Führungsleute nach ihrem fachlichen Wissen, ihrem Engagement fürs Unternehmen, nach ihrem Können ausgewählt. Bei der Übernahme vor 2 Jahren wurden etliche studierte Führungskräfte entlassen und durch fähigere Mitarbeiter ersetzt, die zwar nicht so einen hohen Bildungsabschluß hatten, aber dafür fachliches Wissen. In einem deutschen Unternehmen werden die Stellen meißt nach dem erworbenen Bildungungsabschluß vergeben, die wirkliche Fachwissen scheint eher eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Soviel wollt ich jetzt eigentlich nicht schreiben, aber da ich sowieso noch krank bin und nur zu Hause rum sitze hab ich genügend Zeit. Da wirds eben ein bissel ausführlicher.
Schöne Grüße, micha