Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: Arbeitspflicht kontra Hartz IV - 5
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Das die Politikerkaste als Handlanger der Wirtschaft agiert, hat vor etwa 150 Jahren schon ein gewisser Karl Marx niedergeschrieben. Nur etwas anders formuliert. "Der Staat ist das Machtinstrument der herrschenden Klasse." Wenn man diesen Satz etwas sacken lässt, stellt man fest, daß man um ihn zu begreifen, noch nicht mal M-L in der Schule haben musste.
Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam) Buhli
Ich bin mal in threadaufwärmender Mission unterwegs. Ich habe heute im Net eine Karikatur gefunden, welche wie die Faust aufs Auge zum Thema dieses Threads passt. Es geht darum, welche Arbeiten für Empfänger von Hartz 4 Leistungen "zumutbar" sind.
Jeder Geldgeber darf doch bestimmen was mit seinem Geld passiert. Oder? Da sollten die Steuerzahler bzw. deren gewählte Personen bestimmen was Geldempfänger für eine Gegenleistung zu erbringen haben. Als ob es keine Arbeit gäbe. Jeder Angestellte hat das zu machen was die Unternehmensleitung für richtig hält. Da wird gar nicht nach Zumutbarkeit gefragt. Wenn es notwendig ist, hat man die Arbeit zu erledigen. Warum soll das nicht auch für ALG 1 und 2 gelten? Da ist Arbeitspflicht alle mal besser für die Gemeinschaft und für die Volkswirtschaft, als wenn man Menschen in einem "Sozialsytem" parkt, welches ja doch nur Ausgrenzung bedeudet. Über Finanzierung muß man sich da nicht unterhalten. Hat man das Geld für die Geparkten hier, kann man es auch da anlegen wo sie beschäftigt werden. Da ist es ja.
Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam) Buhli
Buhli es ist auf jeden Fall richtig, was du schreibst. Alles würde gut funktionieren, wenn es genügend Arbeit geben würde. In der Realität ist es aber so, das dieses Heer von Billiglöhnern Begehrlichen weckt und es ganz Muntere gibt, die ihre Chance sehen. Am Ende ist es dann so, wie schon geschehen, diese Billiglöhner verdrängen reguläre Arbeit.
Zitat Alles würde gut funktionieren, wenn es genügend Arbeit geben würde.
Es gibt genug Arbeit. Das Problem ist jedoch, unsere Unternehmer sind nicht bereit diese Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. In Deutschland wurden im letzten Jahr nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ca. 1 Milliarde bezahlter Überstunden geleistet. Dazu kommen noch mal die gleiche Anzahl unbezahlter Überstunden. Jeder möge sich selbst ausrechnen, wieviele bezahlte Vollzeitstellen hier möglich wären.
Aber die Chefs stellen nicht ein, bzw. machen Angebote die unter aller Sau sind. Ich würde auch gern die Firma wechseln, war bei einigen Vorstellungsgesprächen. Bin Maler, möchte für meine Arbeit den Tariflohn und tariflichen Urlaub, Vollzeit natürlich. Das ist meine Forderung mehr nicht. Doch die meißten Chefs sind nicht bereit das zu zahlen. Mir wurden zwischen 7,50 € und 11,50 € angeboten. Der Tarif liegt bei 14 €. Einige sagten auch gleich, für nen Zehner Cash die Stunde könnte ich auch so arbeiten, soviel ich will. Arbeit hätten sie genug. Ich bin aber nicht bereit auf solche Angebote einzugehen. Muß ich halt weiter suchen.
So, oder so ähnlich höre ich es von vielen. Die Arbeit ist da, aber die Unternehmen wollen die Leute nicht anständig bezahlen. Während der Unternehmer volle Stundensätze abrechnet beim Kunden, bei uns sind das ca 35 € die Stunde, sollen die Angestellten eine schnelle und qualitativ hochwertige Arbeit für ein Appel und ein Ei erledigen. So funktioniert das nicht. Das ist das eigentliche Problem. Ich kenne Leute die für fünf, sechs Euro die Stunde arbeiten. Und das ist ein Lohn von dem ein normaler Mensch nicht mehr anständig leben kann. Sollte ich mal in eine ähnliche Situation kommen, würd ichs wahrscheinlich genauso machen wie viele Arbeitslose es auch tun. Bevor ich für 800 Euro arbeiten gehe, würde ich lieber für das selbe Geld zu Hause bleiben. Als Maler könnt ich noch paar Euro nebenbei verdienen und wahrscheinlich hätte ichs leichter als jetzt.
Es geht um bezahlbare Arbeit. Was nützt es, wenn ich mir die 35€ für den Maler nicht leisten kann? Die 2 Mrd Überstunden sind ja auch nicht wirklich viel. Bei 40 Millionen Erwerbstätigen sind das 50 Stunden pro Jahr und Erwerbstätigen, oder nach Abzug von Feiertagen und Urlaub 5 Stunden pro Monat.Das habe ich normalerweise in der Woche und manchmal auch an einem Tag. Vor 3 Jahren gab es allein noch 3 Mrd. bezahlte Überstunden!!!! Außerdem ist es sehr einfach, das auf das Wollen und die Geldgier der Unternehmer zurückzuführen. Bei vielen kleinen Handwerksbetrieben geht es ums Können. Den Handwerksmeister kosten seine drei Handwerker 10.000€ im Monat (geschätzt mit Lohnnebenkosten), und zwar unabhängig davon, ob er Aufträge hat oder nicht. Vielleicht ist das bei Malermeistern anders, aber die Handwerksmeister, die ich hier kenne, haben genau das von mir geschilderte Risiko und scheuen sich deshalb und nicht aus Geldgier, weitere Leute einzustellen.
Aus genau diesen Gründen ist ja das Kurzarbeitskonzept der Bundesregierung so erfolgreich.
Gruß JoeSachse
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Richtig. Außerdem müssten bei besagten Handwerksmeister mit seinen 3 Gesellen dauerhaft ca. 55 Überstunden/Handwerker anfallen, um überhaupt erstmal genügend Arbeit für einen neuen Beschäftigten zu haben - rein rechnerisch gesehen. Wer stellt schon nur einen Fuß oder Torso ein?
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir. Konrad Lorenz
Zitat von joesachse...aber die Handwerksmeister, die ich hier kenne, haben genau das von mir geschilderte Risiko und scheuen sich deshalb und nicht aus Geldgier, weitere Leute einzustellen. Aus genau diesen Gründen ist ja das Kurzarbeitskonzept der Bundesregierung so erfolgreich.
Gruß JoeSachse
Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Die Kurzarbeit soll einzig und allein Entlassungen verhindern, die durch wirtschaftliche Engpässe entstehen. Mehr nicht. Wenn Du Kurzarbeitskonzept durch Zeitarbeitskonzept ersetzt, hast du Recht.
Gruß Kehrwoche
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir. Konrad Lorenz
Zitat von Kehrwoche Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Die Kurzarbeit soll einzig und allein Entlassungen verhindern, die durch wirtschaftliche Engpässe entstehen. Mehr nicht. Wenn Du Kurzarbeitskonzept durch Zeitarbeitskonzept ersetzt, hast du Recht. Gruß Kehrwoche
Das Zeitarbeitskonzept ist die Alternative zu Neueinstellungen. Das Kurzarbeitskonzept verhindert die Entlassungen, wie Du richtig geschrieben hast, eben weil der Lohn immer gezahlt werden muss, egal, ob Arbeit da ist oder nicht. Insofern hat das schon etwas miteinander zu tun, natürlich nichts mit Neueinstellungen.
Gruß JoeSachse
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Jo und Kehrwoche, damit habt ihr Recht. Wenn also der Leiharbeiter GEZWUNGENER-maßen den selben Lohn erhält, wie ein regulärer Handwerker, aber er nur kurzzeitig dort arbeitet, ist es völlig in Ordnung. Dann gäbe es auch keinen Streit und kein "Theater". Ist es so??? Ich kenne den "Tanz" aus eigenem Erleben. Besser Hartz 4 und Schwarzarbeit, als Sklaverei. Etwas anderes ist Leiharbeit nicht.
Zitat von WeilheimerBuhli es ist auf jeden Fall richtig, was du schreibst. Alles würde gut funktionieren, wenn es genügend Arbeit geben würde. In der Realität ist es aber so, das dieses Heer von Billiglöhnern Begehrlichen weckt und es ganz Muntere gibt, die ihre Chance sehen. Am Ende ist es dann so, wie schon geschehen, diese Billiglöhner verdrängen reguläre Arbeit.
Dies wird aber so nicht mehr funktionieren. Die zu verteilende Arbeit wird immer teurer, und diejenigen mit der Null-Bock-Stimmung werden immer mehr.
Jeder will heutzutage studieren um später einmal den erträumten Job zu haben. Manche starken Jahrgänge haben aber da schon die A-Karte gezogen.
Andere wiederum haben schon in der Schule so wenig Lust auf Bildung, dass sie noch nicht einmal in der Lage wären, einen "einfacheren" Beruf zu lernen. Von verschiedenen Migrantengruppen, die nur gekommen sind, um am relativen Wohlstand - ohne einen Finger krumm zu machen - teilzuhaben, ganz zu schweigen.
Ich habe letztens einer Bürgerin auf Wunsch ihren Rentenbescheid nachgeprüft (Ehrenamt), weil sie meinte, etwas könne an der Berechnung nicht richtig sein.
Die Höhe der Bruttorente nach mehr als 35 Beitragsjahren (davon ab 1991 überwiegend arbeitslos und Umschulungen) betrug ca. 700 € brutto. Durch Ersparnisse hatte sie keinen Anspruch auf Grundsicherung.
Jeder junge Mensch, der zu faul ist, einer Arbeit nachzugehen, bekommt sein Geld umsonst.(Inkl. Sachleistungen ggf. sogar mehr)
Zitat von joesachseEs geht um bezahlbare Arbeit. Was nützt es, wenn ich mir die 35€ für den Maler nicht leisten kann?
Genau das ist das große Problem in Deutschland, die Arbeit ist teuer, aber nicht weil der Handwerker zu viel verdient, sondern weil ein Batzen weiterer Kosten auf die Arbeit draufgepackt wird. Nicht zu vergessen, in den wirklich günstigen 35 Euro auf die Stunde stecken 19% Umsatzsteuer, dann sind es nur noch 29,41 Euro für den Betrieb. Dann müssen noch weitere Lohnnebenkosten, wie Rentenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Soli abgeführt werden, dadurch schmelzen die 29,41 Euro wie Butter in der Sonne. Damit Kunde und Handwerker zufrieden sind, schauen sich beide tief in die Augen und dann wird was geregelt und der Staat bleibt außen vor. Selbst Schuld Staat kann man dazu nur sagen.
Das System hat mal halbwegs funktioniert, würde auch halbwegs funktionieren, wenn nicht jeder im Sinne von NEOLIBERAL agieren würde.
Der Tsunami unter den West-Wellen? ..... Aber...
Schöner - einsamer - Traum - bis zu dem Zeitpunkt, wo noch hunderttausend und um viele (mehr) Jungakademiker merken, dass sie nur arme Würstchen in einer kalten Gesellschaft sind.
Die jungen Menschen haben zwar heute mehr Möglichkeiten - aber deshalb auch denken bzw. verantwortungsbewusst denken???
Zitat von Flotte_Lotte Die jungen Menschen haben zwar heute mehr Möglichkeiten - aber deshalb auch denken bzw. verantwortungsbewusst denken???
Widerspruch: Es gibt in der jungen Generation mindestens genau so viel Verantwortungsbewusstsein wie bei den Älteren, bei den Jungen gepaart mit jugendlicher Leichtigkeit und nicht wie bei den Alten mit philosophischer Bedeutungsschwere. Das sind meine Erfahrungen, und oft war mir das Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen wesentlich sympathischer als das ihrer Eltern.
Gruß JoeSachse
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
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