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Macht die Gesellschaft uns krank ?

#1 von Mercedes ( gelöscht ) , 29.01.2010 08:10

Immer mehr Menschen lassen sich einweisen. Woran liegt das ? In meinem sozialen Umfeld (Freunde, Bekannte, Familie) sind mir 2 Fälle bekannt. Ist es Zufall ? Was meint ihr ?

Mercedes

RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#2 von DeutschLehrer , 29.01.2010 08:15

Ich würde es anders formulieren: Die Gesellschaft ist krank.

Gruß DL


Das Leben ist ein Jammertal, aber Jeder muss da durch.

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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#3 von kirschli ( gelöscht ) , 29.01.2010 08:36

nein das ist kein Zufall,die falsche Freundlichkeit die man an den Tag legen muss wenn einem zum dreinschlagen ist macht die Leute Krank, der Stress und diese ganze Verlogenheit dieser Gesellschaft macht krank!! Das ist ein schleichender Prozess!!




"Gib jedem Tag die Chance,
der schönste deines Lebens zu werden"
Mark Twain
http://www.youtube.com/watch?v=bD6d-4HxPQU

kirschli

RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#4 von michaka13 , 29.01.2010 10:35

Ich denke schon das diese Gesellschaft die Menschen krank macht.
Merk ich bei mir. Oder bei anderen Familienmitgliedern. Naja, irgendwo "eingeliefert " werden mußte noch keiner.
Zum Beispiel mein Vater. Obermonteur bei einer großen Elektrofirma. Wird jetzt 58, seit knapp 40 Jahren auf Montage. Hat oft ne 70 Stunden Woche, dazu die Fahrerei quer durch Deutschland und angrenzendes europäisches Ausland. Baustellen gehen oft über mehrere Jahre und ständig Druck um so billig und schnell wie möglich zu arbeiten. Er war 19 Jahre (!!!) bei keinem Arzt (außer Zahnarzt). 19 Jahre kein Fehltag wegen Krankheit. Noch nicht einen Tag arbeitslos gewesen. Nix. Vor 2 Jahren allerdings beim rückwarts rangieren an der Tankstelle ne ganze Zapfanlage umgenietet. Körperlich unverletzt geblieben, nur ein (recht hoher) Sachschaden. Allerdings wurde bei der ärztlichen Untersuchung fest gestellt, das er recht kurz vor einem Herzinfarkt stand und völlig überarbeitet war. Der Arzt wollte nicht glauben das er seit zig Jahren 12 und mehr Stunden am Tag arbeitet. Ende vom Lied war, ein halbes Jahr krank. Einfach mal absolute Ruhe und er war wieder einigermaßen fit.

Oder mein Bruder. Hat sich in den letzten Jahren vom einfachen Monteur bis zum Niederlassungsleiter einer Brandschutzfirma hochgearbeitet. Leitet jetzt die Niederlassung eines französischen Konzerns in Berlin. Heißt für ihn früh aufstehen, gemeinsames Frühstück mit den Kindern, dann Fahrt von Dessau nach Berlin. Abends zu Hause ist er oft erst um 22.00 Uhr oder noch später. Hat nen Schlafraum neben seinem Büro, den er mittlerweile hin und wieder nutzt, heißt er schaffts manchmal gar nicht mehr nach Hause. Dazu kommt der ständige Druck durch die Konzernleitung. Immer höhere Umsatzvorgaben, immer höhere Renditeerwartungen. Werden diese nicht erfüllt, kann er gehen. So einfach ist das. Und dieser Druck zehrt natürlich an einem. Er hat schließlich 2 Kinder, das Haus muß abbezahlt werden. Wie bei vielen anderen auch. Selbst in der Freizeit ist ein abschalten für ihn kaum noch möglich. Niemand nimmt Rücksicht das auch der Chef mal frei/Urlaub hat. Als mein Bruder mit seiner Familie letztens bei uns zu Besuch waren, hat auch ständig das Handy geklingelt. Bevor irgendjemand eine Entscheidung trifft, ruft man halt lieber beim Chef an. Das ist offensichtlich einfacher, anstatt selbst mal nchzudenken. Und die Kundschaft interessierts sowieso nicht, das man mal Urlaub hat. Da wird bei jeder Kleinigkeit angerufen. Ein Abschalten vom Berufsallteg ist da kaum möglich.

Auch ich merke an mir wie mich der Stress im Berufsalltag immer mehr auffrisst. Bin angestellter Maler. Habe noch einen Gewerbeschein, damit ich auch privat Aufträge annehmen kann. Heißt, ich hab eigentlich 2 Jobs. So komme ich öfters auf einen 13-15 Stundentag. Auch am Wochenende erledige ich des öfteren meine Privataufträge. So das Freizeit doch recht knapp bemessen ist. Und immer wieder Druck vom Chef, schneller, schneller-das dauert zu lange, was machste eigentlich den ganzen Tag und und und. Dazu kommt Kundschaft die stets alles besser weiß und kann, und ständig an den Arbeiten rummäkelt, obwohl noch nix fertig ist. Warum sich manche Leute bei ihren angeblichen Kenntnissen und Fähigkeiten überhaupt einen Maler holen, bleibt mir ein Rätsel. Und da es sich häufig um Stammkundschaft handelt, heißt es immer schön lächeln, immer schön freundlich, man will ja morgen auch noch sein Geld verdienen. Manchmal möchte man einfach nur noch alles hinschmeißen und Hause gehen. Einfach mal ein bißchen Ruhe genießen, doch das geht ja auch wieder nicht.
Und dann das ewige Gefeilsche über Preise. Da ich bei meinen Privataufträgen meißt allein arbeite, kann ich das natürlich billiger anbieten als ein Meisterbetrieb. Doch auch ich will Geld verdienen und mache das nicht aus Vergnügen. Unkosten müssen auch gedeckt werden. Fahrzeug, Werkzeuge, Steuern, Krankenversicherung usw. ,all das fällt schließlich auch an wenn man ein Gewerbe nur nebenbei betreibt. Aber die Leute wollen billig, billig, billig! Und alles soll in höchster Qualität ausgeführt werden und natürlich darf nur das beste Material verwendet werden. Wenn man dann versucht den Leuten zu erklären, das es so nicht geht erlebt man oft totales Unverständnis. Tja, und dann wird eben versucht der Preis zu drücken bis zum geht nicht mehr. Selbst während der Ausführung der Arbeiten versucht man immer wieder am Preis rumzuhandeln, trotz schriftlichen Auftrages und eines bestehenden verbindlichen Angebotes. Oder man versucht zusätzlich Arbeiten rauszuschinden, ohne extra Berechnung. Z.B. OOh, die 2 Heizkörper können sie doch mal schnell mitlackieren. Das ist doch sicher mit im Preis drin usw. Nööö, isses nicht, wenns nicht im Angebot steht. Und weißt man die Leute freundlich drauf hin, das man es gerne macht, aber es muß bezahlt werden geht wieder das Gemecker los. Ich seh ja ein das immer mehr Menschen immer weniger Geld verdienen, aber für meine Arbeit möcht ich doch bitteschön bezahlt werden. So wie jeder andere auch.

Abends komm ich dann oft geschafft nach Hause und bin dann total genervt von dem ganzen Mist, so das ich dann den beruflichen Stress mit ins Privatleben trage. Ich bin ja schon froh, das Frauchen mir den Schreibkram abnimmt. Sonst müßte ich das auch noch machen. Doch das Privatleben leidet schon sehr drunter und ich kann froh sein das Frauchen mir soviel Verständnis entgegenbringt.

Und wie ich hier grad so schreibe, klingelt doch prompt das Telefon und meine liebe Kundschaft beschwert sich wo ich denn bleibe. Bin grad dabei ein Trepenhaus zu renovieren, nur der Endanstrich fehlt noch. Da ich dafür einen zweiten Mann brauche und mir dieser erst ab 12.00 Uhr zur Verfügung steht, hab ich vereinbart das wir heut gegen 12.00 da sind. Und nun hat mich der Hausbesitzer 10 min am Telefon genervt das er das unmöglich findet, so gehts ja nicht bla bla bla. Und ich bin schon wieder genervt, bevor ich überhaupt da aufkreuze. Es war so vereinbart, alle Beteiligten waren einverstanden, ich liege mit meinen Arbeiten völlig im vereinbartem Zeitplan, wo ist eigentlich das Problem?

Naja, was solls. werde mich mal langsam fertigmachen zur Arbeit. Muß ja schließlich auch meine Brötchen verdienen.


Gruß,
micha

P.S. Wollte gar nicht so viel schreiben. Muß wohl der Frust gewesen sein.

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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#5 von Mercedes ( gelöscht ) , 29.01.2010 10:59

Auf Dauer geht es so nicht gut. Kürzertreten ist nicht, also weiter so. Von 30 Tagen 25 zur Arbeit und nicht meckern, kannst ja gehen wenn es nicht gefällt so die lapidaren Sprüche der Arbeitgeber.

Mercedes

RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#6 von Björn , 29.01.2010 11:51

Bei mir hält sich der berufliche Streß in Grenzen! Man darf sich aber auch in meinem Job nicht stressen lassen, sonst passieren Fehler, die verhängnisvoll für einen selbst oder die Kollegen oder die Technik ist!
Wir machen jetzt wetterbedingt einige Tage Betriebsurlaub (außer ein Mann Verladung). Dafür sind außerhalb des Winters dann 9-12h-Tage normal, weil dann ja alle Baumaterial usw. brauchen.

 
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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#7 von Schramme , 29.01.2010 12:47

Es wird immer mehr gefordert,der Mensch hat nur noch zu funktionieren.Persönliche,private und familiäre Bedürfnisse interessieren niemanden mehr.Wenn man auf geltendes Arbeitsrecht hinweist,dann heisst es : ,,Sie sind wohl nicht belastbar'' Bei der heutigen Arbeitsmarktlage ist fast jeder sehr schnell ersetzbar.Dann wird jemand von einer Zeitarbeitsfirma eingestellt,er arbeitet für 6 € / Stunde.Wo das noch hinführen soll,mag man sich gar nicht vorstellen.Die Gesellschaft ist krank und macht krank.
Psychiatriepatienten haben in den letzten Jahren enorm zugenommen.Die Menschen kommen mit diesem Druck nicht mehr zurecht.
Nur was hat man für Alternativen?. Ein geregeltes Einkommen ist nunmal Lebensgrundlage,somit beißt man die Zähne zusammen und ist still.Die Schwachen bleiben auf der Strecke !
Menschlichkeit,Respekt und Achtung dem Anderen gegenüber sind in dieser Gesellschaft nicht mehr gefragt und erwünscht.Es zählen nur noch Gewinne.

,,Ausbeutung des Menschen durch den Menschen'' Das kommt uns doch bekannt vor.

In diesem Sinne, macht das Beste draus.


Mittleres Alter ist,wenn schmale Taille und breites Wissen die Plätze tauschen

 
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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#8 von kalteschnauze , 29.01.2010 13:59

sh. deutschlehrer...... wir machen uns selber das leben unnötig schwer. wozu, warum? heute habe ich auch nen angsteinflössenden brief von nem anwalt gekriegt, der sicher nicht viel zu tun hat und leuten das leben schwer machen will, bzw. auf kundschaft lauert..... ich kann mich nun fertich machen, oder den brief in ablage p kicken (hab ich auch gemacht )ich kenn auch nen ganz ganz schlimmen fall, der echt kurz vor der frührente steht mit anfang 40, wegen mobbing.
ansonsten, arbeitsmässig wars für mich zu ddr zeiten wesentlich härter wie heutzutage, bzw. als wir gesamtdeutschland wurden, da habe ich mich nach der wende erstmal erholen können, geld war mehr, verantwortung extrem weniger, aufgaben pillepalle, arbeitszeit kürzer, urlaub mehr.
geregeltes einkommen, nunja. sicher brauchste ab und zu mal was zu beissen, nen dach übern kopf und geld das du dir wenigstens mal bei kik was zum anziehen leisten kannst.... manche drehen aber auch nur im hamsterrad mit, weil sie mat. bedürfnisse haben die sie sich eigentlich gar nicht leisten können aber trotzdem haben wollen und das mglst sofort und davon auch nocht die luxusvariante. wenn du da mal gegensteuerst, innerlich dir sagst das brauchste eigentlich nicht, dann lebste z.t. auch ruhiger und stressfreier, bzw. hast auch die freiheit mal deinen chef ordentlich die meinung zu sagen, wenns zu fett wird und der evt. gang zum arbeitsamt nicht unbedingt der finanzielle supergau ist, sondern ne zeit, die man mal zur besinnung nutzen kann, langsamkeit im leben. aber die meisten begeben sich ja in abhängigkeiten (kredite) die nicht unbedingt sein müssen, sind werbehörig, also machste dich freiwillig zum sklaven (worauf das ganze verkorkste system basiert).
ich habe schon stressbedingte körperliche macken davongetragen, durch zu einseitige und auch zu viel arbeit, kann die aber niemanden in die schuhe schieben, die gehen voll und ganz auf mein konto .

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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#9 von Mercedes ( gelöscht ) , 29.01.2010 14:01

Das haben wir doch schon in der Schule gelernt, das die Epoche es nicht überleben wird, verdammt ich aber auch nicht. Zunehmend ist es die Jugend, die schon unter Borderline u.s.w. leiden, die haben noch nicht gearbeitet.

Mercedes

RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#10 von Ilrak , 29.01.2010 15:11

Ganz klar JA , eine kranke Gesellschaft gebiert kranke Menschen .
Es ist ja nicht nur der Streß im und um den Job ,
sondern die permanente Flut schlechter Nachrichten ,
die einen runter zieht .
Nun mag man sagen , das interessiert mich nicht , das geht an mir vorbei , da steh ich drüber .
Aber irgendwie nagt es doch . Täglich .

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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#11 von Minimal , 29.01.2010 15:38

Klar macht die Gesellschaft krank. Ich nenne mal nur einen Grund: es gibt kaum offene Arbeitsstellen, aber es gibt einen enormen Druck auf alle, die keine Beschäftigung haben. Es gibt den Druck, jede schlechtbezahlte Arbeit anzunehmen, oder zu verhungern. Während möglicherweise der Gutverdiener gerade aus seinem Firmenwagen (den er privat nutzen darf) auf den Armen glotzt, und am Tag das verdient, was das arme Schwein da auf der Straße im ganzen Monat bekommt.


Verloren in: Musik (Minimal Wave, 80s Wave & EBM), Literatur (von Kafka bis Houellebecq), Filme (Coen Brothers, Lynch & Co), Computerspiele

 
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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#12 von Schlawine , 29.01.2010 16:18

Entweder man versucht an den Umständen etwas zu ändern die einen belasten oder man versucht die eigene Einstellung dazu zu ändern.
Gute und schlechte Zeiten erleben wir alle. Wie heißt es so schön ?"Hinfallen ist keine Schande ! Liegen bleiben schon !"
Ich war Abteilungsleiterin in einer Spedition mit Dienstwagen den ich privat nutzen durfte, dann gut verdienende Selbstständige bis zur Pleite danach habe ich geputzt, in Speditionslägern kommissioniert, in einer Großküche gekocht und abgewaschen und in der Schule auf Kinder aufgepasst.
Jetzt mache ich gerade nochmal eine neue Ausbildung.
Von den Anforderungen der "Gesellschaft" würde ich mich niemals krank machen lassen. Schließlich lebt man nicht um zu arbeiten sondern umgekehrt.
Krank machen könnten mich nur die privaten Dinge. Wenn beispielsweise einem meiner Kinder etwas zustoßen würde o.ä.


Schlawine
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"Im Miteinander liegt die Zukunft. Im Gegeneinander die Vergangenheit!“
Dr. Erwin Pröll

 
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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#13 von Flotte_Lotte , 29.01.2010 16:50

@ Schlawine,

die Mehrheit der Arbeitnehmer leidet jedoch unter den Arbeitsbedingungen...

siehe Artikel

Flotte_Lotte  
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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#14 von joesachse , 29.01.2010 17:00

Zitat von Schlawine
Entweder man versucht an den Umständen etwas zu ändern die einen belasten oder man versucht die eigene Einstellung dazu zu ändern.
...
Von den Anforderungen der "Gesellschaft" würde ich mich niemals krank machen lassen. Schließlich lebt man nicht um zu arbeiten sondern umgekehrt.
Krank machen könnten mich nur die privaten Dinge. Wenn beispielsweise einem meiner Kinder etwas zustoßen würde o.ä.


Kann ich alles nur genau so unterstreichen. Die entscheidende Frage ist natürlich, wie man das schafft. Ich habe vor vielen Jahren "Sorge Dich nicht, lebe!" von Dale Carnegie gelesen und damals schon festgestellt, dass ich viele dieser Lebensweisheiten auch vorher schon verinnerlicht hatte. Ein entscheidendes Rezept meines Erfolges war und ist das folgende auch in dem Buch beschriebene Prinzip:
Wenn ein Problem auf mich zukommt, dann frage ich mich, was ist das schlimmste, was passieren kann? Dann versuche ich, mir das auszumalen, das vorzustellen, wie ich dann Leben würde, welche Auswirkungen das hätte und mich letztendlich dann damit abzufinden. Damit verschwindet dann die lähmende Angst vor diesem Problem und ich kann mit aller Kraft daran gehen, alles zu tun, damit dieser von mir bereits verinnerlichte GAU nicht eintritt.
Zwei Beispiele dazu. Ich habe zwei Insolvenzen mitgemacht. In beiden Fällen, habe ich mir vorgestellt, wie das sein wird, wenn ich arbeitslos werde, wie das sein wird, wenn ich dann meine Wohnung verkaufen muss und wie ich dann leben werde und was ich dann tun werde. Nach zwei recht schlaflosen Nächten hatte ich mich innerlich damit abgefunden, und dann war mit einem Mal die Angst vor dem Ausgang dieser Insolvenzen weg. Bei der ersten Insolvenz konnte ich entscheidende Beiträge leisten, dass es mit einem neuen Unternehmen für einen Teil der Mitarbeiter weiter geht. Bei der zweiten Insolvenz habe ich mich dann mit dieser Einstellung, ohne mentalen Druck, bei mehreren potentiellen Arbeitgebern beworben und konnte nach kurzer Zeit feststellen, dass ich die Qual der Wahl hatte, und das mit Mitte 40.
Ein zweites berufliches Beispiel: Ich werde zu einem Kunden gerufen, dessen EDV-Umgebung steht. Der Chef tobt, ich denke darüber nach, was passieren kann: Im schlimmsten Fall kann dieser Betrieb einen oder zwei Tage den Laden zu machen, da ohne EDV weder die Produktion noch die Verwaltung wirklich arbeiten kann. Dass sage ich auch dem Chef so, worauf es noch etwas lauter wird, ich versichere dem Kunde natürlich, dass ich mein bestes geben werde und zaubere aus dem Stehgreif einen Aktionsplan. Innerlich habe ich mich damit abgefunden, dass ich im schlimmsten Fall das letzte mal bei diesem Kunden bin, er mich spätestens am abend des nächsten Tages rausschmeissen wird und unsere Firma diesen Kunden verliert. Ich habe mir noch ausgemalt, wie ich das meinem Chef erkläre, dann wars das. Nachdem dies geklärt ist, kann ich mental ruhig an die Analyse und Fehlersuche gehen, kann mit Herstellern und Lieferanten sachlich umgehen, meine Analyse wird nicht durch unnötige Angst oder mentalen Stress getrübt. Dann geht es voller Elan an die Arbeit, manchmal auch bis weit in die nacht, aber dieser körperliche Stress ist ohne den mentalen Druck leichter wegzustecken. Und im Normalfall tritt dieser von mir ausgemalte schlimmste Fall nie ein. Für den Kunden werde ich zum Helden, der Chef des Kunden kann seine inzwischen entworfenen Notfallpläne wieder einpacken. Ich erhalte dann oft ein herzliches und ehrliches Dankeschön, und habe schon meinen nächsten Auftrag: Was muss der Kunde tun, damit bei ihm diese stressauslösende Situation nie mehr eintritt?
Und nach so einer erfolgreichen Aktion schreibe ich meinem Chef noch eine Mail und erhole mich erst mal einen Tag von der halb durchgearbeiteten Nacht.

Natürlich funktioniert das nicht immer, beim Umgang mit Krankheit oder Tod im Verwandtenkreis schaffe ich das nicht.
Und davor, dass meinen Kinder irgendwas passiert, habe ich auch immer noch Angst, obwohl die schon groß sind.
Das Entscheidende aber ist, dass mit dieser Art zu leben und vor allem auch zu arbeiten der mentale Stress begrenzt wird, ich eher ruhig und ausgeglichen bin und vieles an mir abprallt.

Soviel zur persönlichen Einstellung
Gruß
JoeSachse


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RE: Macht die Gesellschaft uns krank ?

#15 von joesachse , 29.01.2010 17:17

Zitat von Flotte_Lotte
@ Schlawine,
die Mehrheit der Arbeitnehmer leidet jedoch unter den Arbeitsbedingungen...


In vielen Fällen leiden die Arbeitnehmer darunter, wie sie selbst damit umgehen. Man muss Prioritäteten setzten. Und man muss sich im Beruf engagieren, für das Unternehmen denken und arbeiten, dann wird man in Jobs keine austauschbare Personalnummer mehr, und dann ist auch der Arbeitsplatz nicht so unsicher, wie manche versuchen, uns einzureden. Und in den Großunternehmen kann der Einzelne gegen Mißmanagement sowieso nix machen. Ich denke, die durch die Medien verbreiteten Ängste sind heute sicherlich ein Hauptproblem, auch der zitierte Artikel ist da ja ein Beispiel, dass dann die Mitarbeiter unter Ängsten leiden, die oft real unbegründet sind.

Gruß
JoeSachse


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