Zitat von michaka13 im Beitrag #
Morgen altberlin. Wie meinst Du das ? Siehe die fett markierten Stellen im Zitat. Wo setzte wer seine Würde in welcher Art und Weise aufs Spiel? Wie hätte denn Deiner Meinung nach ein Widerstand gegen die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten aussehen sollen?
Die Würde wurde vielen von denen aus dem "Beitrittsgebiet" bereits genommen, als sie sich als teilweise Billiglöhner in jahrelangen
Zeitarbeitsbeschäftigungen verdingen mußten, tausende trifft es noch heute. Nur hat sich der Verdienst etwas gebessert.
Dazu kam, hin und wieder gibts das auch noch heute, die unverholen geäußerte Meinung, alle Ossis wären faul, hätten nie gearbeitet,
könnten dieses auch nicht. Warum wurden sie dann angeworben bzw beschäftigt im Westen ?
Die Grundstücksfrage, dinglich erworben oder rückübereignen, was Jahrzehnte aufgebaut,gepflegt und bewahrt wurde, für den "Wessi" ?
Die Würde wurde auch genommen, oder wenigstens versuchte man es, indem behauptet wurde, wir hätten nichts geschaffen. Das betrifft
das Bauwesen, den Maschinen-und Fahrzeugbau und auch das Sozialwesen. Ich glaube, dafür, das wir keinen Marshallplan hatten, wurde eine Menge geschaffen.
Damit hatte aber keiner der euphorisch nach der D-Mark Schreienden gerechnet, das sich viele Leben komplett ändern würden, Familien
reihenweise zerbrechen, die "Brücke" die neue Heimat wird. Und das betraf nicht nur die sogenannten Faulpelze, sondern Akademiker
gleichermaßen. Warum gibt es denn heute so viel Ablehnung der Politik, besonders, aber nicht nur im Osten ? Und nun erzähle mir keiner,
der gesamte Osten steht zur Bundesrepublik, wie sie heute ist. So viel lügen kann man eigentlich gar nicht. Ich kenne genug Menschen
zwischen Erzgebirge und Ostsee, alle freuen sich über das Westauto, aber sie freuen sich nicht über die negativen Folgen der Einheit,
die ich jetzt hier nicht erläutern will. Wer in der DDR bewußt und nicht nur als Windelscheißer gelebt hat, weiß, wovon ich spreche.
Auch wer als noch relativ dummer Junge, ohne jedwede Erfahrung, mit 16 oder 18 die Wende erlebt hat, dem fehlte der tiefere Durchblick,
die wahren Folgen der Wiedervereinigung nach allein westlichem Muster zu begreifen. Diese Altersgruppe ist in das neue System hineingewachsen,
hatte mit dem der DDR außer vielleicht in der FDJ keinen Bezugspunkt. Alles Wissen über die damalige Zeit stammt aus irgendwelchen Medien,
die selten objektiv und tatsachengetreu sind, man merkt es immer wieder selbst, wenn offensichtliche Fehler gefunden werden.
Ich und meine Familie sowie die meisten Menschen, die ich damals kannte, waren froh, "frei" zu sein, die Welt stand mit einem Mal offen,
aber das war es euch schon. Skepsis und Zweifel bestanden von Anfang an, was wird werden.
Fazit:
Es war überhastet, der Große frißt den Kleinen, ohne zu schauen, ob irgend etwas erhaltens- oder schützenswert ist. Beispiele findet jeder
heute in den Medien, jeder, der fragen kann, kann auch denken und lesen.
Eine damals im Gespräch gewesene Konföderation mit schrittweiser Annäherung und Anpassung hätte Gesamtdeutschland besser getat, wirtschaft-
lich, finanziell und vor allem menschlich. Schritt für Schritt, und der Eindruck einer "feindlichen Übernahme" wäre nicht erst aufgekommen.
Zum Abschluß noch eine Episode aus der vergangenen Woche, ein Kunde in Stuttgart, wohlsituiert, finanziell absolut sorgenfrei, im Ruhestand.
Seine Sicht: Die Vereinigung kam zu schnell und zu unüberlegt. Ein Herr Ko
Hohl (seine Worte) wollte sich als Kanzler der Einheit
profilieren, deshalb die Eile. Und weil wir gerade dabei sind, als Folge bekamen wir später den Euro, den Frankreich zur Bedingung machte für die Zustimmung zur Wiedervereinigung. Übrigens hätte dieser Kunde eine Konföderation auchfür eine bessere Lösung gehalten.
Eigentlich müssen wir uns heute bei Herrn KoHohl bedanken für das Desaster, was nach 1990 über den Osten hereinbrach. Seine Worte von den
"Blühenden Landschaften" wurden wohl falsch ausgelegt.
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