Es gibt für den stationären Einzelhandel gute Gründe, genau wie es für den Online-Handel gute Gründe gibt. Wobei wir längst den Online-Handel bevorzugen. Stationär wird fast nur noch eingekauft, wenn wir das Produkt sofort benötigen.
Was mich am stationären Handel stört: Zum einen der Zeitaufwand. Wir sind beide in Vollzeit am Arbeiten, da möchte ich nicht noch durch irgendwelche Shops tingeln in meiner Freizeit. Zur Erklärung, ich habe unterschiedliche Dienstzeiten. Beginn kann sein um 07.00 Uhr, 08.00 Uhr, 09.00 Uhr, 10.00 Uhr, 11.42 Uhr, 13.42 Uhr oder 15.42 Uhr. Regelarbeitszeit sind 7,8 Stunden, zzgl 30 min Pause. Heißt, wenn ich 10.00 Uhr beginne, ist 18.18 Uhr Dienstschluss. Dazu kommt die Fahrzeit. Wobei das Dienstzeitende nicht in Stein gemeißelt ist. Ist man im Einsatz, wird der natürlich zu Ende gemacht. Ist man auf der Fahrt ins Büro zum Feierabend und es kommt noch ein wichtiger Einsatz rein, wird der auch angefahren. Es kann Dienstfreisperren geben, z.B. bei Kampfmittelfunden. Dann ist Feierabend, wenn der Einsatzleiter den Dienst beendet. Beim letzten Mal hatte ich ziemlich Pech. 07.00 Uhr Dienstbeginn. 15.18 Uhr wäre Dienstschluss gewesen. 15.05 Uhr kam die Meldung Kampfmittelfund - Dienstfreisperre. Der KBD (Kampfmittelbeseitigungsdienst) hat sich das Schmuckstück, eine 250 kg Weltkriegsbombe, angesehen und sich für die sofortige Entschärfung entschieden. Es wurde ein 500 m Radius festgelegt, der dann so schnell wie möglich evakuiert werden muss. Das zieht sich natürlich. Wir mussten ca. 5.000 Menschen evakuieren. Gegen 01.30 Uhr nachts war das Ding entschärft, 02.15 Uhr wurde die Dienstfreisperre aufgehoben und Feierabend. Auch bei Unwettern, Stürmen, Überschwemmungen u.ä. gibt es keinen Dienstschluss. Dann bleibt oft nur der Onlinedienst. Frauchen oder ein Nachbar können das ja annehmen.
Ebenso sollte man daran denken, wir stecken gerade in einer Virenwelle. Ob Corona, Grippe, RSV-Viren und was es da sonst noch alles gibt. Da muss man nicht unbedingt noch unter die Leute gehen, wenn es nicht notwendig ist. Ich bin mittlerweile selbst die dritte Woche mit einer fetten Bronchitis zu Hause. Frauchen hat irgendein Grippevirus erwischt. Die liegt auch flach. Da sind Firmen wie der REWE-Lieferservice, Lieferando und Co Gold wert, in so einer blöden Situation. Denn wenn man nach 50 m laufen so fertig ist, dass man erst mal eine Pause braucht, da will man weder am Herd stehen, kochen oder sonstwas machen. Da ist man froh, wenn man die Couch nicht verlassen muss.
Auch wenn man von Reisen zurück kommt, ist das eine tolle Sache. Wir waren ja im Oktober gut 3 Wochen in den USA. An einem Sonntag Nachmittag waren wir zurück. Da ist der Kühlschrank natürlich leer. Wenn man dann 24 Stunden unterwegs war, hat man am nächsten Tag Null Bock erst mal in einen Supermarkt zu gehen. Also schön bequem vor Abflug beim Lieferservice bestellen und ganz entspannt am Montag Morgen anliefern lassen. Zack, Kühlschrank voll. Nur zum Bäcker muss man dann halt noch, aber das geht ja schnell.
Bei uns wohnen viele Rentner. Gerade die Getränkelieferanten haben hier Hochkonjunktur. Warum sollte ein 80-ig Jähriger auch Getränkekisten schlepen, wenn er es auch bequem haben kann. Vielleicht nicht online, aber per Anruf. Ne Kiste Wasser für die Oma, noch 2 - 3 Flaschen Wein für den gemütlichen Abend, Opa braucht noch ne Kiste Kölsch. Alles wird nach Hause geliefert und direkt bis in die Wohnung gebracht.
Für mich ist auch die Verfügbarkeit im online-Handel ein dickes Plus. Früher sind wir oft nach Bonn gefahren, wenn irgendwelche Anschaffungen anstanden. Mittlerweile ist das die absolute Katastrophe, dort in die Innenstadt zu fahren. Die Verkehrsführung wurde so chaotisch geändert, da sollte man viel Zeit einplanen. Wenn man dann eine Stunde und länger unterwegs war, sich ins Parkhaus durch gekämpft hat, dann stundenlang durch irgendwelche Geschäfte rennt um dann das Gesuchte mal wieder nicht zu bekommen, dafür noch 15 Euro Parkgebühren latzt, dann hab ich da keinen Bock drauf. Da setze ich mich lieber zu Hause mit dem Handy hin und bestelle einfach was ich will. Ist ein Artikel bei Shop A nicht verfügbar, bestelle ich eben bei Shop B, C oder D. Denn wie oft kommt man denn in einen Laden und dann gibts die gewünschte Größe, das gewünschte Modell, die bevorzugte Farbe, usw. nicht. Dann wird das bestellt und eine Woche später tanzt man wieder da an, um die Ware abzuholen. Nee, danke. Da bestelle ich lieber online, kriege was ich will und muss gar nicht aus dem Haus.
Wem es gefällt stundenlang durch die Geschäfte zu bummeln, der kann das gern machen. Für mich ist das verschenkte Lebenszeit. Da mache ich mir lieber mit Frauchen einen schönen Tag, treffe mich mit Freunden, mache einen Ausflug oder was auch immer. Ich denke, online-Handel und der stationäre Einzelhandel haben beide ihre Berechtigung. Jeder soll so einkaufen, wie es ihm Spaß macht. Und Konkurrenz belebt nun mal das Geschäft.
Pauschale Verurteilungen des einen oder des anderen sind nicht im geringsten angebracht. Deshalb habe ich versucht zu erklären, warum ich den stationären Handel meide, soweit das möglich ist. Nur weil man man etwas nicht mag, heißt das nicht, es ist schlecht!
Viele Grüße,
micha