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RE: DDR-Thema

#61 von Buhli , 07.10.2013 13:17

"Mit den unsinnigen Vergleichen hier hat kreutzer angefangen mit der Behauptung, einem Hartz4-Enpfänger heute gehe es besser als einem Normalverdiener in der DDR."
Ich bin mal etwas zynisch.
Wenn sich das auf Reisefreiheit bezieht, hat er doch recht. Bananen kann der H4ler auch haben. Arbeiten gehen muss er nicht. Da ging es nicht nur den Normalverdienern in der DDR wesentlich "dreckiger".
Hansrudi, Kehrwoche hat die Lebensumstände für Leute ohne Familienbindung ganz gut beschrieben. Ob ich in DD oder B gelebt habe, mit 800,- bis 1000,-M ließ es sich klasse leben. Selbst wenn man aus der Hauptstadt der DDR eine Menge Artikel mitgebracht hat, die das Budget strapaziert haben. Auslegen hieß auch damals, warten bisdas Geld zurück kam.


Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: DDR-Thema

#62 von altberlin ( gelöscht ) , 07.10.2013 15:44

Dem Hartz IV-Empfänger geht es insofern besser, als das er das Geld für lau erhält, und das auch und besonders, wenn er sich mit dieser Art von Lebensunterhalt über Jahre angefreundet hat. Hier sollte nachweisliche Bequemlichkeit zu spürbaren Leistungseinschnitten führen, etwa wenn der Weg zur Arbeit zu weit ist (in BW wird bereits bei mehr als 30 min protestiert) oder Flexibilität bezüglich des Arbeitsortes grundsätzlich abgelehnt wird, ohne triftige Begründung.
Im Osten mußte man für vergleichbaren Lebensstandard arbeiten.
Heute hingegen lohnt sich für viele nicht einmal die normale Arbeit, weil man trotzdem Stütze erbetteln muß


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RE: DDR-Thema

#63 von Smithie23 , 07.10.2013 15:52

Deshalb verzichten hier Viele auf Stütze, auch wenn sie Anspruch drauf hätten, weil die noch dieses Ehrgefühl von Arbeit kennen und nicht als Bittsteller auftreten wollen.

Sachsen Anhalt - das Land der Frühaufsteher ... ein toller Slogan. Die Leute hier sagen aber: Das Land der Frühaufsteher, weil man sehr früh aufstehen muss, wenn man ins Nachbar-Bundesland zur Arbeit muss oder weil man für sein Geld noch früher mit Arbeiten anfangen muss und trotzdem erst spät nach Hause kommt !

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RE: DDR-Thema

#64 von kreutzer_ , 07.10.2013 22:45

Zitat von Smithie23 im Beitrag #63
Deshalb verzichten hier Viele auf Stütze, auch wenn sie Anspruch drauf hätten, weil die noch dieses Ehrgefühl von Arbeit kennen und nicht als Bittsteller auftreten wollen.



Als ich das gelesen hatte, mußte ich mir gleich ein Taschentuch holen.

Weil, ich habs etwas anders in Erinnerung. Eher so, daß manche aus dem Beitrittsgebiet meinen, jetzt ist das Paradies ausgebrochen.

So hatte im Lande der Frühaufsteher, dort Langzeitarbeitslose 12 %, eine Volksabstimmung stattgefunden, es ging um die Ganztagesbetreuung für alle Kinder durch den Steuerzahler.

Die Nachfolger sowieso und auch die Frühaufsteher waren mit 60 % in der Volksabstimmung der Meinung, auch für Haushalte, wo bereits beide Elternteile arbeitslos zuhause sind, sollte zusätzlich eine Gratis-Ganztagesbetreuung für die Kinder drin sein, offensichtlich damit die Eltern das RTL-Vormittagsprogramm von Richterin Barbara Salesch nicht verpassen, und eventuell durch die Kinderversorgung gestört werden könnten.

Glücklicherweise scheiterte die Abstimmung, aber nur, weil die erforderliche Beteiligungsquote nicht erreicht wurde.

Aber viele Früh-Aufsteher waren total traurig. Ganz besonders traurig waren die Nachfolger, weil doch hier eine Errungenschaft aus Unserer Republik verschwinden sollte. Aber, mit der Erinnerung, wie immer, haperte es etwas. Denn Arbeitslose, die zuhause bleiben, gabs in Unserer Republik nicht. Da mußte man halt auch bei Wolfen für H4-Minus in der Chemiebrühe stehen, und wenn nicht, gabs immer noch den §249(1) StGB-DDR.

Der damalige MP Böhmer meinte, ganz Landesvater, viele Menschen hätten inzwischen die alte DDR- Mentalität überwunden, daß der Staat für alles verantwortlich sei.

Vor dem Hintergrund desolater Landesfinanzen und angesichts von über 275.000 Arbeitslosen im Land, jedenfalls positiv, daß eine derartig dreiste Vollversorgungsmentalität der Kinderversorgung diese Frühaufsteher nun doch nicht durchsetzen konnten.


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RE: DDR-Thema

#65 von Paule , 08.10.2013 06:59

Als ich das lesen musste, konnte ich mir gleich mein Frühaufstehertaschentuch holen.

Dank der christlich demokratischen Nachfolger ist ein vorzeitiges Aufstehen für eine Volksabstimmung zur Gratisganztagesbetreuung (zumindest für ALG I - Empfänger, da wird nur begrenzt angerechnet) nicht notwendig. Das Zauberwort heißt: Betreuungsgeld.

Somit werden unsere jüngsten Frühaufsteher schon mit RTL-Vormittagsprogramm von Richterin Barbara Salesch sozialisiert und ich gehe davon aus, damit ist der erste Grundstein für noch mehr Juristen in unserem schönen Land gelegt.

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RE: DDR-Thema

#66 von Smithie23 , 08.10.2013 08:18

kreutzer, würde es nach mir gehen, dann wären Kindergärten die Regel - egal ob die Eltern arbeiten gehen oder nicht. Lieber das Kind geht in Kindergarten, als zu Hause zu verdummen !

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RE: DDR-Thema

#67 von kreutzer_ , 08.10.2013 08:44

Bei manchen Einwendungen hier muß ich doch dem Professor, Name fällt mir grad nicht ein, von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur an der Freien Universität Berlin zustimmen, der da meint, das layomante Herumgejammere wird auch weiter vererbt.

Soweit es nun das auch von mir nicht besonderes geschätzte Betreuungsgeld angeht, sind wohl Leute, wo der finanzielle Papa sowieso schon der Sozialversorgungsstaat ist, vom zusätzlichen staatlichen Geldsegen des Betreuungsgeldes ausgeschlossen.

Die Innovation der Früh-Aufsteher bestand doch gerade im Gegenteil darin, den ohnehin den ganzen Tag zuhause sitzenden Eltern die Bürde der Kindererziehung und des Stullenschmierens auch noch abzunehmen. Denn wie der Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky mal sagte, in seinem Bezirk gäbe es ganze Straßenzüge, wo morgens nur noch die Kinder aufstehen. Diesen Zustand sollte man offensichtlich nach Meinung der Frühaufsteher, jedenfalls derjenigen 60 % die für die Innovation gestimmt haben, nicht gefährden.

Wie Mitarbeiter der Hellersdorfer Einrichtung "Arche" berichten, sind viele H4 Eltern auf gut deutsch einfach zu faul, sich um ihre Kinder zu kümmern. "Wir beobachten häufig Vernachlässigungen der Kinder, z. B. wo die Eltern ihre Kinder einfach nachmittags rausschicken und diese erst abends wieder nach Hause kommen dürfen."


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RE: DDR-Thema

#68 von Smithie23 , 08.10.2013 10:45

Kreutzer, wirf doch nicht Berlin mit dem Land der Frühaufsteher zusammen. Ich weiss, für dich sind Ossi und Neue BL alle gleich.

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RE: DDR-Thema

#69 von altberlin ( gelöscht ) , 08.10.2013 15:47

Zitat von kreutzer_ im Beitrag #67
Bei manchen Einwendungen hier muß ich doch dem Professor, Name fällt mir grad nicht ein, von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur an der Freien Universität Berlin zustimmen, der da meint, ...

Ja ja, eine Bundesstiftung .Ein Insider, was DDR-Themen anbelangt, wie ich sehe. Liest der auch regelmäßig BILD ?

Zitat
Wie Mitarbeiter der Hellersdorfer Einrichtung "Arche" berichten, sind viele H4 Eltern auf gut deutsch einfach zu faul, sich um ihre Kinder zu kümmern. "Wir beobachten häufig Vernachlässigungen der Kinder, z. B. wo die Eltern ihre Kinder einfach nachmittags rausschicken und diese erst abends wieder nach Hause kommen dürfen."


Umso besser, wenn die Kids eine Kita aufsuchen. Dort sind sie doch besser aufgehoben als im "asozialen Elternhaus". Oder stimmt das etwa nicht ?

Frage: Bist du als Kind nicht freiwillig nachmittags rausgegangen und möglichst spät wiedergekommen ?
Meiner Generation, Jahrgänge um 1950 +/-5 Jahre ging es so. Ist doch besser als Familienprogramm der Privaten zu schauen oder
mit dem Gameboy rumzuhocken.
Ich lach mich allmählich schlapp,


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RE: DDR-Thema

#70 von kreutzer_ , 08.10.2013 17:42

Ehe hier herzig weiter palavert wird und sich "schlapp gelacht" wird, ein Bericht, wie die Rundumversorgung in Sozialamtsdeutschland zu Fehlsteuerungen führt, hier am Beispiel der Arche im Ostberliner Bezirk Hellersdorf:

Das zehnjährige Kind sagt, Mutter kocht nie, sie ist zu faul. Wenn es mal was Warmes gibt, dann nur, weil die Zehnjährige kocht. (0:52)

Eine andere Mutter kommt zur Gratis-Verköstigung gleich mit, ist so bequemer, "weil ich gleich hier 'rübergehen kann und essen". Sie hängt dann nicht zuhause rum und "kommt unter andere Leute". (1:16)

Die Arche Köchin berichtet "Es kommen viele Kinder zum Mittagessen die total ausgehungert sind, die eben auch kein Frühstück kriegen, die keine Frühstücksstullen mitbekommen". Die Frage der Reporterin, ob denn bei mehr Hartz 4 für die Kinder (das Video spielte vor der letzten Erhöhung der H4 Kindersätze) die Eltern wieder kochen würden, beantwortete die Arche-Köchin kurz und knackig: "Nein, auf keinen Fall". (1:41)

http://www.youtube.com/watch?v=Tz147xpIfFE

Dass auch anderweitig eine derartige Erwartungshaltung gepflegt wird, die Elternpflichten der Allgemeinheit überzuhelfen, sieht man ja an der 60-igen Zustimmung der Frühaufsteher bei besagten Volksentscheid.

Den Nachfolgern, im Beitrittsgebiet auch eine gewisse Größe, schwebt ja eine noch großzügigere Vollversorgung vor, sie sind für die bedinungslose und zeitlich unbefristete Alimentation von Gesunden und Arbeitsfähigen, es reicht, wenn eben einer keinen Bock auf Arbeit hat.


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RE: DDR-Thema

#71 von altberlin ( gelöscht ) , 08.10.2013 18:08

Mein lieber kreuzer_, mir ist die "Arche" wohl bekannt, da ich auch Fernsehanstalten aus dem Osten der Republik schaue.
Sicher gibt es diese negativen Beispiele, und die "Arche" ist die (eine) Auffangstation für Kinder aus diesen miesen Verhältnissen.
Um deinen Begriff palavern aufzugreifen, tust du genau das immer wieder zum Thema Sozialamtsdeutschland.
Wenn sich der Staat (die zuständigen Ministerien und Folgebehörden) vernünftig um ihre Untertanen kümmern würden, wäre Abhilfe
möglich. Aber die Abgeglittenen der Gesellschaft, Langzeit-Hartz IV-er, einfach sich selbst zu überlassen ohne jeglichen wirksamen
Druck ist doch der Grund dafür, das solche Verhältnisse entstehen.
Übrigens ein gesamtdeutsches Phänomen, kein allein ostdeutsches.
Kluge Spruche einer Noch-Ministerin Schröder oder der Supervorzeigemutter Frau v.d.Leyen allein bewirken keine Besserung. Regelmäßige
Anprangerungen und Berichterstattungen in den Medien, die in Abständen dann immer wieder auftauchen, ebenfalls nicht.
Aber aktive, nachhaltige Hilfe, etwa Arbeit vor Ort, Fehlanzeige. Oder sollen sich die (auch alleinerziehende) Eltern von kleineren
Kindern ebenfalls bundesweit in das Heer der Arbeitssklaven bei der Zeitarbeit eingliedern?
Die Kinder landen dann (aber nicht kostenlos) in Verwahranstalten, oder wie soll das laufen ?
Die Eltern, die du beschreibst, packen es nicht mehr allein, das ist teilweise bereits die Folgegeneration der Wendeopfer. Sie brauchen
Hilfe. Aber das Geld wird lieber in Afghanistan für die "Freiheit" verschleudert, in Mali oder anderswo. Und im eigenen Land beginnt die
Luft ebenfalls zu brennen.


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RE: DDR-Thema

#72 von kreutzer_ , 08.10.2013 22:53

Zitat von altberlin im Beitrag #71

Wenn sich der Staat (die zuständigen Ministerien und Folgebehörden) vernünftig um ihre Untertanen kümmern würden, wäre Abhilfe
möglich.



Es wird sich in Sozialamtsdeutschland genügend gekümmert. Es gibt wohl nur wenige Länder auf der Welt, wo soviel für Soziales ausgegeben wird.

Im Jahr 2000 betrug der Anteil der Sozialausgaben noch gut ein Drittel der Gesamtausgaben des Bundes, zehn Jahre später ist es fast die Hälfte.

Man sollte eine Befristung der Sozialfürsorge zumindest für Jüngere einführen, danach gibt es nur noch Gutscheine.

Ich bin ja nicht dafür, daß man grundsätzlich wie in Unserer Republik eine allgemeine Arbeitspflicht einführt, aber die von Sozialgeld Lebenden sollten als Gesunde und insbesondere Jüngere gezwungen werden, sich zumindet einen Teil der Sozialunterstützung in einer kommunal organisierten Vollzeittätigkeit zu verdienen. Das hilft ungemein zur Motivation, sich doch eventuell einen nicht so ganz attraktiven Vollzeitjob entsprechend der aktuellen Qualifikation anderweitig zu bewerben und es ist ein wirksames Mittel gegen das Kombimodell Stütze plus Schwarzarbeit.

Es gibt in den chronisch klammen Kommunen genügend zu tun, auch Hilfstätigkeit bei der Altenbetreuung sollte kein Tabu sein.

Das wird sowieso kommen, denn einfache Berechnungen bei der Steigerung der Alterskranken zeigen, daß man nicht jedem pflegebedürftigen Alten einen Pfleger zur Verfügung stellen kann und man wird es sich einfach nicht mehr leisten können, daß Millionen, teilweise in Tariflohnhöhe 'entlohnt', nur untätig zuhause herumsitzen können, während die weit verbreiteste Krankheit Dekubitus ist.


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RE: DDR-Thema

#73 von Buhli , 09.10.2013 09:45

http://www.ardmediathek.de/das-erste/rep...mentId=17491032
Es sieht so aus als ob wir die damalige Bundespolitik noch eine Weile bezahlen werden.


Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: DDR-Thema

#74 von kreutzer_ , 09.10.2013 10:35

Zitat von Buhli im Beitrag #73
http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokumentation/goldrausch-die-geschichte-der-treuhand?documentId=17491032
Es sieht so aus als ob wir die damalige Bundespolitik noch eine Weile bezahlen werden.


Ja, das stimmt.

Die Treuhandanstalt macht bis zu ihrer Schließung Ende 1994 Schulden in Höhe von insgesamt 256 Milliarden Mark - umgerechnet rund 150 Millionen Mark jeden Tag. Zudem lässt sich die Treuhand um viele Milliarden Mark betrügen. Dieser Skandal wurde nie vollständig aufgeklärt. Soweit der Klappentext.

Und, Genosse Gysi macht wieder von sich reden:

Zitat
Es geht um Gold in der Schweiz im Wert von mehr als 43 Millionen Euro, das angeblich einem Mandanten von Gysi vorenthalten wird. Zur Rettung seines Mandanten bittet Gysi gar Carsten Maschmeyer um Hilfe. FDP-Mann Kubicki vermutet gleich Verbindungen zum ominösen SED-Altvermögen. Und muss dafür jetzt mit einer Klage Gysis rechnen.



http://www.sueddeutsche.de/politik/verwi...chatz-1.1679916

Der Blogger Brandenstein sah ja schon 2010 die Entwicklung so:

Zitat
Die enge Bindung Gysis an die alten Eliten der SED ist historisch zu erklären. Bereits 1989 wurde Gysi mit Hilfe vom Chef der Stasi-Auslandsaufklärung Markus Wolf als Kandidat dieser Kreise nominiert, um die Selbstauflösung der SED zu verhindern. Der verlässliche Gysi tat dies, indem er die wenigen echten Reformer um den Dresdner Bürgermeister Berghofer *) aus der Partei wies . Durch die Verhinderung der Selbstauflösung "rettete" Gysi auch das Vermögen der SED. Die SED hatte sich den Staat und das Volk 40 Jahre lang zur Beute gemacht. Allein die Immobilienwerte beliefen sich auf Milliarden. Doch neben der deklarierten Aktiva versickerten in den Wendewirren zudem Milliarden an Bargeld. Indizien deuten bis heute auf einen Verbleib der verschwundenen Gelder in der Schweiz und in Liechtenstein hin.

Regierungskommissionen bekamen die Täter nicht zu fassen. Der kluge Jurist Gysi schwieg eisern. Zwar stand er mehrmals davor, in Beugehaft genommen zu werden, doch einer alten bundesrepublikanischen Tradition folgend, wollte er die ganze Sache juristisch aussitzen. Eine Möglichkeit, die ihm nur der Rechtsstaat Bundesrepublik bieten konnte.

Der Hoffnungstrager der Stasi-Clique hatte gar die Stirn, sich als Opfer der Siegerjustiz, als politisch Verfolgter (sic!), zu präsentieren. Eine bemerkenswerte Verdrehung der Tatsachen. Doch tatsächlich wuchs Gras über die Sache und Gysi reüssierte als faktischer Parteiführer der Reformkommunisten und als Liebling der seichten Talkformate der Öffentlich-Rechtlichen.



http://brandenstein-blog.blogspot.de/201...milliarden.html

*) Berghofer machte u.A. den Fehler, die Wahlfälschungen der SED-Clique bei Gericht zuzugeben, was dazu führte, daß der "Ehrenvorsitzende" der Nachfolger, Modrow, der deswegen auch vor dem Gericht stand, heute ein rechtskräftig verurteilter Wahlfälscher ist.


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RE: DDR-Thema

#75 von Smithie23 , 09.10.2013 10:54

Zitat von Buhli im Beitrag #73
http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokumentation/goldrausch-die-geschichte-der-treuhand?documentId=17491032
Es sieht so aus als ob wir die damalige Bundespolitik noch eine Weile bezahlen werden.


hab ich auch ein Stück geguckt. Für mich als 85er Baujahr nicht leicht durchzublicken. Der Grundtenor war für mich: Viele Kapitalisten wollten sich an der DDR bereichern in einer Weise, die man sich gefallen hat lassen, mit Methoden, wo man im Westen für in Knast gegangen oder zumindest vom Hof geprügelt wurde. Und Jahre später wird gemeckert über die marode DDR, seine ach so faule Bevölkerung ... aber gut genug, um sich dran zu bereichern war sie ... Für mich sind diese Herren im Anzug, die da gezeigt wurden, die größte Heuschreckenplage, die dieses Land je gesehen hat.

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