Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum


RE: Gegen die Verklärung

#31 von cilli , 07.01.2013 23:30

Zitat von stasigegner im Beitrag #28

Mann sollte sich immer vor Augen halten, daß die Menschen nur ihr Recht auf Freizügigkeit wahrnehmen wollten zum Teil völlig unpolitisch motiviert.




Auch wenn die Täter der Diktatur, Krenz, Baumgarten, Honecker, Keßler, Streletz, Albrecht und Konsorten teilweise bis zu den höchsten deutschen Gerichten klagten und sogar europäische Gerichte bemühten, überall haben diese unabhängigen Richter festgestellt, daß das Grenzregime des SED-Staats schlicht ein Verbrechen dargestellt hat.
Diese Figuren wußten sehr genau, daß sie großes Unrecht begingen, deswegen die Vertuschungen und Lügen bei jedem Opfer, was von den Wärten umgebracht wurde. Für den normalen Ossi wurde eine besondere Sprache entwickelt, um die Verbrechen zu relativieren und zu verschleiern, um die Schießer zu mobilisieren und um Diskussionen über die tatsächlichen Fluchtgründe zu unterdrücken.

Daher in Staatspresse, in Staatsfernsehen und im Stabü Unterricht auch immer gern gebraucht, der SED-Stasi-Sprech vom 'Grenzdurchbruch'. Grundsätzlich wurde suggeriert, die Armseligen, die nur raus wollten waren fanatische und brutale Gangster, die nichts anderes im Sinne hatten, als die tapferen Mauerschützen umzubringen und die 'Staatsgrenze' zu entwürdigen. Aus meiner Verwandschaft weiß ich, daß die Angehörigen der Wärtereinheiten pyschologisch enorm unter Druck gesetzt wurden, um in jedem flüchtenden unbewaffneten Zivilisten einen gefährliche Banditen zu sehen, der sein Recht auf Leben verwirkt hat.

Nachdem ein staatlicher Totschläger mit der Kalaschnikoff mit Dauerfeuer eines der letzten Opfer, Chris Gueffroy, umbrachte, als der eine 'Räuberleiter' mit seinem Freund zur Überwindung des letzten Hindernisses versuchte, wurde die Mutter von Chris Gueffroy tags danach „zur Klärung eines Sachverhalts“ ins Ost-Berliner Polizeipräsidium Keibelstraße zitiert. Keineswegs wurde ihr der wahre Sachverhalt erläutert. Sondern ihr wurde vorgelogen „Ihr Sohn hat ein Attentat auf eine militärische Einheit begangen. Ihr Sohn ist vor wenigen Stunden gestorben.“


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RE: Gegen die Verklärung

#32 von Björn , 08.01.2013 00:28

Zitat von cilli im Beitrag #31

Für den normalen Ossi wurde eine besondere Sprache entwickelt, um die Verbrechen zu relativieren und zu verschleiern, um die Schießer zu mobilisieren und um Diskussionen über die tatsächlichen Fluchtgründe zu unterdrücken.

In diesem Zusammenhang, hier und sonst auch immer gern gebraucht, der SED-Stasi-Sprech vom 'Grenzdurchbruch'.


Da wundert es mich aber jetzt doch, daß dieser angebliche SED-Stasi-Sprech "Grenzdurchbruch" oder "Grenze durchbrochen" seit vielen Jahren auch bei amerikanischen, arabischen, israelischen oder afghanisch-pakistanisch-indischen Grenzverletzungen (eben gewaltsamen Grenzübertritten) angewendet wird und danach in vielen deutschen Nachrichtenmeldungen großer Medien auftaucht. Selbst im momentanen Syrienkonflikt sind diese beiden Begriffe in letzter Zeit gefallen Sind diese Wortbenutzer jetzt etwa auch alle DDR-Verblendete, wie hier von dir gerade der Anschein erweckt werden soll?

Wer übrigens z.B. mit einem Fahrzeug (egal ob PKW oder LKW oder auch Panzer) versucht, einen Grenzübergang/Grenzeinrichtung unerlaubt passieren/überqueren will und dabei Absperreinrichtungen egal welcher Art durchbricht, was macht er denn dann?? Egal ob nun damals an der innerdeutschen Grenze oder ob das nun ein Palästinenser an der israelischen Grenze oder irgendein "Gegner" an der pakistanisch-indischen Kaschmir-Grenze oder irgendwo sonst auf der Welt ist.


Schandmaul: http://www.youtube.com/watch?v=Fy6XPewlQu4&feature=related

 
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RE: Gegen die Verklärung

#33 von cilli , 08.01.2013 10:42

Komm mir bitte nicht mit Assad, Kaschmir und Pakistan.

Ist dir schon aufgefallen, daß der Hetzsprech "Grenzdurchbruch" mit der Berechtigung zur Liquidation, das ist ja der Hintergrund der Anwendung im SED-Staat, im heutigen Deutschland keine Rolle spielt? Zivilisierte Staaten benötigen so etwas nicht.

Wenn du allerdings sagen willst, in gewisser Weise gibt es Ähnlichkeiten zwischen der syrischen Assad - und der SED-Diktatur, allerdings nur eingeschränkt, würde ich dem nicht widersprechen. Beide Regime waren ja auch gute Freunde. Honecker verschaffte dem damaligen Assad umfangreiche Waffenlieferungen und 12 MIGs wurden diskret von der 'NVA' dem Assad-Regime zugeführt, die NVA-Spezialisten wurden in zivile Uniformen der DDR-Handelsmarine gesteckt, von den Russen vom NVA-Flugplatz 'Marxwalde' nach Syrien transportiert und bereiteten dort die für den Geheimtransport zerlegten und abgebeizten MIGs in einer völkerrechtswidrigen Tarnmaßnahme auf den Kriegseinsatz gegen Israel vor.


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RE: Gegen die Verklärung

#34 von Ilrak , 08.01.2013 11:20

Und die MiGs wurden in Dresden gewartet und die Personale in Bad Düben ausgebildet...
Mann, das ist doch schon längst kalter Kaffee.
Und Assad galt auch bei den Westmächten auch als " Garant für die Stabilität den Region"...
Nur eben will er aktuell nicht sein Land als Aufmarschbasis für den Iranfeldzug zur Verfügung stellen,
also musste man sich was einfallen lassen - und bisher über 30 Millionen Dollar an die " Freiheitskämpfer" zahlen.


P.S .: So schnell schweift man vom Thema ab


Vorbeugen ist besser als nach hinten fallen.

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RE: Gegen die Verklärung

#35 von cilli , 08.01.2013 11:45

Das ist richtig. Der 'kalte Kaffee' ist notwendigerweise über 20 Jahre alt, davor hattest du davon wie auch ich sicherlich davon keinen blauen Dunst. Das hängt damit zusammen, daß nur in den Farben der DDR Informationen zur Verfügung standen. Gestern hatte der Leiter des Grenzübergangs Drewitz im Fernsehen davon berichtet, ihm wurde (angabengemäß möchte ich betonen) nicht der Zweck eines von der Stasi installierten Bauwerks direkt an den Zufahrten zum Kontroll-Bereich erläutert, das sei geheim.

Nach der Wende ist bekannt geworden, es handelte sich um eine mit radioaktives Cäsium 137 arbeitende Gammastrahlen-Kanone, die zum Aufspüren von Flüchtlingen jedem Reisenden eine Dosis Strahlung, unterschiedslos ob Säugling, schwanger oder Kind verpaßte.

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RE: Gegen die Verklärung

#36 von stasigegner ( gelöscht ) , 08.01.2013 11:45

Lieber Björn,

der Vergleich von Fluchthilfe während der DDR Diktatur und den Schleusern von Heute die ihren „Kunden“ ihre letzte Habe abnehmen und in altersschwachen, überfüllten Booten und luftdichten Containern ihrem Schicksal überlassen ist gelinde gesagt schräg.
Zum einen ging es nicht wie von dir behauptet bei der Fluchthilfe aus der DDR zumeist ums Geld. Sondern es waren meistens Leute aus der ehem. DDR bzw. SBZ.
Es waren Leute die noch eine „Rechnung“ mit den Genossen offen hatten, Verwandte oder einfach nur Idealisten die helfen wollten.
Es gab aber auch kommerziell orientierte „Unternehmen“ die auf diesem Gebiet aktiv waren.
Selbst diese sind mit den heutigen „Fluchthelfern“ nicht vergleichbar.
Eine versuchte Republikflucht ohne Gewaltanwendung und Widerstand wurde als „Standard“ mit 18 Monate Knast bestraft.
Wurde ein Fahrzeug benutzt , Menschen gefährdet, Material beschädigt , „Waffen“ tauglich oder untauglich mitgeführt ,handelte es sich um eine Gruppe, bzw. waren Menschen aus dem Westen als Helfer beteiligt usw. erhöhte sich das Strafmaß erheblich.
Wie schon geschrieben halfen die Gummiparagraphen, die Fluchtwilligen einfach wegzusperren und Nachahmer abzuschrecken.
Ich kenne mehrere RF-ler. Da ist keiner unter 18 Monaten weg gekommen und zwar ohne jegliche Gewaltanwendung ihrerseits .

Eines sollte auch noch festgehalten werden:
Zum einen geben einem Soldaten die AK 47 und 60 Schuss doch ein gewisse Überlegenheit zum anderen waren die Waffengesetze der DDR extrem streng.
Ein gängiges Szenario war die Annahme, dass ein GV den ABV von XY überwältigt hat und sich auf die Staatsgrenze zu bewegt.
Die haben dann Nachts freiwillig ihr Seitengewehr aufgepflanzt um gerüstet zu sein wenn der skrupellose Grenzverletzter aus dem Gebüsch springt.
Die meisten GV s kamen doch mit nem Schraubenzieher ner Zange einem Messer und vielleicht einem Beil an eine Grenze von deren Verlauf und Alarmsystem sie keine Ahnung hatten.
Die wußten in der Regel nicht wo die Posten lagen und garnichts, die sind einfach reingelaufen und wurden festgenommen.
Vom DDR System wurde ein Feindbild gegen alle Grenzverletzer aufgebaut um auch schwere Zwischenfälle zu legitimieren.
Also bitte diese Leute nicht kriminalisieren Herr Björn.
Das war keine „normale“ Grenze und diese Grenze richtete sich gegen die Menschen im eigenen Land.
Von wegen auf Wacht für den Frieden. Die GT haben einfach nur aufgepasst, dass von der eigenen Bevölkerung keiner abhaut.
Die überwiegende Zahl von Grenzverletzungen kam auch bezeichnender Weise von freundseits der Grenze.
Ein Kumpel von mir wollte 1987 von Bulgarien nach Jugoslawien abhauen, den haben die Bulgaren dermaßen verdroschen dass er nicht mehr aus den Augen gucken konnte. Und der hat sich nach seiner Erzählung, nach dem hörbaren Durchreissen der Mpi auf den Boden geschmissen und nicht mehr gerührt.
Ihm wurde dann nach Übergabe an die Stasi verboten über die Behandlung durch die bulgarischen Genossen zu sprechen.
Ein Nachbar von mir , ein Berliner den die Stasi wegen „assozialen Verhalten“ aus Berlin in die Provinz verbannt hatte und der bei uns als Hilfsarbeiter in einem Betrieb arbeitete hat in der Kneipe sein „Hab und Gut“ verhökert und anschließend versoffen und uns mitgeteilt er würde jetzt in den Westen abhauen.
Da haben wir noch alle gelacht.
Dann setzte er sich in den nächsten Interzonenzug Richtung Frankfurt/Main und erzählte der Trapo-Streife in Gotha von seinem Vorhaben.
Die haben ihn dann aus dem Zug geholt und er kam nach Erfurt in den Stasiknast.
Dann ging es bei uns im Städtchen los. Die Stasi hat alle Kneipengäste von dem besagten Abend mehrfach „befragt“.
Die wollten mir und den anderen, Mittäter- und Mitwisserschaft anhängen.
Mir hat der Stasiheini gesagt wenn ich weiter so auffalle nimmt es mit mir mal kein gutes Ende.
Der Anschiss folgte dann gleich im nächsten Jahr. Die Reise 86 nach Ungarn zum Queenkonzert im Nepstadion (Karten lagen schon in Budapest)wurde von einer unfreundlichen , uniformierten Mitarbeiterin im VPKA ohne Begründung abgelehnt.
Nach einer Nachfrage warum, und das es für mich wichtig ist, sagte diese Dame „Das wissen sie schon selber“
Ich hatte mit meinem Verhalten die Gnade verwirkt nach Ungarn fahren zu dürfen.


stasigegner
zuletzt bearbeitet 08.01.2013 12:12 | Top

RE: Gegen die Verklärung

#37 von stasigegner ( gelöscht ) , 08.01.2013 12:24

"Ich kenne persönlich (nicht durch irgendwelche Erzählungen nach der Wende) nur eine Person (1966 geboren), die im Spätsommer 1984 versuchte, gegen Bezahlung im vorbereiteten Versteck eines Westwagens über einen "Thüringer" Grenzübergang in die BRD zu kommen. Er wurde an der Grenze entdeckt und war für 5 Monate im Gefängnis,...."


Der junge Mann hatte wohl großes Glück,daß er möglicherweise gerade noch eine Jugendstrafe aufgebrummt bekommen hat. Der hatte anscheinend einen einflussreichen Fürsprecher.
Mich würde mal interessieren wieviel hat denn der Bundi gekriegt der das Auto fuhr?


stasigegner
zuletzt bearbeitet 08.01.2013 12:42 | Top

RE: Gegen die Verklärung

#38 von cilli , 08.01.2013 12:53

Die Versuche, die menschenrechtswidrigen Praktiken des SED-Staats kleinzureden, haben schon etwas Lächerliches, sie wirken gelegentlich auf mich wie schlecht gemachte Realsatire. Dabei liegt der Sachverhalt doch klar auf der Hand. Die Ursache dieses Herumgewirtschaftes ist der Umstand, daß das SED-Regime keine Legitimation besaß.

Und da das so war, hätte sich das SED-Regime frei nach Brecht besser ein eigenes Volk suchen sollen. Da es das nicht tat und stattdessen das dem Regime durch die sowjetische Besatzungsmacht verschaffte Volk einsperrte, sind alle Weiterungen daraus eine ganz normale Folge menschlichen Verhaltens. Denn wer will schon auf Dauer bis zur Rente eingesperrt sein?

Honecker unterzeichnete 'feierlich' in Helsinki Vereinbarungen, die umgehend von seiner größten Stütze, dem Stasi-Chef Mielke durch konspirative Praktiken unterlaufen wurden. Der normale Ossi war auf gewissen Gebieten rechtlos und schutzlos. Die Möglichkeit, staatliches Handeln durch ein Gericht überprüfen zu lassen, hat man sich in der Diktatur geschenkt. Um im Beispiel des Vorposters zu bleiben, es gab kein Gericht, daß man bei Ablehnung der Ungarnreise hätte anrufen können.

Ähnlich funktionierte es bei Ausreisanträgen in meiner Verwandschaft. Erstmal hörte man lange Zeit garnichts. Die Anträge wurden einfach nicht bearbeitet. Faßte man dann mal Mut, bei den 'zuständigen Organen' vorzusprechen, bekam man die Wirkung der Gummi-Paragrafen zu spüren, bei nächstem mal auf Vorsprache könne man mit einer Anklage wegen, fallweise 'staatlicher Behinderung' oder 'staatsfeindlicher Hetze' rechnen. Besaß man gar die Frechheit, etwa Amnesty International darauf hinzuweisen, daß das SED-Regime seine eigenen Helsinki-Verpflichtungen nicht gedenkt einzuhalten, gab es ein Verfahren wegen 'Hetze' sowieso, dann noch zusätzlich wegen 'ungesetzlichter Verbindungsaufnahme'. Kurzum, dann war man blitzschnell ein 'Spion', wie ein unbewaffneter Zivilist ein 'Grenzduchbrecher' war.


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RE: Gegen die Verklärung

#39 von stasigegner ( gelöscht ) , 08.01.2013 14:25

hier noch ein Literaturtip zum Thema Bürgerrechte:

http://www.amazon.de/Die-vergessenen-Opf...e/dp/3548608833

stasigegner

RE: Gegen die Verklärung

#40 von Ilrak , 08.01.2013 15:02

Zitat von cilli im Beitrag #35
Das ist richtig. Der 'kalte Kaffee' ist notwendigerweise über 20 Jahre alt, davor hattest du davon wie auch ich sicherlich davon keinen blauen Dunst.



Doch, die Jungs wohnten ja im Block gegenüber.
Und was im Flugzeugwerk Dresden gemacht wurde,
lies sich auch nicht verheimlichen.
Ich möchte keinesfalls als Anwalt der DDR auftreten,
aber bedenkt bitte, daß viele dieser Maßnahmen ihren
Auslöser früher hatten. Ich weiß, Ihr werdet jetzt entsetzt aufschreien,
aber der Mauerbau z.B. war 1961 eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten.
Konrad Adenauer war, entgegen den heutigen Darstellungen, kein wirklich gütiger Mensch
und hat mit seiner Halsstarrigkeit ("Mit dem Regime in Pannkoff verhandele ich nicht!")vieles
verhindert, was vielleicht sogar dieses Forum heute absolut überflüssig gemacht hätte.
Und wenn nicht VERhandelt wird, muss eben GEhandelt werden. Das eins-zu-vier-arbeiten in Berlin
und der ständige Aderlass an Fachkräften und Sachwerten waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr tragbar.
Zudem waren beide deutsche Staaten in ihren Entscheidungen nicht wirklich souverän.
Es steht völlig außer Zweifel, daß die dann folgende Pervertion der Maßnahmen absolut überzogen
und wohl auch rechtlich fragwürdig war, obwohl rein völkerrechtlich jeder Staat
das Recht hat, seine Grenzen zu sichern - nur eben wie und in welche Richtung?
Zu Zeiten des Kalten Krieges wollte aber eben keiner auch nur einen Zentimeter beigeben.
Und noch eine kleine Rechenaufgabe zum Thema Reisefreiheit :
Nehmen wir mal an, man hätte sich in der DDR zu einer "ungarischen Lösung" durchgerungen -
jeder darf einmal in fünf Jahren in den Westen reisen - mithin , lassen wir mal Babys und Greise weg,
zwei Millionen Leute im Jahr. Jeden davon will man nur 100 Mark an Reisezahlungsmitteln mitgeben,
das ist ja wirklich nicht viel für eine Woche . 200 Millionen D-Mark jedes Jahr . Woher ?
Und daß die Mark der DDR nicht frei konvertierbar war, ist auch nicht ausschließlich die Schuld
der schwachen Wirtschaft- wesentlich schwächere Länder durften auch im IWF mitspielen.
Wer da wohl gebremst hat ?
Wie gesagt, ich will nichts schönreden oder verteidigen, die von Euch gemachten Erfahrungen kann
man nicht wegdiskutieren, und auch in meiner Biografie gibt es einen nicht rational zu erklärenden Bruch,
aber das Forum soll ja auch dem Verstehen dienen, und Politik muss man nunmal im Kontext
der Zeitgeschehnisse sehen.
Und ein was sollte auch klar sein : Die heutige Berichterstattung der ( vermeintlichen ) Sieger
ist sehr tendenziös und nicht immer fair. Und irgendwie wird da der normale"Ossi",also der ,der
kein vom Westen anerkannter Regimegegner war, immer als Depp oder Verbrecher verkauft.


Vorbeugen ist besser als nach hinten fallen.

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zuletzt bearbeitet 08.01.2013 | Top

RE: Gegen die Verklärung

#41 von stasigegner ( gelöscht ) , 08.01.2013 15:15

Zitat:

"Nehmen wir mal an, man hätte sich in der DDR zu einer "ungarischen Lösung" durchgerungen -
jeder darf einmal in fünf Jahren in den Westen reisen - mithin , lassen wir mal Babys und Greise weg,
zwei Millionen Leute im Jahr. Jeden davon will man nur 100 Mark an Reisezahlungsmitteln mitgeben,
das ist ja wirklich nicht viel für eine Woche . 200 Millionen D-Mark jedes Jahr . Woher ?"


So,so es lag am Geldmangel.Interessante Theorie.Jetzt können wir noch streiten ob die DDR aus Geldmangel durch Westreisen oder vorher aus Mangel an Fachkräften durch Nichtrückkehr untergegangen wäre.

Wikipedia:
Der Bau, ständige Ausbau und die jahrzehntelange Unterhaltung der schwer bewachten Grenze in Deutschland war eine große wirtschaftliche Belastung für die DDR. Baumaterial und etwa 40.000 Mann Grenztruppen – Arbeitskräfte, die keine volkswirtschaftlich produktive Arbeit leisten konnten – wurden dafür gebunden. Von 1961 bis 1964 kostete der Aufbau und Betrieb der Grenze insgesamt 1,822 Milliarden Mark der DDR, davon entfielen 400 Millionen Mark auf die Berliner Mauer. Die laufenden Kosten wurden insgesamt auf jährlich etwa 500 Millionen Mark geschätzt. Dazu kamen die dem MfS unterstehenden[13] Passkontrolleinheiten (PKE) mit etwa 38 Millionen Mark jährlich.


stasigegner
zuletzt bearbeitet 08.01.2013 15:30 | Top

RE: Gegen die Verklärung

#42 von Buhli , 08.01.2013 15:36

Stasigegner, hast Du nicht jemanden der glaubwürdig über dieses Thema schreiben kann? Herr Knabe(lari) ist schon mehrmals der Spinnerei überführt worden. "Das Gruselkabinett des Dr. Knabe(lari)" liefert die Beweise Schwarz auf weis. Sprich mal mit echten Hohenschönhausener Insassen. Lies mal Atzes Erlebnisse, die er von einer Führung berichtete. Cilli, da kannst Du den Begriff " Realsatire" verwenden. Dort trifft die Überschrift "Verklärung" richtig ins Schwarze. Zu diesem Thema steht hier schon reichlich geschrieben. Diese Art von Vergessen (Verklärung) können wir bei der Aufarbeitung der 40 Jahre währenden Deutsch-Deutschen Geschichte, auch nicht gebrauchen. Politiker wie Kinkel tun da noch das ihre dazu. Einer seiner Sätze war mal sinngemäß: "Es wird doch gelingen,alles was mit der DDR in Verbindung steht, zu delegitimieren." Meinst Du das sowas dem Zusammenwachsen dienlich ist?


Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
Buhli

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RE: Gegen die Verklärung

#43 von Weinböhlaer , 08.01.2013 15:45

Zitat von Buhli im Beitrag #42
Stasigegner, hast Du nicht jemanden der glaubwürdig über dieses Thema schreiben kann? Herr Knabe(lari) ist schon mehrmals der Spinnerei überführt worden. "Das Gruselkabinett des Dr. Knabe(lari)" liefert die Beweise Schwarz auf weiß


Buhli, Du wirst doch nicht seinen Arbeitgeber kritisieren wollen


Jene, die ihre Schwerter zu Pflugschare schmiedeten,
pflügen nun für die, die ihre Schwerter behielten.

 
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Registriert am: 17.11.2009


RE: Gegen die Verklärung

#44 von stasigegner ( gelöscht ) , 08.01.2013 15:49

stasigegner

RE: Gegen die Verklärung

#45 von Ilrak , 08.01.2013 18:09

Zitat von stasigegner im Beitrag #41



So,so es lag am Geldmangel.Interessante Theorie.

Im Gegenteil, man war sich wohl bewußt, daß von Verwanden versorgte Reisende manche
Versorgungslücke hätten stopfen können, allerdings zu Lasten derer (wenigen), die keine Sippe hatten.
Ein Kollege, der ab und an reisen durfte, füllte vier Tage lang Regale auf,
um am letzten dann das Geld auf den Kopp zu kloppen.
Wieder zurück, hat er die Sachen 1 zu 5 vertickert. Das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein.
Mein Vater durfte auch zwei Mal zu Opa, und war immer ziemlich ernüchtert bei der Rückkehr.
Schon nach dem ersten Mal war Übersiedeln kein Thema mehr.

Und noch was : Legt nicht immer heutige Maßstäbe von Politik, Freiheit und ähnlichen an,
das funktioniert nicht !
Auch wenn Ihr es nicht gern hört :
Auch der Westen hatte sein Interesse dran, das alles so bleibt und war genauso nicht zimperlich.


Vorbeugen ist besser als nach hinten fallen.

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zuletzt bearbeitet 08.01.2013 | Top

   

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