Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
Gesellschaft » Rund ums Handwerk, Hilfe, Tipps und Allgemeines
Bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum mit Landkarte. Ossis und Wessis diskutieren hier über Gott und die Welt. Aktuelle Themen aus vielen Bereichen, Alltägliches, Themen zur deutschen Geschichte und natürlich regelmäßige Treffen machen diese Plattform aus.
Seit einigen Monaten leite ich eine Niederlassung einer Hausverwaltung für den "bautechnischen Teil" - die Buchhaltung wird in der Zentrale erledigt..... Ich habe davor jahrelang selbstständig im Bereich Sanierung im Bestand und Umbauten im Altbau gearbeitet. In der Zeit habe ich einige sehr gute Partner gefunden...
Derzeit "schlage" ich mich mit einer Firma, die seit Jahren Renovierungen für die Eigentümer angeboten hat, mein Vorgänger war der Meinung "Hauptsache billig" - Anstrich für 2,20 netto .... da habe ich keine Fragen mehr - Bilder einzustellen, damit Du die Qualität selbst einschätzen kannst, verbiete ich mir selbst...... "Mein" Malermeister arbeitet im Durchschnitt für ca. 6,- Euro (netto) - Abdeck- und Abklebearbeiten werden gesondert ausgewiesen, Untergrundvorbereitung oder Tapezieren ist ebenfalls kein Anstrich im Sinne der "Definition" im Leistungsverzeichnis ......
Qualität und Preis müssen eine Einheit bilden - Preisdruck zu Lasten der Qualität ist Nonsens - allerdings erwarte (und kontrolliere) ich beste Qualität bei der Gewährung marktüblicher Preise.
Wir sind so weit weg vom eigentlichen Themenursprung - ABER: Zur Meisterprüfung gehört auch ein klein wenig Betriebswirtschaft, da reichen die paar Brocken, die in der Ausbildung vermittelt wurden einfach nicht aus. Deshalb halte ich die Meisterpflicht für unabdingbar - Kontrollmechanismen seitens der Auftraggeber sind allerdings noch sehr ausbaufähig.
Das wir durch das EU-Recht immer mehr "unterwandert" werden hat nichts mit Verschwörungstheorien zu tun - während in Deutschland ein Maurermeister einen langen Weg gehen muss, bevor er den Brief von seiner Kammer erhält, gab es im früheren Jugoslawien eine "Regelung", dass derjenige, der mal ein Haus gebaut hat, den Meisterbrief erhalten durfte.....
Das es in dem Zusammenhang auf Grund falsch verstandener Gedanken bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit zu einigen Auswüchsen kommt (Es soll sogar Firmen geben, die Fassaden mit Dispersionsfarben vollschmieren.), ist eigentlich eine logisch-unlogische Konsequenz.
Ich habe mal einen neuen Thread zum Thema eröffnet, da wir im anderen ja sowas von OT sind. Die Mods mögen mir die Verwendung des Vollzitates nachsehen, es dient meiner Meinung nach nur der besseren Verständlichkeit des nachfogenden Beitrages .
2,20 netto? Das dürfte nicht mal die Kosten für Material, Werkzeug und Anfahrt decken. Geschweigen denn die Kosten für Altersvorsorge, KK, Betriebshaftpflicht etc.pp. Und etwas verdienen möchte man schließlich auch.
Dispersionsfarbe als Außenanstrich hab ich auch schon erlebt. Habe vor 2 Jahren die Fassade eines Einfamilienhauses gestrichen. Die Eigentümerin hatte das Haus gerade erst gekauft. Die Fassade sah allerdings total scheckig aus. Deshalb sollte sie neu gestrichen werden. Der Vorbesitzer hatte das Haus für den Verkauf etwas "aufgehübscht". Als ich mit dem Hochdruckreiniger kurz mal auf die Wandfläche gehalten habe, kam mir die Brühe schon entgegen. Es wurde einfach mal mit Binderfarbe schnell drübergerollt. Sah gut aus für ein paar Wochen und das wars. Da der Makler der Käuferin zeigen wollte wie toll der Verkäufer alles herrichten läßt, fanden sich im Exposè auch Fotos wo das Haus eingerüstet war. Am Gerüst war wunderbar die Werbung des ausführenden Meisterbetriebes aus Bergisch-Gladbach zu sehen.
Das betriebswirtschaftliche kann ich auch anderswo lernen. Da benötige ich nicht die teure und langwierige Meisterausbildung dafür. Abertausende Menschen aus verschiedensten Branchen mußten das und haben das hinbekommen. Man muß nur wollen. Ich habe das auch in Portugal hinbekommen. Und glaube mir, die Bürokratie in Portugal ist nicht unbedingt weniger als hier in Deutschland. Wenn ich es hinkriege, in einem anderen Land, mit einer anderen Sprache und völlig anderen Steuergesetzen, Verwaltungsvorschriften usw. die betriebswirtschaftlichen Belange zu stemmen, warum sollte das dann nicht im eigenen Land möglich sein? Hier hält der deutsche Staat uns für zu blöd, nur weil wir ein Stück Papier mit dem Namen "Meisterbrief" nicht in der Hand halten.
Noch zur Info. Ich bin in Portugal nicht an der Arbeit gescheitert, mich hats der Liebe wegen ins Rheinland verschlagen.
als erstes: Kann bitte einer der Admin/Mods den neuen Thread gleich bereinigen? Bruder delta sollte für solche Fragen ein eigenes Thema eröffnen......
.................................................
Micha, um hier ein wenig "Licht ins Dunkel" zu bringen, sollten wir uns (also mit "wir" meinte ich ALLE am Thema Interessierten) mit der Geschichte des Handwerks, insbesondere der Be-Meisterung der Besten der Besten etc. beschäftigen. Es gibt Firmen, da steht dran "Meisterbetrieb seit anno Tobak", das muss ja einen Grund haben. Das Handwerk und insbesondere die Handwerksmeister hatten früher ein sehr hohes Ansehen in der Schicht der Nutzer ihrer Leistungen.
Allerdings verabschiede ich mich jetzt erst mal ins Wochenende - aber ich werde mich wieder melden
Notgedrungen mußte ich mich mit Meisterzwang, den Gründen dafür usw. befassen. Es hat mich viel Zeit und Geld gekostet. Aber das scheint das Ziel der Lobbyisten der Handwerkskammer zu sein. Den kleinen Freiberuflichen solange mürbe zu machen bis er endlich aufgibt.
Zitat Es gibt Firmen, da steht dran "Meisterbetrieb seit anno Tobak", das muss ja einen Grund haben.
Natürlich hat das einen Grund. Weil sie über Jahrzehnte Arbeiten in einer Top-Qualität angeboten haben. Daher auch das hohe Ansehen, welches Handwerksbetriebe früher hatten. Und es gibt immer noch sehr viele Handwerksbetriebe in jeder Branche, bei denen die Qualität und Kundenzufriedenheit an erster Stelle stehen. Die nicht am schnellen Euro, sondern an einer langfristigen Zusammenarbeit mit dem Kunden interessiert sind. Das hat aber rein gar nichts damit zu tun, ob ein Meister oder ein Geselle den Betrieb führt. Das hat mit der Einstellung des Chefs und seiner Mitarbeiter gegenüber der Kundschaft zu tun.
Bei meinem letzten Stelle als angestellter Maler stand ebenfalls "Meisterbetrieb seit 1930" überall dran. Gegründet vom Opa der jetzigen Besitzer. Die heutigen Eigentümer sind zwei Brüder, welche die Firma vom Vater übernommen haben. Früher hier in der Region eine Firma mit hohem Ansehen. Heute als Billigbude bekannt. Einer der Chefs ist Malermeister, der andere hat eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich. Der Meister hat natürlich im elterlichen Betrieb die Ausbildung gemacht, war aber so selten wie möglich mit auf Baustellen. So schwer ist die Gesellenprüfung nun auch wieder nicht. Fürs theoretische muß man halt bissel lernen und im praktischen die paar Musterplatten/Musterwände herrichten ist nicht die Welt. Danach saß er im Büro, dann den Meisterbrief gemacht. Böse Zungen behaupten das er sein Meisterstück nicht selbst gemacht hätte. Aber wer weiß was da Wahrheit und was Erzählung ist. Heut sitzt der Herr Meister im Büro. Und zwar den ganzen Tag. Angebote und Rechnungen schreiben. Mehr nicht. Die ganze eigentliche Arbeit macht ein Altgeselle von ca. 60 Jahren. Vom Kundengespräch, übers Aufmaß erstellen bis zur Planung des kompletten Ablaufes und der Organisation der Baustellen. Der zweite Bruder machte die Buchhaltung. Ich habe meinen Chef und Malermeister niemals auf einer Baustelle gesehen. Wie wirkt sich hier der "Meisterbrief" auf die Qualität der Arbeit aus?
Ebenso in der Firma wo ich vorher gearbeitet hab. Der Chef war Malermeister und es gab 3 Gesellen. Gearbeitet wurde zu 90 % für eine städtische Kölner Wohnungsgenossenschaft. Großartig Angebote schreiben fürs Tagesgeschäft war hier nicht nötig, da die Preise gemäß des LV des Rahmenvertrages feststanden. Im Sommer wurde zumeißt Fensteraußenanstrich gemacht, im Winter Treppenhäuser und zwischendurch Leerwohnungen, Wasserschäden, der übliche Kleinkram halt. D.h. es mußte sich nicht mühselig um Aufträge bemüht werden. Alle paar Jahre wurden die Verträge neu ausgeschrieben . Neue Firmen kamen nie zum Zuge. Wer einmal bei der Stadt drin war, der hatte es geschafft. Kölscher Klüngel eben! Alle Arbeiten wurden auch hier von Gesellen gemacht. Kamen zusätzliche Arbeiten dazu, haben wir das mit dem zuständigen Techniker abgeklärt. Sämtliche Absprachen bei größeren Baustellen mit der Bauleitung wurden von den Gesellen gemacht. Aufmaß wurde ebenfalls von uns gemacht. Auch die Abnahme der Baustelle wurde vom Gesellen durchgeführt. Der Chef und Meister fuhr lieber mit dem Wohnmobil durch Italien oder kreuzte auf der AIDA durchs Mittelmeer. Nur Rechnungen schreiben, das konnte er. Ganz schnell ging das. Ich hab ihn nie mit ner weißen Hose gesehen. Auf Baustellen kam er nur, wenn dringend Material gebracht werden mußte oder zum motzen. Wie wirkt sich hier der "Meisterbrief" auf die Qualität der ausgeführten Arbeit aus?
Vielleicht Einzelfälle? Vielleicht auch nicht. So oder so ähnlich höre ich es allerdings von etlichen Berufskollegen oder Freunden und Bekannten, die ebenfalls im Handwerk tätig sind.
@michaka Leider sind das alles keine Einzelfälle mehr. Ich habe eher das Gefühl, dass es zum "Volkssport" unter den Handwerkern gehört, die Kunden zu belügen, betrügen und zum kröneneden Abschluss abzuzocken. Wenn ich deine Beispiele so lese, könntest du genausogut hier wohnen und arbeiten. Nur hättest du auf dem Land noch ein viel größeres Problem, sowohl mit Kunden, als auch Kollegen. Wenn du hier echten Pfusch beim Namen nennst, wirst du zum Aussätzigen, weil: "Ich möchte noch einmal betonen, dass wir die Firmen vor Ort unterstützen!" (Originalaussage einer Kundin) und "Wir Handwerker müssen zusammen halten". Für die Handwerker, bei denen Qualität und Kundenzufriedenheit an erster Stelle steht ist das die Hölle, bzw. irgendwann nur noch ein Spießrutenlauf. Da wird dann tatsächlich mit ALLEN Mitteln gegen dich gearbeitet. Was bleibt dir irgendwann, wenn die Aufträge immer weniger werden? Hier gibt es weder Handwerkerehre mehr, noch Hanwerkerstolz - stolz sind sie nur noch, wenn sie dem Kunden mehr Geld aus der Tasche gezogen haben, als der Kollege. Da kriegst du echt das große K.....!
@delta: Ich schreibe es nur ein Mal - aber ich meine es ganz sicher ernst: Dieses Thema sollte sich - so wie vom Ersteller des Eingangsbeitrages angeregt - mit den Zugangsbeschränkungen und daraus resultierenden weiteren Markt-Befindlichkeiten durch den "Meisterzwang" beschäftigen. Fachfragen zu verschiedenen Malertechniken, Materialverträglichkeiten oder ähnlich ablenkenden Gedanken kannst Du gern in einem neuen Thread stellen oder im Bauforum anbringen. Glaub es mir: Wenn Du diese Hinweise beherzigst - ich hatte ja schon mal was bezüglich der Wahrnehmung der "Inhaltsleere" von Beiträgen sogenannter Vielschreiber dargelegt - so werden auch Dir ernsthafte Antworten und Hilfestellungen zuteil. .........................................................
Micha, das Thema ist insgesamt so komplex und auch so interessant, dass sich eine aufwändige Beschäftigung mit den einschlägigen Rechtsvorschriften immer wieder aufs Neue lohnt - ich habe diesbezüglich heute mal das Lieblingsspielzeug vieler Internetnutzer die "Glas-Google" verwendet.
Zuallererst muss man fetstellen, dass der Meisterbrief historisch gesehen einen hohen Stellenwert im Bewusstsein der Bevölkerung hat. Demgegenüber muss man auch feststellen, dass es Betriebsinhaber gibt - und davon wiederum nicht allzuwenige - , die sich auf diesem Brief ausruhen, auf dem Stand von (z. B.) 1970 weiterarbeiten und die Qualitätsansprüche an die eigene Tätigkeit nicht sooo eng sehen. Als Drittes wiederum muss man feststellen, dass mit der "Freizügigkeit" durch die EU-Verordnungen eine Wettbewerbsverzerrung in Deutschland eingetreten WÄRE, hätte es nicht diverse Veränderungen in der Gesetzgebung gegeben.
Grundproblem in der deutschen Regulierungswut ist allerdings die mangelhafte Übersichtlichkeit und Transparenz. Ich selbst war bis vor wenigen Minuten noch der Meinung, dass nur ein Malermeister einen Malerbetrieb nach Handwerksordnung anmelden darf.
IRRTUM: Seit 2005 bereits besteht dieser Meisterzwang nicht mehr - gleichwohl sind aber mindestens 6 Jahre Berufserfahrung und davon 4 Jahre in "leitender Tätigkeit" zum Beispiel als Vorarbeiter oder Kolonnenführer oder oder oder nachzuweisen, um ohne Meisterbrief einen Betrieb anmelden und führen zu dürfen. Lass es mich bitte mal dezent so ausdrücken: Die 150 Euro Jahresbeitrag zur Handwerkskammer (es können umsatzabhängig durchaus auch 600 Eus werden - aber wer den Umsatz generiert, dass er 600 Euro zu zahlen hat, dem dürfte das de facto "egal" sein) sind im Betriebsergebnis eher als die berühmt-berüchtigten peanuts anzusehen. Einziger Unterschied zwischen einem Betrieb eines "Altgesellen" und eines meistergeführten Betriebes ist die Berechtigung zur Ausbildung. Natürlich wird die praktische Ausbildung (zu gelernten Baustellenreinigungskräften und innerbetrieblichen Transportspezialisten) in den meisten Betrieben sowieso durch die Gesellen ausgeführt - was dann als Fachkraft nachwächst, haben sich demzufolge genau die Gesellen auf die Fahnen zu schreiben, die so vehement eine Aufhebung des Meisterzwangs fordern. Natürlich sind auch sehr erfahrene Gesellen in den Prüfungskomissionen für die Gesellenprüfungen - mein früherer Kegelbruder Fred K. hat da Abläufe berichtet, da rolen sich einfach nur die "Fußnägel hoch" .....
Ich setze jetzt erstmal einen ganzen "Sack voll" Links hierher - da können wir uns anschliessend ganz heiter drüber austauschen - ich glaub, das ist es wert...
http://de.wikipedia.org/wiki/Meisterbrief Der Inhaber des Meisterbriefs kann im entsprechenden Handwerk in die Handwerksrolle eingetragen werden und erhält damit die Berechtigung zum selbständigen Betrieb eines zulassungspflichtigen Handwerks. Weiterhin berechtigt der Meisterbrief in einem Handwerksberuf den Besitzer zum Ausbilden von Auszubildenden sowie zum Führen des Titels Meister/Meisterin in Verbindung mit einem zulassungspflichtigen oder zulassungsfreien Handwerk (vgl. § 51, § 51d HwO).
http://de.wikipedia.org/wiki/Meisterzwang Gegner des Meisterzwanges argumentieren, dass der Markt unnötig eingeschränkt wird, Versorgungsengpässe auftreten und die Gründung besonders effizient arbeitender Spezialbetriebe verhindert wird. Die Befürworter verweisen auf die hohen Anforderungen an handwerkliche Berufe – insbesondere im Hinblick auf den Verbraucherschutz –, die nur durch eine entsprechende Ausbildung sichergestellt werden könnten.
http://www.gesetze-im-internet.de/hwo/__7b.html Eine Ausübungsberechtigung für zulassungspflichtige Handwerke, ausgenommen in den Fällen der Nummern 12 und 33 bis 37 der Anlage A, erhält, wer .....
http://de.wikipedia.org/wiki/Meister Der Meister ist durch seine Dreifachqualifikation ein Spezialist für sein Fachgebiet, Ausbilder und Unternehmer.
Zitat von andersdenkerZuallererst muss man fetstellen, dass der Meisterbrief historisch gesehen einen hohen Stellenwert im Bewusstsein der Bevölkerung hat. Demgegenüber muss man auch feststellen, dass es Betriebsinhaber gibt - und davon wiederum nicht allzuwenige - , die sich auf diesem Brief ausruhen, auf dem Stand von (z. B.) 1970 weiterarbeiten und die Qualitätsansprüche an die eigene Tätigkeit nicht sooo eng sehen. Als Drittes wiederum muss man feststellen, dass mit der "Freizügigkeit" durch die EU-Verordnungen eine Wettbewerbsverzerrung in Deutschland eingetreten WÄRE, hätte es nicht diverse Veränderungen in der Gesetzgebung gegeben.
Ausruhen kann sich aber nur, wer genügend Auftraggeber hat. Wie er sie bekommt ist manchmal sehr zweifelhaft. Hier vor Ort haben sich jede Menge sog. Handwerkernetzwerke gebildet, die sich gegenseitig weiter empfehlen. Als Betriebsinhaber habe ich doch in dem Fall absolute Narrenfreiheit. Ich muss mich nicht mehr selbst um Aufträge bemühen, sie kommen ja quasi von allein und nebenbei spielt die Qualität dann auch nur noch eine eher nebensächliche Rolle. Du wirst über das Netzwerk weiter empfohlen und nicht mehr über die Kunden. Ist doch praktisch, oder?
Hier bei uns auf den Lande wird ein Handwerker nur andere Handwerker weiterempfehlen, wenn er der festen Meinung ist, dass die einen guten Job machen. Eine falsche Empfehlung fällt schnell auf den Empfehlenden zurück, er macht sich unglaubwürdig und vergrault damit eigene Kunden. Insofern ist dieses Weiterempfehlen hier eher eine Art gegenseitiger Qualitästkontrolle. Natürlich spielen dabei auch persönliche Gründe für solche Empfehlungen eine Rolle, aber eben nicht nur.
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Ich habe selbst aus früherer Tätigkeit diverse Erfahrungen mit Netzwerken ...
Irgendwer hat immer die Hosen an - irgendwer zieht immer wieder neue Auftraggeber ran - das ist das "Alphatier" ... Lass uns den mal so bezeichnen.
Wenn ich einem nicht so 100-%-qualitätsbewussten Fliesenleger eine schief montierte Schlüterschiene als Eckschutzschiene durchgehen lass - dann fällt das auf mich zurück ..... Die Aufträge kommen nicht von selbst - wenn ein Kunde sich in der kompletten Abwicklung wohlgefühlt hat, dann erzählt er das (zum Beispiel) im Kollegenkreis - das werden dann mal die Empfehlungen durch "Erinnerung", wenn dann einer von den Kollegen selbst einen Umbau plant ....
Sollte es dem "Alphatier" aber egal sein, dann reisst diese Empfehlungskette irgendwann ab.
Problematisch sehe ich die mangelhafte Qualitätskontrolle bei Hausverwaltungen und kommunalen Auftraggebern.
Das hat allerdings nur insofern mit diesem Thema zu tun, als dass wir hier dann bei den sich ausruhenden Betrieben gelandet wären.....
Zitat von joesachseHier bei uns auf den Lande wird ein Handwerker nur andere Handwerker weiterempfehlen, wenn er der festen Meinung ist, dass die einen guten Job machen. Eine falsche Empfehlung fällt schnell auf den Empfehlenden zurück, er macht sich unglaubwürdig und vergrault damit eigene Kunden.
Ja Joe, du hast sicherlich Recht, wenn du es auf die Art siehst. Jetzt sieh es dir mal andersrum an: wenn sich in einem Netzwerk die "Richtigen" finden, dann können sie so ziemlich machen, was sie wollen. Keiner wird dem anderen auf die Füße treten, wenn dann mal was schief geht. Der Kunde selbst weiß es in der Regel nicht besser, als diese bewussten Handwerker. Es geht hier um die schnellen fetten Geschäfte, ohne Rücksicht auf Verluste in Sachen Bausubstanz etc.. Es geht hier auch nicht um offensichtlichen Pfusch, den der Kunde auch erkennen kann (oder wie es andersdenker mit der schiefen Anschlussschiene ausgedrückt hat), sondern um Pfusch, der erst nach Jahren ans Tageslicht kommt. Diese Woche habe ich das erst wieder erlebt: ein Wintergarten aus Holz, der vor 10 Jahren gebaut wurde, wurde vor 2,5 Jahren von einem Kollegen gestrichen. Der Kunde holt mich, weil die Farbe an bestimmten Stellen vollkommen abblättert. Ich stelle fest, dass sich unter dem neuen Anstrich Algen befinden, auf denen natürlich keine Farbe hält. Bei weiterer Betrachtung finde ich total verfaultes Holz unter der Farbe (einfach mal eben so übergestrichen). Also hole ich den Tischler ran, der das Teil gebaut hat. Der entfernt diverse verfaulte Leisten, sodass der Grundbalken sichtbar wird. Die Balken sind alle nicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit gesichert. Die Tischler haben einen Teil des faulenden Balkens entfernt, eine neue Leiste davor gesetzt und weg ist der Pfusch. Für den Kunden bedeutet es, dass er spätestens in 10 Jahren einen komplett neuen Wintergarten bauen kann, weil ihm dann die Grundbalken ringsrum weggefault sind. So, und nun sitzt du als wissender Handwerksmeister zwischen den Stühlen. Sagst du dem Kunden, was ihn erwartet, wirst du ganz schnell keine Aufträge mehr haben, weil der Tischler ja so "seine" Beziehungen hat. Sagst du nichts und der Fall tritt ein, dass die Balken durchfaulen (und der tritt garantiert ein), dann wird der Kunde u.a. dir die Popokarte zuschieben, weil du es ja auch gesehen hast. Was machst du nun? Das ist mein großes Problem hier, wem gegenüber bist du nun loyal? Deinem Kunden, der dich ernährt? Dann wirst du in kürzester Zeit deine Firma schließen können, weil deine Handwerkskollegen dafür sorgen, dass dein Ruf geschädigt wird oder bist du loyal zu deinen Kollegen und deckst Baupfusch ohne Ende? Wie würdest du oder auch alle anderen Foristen, an meiner Stelle entscheiden?
Ich kenne solche Situationen. Wenn ich irgendwo quasi als unabhängiger Sachverständiger aufgefordert wurde, etwas zu analysieren, habe ich dies sachlich und offen getan. Wenn ich dagegen in einem Dreiecksverhältnis stand, d.h. irgend ein Unternehmen hat mir den Auftrag gegeben oder auch nur vermittelt, bei einem Kunden etwas zu konfigurieren, zu installieren oder zu konzipieren, und ich habe dann festgestellt, dass mein Auftraggeber oder -beschaffer Fehler gemacht oder Mist gebaut hatte, dann habe ich immer versucht, dies zu einem Thema zwischen dem Kunden und meinem Auftraggeber zu machen. Ich habe den Kunden einfach darauf hingewiesen, dass er meinem Auftraggeber bestimmte Fragen stellen solle. Dabei habe ich das meist so hin bekommen, dass der Kunde nicht gesagt hat "Mit hat Herr S. gesagt, sich soll fragen", sondern dass der Kunde die Fragestellung verstanden hat und das Problem mit dem Auftraggeber besprochen hat. Wenn ich meinen Auftraggeber gut einschätzen konnte, habe ich auch oft ihm mitgeteilt, dass er bei seinem Kunden ein Problem hat. Allerdings war das in meiner Branche fast immer Unwissenheit und ganz selten Vorsatz. Und gar nicht so selten hatte ich dann auch den Auftrag, mich um die Lösung des Problems zu kümmern.
Wenn Du den Kunden dahin bekommst, dass er den Tischler fragt, wie man dieses Verfaulen verhindern könne und was man tun müsse, dann sind die beiden wieder direkt im Gespräch. Natürlich sollte dies der Kunde als seine Frage wahrnehmen und nicht als eine von Dir vorgegebene. Wenn der Kunde nicht ganz dumm ist, wird er bei fast jeder Antwort des Tischlers die Frage hinterher schieben, warum man dies nicht von Beginn an gemacht habe. Und wenn der Tischler einen Auftrag wittert und von Kunden Geld will, damit er seinen Mist ausbessert, wird der Kunde vielleicht diese Frage auch stellen oder sich vielleicht nach einer Alternative umsehen. In all diesen Fällen spielt sich das Ganze dann aber zwischen dem Kunden und dem Tischler ab und Du bist draußen. Natürlich besteht ein gewisses Restrisiko, dass der Tischler den Kunden noch mal über den Tisch zieht, dann wird es natürlich schwierig für Dich. Wenn der Wettbewerb funktioniert, dann könnte dort ein anderer qualifizierter Betrieb hinzugezogen werden, wenn alles Kungelei ist und sich auch die Tischlereien nicht im Wettbewerb befinden, sonder sich eher gemeinsam über die Kunden her machen, dann wird das alles schwierig.
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Zitat von Bücherwurm....................... Wie würdest du oder auch alle anderen Foristen, an meiner Stelle entscheiden?
Ich habe es in meinem bisherigen Arbeitsleben immer so gehalten, dass ich mich meinem Kunden verpflichtet fühlte.
Wenn einer meiner Partner das anders sehen wollte, dann war es eben nur eine kurze Partnerschaft. Mit dieser Einstellung generiert man auch Umsätze - auf Dauer sogar die besseren.....
In meiner jetzigen Position bin ich wiederum den Eigentümern verpflichtet, die ihr Geld ausgeben, um Arbeiten ausführen zu lassen. Nun bin ich möglicherweise in der beneidenswerten Lage, mir in den Jahren meiner Berufstätigkeit ein umfassendes und zum Teil branchenübergreifendes Fachwissen angeeignet zu haben - das macht es aber für Handwerker nur schwerer, etwas zu verstecken. Ohne Abnahme kein Geld - bei offensichtlichen Mängeln gibt es Möglichkeiten zur Nachbesserung und bei versteckten Mängeln gibt es ebenfalls diverse Möglichkeiten.....
Man sollte sich immer vor Augen halten, dass einem bestimmte Vorgänge auch nach Jahren noch auf die Füsse fallen können - wenn der Kunde in 10 Jahren einen neuen Wintergarten braucht, dann KÖNNTE es passieren, dass eben genau dieser Kunde zu den wenigen Mitmenschen gehört, der sich überlegt, was falsch gelaufen sein könnte .... der Materialprüfungen durchführen lässt, um den Pfusch als verdeckten Mangel nachweisen zu können. Eine Prüfung bei der BAM kostet hierfür knapp 2.000 Euro - einschliesslich schriftlichem Gutachten .. Wie teuer ist ein neuer Wintergarten????? Wer bezahlt den neuen Wintergarten, wenn das Prüfungsergebnis schwarz auf weiß vorliegt??? UND wer hält seinen Ar..h mit hin und verliert etwas von seinem guten Ruf, wenn er solch Verhalten durchgehen lässt????
Es ist nicht jeder Handwerker ein Pfuscher - und nicht jeder Pfuscher, der Beziehungen hat, kann diese zum Pfusch-vertuschen auch nutzen - da ist das gesellschaftliche Gewissen etwas anders gestrickt ...... Wenn es darum geht, eigene Mängel zu verbergen, sind viele zwar einfallsreich, weil Nachbesserungen am Betriebsergebnis nagen - aber sich für andere in die Nesseln zu setzen, das vermeiden die allermeisetn.....
ich dachte nur hier ist dieses "System" so ausgeprägt. Der kölsche Klüngel ist ja weit übers Rheinland hinaus bekannt.
Zitat Wie würdest du oder auch alle anderen Foristen, an meiner Stelle entscheiden?
Ehrliche Antwort: Ich weiß es nicht. Klar wird der ein oder andere sagen, ich würde niemals pfuschen. Doch wenn so etwas wie von Dir beschrieben vorkommt, die Auftragslage vielleicht nicht so rosig ist, es vielleicht um die eigene Existenz geht? Wie wird sich dann entschieden?
@ andersdenker, muß Deine Links erst mal durchlesen bevor ich was sagen kann.
Hab mal Bilder angehängt vom Wasserschenkel meines Schlafzimmerfensters. Unsere Wohnanlage wurde 1998 erbaut. 2010 wurden die Fenster vom Meisterbetrieb lackiert. War bei den Arbeiten nicht dabei. Frauchen sagt, der Maler hat nix geschliffen. Es wurde nur ein Termin gemacht, 1 x Lack und fertig! Ab 04.06.2012 kommt eine andere Malerfirma (ortsansässiger Meisterbetrieb) und wird in der kompletten Wohnanlage den Außenanstrich erneut vornehmen. Werde mir diesmal frei nehmen und dem Kollegen etwas über die Schulter schauen. Ohne natürlich meinen Beruf mitzuteilen. In der ganzen Anlage sind die Fenster so beschi....!
Gruß, micha
Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Zitat Ich habe es in meinem bisherigen Arbeitsleben immer so gehalten, dass ich mich meinem Kunden verpflichtet fühlte.
Gute Einstellung! Aber bist Du die ausführende Firma? Wenn ich es richtig verstanden habe, bist Du das nicht. Du vergibst die Aufträge, stehst sozusagen auf der anderen Seite. Verbessere mich bitte wenn ich falsch liege. Aber so habe ich das jetzt in Erinnerung. Dazu kommt, wie Du selbst schreibst:
Zitat Nun bin ich möglicherweise in der beneidenswerten Lage, mir in den Jahren meiner Berufstätigkeit ein umfassendes und zum Teil branchenübergreifendes Fachwissen angeeignet zu haben
Damit hast Du gegenüber dem normalen Kunden, der oftmals Laie ist, einen großen Vorteil.
Ich bin froh, das ich nie in einer solchen Lage war wie Bücherwurm. Meine Kunden waren hauptsächlich 2 private Hausverwaltungen, ansonsten Privatleute. Da zählt nur Qualität. Pfusch ist gar nicht möglich. Als kleiner Krauter ist man drauf angewiesen, das man in der Nachbarschaft und im Bekannten- und Kollegenkreis weiter empfohlen wird. Sonst geht man ganz schnell unter!
Und andersdenker, was sagste zu meinen Fenstern? Auch das ist Qualitätsarbeit eines Meisterbetriebes.
Micha, falls ich Dich daran erinnern darf: Ich war bis vor wenigen Monaten noch selbstständig - und habe hauptsächlich Umbau und Sanierung AUSGEFÜHRT ... als Komplettleistung mit einem (selbst geschaffenen) Netzwerk mit Elektriker, G-W-S-Spezialist, Maler, Dachdecker etc. .. alles in allem knapp 12 Firmen - einige davon sind inzwischen auch wieder mit Aufträgen seitens meines Arbeitgebers bzw. unserer Wohnungseigentümern beschäftigt.
Weißt Du, wenn man aus zwei Wohnungen eine macht - und dabei so ganz nebenbei auch noch ein paar Änderungen in der Raumaufteilung vornimmt ... dann ist man selbst Auftragnehmer und Auftraggeber zugleich . . . .
__________
Dein Fenster sind echt "endgeil" - aber wenn es nur 12 Jahre bis zum ersten Anstrich dauert, da kann es schon mal vorkommen, dass die Schenkel ein gaaaanz klein wenig angequollen sind und einfach keine Farbe mehr mögen ......
Mich würde ja diesbezüglich mal ein Foto von der Außenseite des geschlossenen Fensters interessieren - ich hab da irgendwie ein "Vorstellungsproblem" ;-)
Dieser Beitrag enthält allgemeine Beleidigungen oder persönliche Angriffe
Dieser Beitrag enthält unerwünschte Werbung.
Dieser Beitrag verstößt gegen die Netiquette des Forums.
Beiträge, die IN GROßBUCHSTABEN oder fett geschrieben sind bitte vermeiden.
{[userwarning_empty_error]}
Es wird der oben genannte Grund verwendet. Klicken Sie hier, um den Inhalt der privaten Nachricht anzupassen
Legen Sie hier den Inhalt der PN-Benachrichtigung fest.
Hinweis: Dieses Mitglied wurde bereits 4 Mal verwarnt. Bei einer weiteren Verwarnung wird das Mitglied automatisch gesperrt.
Dieses Forum möchte Menschen zusammenführen, Aufklärungsarbeit leisten und ein gesamtdeutsches Gefühl fördern.
Wer uns unterstellt "wir trauern alten Zeiten hinterher", hat die Mission der Community leider nicht verstanden.
Wir verzichten auf übertriebene Ostalgie und freuen uns über neue Meinungen aus Ost & West und Nord & Süd.