Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: Diskussionsthread zur 'deutschen Geschichte'... - 24
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Zitat von Paule im Beitrag #345Eine Einigung auf meine These "Unrecht gab es auf beiden Seiten" ist wohl nicht möglich?
Ich bin für die klare Bennennung der Sachverhalte. Die Menschen sind aus dem SED-Staat in die Bundesrepublik geflüchtet, und nicht umgekehrt. Es war auch nicht die Bundesrepublik, die dann eine Mauer baute um das 'Volk' an der Flucht zu hindern. Daraus ergeben sich gewisse Schlussfolgerungen, die von der WischiWaschi-These "Unrecht gab es auf beiden Seiten" nicht erfaßt sind und wohl auch nicht sein sollen.
Zitat von kreutzer_ im Beitrag #346Es war auch nicht die Bundesrepublik, die dann eine Mauer baute um das 'Volk' an der Flucht zu hindern.
Da muss ich was verpasst haben, ging die Diskussion nicht über die bizarre Zeit der Entstehung unserer Republiken? Klare Bennung von Sachverhalten doch nur, wenn das ins Kreutzer-Konzept passt. Ansonsten geht das Gemauschel und WischiWaschi los.
Wenn sich unser kreutzer mal den Wutsabber aus dem Mundwinkel gewischt hat und eine Musestunde hat, kann er ja mal beginnen, die Geschichte anhand der Dokumentationen beider Seiten zu betrachten. Schliesslich haben weder die Sowjetunion noch die ihr achsohörige SED den WK 2 vom Zaum gebrochen, in dessen Folge die ganze unselige Entwicklung begann. Dann wird er auch merken, daß es im guten Westen reichlich einflußreiche Kräfte gab - und gibt - die eine Entwicklung im Sinne von Vernunft und Verständnis reichlich oft hintertrieben haben. Ich schrieb es schon mal , Adenauer war nicht wirklich ein guter Mensch. Und wenn man permanent Druck ausgesetzt ist, kann man schon mal falsch reagieren, das muss man den bösen Roten auch zugestehn.
Man mag ja von Adenauer halten was man will. Ich würde sagen, die Westbindung der Bundesrepublik war die richtige Wahl, denn erstens hatten Stalin und seine Nachfolger sowieso nie ernsthaft die Absicht gehabt, im sowjetisch besetzten Teil freie Wahlen zuzulassen. Die angemahnte 'Entwicklung von Vernunft und Verständnis' war bei den obwaltenden Bedingungen, mit denen das SED-Regime am Leben gehalten wurde, nur begrenzt möglich. Man möge nurmal zurückblicken, welche bizarren Gesprächen geführt wurden zu gegenseitigen sportlichen Veranstaltungen oder zum 'Zeitungsaustausch'.
Zweitens hat diese Politik Adenauers die Westmächte soweit mit ins Boot geholt, daß die Versuche der Russen, etwa Westberlin zu schlucken, nicht Wirklichkeit wurden.
So blieb die Deutsche Frage offen, und als die Russen 1989 die Erkenntnis gewannen, daß ihr Dominium ein reines Zuschussgeschäft zu werden drohte, war wenigstens wiederum Dank der westlichen Verankerung eine prosperierende Bundesrepublik da, die den heruntergewirtschaften Laden übernehmen konnte.
Übrigens waren die Tschechoslowakei, Polen und die baltischen Staaten genauso Opfer sowjetischer Expansionsgelüste, und nirgends im Potsdamer Abkommen stand, daß überall da, wo die Rote Armee ihren Fuß hinsetzte, entweder gleich die betreffenden Gebiete okkupiert und einverleibt wurden oder sowjetrussisch kontrollierte Regime ohne Rückhalt in der betroffenen Bevölkerung installiert werden sollten.
Ilrak, Dein Horizont scheint sich nicht nur auf die böse DDR zu beschränken. Wie es scheint auch ohne JW oder ND. Schön wäre es wenn, wie Du meinst, beide Seiten mit Fakten aufgearbeitet werden könnten. Leider z.Zt nicht möglich. Nicht mal die BStU darf diesbezügliches Material veröffentlichen. Daher auch so bizarres Zeug von unserem kreutzer. Die Ursachen immer ignorierend, kann nur solches Zeug fabrizieren. Gern wird ignoriert, dass weniger die Flüchtlinge das Problem waren. Das größere waren die Pendler, die im Westen gearbeitet haben und in der DDR auf Reich gemacht haben. Nicht nur in Berlin.
Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam) Buhli
Zitat von Buhli im Beitrag #350 Gern wird ignoriert, dass weniger die Flüchtlinge das Problem waren.
Natürlich war die millionenfache Flucht von 'DDR-Bürgern' das Problem Nummer 1. Das ganze Gekrampfe mit Mauer und Stacheldraht und einem Spitzelheer im Inneren, die Fluchten zu unterbinden, prägte maßgeblich die Realität in diesem Staate.
Hätte es sich bei der 'DDR' um einen Staat wie etwa Österreich gehalten, wären ganz sicher zolltechnische Vereinbarungen möglich gewesen.
Zitat von Buhli im Beitrag #350... Das größere waren die Pendler, die im Westen gearbeitet haben und in der DDR auf Reich gemacht haben. Nicht nur in Berlin.
Geschichte wiederholt sich wahrscheinlich. Auch heute pendeln wieder tausende, um ihre Arbeitskraft im Westen zu verkaufen. Nur eben ohne Alternative. Die meisten ziehen ja ganz weg . Oder böse gesagt ( smithie, hör mal weg ) : Arbeitsfähige und - willige gehen in den Westen , zurück bleiben die Fuß- und Geschlechtskranken .
Und : wenn man gar nicht mehr weiter weiß , schwingt man die Keule der kommunistischen Gefahr , ohne überhaupt zu hinterfragen : - was ist Kommunismus ? - für wen geht eine Gefahr davon aus ? - war das was wir in der DDR, SU und Anhang erlebt haben , wirklich Kommunismus ? - waren die Leute, die sich Kommunisten nannte, wirklich welche ? Oder saßen die verbliebenen echten vielleicht doch am Ende auch in Bautzen ? Viel wichtiger wäre eine unvoreingenommene, sachliche Fehleranalyse. Liegt der Fehler wirklich im System oder doch eher an den handelnden Personen ? Die gleiche Frage kann man sich ja - eben so unvoreingenommen - für das derzeitige System stellen .
Ja Ilrak, es scheint sich da wirklich was zu wiederholen. Nur eben ohne Zutun der Kommunisten. Unsere Eliten haben damals ganze Arbeit geleistet. Irgendwie muss ja Helmut Schmidt seine Behauptung: "Die bundesdeutsche Elite hat während des Einigungsprozesses komplett versagt." begründen können.
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Zitat von Buhli im Beitrag #353Irgendwie muss ja Helmut Schmidt seine Behauptung: "Die bundesdeutsche Elite hat während des Einigungsprozesses komplett versagt." begründen können.
Altkanzler Schmidt hat dieses und jenes gesagt. und da kann man sich etliches zielgerecht für seine Argumentation heraussuchen.
So hat Schmidt zur Wiedervereinigung auch dies gesagt:
Zitat Im Osten Mitteleuropas gärte es. In Polen, in Ungarn, in der Tschechoslowakei und in der DDR regten sich mächtige Freiheitsbewegungen, massenhaft gingen Menschen auf die Straßen, und allenthalben wankte die kommunistische Diktatur. Für eine solche Lage gab es kein Programm, keine Theorie, kein Gesetz, keine Vereinbarung mit den Alliierten.
Kohl hätte vorsichtig die weitere Entwicklung abwarten können, denn die mächtige Sowjetunion hatte in all jenen Staaten ihre Streitkräfte präsent.
Doch der Kanzler entschloss sich spontan zur Initiative. Seine „Zehn Punkte“ haben den internationalen Prozess der deutschen Wiedervereinigung entscheidend vorangetrieben. Eine nahezu aus dem Stand vollbrachte glänzende Leistung der Vernunft.
Das Ergebnis wiegt in meinen Augen die Fehler auf, die damals auch gemacht wurden. Angesichts des zu erwartenden Widerstands aus Moskau, Paris und London nahm Kohl ein erhebliches Risiko in Kauf. Wenn seine Initiative fehlgeschlagen wäre, dann wären viele über ihn hergefallen.
Und das "Zehn Punkte Programm", welches Kanzler Kohl damals auf den Trümmern der Dresdener Frauenkirche vorstellte, sah keineswegs die staatliche Einheit in absehbarer Zeit vor, es sah noch nicht einmal die Einführung der DM im Osten vor.
Dass es dann ganz anders gekommen ist, hat einen einzigen Grund: Die Ossis wollten den SED-Staat so schnell wie möglich los werden, aber daran wollen sich viele heute nicht mehr erinnern, daß sie damalz auf Biegen und Brechen ihre Ostmark zum Teufel schickten, obwohl etwa der damalige Bundesbankpräsident Pöhl davor warnte, daß dann alles im Osten erstmal den Bach heruntergeht.
Und deswegen wird man in den einschlägigen Foren auch noch in 100 Jahren davon hören, wie die Wessis den Ossis in ihrer Gierigkeit ihre wertvolle VEB-Wirtschaft weggenommen haben, auch wenn es die Ossis waren, die am Ostberliner Alexanderplatz in der Nacht zur Währungsunion die Scheiben der Ostberliner Bank eingetreten haben, um ihre Ostmark gegen DM zu 'tauschen'.
Zitat von Ilrak im Beitrag #352 Die meisten ziehen ja ganz weg . Oder böse gesagt ( smithie, hör mal weg ) : Arbeitsfähige und - willige gehen in den Westen , zurück bleiben die Fuß- und Geschlechtskranken .
Wie schön, dass du die hier gebliebenen so gut kennst - ein richtig hart arbeitender Deutscher ist eben nur ein Wessi oder Einer, der nach Westen pendelt.
Glaub mir, in vielen Bereichen haben die Wessis einen ganz ganz schlechten Ruf, was Arbeitsmoral angeht. Da ist der Ossi bedingt durch seine Erfahrungen, schon etwas weiter. Und er muss trotzdem mehr leisten, als der Wessi und bekommt nur einen Bruchteil des Lohnes. Und was die Allgemeinbildung und das logische Denken angeht - da musste ich beruflich bedingt schon echt seltsame Erfahrungen mit der Spezies WEST machen. Da würden Leute bei uns den Kopf schütteln.
Oh, frag mal jemanden hier, was er von seinen Ostimporten hält . Aber erst spät abends und wenn niemand mehr dabei ist. Für viele Unternehmer sind sie wahre Juwelen. Auch bei uns kann man das sehen - gerade bei Ausbildern und Gruppenleitern ist der Anteil der zugewanderten überdurchschnittlich hoch. Und auch unsere Niederländisch-Dozentin liebt uns, bei uns muss sie nicht beim Urschleim anfangen. Einfache Dinge von Grammatik und Satzbau beispielsweise scheinen hierzulande weitestgegend unbekannt. Na gut, es gibt eben solche und solche . Nur kann man bei den Weggezogenen davon ausgehen, daß sie wirklich wollen, sonst hätten sie ja den Schritt nicht getan. Viele der Daheimgebliebenen ( nicht persönlich nehmen ! ) sind irgendwie bequem ( geworden ?). Ich denk nur an die Zeit , als BMW Leute für Leipzig suchte und offenbarte, daß eine etwa halbjährige Einarbeitungszeit in München, Regensburg oder Dingolfing dazugehört : "Nee, soweit weg , ich muss doch in den Garten... "
Sicherlich, nach der Wende sind etliche, und das waren naturgemäß nicht die Unbeweglichsten, weggezogen und haben entsprechend ihrer Fähigkeiten andernorts ihren Weg gemacht, auch unter den Dagebliebenen gibt es etliche, die frei von Bevormundung und Gängelung ihr Potential nun voll ausschöpfen konnten.
Das soll den Blick aber nicht dafür verstellen, daß es auch eine Menge Leute gab, die sich in der Sozialistischen Wärmestube eingerichtet haben, Freitag um eins ist meins, Hausfrauenverschwindetage und die Werktätigen standen treu hinter dem Beschluss der SED "Aus unseren volkseigenen Betrieben lässt sich noch mehr herausholen".
Das wurde dann auch einigen Genossen zuviel, und sie gaben dem Eulenspiegel den Auftrag, dieses Phänomen der sozialistischen Gammelei mal anzusprechen, wobei die größten gewerbsmäßigen Minderleister und Faullenzer nicht angesprochen werden durften, das Heer von SED-Bonzen auf den unterschiedlichsten Ebenen (SED-Betriebsorganisationen etc), die insbesondere in größeren Betriebseinheiten durchstellten und sich unproduktiv herumdrückten.
Ich habe schon vor einigen Jahren mal, von der Einstellung der Eingeborenen zur Arbeit geschrieben. Ein Unterschied zu den Ossis vor dem Mauerfall, ist auch heute nicht feststellbar. Nach wie vor haben die Marktleiter mehr Probleme mit den Eingeborenen als mit den Zuwanderern. Wenn ich dann den Wessis sage, dass sie mehr Sozialismus haben, als wir ihn in der DDR je hatten, werden ihre Augen groß. Die meisten wollen ja wissen wie ich es meine. Schmidt hat diese Kritik nicht erst vor kurzem geäußert. Vor reichlich 15 Jahren bereits. Diese Kritik hat er dann bei einer Dokumentation über sich wiederholt. Die steht bestimmt nicht in so seriösen Blättern, wie Tagesspiegel oder gar Wikipedia. Ne, da muss man schon mal den Tellerrand suchen um zu erkennen wo es weiter geht.
Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam) Buhli
@Ilrak: unterhalte dich mal mit Hiergebliebenden, was so deren Arbeitsalltag ist. Thema Überstunden und was sie leisten müssen und was sie verdienen ... da bin ich weit weg von "bequem" oder "sich einrichten" ... Natürlich muss man flexibel sein und sich auch umorientieren können und wenn du sagst, dass für einen Job bei BMW Leipzig die Leute nicht bereit waren, nach München etc. zu gehen, um angelernt zu werden, dann waren es die Falschen für den Job. Es gibt aber auch die Variante, dass Wessis von Ossis angelernt werden - der Wessi, der gerade anfängt, aber schon mehr verdient, als der Ossi, der schon Jahre dabei ist.
Morgen ist der 60. Todestag des ehemaligen Bürgermeisters von Berlin, Ernst Reuter.
Weltweit bekannt geworden ist Reuter mit seiner Rede 1948 vor dem Reichstag:
Zitat Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, daß ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt! Es gibt nur eine Möglichkeit für uns alle: gemeinsam so lange zusammenzustehen, bis dieser Kampf gewonnen, bis dieser Kampf endlich durch den Sieg über die Feinde, durch den Sieg über die Macht der Finsternis besiegelt ist.
Die Rolle der SED sah Reuter so:
Zitat Wir möchten der SED nur einen Rat geben: Wenn sie ein neues Symbol braucht, bitte, nicht den Druck der Hände, sondern die Handschellen, die sie den Berlinern anlegten.
Die Handschellen, die sind in Wirklichkeit das Symbol dieser erbärmlichen Kümmerlinge, die für dreißig Silberlinge sich selbst und ihr Volk an eine fremde Macht verkaufen wollen.
Leider mußte das Deutsche Volk warten bis 1989, wo sich diese Worte in der Rede bewahrheiteten:
Zitat "Wir kommen wieder!" Wir kommen wieder in den Ostsektor Berlins, wir kommen auch wieder in die Ostzone Deutschlands!
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