Keiner der hier Lesenden wird bestreiten, dass jeder Tote an der Grenze zwischen den Gesellschaftssystemen, einer zu viel war.
Mal ganz kurz dazwischen:
@ Reporter: Wenn Du die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik als "Zonengrenze" bezeichnest, begibst Du Dich in meinen Augen, auf das aller unterste Parkett der Niveaulosigkeit. Vermutlich fühlst Du Dich dort aber sehr wohl und ich erlaube mir, das zu akzeptieren. Mach weiter so und bleib Dir selber treu.
Trennung
Es wird auch keiner leugnen, dass die Grenze von der Seite der DDR aus, wohl eine der am schärfsten bewachten Grenzen der Welt war.
Aus heutiger Sicht, mit den Jahren des Erkennens, bin ich auch der Meinung, dass jeder Bürger der DDR, der den Hang zum anderen Teil Deutschlands hatte, gehen hätte sollen, mit der Einschränkung, dass er all das, was er in der DDR an Ausbildung und Studium genossen hat und welches ihm in dem anderen System zu Gute gekommen wäre, auf Heller und Pfennig zu bezahlen hat. Hat er also seine Schuld gegenüber der DDR getilgt, soll er hingehen, wohin ihn sein Gewissen trägt.
Die Hanseln, die in der Wendezeit über Ungarn ihrem Heimatland den Rücken gekehrt haben, es waren nicht wenige, stellen vermutlich (genau weiß ich das natürlich nicht) einen gesunden Querschnitt von Menschen dar, die auch in der DDR nie so richtig zurecht gekommen sind ob Ihres Lebensniveaus und ihrer Lebenseinstellung. Ich vermute auch, dass viele von diesen Menschen keinerlei Vorstellungen hatten, was es bedeutet, in einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung zu leben.
Ich erinner mich an einen kleinen Filmbericht, wo eine Frau, mit durch Alkohol und Rauch brüchigen Stimme, freudestrahlen von sich gab, als sie in Passau eintraf:
"... nun bin ich in der Freiheit. Ich und meine drei kleinen Kinder...". Was mag aus dieser Frau und ihren drei kleinen Kindern geworden sein?
Wer bestreitet, dass das Leben in der DDR im Verhältnis zur ganzen Welt, sehr lebenswert war, verschließt die Augen vor der damals herrschenden Realität.
Ja, Südfrüchte gab es nur um die Weihnachtszeit, auf das Auto (wenn man den Trabi so nennt) wartete man 14 und mehr Jahre, nach Spanien und Italien konnte man nicht reisen dafür kostete die Miete für eine Dreiraumwohnung zwischen 40 - 80 Mark. Das Brötchen 5 Pfennig, der Nahverkehr kaum mehr als 20 Pfennig, die Heilfürsorge war kostenfrei, wer das Zeug dazu hatte und ja, bei Bedarf drei Jahre zur NVA gehen mußte, konnte studieren ohne dafür eine müde Mark auf den Tisch zu legen, Kindergarten kostete 35 Mark im Monat pro Kind, Schulbücher waren kostenfrei, Altersarmut war ein Fremdwort, ausreichend Essen stand auf jedem Tisch so wie alle Grundbedürfnisse des Menschen gesichert waren. Ich könnte noch 100 Dinge aufzählen, über die man sich heute Solrgen machen muss und die in der DDR eine Selbstverständlichkeit waren.
Gut, der Farbfernseher kostete 6000 Mark und der Trabi mindestens 8000 Mark und unsere Oberen lebten abgeschirmt in Wandlitz und hatten sicherlich manchen Vorteil.
Aber dieser Vorteil war gegenüber dem, was heute ein Manager mittlerer Leistung oder gar ein Ackermann und Konsorten für sich beansprucht, geradezu lachhaft.
Ich bitte das nicht falsch zu verstehen. Da ich gesund bin, mich arangiert habe und mein Ding anscheinend eingermaßen im Griff habe, geht es mir in diesem Staat nicht schlecht und ich möchte nicht zwingend in die Zeiten der DDR zurück. Das ist aber kein Grund, dass ich mir von nichtwissenden Reportern, sabbernd, erklären lassen muss, wie schlecht es uns doch gegangen ist, weil es ganz einfach nicht stimmt. Unzufriedene Menschen gibt es in jedem Gesellschaftssystem und heute ganz sicher in der Bundesrepublik mehr als seinerzeit in der DDR. Bloß wohin sollen die den auswandern oder "fliehen"? Einen Sozialstaat wie die DDR gibt es nicht mehr. Und weil es diesen nicht mehr gibt, kann die Bundesregierung auch Dinge durchziehen, die einst nicht möglich waren, mit Blick auf die DDR.
Trennung
Das Ministerium für Staatsicherheit hatte überall "Ohren". Na und? Mal davon abgesehen, dass das nicht stimmt aber da Presse, Funk und Fernsehen, dem dödligen Bürger dies permanent suggerieren und derjenige, der entweder keine Ahnung hat (Hallo Reporter) oder jeden Mist glaubt, den er von,
dem Namen nach wissenschaftlichen Einrichtungen, vorgesetzt bekommt, wird es irgendwann, wenn Wissende ausgestorben sind, zur vermeintlichen "Wahrheit".
Wenn ich nicht aktiv gegen den Staat gehandelt habe, hat sich niemand für den Mann / Frau interessiert. Wer allerdings, zurecht oder unrecht, in deren Mühlen geriet, hatte schon so manchen Stein in den Weg bekommen. Erschossen wurde dafür jedoch keiner. Aber die Repressionen konnten schon erheblich sein, was ich heute auch nicht als "gut" bezeichnen kann.
Und wie ist das heute? Die totale Überwachung ab dem Zeitpunkt, wo man sein erstes Handy bekommt, die erste EC-Cart oder den ersten Ausweis, ist gesichert. Ob da die Datenschützer schreien oder nicht. Das interessiert die dafür zuständigen Behörden nicht die Bohne.
Wer also über die Grenze dieses Land verlassen wollte, verließ nicht nur "sein" Land über eine militärisch gesicherte Grenze sondern ein Geslllschaftssystem. Und derjenige wußte, dass er gegen geltendes Recht verstößt und mit drakonischen Strafen oder gar mir dem Leben bezahlen muss, wenn er entdeckt wird. So traurig das im Nachhinein ist, so war es doch entsprechend der Gesetze der DDR eine Realität, die jeder Mensch kannte.
Gruß