Zum Anfang eines. Ich akzeptiere Deine Meinung, ich habe weder die Absicht Dir meine Meinung aufzudrängen oder Dich in Deiner Sichtweise auf die Dinge zu beeinflussen. Aber ich nehme genau wie Du das Recht in Anspruch, meine Sichtweise zu diesem Thema zu schildern. Das hat nichts mit "Wutbeisserei" zu tun. Ich sehe in einer solchen Diskussion die Möglichkeit, auch mal die Dinge generationenübergreifend zu schildern. Du schreibst ja selbst:
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Wir sind unterschiedliche Generationen, folglich gibt es unterschiedliche Sichtweisen, Erfahrungen, Elebnisse.
Warum sollte man diese, auch oft gegenteiligen Erfahrungen und Erlebnisse nicht schildern können? Es könnte dazu beitragen, sich gegenseitig besser zu verstehen.
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Aber ich hatte mit dort etwas geschaffen, deshalb meine
Sichtweise, wohl ähnlich der deiner Eltern/Schwiegereltern. Du wirst disese respektieren müssen.
Ich respektiere das, aber ich teile diese Meinung nicht. In einigen Deiner Sätze zeigst Du die eigentliche Ursache auf. Ihr hattet Euch eingerichtet. Es gab Schnitzel und Brot, ein Dach übern Kopf, Weihnachten und Ostern waren schön. Ihr hattet Euer Häuschen, Eure Wohnung, einen Job. Was wollte man denn mehr? Doch nachfolgenden Generationen reichte dies nicht mehr. Wir wollten nicht mehr diesen bereits in der Kindheit vorgezeichneten Weg gehen. Wir wollten etwas neues, etwas anderes. Wir wollten keine Gruppenzwänge mehr. Wir wollten unser Leben selbst bestimmen. Wenn junge Menschen gegen ein bestehendes System rebellieren, wissen sie meißt nicht mal genau was sie wollen. Sie wissen aber was sie nicht mehr wollen.
Eines Tages werde ich der Generation 60 + angehören. Der dann jungen Generationen wird unsere Lebensweise nicht mehr reichen. Sie werden uns dann vielleicht vorwerfen, warum sie überwacht werden . Wie es zur totalen, lückenlosen Überwachung kommen konnte. Ich werde dann vielleicht von Schnitzeln und Orangen schreiben. Ich werde schreiben, das wir ein Dach übern Kopf hatten, vor unseren Rechnern saßen und diskutierten, das Weihnachten und Ostern auch zu unserer Zeit schon ein schönes Fest war. Und die jungen Leute werden mit Unverständnis reagieren. Sie werden nicht verstehen, wie wir so gleichgültig mit unserem Leben umgegangen sind. Sie werden nicht verstehen, das wir es zugelassen haben, wie langsam aber sicher der Überwachungsstaat in unsere Telefone kroch, in unsere Rechner, in unsere Autos und in unsere Wohnungen.
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Allerdings werden wir ehemaligen DDR-Bürger die Sache kaum objektiv betrachten können. Zu stark ist jeder Einzelne von uns durch eigene Erfahrungen und Erlebnisse geprägt wurden.
Was ist objektiv ? Wer will festlegen, was objektiv sein darf ? Du etwa ? Ich kann es nicht. Auch Axel Springer kann es nicht, Kohl nicht, Merkel nicht.
Niemand kann es, denn was ist objektiv, und aus welcher Sicht betrachtet ?
Zum zweiten Satz gebe ich dir Recht, und der sagt eigentlich nichts weiter, als das dein ganzer Beitrag überflüssig war, ...
Niemand von uns wird jemals objektiv sein. Das schrieb ich doch. Wer festlegt was Objektivität ist, spielt keine Rolle dabei. Das Empfinden des Einzelnen ist in der Regel subjektiv. Wir zwei könnten zusammen ins selbe Lokal gehen, das gleiche Essen bestellen, die gleichen Getränke. Später könnte unser Urteil völlig unterschiedlich ausfallen, denn während Du vielleicht mit dem Schnitzel zufrieden warst, hätte ich lieber ein schönes Steak erwartet.
Hier zeigst Du auch sehr schön das vermeintliche Privileg der Generation 60 +. Während Deine Sicht auf die DDR offenbar so wichtig war, das Du einen Beitrag dazu verfassen mußtest, ist meine Sicht überflüssig. Seltsame Ansicht.
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Eigentlich wollte ich mit meinem Beitrag einen Schlußstrich ziehen unter dieses Thema, jedenfalls für mich, ich konnte nicht erahnen, das es gerade diejenigen sind, die von der DDR nur noch eventuell die letzten paar Jahre bewußt erlebt haben, die hier so arg getroffen sind.
Weißt Du altberlin, in diesen letzten paar Jahren dieser DDR, habe ich mehr Unrecht und mehr Unmenschlichkeit kennen lernen müssen, als in den 25 Jahren nach der Wende. Ich habe erleben müssen, wie man als einzelner hilflos einer Diktatur gegenüber steht, nur weil man nicht so sein wollte wie die Massen. Ich hab nie etwas gegen diesen Staat getan, nichts politisches, nichts kriminelles, gar nichts. Widerstand leisten? Ich wußte wie man "Widerstand" schreibt, aber nicht wie man Widerstand leistet. Ich wollte über mein Leben selbst verfügen, ich wollte einfach so leben wie ich es für richtig hielt. Ich hatte das Pech aus der falschen Familie zu kommen, zumindest in den Augen dieses DDR-Staates. Unsere Familie, auch wir Kinder, haben dies oft zu spüren bekommen. In der Schule, später in der Ausbildung und in der Freizeit.
Schönen Abend noch,
micha