NEID ! SELBSTMITLEID ! JAMMEREI !
Dingen denen ich im täglichen Leben immer wieder begegne. Im realen Leben, wie auch hier im OF. Können wir Deutschen nichts anderes mehr als argwöhnisch Nachbarn, Kollegen, Verwandte und Bekannte zu beäugen? Wieso hat der schon wieder ein neues Auto? Die Schmidts fahren dieses Jahr 3 Wochen nach Amerika? Haste gesehen was der Lothar für ein Riesen - Fernseher hat? Und immer so weiter. Ich kanns einfach nicht mehr hören. Es gab und gibt eben immer Menschen denen es gut geht und es gibt solche die eben zu knabbern haben. Besonders ausgeprägt scheint dies in den neuen Bundesländern zu sein. Ich selbst fahre nur noch selten in die alte Heimat, meist zu Familienfeiern, aber auch da muß ich mir von einigen Verwanden immer wieder anhören wie guts mir doch im Westen geht. Das ich nichts geschenkt bekomme, und tagtäglich hart dafür arbeiten muß, wird geflissentlich übersehen.
Mir, bzw. uns, gehts gut. Finanzielle Probleme kennen wir schon seit längerer Zeit nicht mehr. Aber uns ist nichts geschenkt geworden. Wir mußten uns dies mühselig erarbeiten. Doch ich habe immer öfter das Gefühl, ich müßte mich dafür entschuldigen oder rechtfertigen.
Heute haben wir ein schönes Auto (bezahlt!), wir haben eine sehr schöne Wohnung in einer privaten Wohnanlage, BW 0815 und queeny waren ja schon hier. Es gibt Gärtner, Hausmeister, Reinigungskräfte. Der Winterdienst wird von einer Firma erledigt. Mit dem Aufzug kann ich direkt in die Garage fahren. Ein kleiner Luxus den wir uns gönnen. Das war aber nicht immer so.
Ich stamme aus recht einfachen Verhältnissen. Meine Mutter war Sekretärin und hat uns Kinder jahrelang allein durchgebracht (meinen Bruder und mich) . Mein Vater, bzw. Stiefvater ist Elektriker. Mit 17, im 2. Lehrjahr hab ich meine erste eigene Wohnung bezogen und bin es daher gewöhnt, mich selbst durchs Leben zu schlagen. Das hat mal besser und mal schlechter geklappt. Ende 1989 nach Bayern gezogen, in die Nähe von Bad Kissingen. Mein Startkapital waren damals ganze 20 DM ! Das war so ziemlich alles was ich hatte, als ich in der BRD ankam. Ich habe kurze Zeit bei einem Autozulieferer in der Lackiererei gearbeitet. Dann kam auch schon die Einberufung zur BW. Insgesamt war ich 8 Jahre dort. Zuerst in Bayreuth, dann nach Aufstellung des KLK (Kommando Luftbewegliche Kräfte) nach Regensburg zum Stabs-und Fernmelderegiment 4. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Kommando_Lu...fte/4._Division ) Das KLK gibts heute nicht mehr. Ende der Neunziger wurde mit der Auflösung begonnen und die Einheiten wurden der DSO (Division Spezielle Operationen) zugeführt. Im Rahmen dieser Einheit habe ich an verschiedenen Auslandseinsätzen teilgenommen. Der erste war 1993 Unosom II in Somalia, der letzte als Reservist 2005, irgendwo auf dieser manchmal nicht so schönen Welt. Aber das ist privat und geht keinen was an.
Nach meiner aktiven Zeit, bin ich Ende der Neunziger für gut 2 Jahre nach Portugal an die Algarve gezogen und habe mich dort als selbständiger Maler durchs Leben geschlagen. Nach der Rückkehr in die Bundesrepublik gemeinsam mit meinem Bruder in der Nähe von Dessau ein Haus gebaut. Dazu ein Mehrfamilienhaus (naja, eigentlich eine Ruine) erworben. Kernsanierung. Heute schlag ich mich damit rum, das die Bude auch immer komplett vermietet ist. Im Zuge dieser Investitionen habe ich mich etwas übernommen und stand plötzlich mit 60.000 in den Miesen da. Rückzieher machen ging nicht, denn dann hätte auch mein Bruder sein investiertes Kapital verloren. So bin ich in Kölle gelandet, denn hier gabs im Gegensatz zur Region Dessau-Wittenberg ausreichend Jobs. Ich habe damals zwei Möglichkeiten gehabt. Erstens, ich hätte den Finger heben können und nach mir die Sintflut. Das Amt hätte schon dafür gesorgt, das ich über die Runden komme und nicht verhungern muß. Oder zweitens, ich könnte durchstarten und die Suppe die ich mir selbst eingebrockt hatte auch alleine auslöffeln. Entschieden habe ich mich für Möglichkeit zwei. Mein erster Wohnsitz hier war ein winziges Zimmer in einer WG in einem schon ziemlich runtergekommenen Altbau. Dafür hats aber nur knapp 200 € gekostet. Ich habe als Maler bei einer Zeitarbeitsfirma angefangen, nach Feierabend bei einer Spedition im Lager gejobbt, ich habe als Geld -und Patrouillenfahrer gearbeitet, hab bei einem Kleinunternehmen Gräben für die Telekom gebuddelt, und und und. Ich hab einfach alles getan um an Geld zu kommen. Nach nicht mal 3 Jahren hatte ich meine Schulden komplett abgebaut.
Danach gings Schritt für Schritt aufwärts. Größere Wohnung, neueres Auto, in Urlaub fahren, usw. Frauchen kennengelernt. Sie ist übrigens ebenfalls mit 17 Jahren aus Sachsen-Anhalt nach Bonn gekommen. Allein, ohne Eltern. Hat hier im BmBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) eine Ausbildung gemacht. Heut ist zwar nicht mehr im Ministerium. Gekündigt, da sie nach Berlin versetzt wurde. Arbeitet aber immer noch in Bonn. Gemeinsam haben wir uns das geschaffen, was wir heute haben.
Im Moment habe ich gesundheitliche Probleme und kann die Arbeit auf der Baustelle kaum noch machen. Ich arbeite selbständig, keine Angestellten. Lediglich einen Mitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma habe ich seit einem Jahr bei mir. Da ich aber drauf angewiesen bin selbst eine Arbeitsleistung zu erbringen, stellt mich das momentan vor einige Probleme. Auf Anraten der Ärzte werde ich wohl im nächsten Jahr das Malerhandwerk an den Nagel hängen. Das wäre jetzt eigentlich ein guter Grund in Selbstmitleid zu zerfließen und zu jammern wie ungerecht das Leben ist. Doch das würde mir nicht weiterhelfen. Also werde ich im nächsten Jahr nochmal was neues anfangen müssen. Da wir von Ende Dezember bis Ende Januar 30 Tage durch Mexico reisen, werde ich die Zeit nutzen, um mir Gedanken über die berufliche Zukunft zu machen. Staatliche Hilfe kann ich sowieso nicht erwarten, als Selbständiger darf man zahlen, bekommt aber nix wenns mal nicht so läuft. Allerdings will ich auch gar keine Hilfe. Als erwachsener Mensch kann ich auch für mich alleine sorgen.
Unser Hobby sind Reisen. Wir sind einiges rumgekommen in der Welt. Für dieses Hobby geben wir auch eine Menge Geld aus. Aber wir haben es uns erarbeitet und deshalb hab ich auch kein schlechtes Gewissen, nur weil andere mit einem Miniverdienst gerade so über die Runden kommen. Wir gönnen uns hin und wieder mal eine Städtetrip in diverse Städte/Regionen in Europa. Dieses Jahr waren wir z. B. paar Tage an der englischen Kanalküste, einen Kurztrip an die Algarve haben wir gemacht und Brüssel und Amsterdam besucht. Ende Dezember gehts dann für einen Monat nach Mexico. Und jedesmal muß ich mir anhören wie gut es mir doch geht, das man sich selber das nicht leisten kann, wie teuer das doch ist und so weiter und so fort! Mir stellt sich dann die Frage, warum ändert der Betroffene nichts? Warum unternimmt man selber nichts um die persönliche Situation zu verbessern, anstatt neidvoll auf den zu zeigen dem es besser geht?
Auch hier im Forum gibts Leute die ständig über ihre Situation jammern und anderen die Schuld für ihre Lage geben. Und es gibt die , die es trotz allem auch in der Fremde gepackt haben. Ein Beispiel ist Weinböhlaer. Setzt sich im fortgeschrittenen Alter noch mal auf die Schulbank und holt seinen Meisterbrief nach, arbeitet am Aufbau einer Firma mit und schafft es in relativ kurzer Zeit sich einen gewissen Wohlstand zu erarbeiten. Oder queeny, die mit nichts als ein paar Klamotten und ihren Kindern aus der DDR ausreist und es auch in der Fremde schafft anzupacken und sich ein ordentliches Leben aufzubauen. Und da gibt es noch einige andere hier. Vor solchen Leuten haben ich großen Respekt.
Zum Thema H4 möchte ich nur soviel sagen. Es gibt einige die auf die Hilfe der Solidargemeinschaft angewiesen sind, weil sie z.B. aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können. Für diese Menschen zahle ich gern meine Steuern und finde man sollte es auch diesen Leuten ermöglichen einen einfachen aber anständigen Lebensstandard zu haben. Aber die faulen Nichtsnutze, die es sich in der sozialen Hängematte bequem gemacht haben, würden von mir nicht einen müden cent erhalten!
So und nun kann jeder gern auf mir rumhacken oder noch ein bissel in Selbstmitleid zerfließen. Ist mir wurscht, ich hab ein dickes Fell !
Gruß, micha