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20 Jahre im Westen - was tun ?

#1 von ossi24 , 21.05.2011 15:54

Hallo zusammen,
eigentlich war ich sehr froh das ich vor 20 Jahren diesen Schritt gemeinsam mit meiner Familie gemacht habe. Wir leben hier in Augsburg eigentlich ganz gut die Miete ist bezahlbar und die Wohnung schön. Bei meinem Arbeitgeber bin ich nun auch schon 20 Jahre beschäftigt, doch irgendwie habe ich den Drang wieder in den Osten zu gehen, nicht in mein Heimatbundesland Brandenburg sondern nach Thüringen. Man hat sich dort mal verschiedene Imobilienangebote angesehen und ich muss sagen für das Geld was dort ein Ein-oder Zweifamilienhaus kostet bekomme ich hier nicht mal eine 2 Zimmerwohnung zu kaufen. Das ist das was mich innerlich sehr unruhig macht denn bisher haben wir uns hier kein Wohneigentum angeschafft. Da ich in der Gabelstaplerbranche tätig bin würde ich dort sogar eine Arbeit im selben Umfeld bekommen, vorrausgesetzt mit 48 ist man nicht zu alt ?
Ich habe nun keine Erfahrungen wie im Osten in den Firmen gearbeitet wird und was dort jemand aus meiner Branche verdient, doch was hier(in unserer Firma) in den letzten Jahren los ist das hält man nervlich nicht lange durch, nur noch Stress, 5 mal soviel an Leistung bringen ohne das es etwas für den Geldbeutel bringt und dann die hektischen Leute auf den Strassen und beim Einkaufen, nur noch schnell, schnell.
Habt Ihr gleiche Erfahrungen gemacht, wer kann mir etwas sagen ob man in unserem Alter eine Chance hat ? Wäre es sinnvoll hier alles hinzuwerfen ?

Es wäre schön wenn ich einige Meinungen erhalten würde.

Viele Grüße
Hartmut (Ossi24)

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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#2 von Weilheimer , 21.05.2011 17:22

Wir kommen ja nun beide fast aus derselben Region, dem ehemaligen Kohle- und Energiebezirk. Ich war erst in der vergangenen Woche in dieser Gegend unterwegs und wurde in meiner Meinung bestärkt "dort willste nicht mal begraben werden". In unserem Alter würde ich bleiben wo ich bin. Sicher ist es möglich eine Arbeit im Osten zu finden. Fachkräfte suchen einige Unternehmen dort händeringend, aber als Gegenfrage, wo sind die Fachkräfte denn alle hin, die vorher in diesem Unternehmen gearbeitet haben? Eine andere Frage ist, was machst du, wenn dich dein Chef Ost 9 Monate nach Arbeitsantritt kündigt? Mit über 40 Jahren wird es im Osten schwer einen Job zu finden, der soviel einbringt, den erreichten Lebensstandard zu halten. Außerdem musst du davon ausgehen, nur noch 70% deines jetzigen Gehaltes zu erhalten. Sicher sind Dienstleistungen und das Restaurant im Osten billiger, aber Lebensmittel sind gleich teuer. Zudem findest du im Osten außerhalb größerer Städte eine schlechtere Infrastruktur vor allem was kulturelle Freizeitaktivitäten betrifft.
Ich habe in meiner Ex-Heimatstadt einen Bekannten, der bei einem Tischler arbeitet. Der Chef hat im Frühjahr wegen einer Auftragsflaute mit einem Schlag 4 Mitarbeiter entlassen, vier Wochen später hat er dann wieder gefragt, ob sie wieder zurückkommen. Zurückgegangen sind nur noch 3, einer, mein Bekannter, arbeitet seitdem in den alten Bundesländern, weil er keine Lust hat sich von den Chefs Ost verars.... zu lassen. Der Chef Ost sucht nun "händeringend" wieder eine Fachkraft. Soll er sich doch jemanden aus Polen holen, aber nicht mal die wollen zu ostdeutschen Konditionen arbeiten.

 
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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#3 von ossi24 , 21.05.2011 18:00

Hallo Weilheimer,
im Grunde hast Du schon recht, aber in den Kohle und Energiebezirk möchte ich auch nicht mehr zurück, Thüringen wäre eine Alternative da erstens die Immobilien bezahlbar sind, zweitens ich auch zur Not Pendeln könnte und drittens durch das Pendeln auch einiges an Steuern zurückkommt was ich jetzt nicht habe.
Was man im Osten bei einem Gabelstaplerhändler verdient müsste man erfragen, vielleicht ist es ja gleich wie hier, weil meine Firma angeblich nicht so gut zahlt.
Früher hatte man um die Gehälter nicht so ein Geheimnis gemacht, da gabs eine Lohntüte und der Monatsverdienst wurde vor den anderen Kollegen vorgezählt, heute ist es ein Geheimniss was jeder verdient.

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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#4 von mutterheimat , 21.05.2011 18:24

Weili hat zu guten Teilen Recht. Allerdings ist es inzwischen so weit fortgeschritten, daß der Osten Deutschlands gewaltig ausgeblutet ist. Chemnitz bekommt demnächst den Titel, Stadt des Altertums. Jeder 3. Bürger dort befindet sich in der Rente, wie man einst im Fernsehen zeigte und im Internet schrieb. Aber ich zweifle ganz entschieden daran, daß man sich nach Jahren im Westen wieder umstellen kann. Ich für meinen Teil, komme inzwischen mit den Bayern besser klar, als mit den Ex Heimat Strategen. Irgendwie ist die Chemie raus. Und das wirst du im Osten zu spüren bekommen.

 
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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#5 von Weilheimer , 21.05.2011 19:14

Ich sehe zwischen Thüringen und Augsburg nicht viele Unterschiede, du bist auch in Thüringen ein Fremder und von den ostdeutschen Solidar- und Hausgemeinschaften ist nicht mehr viel übrig.

 
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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#6 von altberlin ( gelöscht ) , 21.05.2011 19:20

Zitat von Weilheimer
Ich sehe zwischen Thüringen und Augsburg nicht viele Unterschiede, du bist auch in Thüringen ein Fremder und von den ostdeutschen Solidar- und Hausgemeinschaften ist nicht mehr viel übrig.



Wie fremd man irgendwo ist, liegt an jedem selbst.
Hab ich hier im Forum erfahren.
Eine Zukunft in der alten Heimat sollte gut vorbereitet sein, nicht überstürzen, aber auch nicht kategorisch ablehnen.
Die berufliche Zukunft muß stimmen, alles andere ergibt sich dann.
Es wird doch niemand in Weilheimers Tagebaurestlöcher ziehen wollen.

.


Sinnlos ist ein Leben ohne Sinn für Unsinn
(unbekannt)

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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#7 von Buhli , 21.05.2011 19:23

Das mit dem "Lohngeheimnis" ist seit letztem Jahr eine nicht mehr zulässige Vertragsklausel. Über Einkommen darf gesprochen werden. Frag mich nicht von welchem Arbeitsgericht das kam. Gelesen hab ich es jedenfalls. Vielleicht findet sich im Net was.



Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#8 von joesachse , 21.05.2011 23:13

Hallo Hartmut, ich denke, du solltest die Gründe für Deinen Drang analysieren. Wenn Du nicht in deine alte Heimat gehst, wo du Freunde, Verwandte, Bekannte hast, sondern irgendwo hin, dann bist du dort ein Fremder, da ist es egal, in welches Bundesland du ziehst.
Also versuche die Gründe herauszufinden, schreibe sie auf, mache eine Tabelle und bewerte diese Gründe, einmal der Ist-Zustand in Augsburg und dann der erwartete Zustand in Thüringen. Vor allem bewerte diese Erwartungen kritisch und realistisch.
Ich denke, dass du dabei einiges auf eine rationale Ebene bringen musst, denn mit Gefühlen kannst du, vor allen was deine Erwartungen an den Osten sind, ganz schön daneben liegen.

Viele Grüße
JoeSachse


Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)

 
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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#9 von ossi24 , 22.05.2011 10:26

Hallo JoeSachse,
einen interessanten Beitrag den Du verfasst hast, stimmt mich nachdenklich. Was mich im Osten erwarten würde weis ich nicht, Freunde haben wir hier auch keine gehabt, denn die ersten 12 Jahre waren wir beide mit Hauptjob und Nebenjob (vorallem an Wochenenden und Feiertagen) so im Stress das keine Zeit für Freunde war. Was die Arbeitskollegen betrifft sind wir zwar ein gutes Team doch kommen immer wieder diese blöden Bemerkungen wie Ossi und ihr habt da drüben doch nichts gehabt usw. An manchen Tagen stört mich das sehr und sage meine Meinung, das kommt ausgerechnet von denen die zur Wendezeit mit vollgesch.... Windeln rumgelaufen sind und keine Ahnung haben, weis nicht was die in der Schule gelernt haben oder was man denen beigebracht hat was die ehemalige DDR war ?
Wie ein anderer schrieb das der Osten ausblutet und nur noch alte dort sind ist meiner Meinung nach unverständlich, sicher muss jeder sehen das man Geld verdient aber war das der Sinn der Wiedervereinigung, die eigene Heimat zu verlassen, Haus und Hof zu verschenken ? Ich habe es ja auch nicht anders gemacht, nach meiner NVA Zeit im Oktober 89 habe ich noch 5 Monate arbeiten können dann war unsere Niederlassung bei der DR dicht und man hat sich nach Alternativen umgesehen. Durch einen Bekannten bin ich Anfang 91 hier im Augsburger Raum gelandet, der Bekannte hat gleich wieder 91 die Flucht ergriffen und ist wieder nach Hause.
Wenn ich daran denke im Osten vielleicht nur 70 % des jetzigen Lohnes zu verdienen dann habe ich auch im Rentenalter weniger Rente, vielleicht aber verdiene ich jetzt ja auch nur 70 % was ein Einheimischer verdient, ich weis es ja nicht ?
Ich denke ich werde mir im Urlaub mal einige Orte in Thüringen ansehen, eventuell mal ein Gespräch bei einem Gabelstaplerhändler vereinbaren ob man eventuell erfahren kann was man verdienen würde mit einer 20 jährigen Berufserfahrung und ob man überhaupt eine Chance mit 48 hat. Was anderes kann ich nicht tun, weil ich dann komplett neu anfangen müsste.
Ob ich dort als Fremder angesehen werde wäre mir egal, hauptsache man wirft nicht mit Steinen nach uns. Hier würden wir weiterhin Miete zahlen, wenn wir alt sind und nicht mehr arbeiten reicht die Rente nicht um diese Standardwohnung zu zahlen, das heißt eine kleiner billige Wohnung nehmen wo kein Platz für mein Hobby der Modellbahn wäre, was soll man dann im Alter tun ? Ein ganzes Leben kaputt gerackert damit man im Alter in einer Sozialwohnung lebt, macht das Sinn ?
Ich habe immer gern und auch viel gearbeitet, aber so möchte ich nicht enden.

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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#10 von Ilrak , 22.05.2011 10:31

Thüringen ist schon Klasse und als Alterswohnsitz eine gute Alternative .
Zumal Du ja dann die Rente bekommst , die Du Dir im Westen erarbeitet hast .
Deswegen ist es gar nicht so falsch , sich evtl . mal nach einer Immobilie umzusehen .
Ob man mit Gabelstaplern in Thüringen was reissen kann , wage ich allerdings zu bezweifeln ,
allenfalls mit Treppenliften .


Revolution ist das Morgen schon im Heute,
ist kein Bett und kein Thron für den Arsch zufriedener Leute.
(Renft - Zwischen Liebe und Zorn )

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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#11 von joesachse , 22.05.2011 11:38

Hallo Hartmut, das mit dem Alterswohnsitz ist vielleicht eine gangbare Lösung. Ansonsten ist es hier im Westen so, dass du ohne Wechsel des Arbeitgebers kaum größere Gehaltssprünge machst. Ich bin auch seit 1991 hier und weiss, wovon ich rede. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, sich hier in der umzusehen, ob sich da nicht gute Jobangebote ergeben, auf die Du Dich bewerben könntest. Wenn Du damit quasi deinen "Marktwert" ermittelt hast und feststellt, ob es schwer oder einfach ist, einen neuen Job in deinem Beruf zu bekommen, kannst Du vielleicht auf dieser Basis auch mit deinem Chef über Gehalt reden (oder auch nicht, aber das weist du erst, wenn du es versucht hast).
Wenn Dir an der Region Augburg nicht so viel liegt, dann gibt es vielleicht noch andere schöne Regionen, in denen Du und Deine Frau besser verdienen und weniger Stress haben könnten. Natürlich bedeuten alle diese Dinge ein Risiko, aber das ist ja der Umzug nach Thüringen auch. Je berechenbarer du das Risiko machst, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs.

Gruß
JoeSachse


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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#12 von Krümel67 , 24.05.2011 17:47

Hallo,

ich kann Dich gut verstehen und wir haben dieses Experiment schon hinter uns. Wir
sind vom bayrischen Wald wieder nach Thüringen gegangen. Mit dem Ergebniss das wir nach
einem Jahr wieder nach Bayern sind. Mein Mann hat in Thüringen einfach zu wenig verdient und
es ging uns finaziell nicht so toll. Vielleicht hätten wir auch mehr Geduld haben müssen.
Wir haben da gute Freunde und auch ein Teil meiner Familie lebt noch in Thüringen.
Das Heimweh ist geblieben aber leider sind die Menschen in der alten Heimat auch nicht mehr
so wie früher.

LG Krümel


Sory,wegen meiner Rechtschreibfehler. Ich bin nicht blöd aber kurzsichtig.

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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#13 von Weilheimer , 24.05.2011 19:22

Zitat von Krümel67
leider sind die Menschen in der alten Heimat auch nicht mehr
so wie früher



Hast du Recht, ist so. Ich könnte mir durchaus vorstellen, das es Gerede gibt, wenn jemand nach den Osten zurück geht. So nach dem Motto "Guckt mal die da an, die haben es im Westen nicht gepackt."
Krümel kannst du mit Prozenten dienen, wie viel weniger man in Ostdeutschland verdient?


 
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zuletzt bearbeitet 24.05.2011 | Top

RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#14 von Krümel67 , 24.05.2011 19:51

Hallo Weilheimer,

sory da kann ich dir nicht helfen. das kommmt auch auf den
Beruf an. Mein Freundin arbeitet beispielsweise im Servicebereich einer
Kurklinik. Meine andere Freundin hier in Bayern macht den fast den gleichen
Job und hier verdient die im Osten sogar ein wenig mehr. Mein Mann arbeitet
in einer Spedition und verdient hier richtig gut und hätte im Osten erheblich
weniger verdient. Meine Schwester arbeitet auf den Landratsamt in Thüringen und
würde hier in Bayern auch viel mehr verdienen. Allerdings weiß ich nicht wie das
in deiner Branche aussieht. Wir haben aber gemerkt das die Lebensmittel in Thüringen
erheblich billiger waren und die Qualität von Kindergarten und Schule auch besser war
als hier. Wie gesagt, manchmal haben wir es bereut das wie so schnell wieder aufgegeben
haben.

LG Krümel


Sory,wegen meiner Rechtschreibfehler. Ich bin nicht blöd aber kurzsichtig.

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RE: 20 Jahre im Westen - was tun ?

#15 von kirschli ( gelöscht ) , 26.05.2011 21:30

Zitat: Krümel kannst du mit Prozenten dienen, wie viel weniger man in Ostdeutschland verdient?

Kann jeder selbst schauen es gibt Gehaltstabellen im Internet. Ich würde jedenfalls bedeutend weniger Verdienen so an die 300 Euro!!!! Wenn ich an die Rente denke wird mir Schlecht da werde ich wohl zurück in mein Häuschen gehen müssen oder ich heirate einen Schwaben




"Gib jedem Tag die Chance,
der schönste deines Lebens zu werden"
Mark Twain
http://www.youtube.com/watch?v=bD6d-4HxPQU

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