Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
Archiv Plauderecke » Geht "Heimatgefühl" verloren?
Bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum mit Landkarte. Ossis und Wessis diskutieren hier über Gott und die Welt. Aktuelle Themen aus vielen Bereichen, Alltägliches, Themen zur deutschen Geschichte und natürlich regelmäßige Treffen machen diese Plattform aus.
#1 von
Groschi der Sachse
(
gelöscht
)
, 21.05.2010 21:53
Hallo, die meisten kennen mich nicht (ist nicht schlimm, nix verpasst)und doch bin ich schon lange hier dabei. Auch ich habe hier schon an Grundsatzdiskussionen teilgenommen und mein greises Haupt zu manchen Kommentaren geschüttelt, doch oft bemerke ich ganz treffsicher die Neigung des "Ossi´s" zum Selbstmitleid (gemischt mit einer Portion Wehmut über Vergangenes, "die alte Zeit"), manche Kommentare sind fast nicht zu ertragen.(weil ja alles so schlecht und beschissen ist) ;O) Also hier mal meine Hypothese:
Heimat ist da wo man sich wohlfühlt!...und ob Ihr es glaubt oder nicht, mir ist die Vergangenheit so verloren gegangen, dass es toll ist jeden neuen morgen zu erwachen und zu sagen ich bin zu Hause!
Liegt es nicht oft am Auge des Betrachters, wie man sich wie, wo einfügt...verlangt es nicht Anpassung und strenge Disziplin sich in eine bestehende Gemeinschaft zu integrieren?... Vielleicht ist es auch nicht jedermann/frau`s Sache, sich selbst zu reflektieren, um sich zu fragen..."will ich wirklich hier sein, soll mein Leben so verlaufen, was will ich überhaupt" jaja...ich weiß, aber macht euch doch mal Gedanken über das Leben....egal ob hier, dort oder eben da.
Sehe ich genau ,wie du, allerdings, ich bin Uckeremärker, der sich auf die Fahnen schreiben könnte "ich liebe BaWü" Ich bin hier richtig zu Hause, mir gefällt es hier einfach richtig doll, aber meine Wurzeln werde ich nie verleugnen und habe eben ne echt uckermärkische Gusche, die auch fast niemanden stört und wenn doch,.... dann kann ich damit auch leben, mir gefällt auch nicht alles.......muß es auch nicht.
Ich glaube, eure Heimatgefühle werden höchstens überlagert, gehen aber nicht verloren. Wenn ihr in eure erste Heimat zurück kehrt, dann kommt doch immer wieder etwas in euch hoch?! Ansonsten denkt ihr halt nich mehr so oft an sie, aber sie ist immer in euch (wie kitschig )
Ich fühle mich in BaWü nicht heimisch. Die Leute, mit denen ich privat zu tun habe, sind auch alles hinzugezogene, ob aus Ost oder West. Die Einheimischen erfüllen für mich oft das ideale Abbild des Spießers (gläubig, konservativ, Fremdem gegenüber ablehnend, nuschelnd) und in solcher Nachbarschaft kann ich mich nicht heimisch fühlen.
Verloren in: Musik (Minimal Wave, 80s Wave & EBM), Literatur (von Kafka bis Houellebecq), Filme (Coen Brothers, Lynch & Co), Computerspiele
Minimal, traue uns einfach mal Menschenverstand zu, überlagere nicht deins alles auf uns, ich mag die BaWü-ler gern, man muß natürlich sein Umfeld abstecken, mußte ich zu Hause auch. Ich bin natürlich trotzdem furchtbar gern mit Ossis zusammen, aus meiner Generation ist die Mauer doch nicht wegzudenken,aber sie behindert mich nicht, denn ich nehme die Leute so ,wie sie mir gegenübertreten, nicht wo sie aufgewachsen sind, Erziehung ist halt ein großes Feld, in Ost wie in West.
Wo bitte sprach ich dir Menschenverstand ab? Und wo "überlagere ich meins" auf "euch"? Ich habe meine Meinung dargestellt und nicht versucht, für jemand anderen als mich zu antworten. Du bist vielleicht anders gestrickt, aber solche Unterstellungen verbitte ich mir schon.
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Auch wenn ich eventuell wieder anecke, ich bin gebürtiger Berliner, und meine Heimat wird immer Berlin bleiben. BaWü ist für mich zwangsweise eine Zwischenstation geworden, Heimat würde es nie sein können. In den letzten Jahren habe ich einige Personen durch meinen Job kennengelernt, aus Ost-D, NRW, Hessen, Bremen, die hier z.T. schon Jahrzehnte wohnen, heimisch sind sie hier ebenfalls nicht geworden. Vielleicht liegt es an bestimmten Regionen, hier jedenfalls bleibt ein Ossi immer ein Ossi und alle anderen Fremden Reigeschmeckte. In Niedersachsen habe ich da ganz andere Erfahrungen mit den Leuten gemacht. Meine Wahlheimat wird in 2 Jahren Kroatien werden, die Offenheit und Freundlichkeit der Leute dort übertrifft das Wohn- und Lebenslima hier um Welten.
Geht mir auch immer noch so, auch wenn ich jetzt schon fast 7 Jahre hier bin. Es wird sich noch mehr ändern wenn meine Kinder in Bayern wohnen werden. Gezwungener maßen wie ich. Hier bleiben alle reingeschmeckte!!! Viele die ich betreue sind Vertriebene haben sich hier ein neues Leben auf gebaut. Sind aber nie wirklich Heimisch geworden.
Ich fühl mich zwar nicht grad heimisch, aber mit meinem Freund, seiner Familie und Kumpels komme ich gut aus. Aber ich freu mich auch immer tierisch, wenn ich wieder in die alte Heimat in Urlaub fahre.
Und wenn der Urlaub vorbei ist, muss ich mich an der sächsischen Grenze meistens zwingen weiter zu fahren, weil ich am liebsten umdrehen würde und wieder zu meiner Mutter heim möchte.
Ich hab´s mir in letzter Zeit auch angewöhnt, zu unterscheiden. Heimfahren ist Leonberg, nach Hause ist Freiberg/ Sachsen.
#9 von
Groschi der Sachse
(
gelöscht
)
, 22.05.2010 16:13
nun, ich will ja nicht "pingelig" sein....also heimatgefühl und heimweh...sind wir mal realistisch, es dreht sich beim heimatgefühl doch nicht um materielle dinge (baum, haus, etc)! es sind doch erinnerungen an das was man hat/hatte, was man erlebte und welche verknüpfungen zu gewissen orten bestehen..oder? aber es sind vergangene dinge und mir scheint es manchmal wie eine flucht des einzelnen vor der realität. wie ihr bemerkt, sind sich hier im forum auch nicht alle einig und es gibt eine spitze hier und da, aber warum? wenn sie doch zu 90 % ossis sind (ich bin keiner, ich bin ich..)warum sind sie dann nicht gleicher meinung, ja warum? weil jeder anders denkt, fühlt, agiert und die welt mit anderen augen sieht?
vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt:...meine heimat hat sich verändert und ich kenne sie nicht mehr, doch nachtrauern tue ich ihr auch nicht...sie hatte ihre zeit...und ich jetzt die meine.
nun denn ich melde mich bei gelegenheit mal wieder um zu lesen, was denn so "aktuell ist"
Kirschli Bayern ist nicht gleich Bayern, da gibt es große Unterschiede, da machen schon ein paar Meter was aus. Aber ich denke, das ist in jeder Ecke des Landes so. Ich denke es kommt auf den Einzelen an wie er sich in einer fremden Gesellschaft verhält.
...und wie sich die Gesellschaft gegenüber Fremden oder besser Fremden aus dem Osten verhält. Ich kenne hier Schwaben, mit denen ich auskomme, aber bei einer großen Zahl sind Vorurteile vorhanden. Zum Arbeiten und dem Chef Geld bringen, gerne, aber hinten herum taugen Ossis oft nichts, sind faul gewesen, werden vom Westen ernährt usw. Das fördert kein neues Heimatgefühl. Und ohne wieder motzen zu wollen, ich habe solche Reden, zum Glück nicht mich betreffend, schon life gehört. Aber wie gesagt nicht alle denken so, zum Glück. Es gibt auch hier Menschen, die sehen das wir auch viel können, ja manchmal sogar Neuerungen hier einführen.
Uns ehemaligen Ostdeutschen geht es im Prinzip nicht viel anders, als die Türken, Italiener und Griechen, welche vor Jahren nach Deutschland kamen. Je länger man von seinem Bundesland weg ist, desto näher kommt man dem Punkt, sich für eine Heimat entscheiden zu müssen. Hat man Kinder mitgenommen, nehmen die einen die Entscheidung ab, die sind hier zu Hause und wollen nicht in die Heimat der Eltern. Ein Problem für die etwas älteren von uns, man kennt kaum noch jemanden in der alten Heimat. Die ehemaligen Kumpels und Freunde wohnen auch in anderen Teilen Deutschlands. Fährt man in die Heimat zurück, ist alles nicht mehr so, wie man es in Erinnerung hatte. Von den eigenen Landsleuten wird man irgendwann auch als Fremder angesehen. Nach 2 Jahren in der Fremde sicher noch kein Thema, nach 10 Jahren aber schon. Es bleibt einem an Ende nichts anderes übrig, als hier in der Fremde heimisch zu werden. Entweder man schafft es oder man zerbricht daran.
Naja, ich glaube nicht, daß es zwischen "in der Fremde heimisch werden" oder daran zu zerbrechen nicht doch noch mehr gibt :-) Ich lebe nun gleichzeitig in zwei alten Bundesländern und meine Heimat ist doch Sachsen Anhalt. Anziehen tun mich widerum Dresden, Berlin und einige andere ostdeutsche Städte... Von daher lebe ich immer in Sehnsucht nach der Ferne. Ist vielleicht ganz gut, denn nichts ist schneller vergessen als ein Wunsch der in Erfüllung geht.
Verloren in: Musik (Minimal Wave, 80s Wave & EBM), Literatur (von Kafka bis Houellebecq), Filme (Coen Brothers, Lynch & Co), Computerspiele
Zerbrechen werde ich in BW sicher nicht, es gibt Momente, in denen ich die Leute hier bedauere und auslache wegen ihrer teilweise recht engen Denkweise. Da bleibt das von Minimal beschriebene Empfinden gegenüber der alten Heimat, Bilder aus schönen Zeiten dort, die man erlebt hat, und die Sehnsucht nach neuen Zielen . Wer die Vergangenheit positiv im Herzen hat, für den wird es Heimat bleiben. Sie ist nicht zu wiederholen, also muß die Zukunft einen möglichst ebenbbürtigen Ersatz bilden.Dann kann es wenigstens Ersatz sein.
Ich bin seit über vierzig Jahre Wahl-Bayer und das mit ganzen Herzen. Auch ich hatte am anfang mit gewissen Traditionen probleme und heute kann ich Freund und Feind auseinander halten, wenn das mal so sagen darf Ich bin der Eindringling in einer fremden Gemeinschaft und muß erst mal beweisen das ich in Frieden komme, nicht umgekehrt wie man uns gerne seit der Multi- Kulti Wanderung von oben erzählen will. Das sind und bleiben die Spielregln, da ändert auch ein Gesetz nichts dran. Gemeinschaft muß Wachsen und kann nicht befohlen werden. Da ist Ärger vorprogramiert.
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