Hallöchen Renate,
ich glaube, das ist ein ganz schön brisantes Thema, das Du da ansprichst. Bei uns hat es innerhalb der Familie auch schon sehr viel Streit um das Thema Arbeit gegeben, weil viele in der Verwandtschaft seit der Wende mit Arbeitslosigkeit gebeutelt sind.
Also zuerst mal finde ich die Streiks auch ziemlich daneben. Wenn man Leute auf der Straße gehört hat, haben auch viele gesagt, die sollten doch alle froh sein, dass sie einen Arbeitsplatz haben und genauso sehe ich das eigentlich auch. Die entstandenen „Schäden“, wie durch liegengebliebene Müllberge, geschlossene Kindergärten, oder die geschlossenen Praxen bei den Ärztestreiks haben sich wieder nur auf die "kleinen Leute" ausgewirkt, denen es oft noch schlechter geht. Diejenigen, die für die ganze Misere verantwortlich sind, haben wahrscheinlich ihr Kindermädchen und einen privaten Arzt…
Da wird sich aufgeregt weil die schöne 38/39-Stunden-Woche wegfällt und gefeilscht um jede Minute. Bei meinem Mann steht für einen durchschnittlichen Verdienst nicht einmal eine konkrete Arbeitszeit im Vertrag, d.h. so wie der Chef bestimmt... und was das heißt, z.Bsp. direkt nach 12 Stunden Arbeit noch die 4 Stunden Autobahn nach Dresden auf Dienstreise. Und wem’s nicht gefällt, das wird offen ausgesprochen, kann ja gehen.
Die Ergebnisse mancher Streiks wie z.Bsp. die "leistungsabhängige Arbeitszeit" wird zu noch mehr Zank und Misstrauen unter den Leuten führen und die Menschen unserer Gesellschaft immer weiter voneinander entfernen.
Sicher verdienen die Arbeiter bei Porsche etc. sehr viel Geld, aber ich kann auch verstehen, dass man verärgert ist, wenn das Unternehmen seinen Gewinn verdreifacht, der Lohn an die Mitarbeiter aber gleich bleibt. Da sind nicht die Leute ausverschämt, sondern die Unternehmer und Vorstände, die sich über die zusätzliche Million in den eigenen Taschen freuen können. Und dann überlegen sie, wie sie noch mehr verdienen könnten und planen Entlassungen.
Allerdings muss ich auch noch anfügen, dass ich auch kein Freund der Aussage "Arbeit um jeden Preis" bin. Es gibt wahrhaft Arbeiten, bei denen man noch draufzahlt, wie ich im eigenen Bekanntenkreis erfahren habe, 50km Anreise zu einem Callcenter und da 4 Euro die Stunde, bei Krankheit muss Urlaub genommen werden. Da kann man verstehen, dass die Leute sagen, sie nehmen (erstmal) lieber das Geld vom Staat und suchen weiter.
Ebenso aus familiärer Situation heraus. Meine Mutter ist seit 15 Jahren arbeitslos und hoch dekoriert mit Umschulungs-Zertifikaten und Ablehnungsschreiben und hat trotz allem Jobangebote im Westen abgelehnt, einfach weil mein Vater in 3 Schichten rollende Woche (7 Tage am Stück) arbeitet und sie sich dann nur noch ein Wochenende im Monat gesehen hätten.
Ich habe meinen Job in der Heimat aufgegeben, weil ich nach 15 Monaten der Pendelei, meiner Arbeit und 1000 Wochenkilometern sehr oft fast am Steuer eingeschlafen bin.
Viele die sagen, Sch... auf meine private Situation, Hauptsache ich habe Arbeit, tragen zu der verkorksten Situation in Deutschland bei und dass irgendwann doppelt soviel Rentner der neuen Generation gegenüber stehen.
Alles Ansichtssache und situationsabhängig. In diesem Sinne
Viele Grüße
Mona
Weil die Erde eine Kugel ist, was man leicht beweisen kann, kommt jeder, der straff nach Westen marschiert, im Osten wieder an. (City, "Weil die Erde eine Kugel ist")