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RE: NVA

#571 von Volker Zottmann ( gelöscht ) , 13.01.2012 23:37

@reporter,
Ich habe dort in Neiden viel erlebt, auch junge Männer bitter heulen sehen, weil die es kaum noch ertragen konnten. Weniger die Strapazen des Baualltags, als mehr die ungerechten quälenden Erniedrigungen, schlicht schon das Weggesperrt sein. Ich empöre mich da heute noch öffentlich, obwohl ich es als 19-Jähriger und sturer Hund recht gut weggesteckt habe.

Dennoch weise ich einen Vergleich zum Reichsarbeitsdient empört zurück. Das beides geht so nie zu vergleichen. Und bei Dir ist es obendrein nur Hörensagen. Um unser Militärobjekt war auch ein Stacheldrahtzaun gezogen. Den hatte ich täglich vor Augen. Mir würde deshalb aber noch lange nicht einfallen, dies beispielsweise als ein Konzentrationslager zu bezeichnen.

Gruß Volker


Volker Zottmann
zuletzt bearbeitet 13.01.2012 23:39 | Top

RE: NVA

#572 von Björn , 14.01.2012 00:11

@ "reporter" hier ist extra für dich mal eine seriöse Quelle mit einem dortigen Erlebnissberichts eines durch Propaganda vollüberzeugten "Freiwilligen" des RAD, der seine Zeit als 16-17 jähriger in den Jahren !944-45 beschreibt.

Zitat
Der Jahrgang 1928 hatte sich nach einer großen Kriegspropagandaaktion von Dr. Goebbels zu 99 Prozent als Kriegsfreiwillige gemeldet. Ich hatte mich freiwillig zur Waffen-SS gemeldet. In einem Schulgebäude war unsere Reichsarbeitsdiensteinheit mit ca. 150 Mann untergebracht. Wir wurden im Bedienen des MG's 42 und der Panzerfaust unterwiesen. Nachts mußten wir mit je 8 Mann auf den Landstraßen patrouillieren.
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Ende Januar 1945 marschierten wir von Munsterlager innerhalb etwa 3 Tagen nach Dömitz an die Elbe. Unterwegs kamen uns die vielen Flüchtlinge zu Fuß, mit Pferdegespannen oder Handkarren zu Tausenden entgegen. Es war ein furchtbarer Anblick für uns. Doch wir waren aufgrund der Propaganda, daß nun die Geheimwaffen eingesetzt würden, immer noch siegessicher. Wir waren in all den vielen Jahren geschult worden, unserer Führung blindlings zu vertrauen. Tagsüber halfen wir so gut es ging den Zurückflutenden. Wir hielten uns mit unseren wenigen Gespannen und Lkws in den Wäldern auf. Nachts wurde dann weiter marschiert. Wir waren alle am Ende unserer Kräfte.



> http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives.../419/index.html
> http://www.dhm.de/lemo/forum/kollektives.../333/index.html

Sorry für´s OT, aber daß mußte jetzt mal richtig gestellt werden!


http://material.festival-mediaval.com/gr.../300x250ani.gif

 
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RE: NVA

#573 von Buhli , 14.01.2012 00:32

Volker, daß Du selbst es nicht als KZ bezeichnen würdest, ist schon mal was. Das klingt bei unserem Reporter allerdings anders. Auch wenn er das Wort so nicht benutzt.
Er muß in der DDR dermasen geschädigt worden sein, daß er sicher eine Entschädigung in Form einer lebenslangen Rente bekommt. Zumindest hätte er sie verdient.



Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
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RE: NVA

#574 von BesserWessi0815 , 14.01.2012 01:40

Zitat von Buhli
Er muß in der DDR dermasen geschädigt worden sein, [...]

...und wenn es so wäre, finde ich es komisch, dass IHR dennoch auf reporter reinprügelt - als zuschauender 'Wessi' bin ich nur noch geschockt!
Das ist ja Bashing pur, was man hier lesen muss.


..."Der tut nix!"......"Der will nur spielen"... - Peng! -

 
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RE: NVA

#575 von reporter , 14.01.2012 02:03

Nun mal keine künstlichen Aufgeregtheiten.

Mir kam der Vergleich zum Reichtsarbeitsdienst in den Kopf als ich die Berichte von Baupionier Zottmann gelesen hatte, der ganz offenkundig gegen seinen Willen als Wehrpflichtiger der NVA gezwungen wurde, unterbezahlte Zwangsarbeit in seinem Bauhandwerkerberuf für Bauobjekte der NVA zu verrichten.

Als ich jetzt nochmal gelesen hatte, daß in der Hitlerzeit ab 1935 jeder junge Mann eine sechsmonatige, dem Wehrdienst vorgelagerte Arbeitspflicht im Rahmen dieses Arbeitsdienstes ableisten mußte, so liegt doch der Unterschied zu den Verhältnissen bei der NVA nur darin, daß bei der NVA dies nicht aufgeteilt wurde und Baupionier Zottmann faktisch die gesamten 18 Monate seines Wehrdienstes mit der Arbeitspflicht als Maurer in Beschlag genommen wurde.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob bei dem Reichsarbeitsdienst die Regeln der Militärgerichtsbarkeit gegolten haben, wie sie Baupionier Zottmann hätten treffen können, wenn er seine Maurer-Arbeit verweigert hätte.

Was dann später an Sauereien bei den Nazis passiert ist, ist eine ganz andere Geschichte und derartige Bezüge finde ich etwas herbeigeredet. Sollte da insbesondere bei Volker Zottmann etwas falsch angekommen sein, so bitte ich ausdrücklich um Entschuldigung.
Mir geht es lediglich um den Charakter der Zwangsarbeit bei dieser vergleichenden Betrachtung, und ich bitte sehr herzlich, sich auf diesen Sachverhalt zu konzentrieren.


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RE: NVA

#576 von Björn , 14.01.2012 02:50

Genau wie ich es vorhergesagt habe, hinterher ist alles wieder mal ganz falsch verstanden wurden und wieder mal alles ganz anders gemeint gewesen! Das kennen wir doch schon

Aber lies dir mal den 2.Link im unteren Beitrag durch, was für Zustände in dem RAD-Lager Worpswede herrschten. Berichte über die Zustände am Bau des Westwalls etc.pp. sind auch im Internet zu finden. Also selbst das aus den Zeiten bis 1940 paßt nicht, außer du verlinkst hier "herrliche Berichte" über den RAD von rechten Seiten!


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RE: NVA

#577 von Volker Zottmann ( gelöscht ) , 14.01.2012 10:12

@besser wessi0815,
ich glaube das siehst Du überspitzt, dass wir auf Reporter einprügeln.
Es sollte aber eine klare Grenze zu den Nazizeiten gezogen werden. Ich sage nicht, das eine war besser als das andere System, die Bespitzelung war meines Erachtens gar (subjektiv) größer als zu NS-Zeiten.
Nur kenne ich aus Nazizeiten Berichte meines Vaters, Jahrgang 1925. Da wurden Kinder eingezogen! Ebenso habe ich mir im Rahmen der Jugendweihefahrt nach Buchenwald 1965 die KZ-Gräuel im Film und die Baracken, Krematorium usw. im Original ansehen müssen. Ganz so grausam ging´s bei Honecker doch (noch) nicht zu.
Welchem zukünftigen Terror wir aber gerade noch durch die Wende entkommen sind, belege ich im Schlusswort meiner Ausführungen http://mein-ddr-leben.de/
Und das ist nicht nur Geschreibsel, das sind quellenbelegte Fakten.
Damals haben wir 17 Millionen unsere wirkliche Freiheit erlangt!


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RE: NVA

#578 von reporter , 14.01.2012 11:09

Natürlich waren die Herrschaftsergebnisse der Nazi-Diktatur grundlegend schwerwiegendere als die der SED-Diktatur. Das wird kein vernünftiger Mensch bestreiten. Das lag schon alleine daran, daß die Sowjetunion die Ostberliner Statthalter entsprechend deckelte, wenn ich an die Bemühungen von Ulbricht denke, Westberlin sich einzuverleiben.

Meine Eltern erzählten mir, daß es sich in der Nazi-Zeit seit 1933 für den, der nicht Jude war oder der nicht aus politischen Gründen verfolgt wurde, zumindest bis zum Krieg ganz angenehm leben lies. Angabengemäß soll ja für die Breite der Bevölkerung das ganze Ausmaß des Nazi-Terrors erst nach dem Kriege bekannt geworden sein.

Bekanntlich brauchten die Nazis kein auf Totschlag orientiertes Grenzregime, um die Masse der Bevölkerung an einer Flucht zu hindern. Auch war der personelle Spitzelaufwand gemessen an der Größe der Bevölkerung im SED-Staat weit höher. Hitler kam bedauerlicherweise ganz legal über Wahlen an die Macht, während das SED-Regime diese Legitimation nie erreichte.


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RE: NVA

#579 von Daneel , 14.01.2012 11:25

Zitat von reporter
Hitler kam bedauerlicherweise ganz legal über Wahlen an die Macht, während das SED-Regime diese Legitimation nie erreichte.


Nein, er hatte ja garnicht die 50-prozentige Mehrheit sondern es waren 43,90%. Und er hatte einen Reichskanzler, vergleichbar mit dem heutigen Bundespräsidenten, der sich dazu nötigen ließ alle machtbefugnisse an Hitler zu übertragen. Weswegen man diese Machtbefugnisse für den Bundespräsidenten dann beschnitt. Das das leider auch noch nicht ausreicht, die Demokratie wehrhaft zu machen, sehen wir gerade an Ungarn: http://www.welt.de/debatte/article138080...-Europa-an.html

Zum Thema Spitzel gab es mal einen Artikel in der WELT, schon etwas älter: http://www.welt.de/print-welt/article524...atstragend.html


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RE: NVA

#580 von reporter , 14.01.2012 11:41

Zitat von Daneel

Zitat von reporter
Hitler kam bedauerlicherweise ganz legal über Wahlen an die Macht, während das SED-Regime diese Legitimation nie erreichte.


Nein, er hatte ja garnicht die 50-prozentige Mehrheit sondern es waren 43,90%.




Aha, soviel? Ich glaube die Kanzlerin heute hat mit ihrer Partei nur so etwa 30 %. Hitler machte wohl mit den Konservativen zusammen eine Regierung.


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RE: NVA

#581 von andersdenker , 14.01.2012 17:41

Um den Begriff "Sprutz" einmal näher zu betrachten - hat ja was mit NVA zu tun.
SPRUTZE (oder auch Spritzer) waren die Militärkollegen des 1. Diensthalbjahres bei den GWD-lern, den SaZ und UaZ - eigentlich eine Art von Menschenverachtung und Herabwürdigung - die aber NICHT durch irgendwelche Genossen Berufssoldaten erfunden wurde, sondern die sich im Laufe der Jahre - ähnlich der in russischen/ sowjetischen Armeen (also bereits zur Zarenzeit vorhanden) erlebbaren "Herrschaft der Altgedienten" - herausgebildet hat. Der E denkt, der Vize lenkt, der Sprutz tut´s .....
Jeder, der mal Sprutz war, wurde auch mal EK und hat sich entsprechend nach Dienstschluss an seinem Anteil der Feierabendgestaltung innerhalb der Kasernen beteiligt.

Ich habe an anderer Stelle mal "gelesen" :

An alle Zweifler: Eine EK-Bewegung hat es in KEINEM Objekt der NVA gegeben, weil es überall nur allseits gebildete sozialistische Soldatenpersönlichkeiten gegeben hat - dies betrifft sowohl die GWD-ler, die voller Hingabe und gegenseitiger Achtung und Unterstützung bis hin zum gemeinsamen Revierreinigen ihre Aufgaben erfüllt haben, als auch die Berufssoldaten, die aktiv an der Erziehung von sozialistischen Persönlichkeiten durch intensive Vorbildwirkung teilgenommen haben.
JA, die Welt kann man so einfach erklären.


Was mir am Reporterchen nicht gefällt, ist seine "Gabe" mit Begriffen um sich zu werfen, deren Bedeutung und Herkunft er nicht zu erkennen bereit (oder in der Lage) ist .........
---------

Volker, leider hatte ich noch keine Zeit erneut Deine Website zu besuchen - dennoch DANKE für den per "Mehl" eingegangenen Hinweis auf die Aktualisierung.

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RE: NVA

#582 von reporter , 14.01.2012 18:13

Zitat von andersdenker
Um den Begriff "Sprutz" einmal näher zu betrachten - hat ja was mit NVA zu tun.
SPRUTZE (oder auch Spritzer) waren die Militärkollegen des 1. Diensthalbjahres



Das hast du aber schön formuliert. Steht vielleicht auch so im NVA-Büchl "Vom Sinn des Soldatseins", welches an die NVA Wehrpflichtigen mit besonderer Ausgabe an die Grenztruppen verteilt wurde, herausgegeben vom NVA-Militärverlag und verfaßt von einer anonymen Autorenschaft.

Mit dem Erkennen was du bei mir nicht siehst ist das so eine Sache. Denn Erkenntnis liegt naturgemäß im Blickpunkt des Betrachters.

Ich selbst hatte einen Beitrag über die Sprutze im Internet gelesen, sicherheitshalber deswegen schonmal um Verzeihung bittend, verfaßt von dem NVA Wehrpflichtigen Peter Tannhoff, der ein Buch über seine NVA-Zeit mit dem Titel Sprutz- in den Fängen der NVA geschrieben hat, wobei er sein Buch so ankündigt:

Zitat
“Sprutz” entstand in den Jahren 2001 bis 2003. Dieses Zeitdokument soll einerseits dazu beitragen, die DDR und insbesondere die oft glorifizierte NVA als das erkennbar zu machen, was sie wirklich war: Ein riesiges Gefängnis, in dem mit der menschlichen Gesellschaft experimentiert wurde.



Da mag nun jeder entscheiden, was dran ist an den Thesen des Peter Tannhoff, die dort angeführten Rezensionen sind vielleicht dazu eine Orientierungshilfe.


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RE: NVA

#583 von Paule , 14.01.2012 19:10

Der E denkt, der Vize lenkt, der Sprutz tut´s ..... ja, genau, hatte ich vergessen. Das hat sehr gern ein Stubenkollege gebracht. Unser reporter hat das mit den Sprutzen wohl etwas falsch interpretiert.

reporter, das hast du aber schön formuliert. Steht ganz sicher nicht so im NVA-Buch "Vom Sinn des Soldatseins". Erkenntnis liegt naturgemäß im Blickpunkt des Betrachters. Dumm ist der, der Dummes tut. Die zum entsprechenden Film angeführten Rezensionen sind für Dich vielleicht eine Orientierungshilfe.

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RE: NVA

#584 von Atze , 14.01.2012 20:23

Hi Männers und Mauselinchen,

Der Begriff "Sprutz" oder "Spritzer" ist zu meiner Zeit, als ich noch ein Sprutz war, auch schon benutzt worden. Das allerdings ist schon 35 Jahre her.

Zitat von andersdenker
[b][i]An alle Zweifler: Eine EK-Bewegung hat es in KEINEM Objekt der NVA gegeben, weil es überall nur allseits gebildete sozialistische Soldatenpersönlichkeiten gegeben hat - dies betrifft sowohl die GWD-ler, die voller Hingabe und gegenseitiger Achtung und Unterstützung bis hin zum gemeinsamen Revierreinigen ihre Aufgaben erfüllt haben, als auch die Berufssoldaten, die aktiv an der Erziehung von sozialistischen Persönlichkeiten durch intensive Vorbildwirkung teilgenommen haben.



Herrrrrlich !

Als Du diese Zeilen gelesen hast, standen die bestimmt in Anführungszeichen? Das kann nur ironisch gemeint gewesen sein. Ich könnte fast meinen, dass diese Sätze von meinem Freund ARTI kommen. Der haute immer solche Dinger raus, mit total ernstem Gesicht.

Trennung

Das was hier durch VZ geschrieben steht, kann man ja nicht überprüfen und deshalb müssen wir (ich) es mal als wahr hinnehmen. Wenn es so war, ist es eine Ungeheuerlichkeit und riesige Schweinerei, die so hätte niemals vorkommen dürfen. Warum nur hat sich keiner aufgerafft und sich mal an entscheidender Stelle beschwert. Es war nämlich so in der Beschwerdehirarchie der NVA, dass man den Vorgesetzten, über den man sich beschweren wollte, übersprungen werden konnte.
Hattet Ihr, lieber Volker, kein Mitglied der SED in Eurem Zug oder eurer Kompanie? Der hatte ganz andere Wege offen, sich über diese Zustände zu beschweren. Eine Kompanie ohne Mitglieder der SED oder gar IM´s, die ja wohl genauso beschiessen gelebt haben wie Ihr, kann es ja, auch entsprechend der von Mauselinchen behaupteten "ultimativen Wahrheit", nicht gegeben haben. Und wenn sich dieser IM bei seinem Führungsoffizier ausgeheult hätte oder aber das Mitglied der SED diese Zustände seinem ZPL-Sekretär gemeldet hätte, hätte man den vorgesetzten Offizieren, die diese Zustände ohne Abänderung zugelassen haben, das Schwänzchen geringelt und diese Zustände wären geändert worden.

Ich persönlich habe solche Zustände nie erlebt.

Aber was ich erlebt habe, weil ja hier die Porzelanschüssel angesprochen wurde, auf die die Herren meiner Truppe ihren Allerwerteten zwengen konnten, ist, dass es in Prora nur Eiseskälte gab. Die Heizung schaffte nicht annähernd die Räume zu erwärmen. Im Winter lag der Schnee in den Buden. Warmes Wasser gab es gar nicht außer zu den Duschzeiten in der großen Dusche. Dafür gab es Baden in der Ostsee und zwar jeden Morgen nach dem Frühsport. Wenn die Ostssee zugefroren war, gab es Schnee, in dem man sich zu wälzen hatte und zwar von Spritzer (Sprutz) bis einschließlich Offizier in der Kompanie.
Die Toiletten waren schon aus Porzelan aber nur mit seitlichen Trennwänden ohne Tür. Von dort aus, hatte man einen interessanten Blich auf die schwarz angestrichene Goldrinne. Und vor dem Eingangsbereich zu den Sanitäranlagen (wenn man das so nennen darf) war in etwa 2,20 m Höhe eine Stange angebracht. Diese konnte der Spieß der Kompanie und der UvD von seinem Tisch aus gut einsehen. Und wer in den Sanitärbereich wollte, der hatte gefälligst mindestens 13 Klimmzüge zu machen. Nach 3 Monaten war das eine Sache von wenigen Sekunden.
Darüber hat sich allerdings nie einer beschwert, weil wir den Sinn erkannt haben. Nun nicht unbedingt den Sinn, dass es kein warmes Wasser gab. Aber Erkältungskrankheiten gab es bei uns nicht und die Männer waren abgehärtet.
Als wir nach Lenin verlegt wurden, lebten wir zwei Winter lang in Pappbaracken. Dort war die Glut aus den Öfen spätestens um 21.00 Uhr zu entfernen, weil es in der NVA durch qualmende Öfen schon Unfälle gegeben hat. 20 Minuten danach waren die Baracken kalt, dass man das Eis von den Wänden kratzen konnte. Beschwert hat sich keiner, weil es sowieso nicht zu ändern war und unsere Soldaten Härte gewohnt waren.
Zu jener Zeit gab es einen 20 Zylinderblock so wie man das aus Großmutters Gartenhäuschen kannte. Aber der war sauber, wurde täglich gekalkt und auch da gab es keine Beschwerden, weil es auch da nichts geholfen hätte. Und wie gesagt, zwei Winter über, bis das Objekt für unsere Anspürche umgebaut worden war. Es war nämlich die ehemalige Kaserne des Aufklärunsgbataillons 1 "Richard Sorge". Nur gab es dort eben keine Ausbildungsbasis für uns, keine Sporthalle, keinen Kraftraum, keine Judohalle, keine Fallschirmtürme überhaupt keine Anlage fürs Fallschirmspringen. Und sowas zu erbauen, dauert halt alles etwas.

Da wir aber sowieso nur selten in der Kaserne waren und die meiste Zeit auch nicht auf Truppenübungsplätzen sondern irgendwo in unserer schönen Republik durch die Wälder streiften, war die Toilette hinter jedem Baum. Und das über Wochen und Monate. So haben wir unsere Duftmrken gesetzt

Trennung

Bataillonskommandeure in der NVA, auch als Kommandeur eines selbständigen Truppenteils, der ja einem Regiment gleichgesetzt war, konnte allerhöchstens ein Oberstleutnant sein. Da gab es keine Ausnahmen. Und dem entsprechend, konnten dessen Stellvertreter auch nur Major werden und wenn sie 60 Jahre alt waren.Mehr ging nicht. Darüber brauchen wir gar nicht streiten, weil es so war und nicht anders. Du irrst Dich ganz einfach, wenn du etwas anderes behauptest.

Trennung

Ein Vergleich der NVA mit irgend welchen Organisationen aus der Nazizeit möchte ich mir eigentlich verbitten. Irgendwo hört bei jedem der Spaß auf.

Trennung

Beim Nahkampf mit der Waffe wurde selbstverständlich auch bei uns das Seitengewehr (Bajonet) aufgepflant. Warum auch nicht? Bei jedem Angriff in der NVA, der von Infanteristen (was anderes waren ja die Fallschirmjäger, Aufklärer auch nicht) wurde das Seitengewehr aufgepflanzt.
Natürlich wurde in solchen Spezialeinheiten auch der Nahkampf ohen Waffe oder mit anderen Hilfmitteln (z.B. Spaten, Knüppel oder Messer) intensiv gelehrt und trainiert. Das gehörte nun mal ganz einfach zu den Aufgaben dieser Einheiten so wie es heute auch zu solchen Spezialisten gehört.
Als ich Mitte der 70 Jahre als Soldat zu den FJ gezogen wurde, war noch Aikido, gepaart mit Judo und Boxen und Athemischläge, die gängigen Nahkampfsysteme.
Als ich Ende der 70-er Jahre als junger Leutnant zurück kam, war Karate gerade groß im kommen in diesem Truppenteil und ich gab mich mit Begeisterung dieser Kampfsportart hin. Aber Karate allein ist für den militärischen Nahkampf nicht ausreichend. Schnelligkeit, absolute Härte (auch im Ertragen von physischen Schmerzen), Kompromiißlosigkeit in den Nahkampfhandlungen, Techniken und anathomische Kenntnisse, wurden mehrmals wöchentlich und für die Interessierten (und derer gab es viele) auch in der Freizeit gelehrt bis die Knöchel und die Knie bluteten. Nur so kann man einen Gegner mit bloßen Händen beseitigen.
In den 80-er Jahren wurde dann Gjogsul gelehrt. Das ging soweit, dass in der zweiten Hälfte der 80-er Jahre, asiatische Ausbilder in unserem Truppenteil mehrere Lehrgänge für Gjogul durchführten, an denen auch andere Armeeangehörige von Spezialeinheiten der NVA (z.B. Fernaufklärer und Kampfschwimmer) teil nahmen.

Gruß



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RE: NVA

#585 von joesachse , 14.01.2012 20:50

Zitat von Atze
Warum nur hat sich keiner aufgerafft und sich mal an entscheidender Stelle beschwert.



Zitat von Atze
Beschwert hat sich keiner, weil es sowieso nicht zu ändern war ...



Merkst Du es

Es wurde einem oft genug eingetrichtert, dass die Armee nur mit bedingungslosem Gehorsam funktionieren kann, in diesem Konstrukt war für Ansätze von Demokratie wie Beschwerden über Vorgesetzte kein Platz. Außerdem fand jeder Vorgesetzte genug legale Möglichkeiten, die Soldaten zu schikanieren, wenn er nur wollte. Diesem Risiko wollte sich keiner aussetzen.

Gruß
JoeSachse


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