Zitat von Weilheimer
Daneel, nichts für ungut, aber du selbst musstest so eine Entscheidung für dich persönlich und dein Leben sicher noch nie treffen. Meine Partnerin und ich allerdings schon. Erst mal gibt es eine legale späte Abtreibung, nur wenn Mutter und das Kind in ihrer Gesundheit gefährdet sind, eine andere Möglichkeit gibt die deutsche Gesetzgebung nicht her. Ein gesundes Kind spät abzutreiben ist illegal. Daher spielt es von vornherein eine Rolle, ob das Kind gesund ist oder nicht.
Ob dem so ist oder nicht, möchte ich hier nicht beantworten, ich akzeptiere ja auch eure Entscheidung. Ob eine späte Abtreibung legal oder illegal sind sind angesichts der Praxis doch vernachlässigbar.
Zitat von Weilheimer
Wer sagt das Daneel, Du oder die katholische Kirche? Sehr oft sagen das solche Leute, die für so einen Menschen nicht aufkommen müssen und überhaupt nicht einschätzen können, welche persönlichen Einschnitte hingenommen werden müssen, ein behindertes Kind zu betreuen und groß zuziehen. Daneel, wenn du stinkreich bist und dir Hilfen jeglicher Art leisten kannst, dann stellt eine behinderter Mensch keine Einschränkung deiner Lebensqualität dar. Ein ganz normaler Arbeitnehmer wird sich mit der Entscheidung schwer tun, sich wissentlich vor der Geburt für ein behindertes Kind zu entscheiden. Ich sage dir auch ganz klar, meine Partnerin und ich haben uns gegen das Kind entschieden und wir beide fühlen uns deswegen nicht als Mörder ungeborenen Lebens.
Sage ich, der weiss, das gerade in Deutschland ein sehr entwickeltes Netz an Fördersystemen für Behinderte existiert. Es ist keiner mit einem behinderten Kind alleine, aber ich schränkte es ja ausdrücklich ein mit "Wenn es die lebensumstände zulassen...", dass zu entscheiden muss jeder mit sich selbst ausmachen. Kinder kriegen selbst schränkt ein, auch das spätere Unglück, welches zur Behinderung führt. Ist für dich eine drohende Spina Bifida eine ausreichende Einschränkung um abzutreiben?
Wie ihr euch persönlich mit der Entscheidung fühlt ist naürlich auch eure Privatsache, keiner kann euch dafür Absolution erteilen.
Zitat von Weilheimer
Das hängt immer von der Art der Behinderung ab und kann man so pauschal nicht sagen. Wenn ein Kind eine Erbkrankheit, geistige Erkrankung oder eine andere Erkrankung hat, welche Siechtum bedeutet, dann wirst du eine Freude am Leben vergeblich suchen. Eher wirst du eine tägliche Qual beim Kind und auch bei den Eltern vorfinden, die dieses Schicksal teilen müssen.
Von welchen behinderungen reden wir hier? Andere Eltern kommen auch mit einem vollkommen gesunden Kind nicht klar.
Zitat von Weilheimer
Bei Erblindung, Querschnittlähmung steht das von dir gesagte, außer Frage, bei Erbkrankheiten wird sowas dann unappetitlich.
Sagt wer? Das meistens eine generation bei Erbkrankheiten übersprungen wird, und nicht im jedenfall vererbt wird, je nach dominanz des vererbten gens, ist dir aber bekannt. (z.B. Ataxie) Sexualität ist bei dir nicht appetitlicher als bei jedem anderen auch, oder?
<blockquote><font size="1">Zitat von
Weilheimer
Das ist dann Geschäft mehr nicht!
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Aber auch Sexualität.
<blockquote><font size="1">Zitat von
Weilheimer
Das ist ja nicht das Thema gewesen. Hier ging es um eine Entscheidung für oder gegen ein behindertes Kind wissentlich vor der Geburt.
[/quote]
Es ging auch darum, ob Behinderte Sex haben und eine Familie gründen dürfen, oder um mal ganz provokativ zu werden, ist diese Form der Abtreibung nicht auch eine Form der Euthanasie? Zumindestens bei leuten, die ansonsten strikt gegen Abtreibungen sind.
<blockquote><font size="1">Zitat von
Weilheimer
Dein praktiziertes Gutmensch sein, ist mindestens genau so schlimm. Ich hätte mich an Deiner Stelle, nicht so weit aus dem Fenster gelehnt.
[/quote]
Weit aus dem Fenster gelehnt? Wo siehst du mich in Gefahr? Keine Angst, ich fall da nicht raus.
Jemanden Gutmenschtum vorzuwerfen ist übrigens kein Argument.
<blockquote><font size="1">Zitat von
Weilheimer
Richtig, es geht niemanden etwas an, wofür oder wogegen sich werdende Eltern oder Mütter entscheiden, natürlich im gesetzlichen Rahmen. Der Pfarrer zieht das Kind nicht groß und all diese Menschen, die mit Fingern auf diese Eltern zeigen, auch nicht.[/quote]
Also mit Pfarrer und Gutmenschbezichtigung (finde ich genauso platt, wie gesunden Menschenverstand oder Kinderpornografie als Argument einzusetzen) brauchst du mir nicht zu kommen. Ich habe meine ethischen Werte, du die deinen, und wir müssen beide die Meinungen des anderen akzeptieren können.
Was wird als nächstes kommen, die DNA-Analyse des Fötus, dann die Manipulation des Erbmaterials oder doch eher dahingehend eine selektive Vorauswahl des Materials mit anschliessender künstlicher Befruchtung? Als Praktisch das ganze Horrorszenario dessen, was wir am bereits geborenen menschen aufs tiefste verabscheuen würden? Was mich an der Argumentation stört, ist bisweilen das Hervorheben der Lebensqualität der Eltern mit der gleichzeitigen Herabsetzung des Lebensrechts des wahrscheinlich behinderten Kindes.
Noch paar Links:
http://www.zeit.de/online/2006/36/behinderten-paarhttp://www.zeit.de/2000/18/200018.behindertensex_n.xml