Jeder, der geboren wurde, lebt mit dem Risiko, zu sterben, und das mit 100%iger Sicherheit. Kinder, die als Mitfahrer in einem Auto zu tode kommen, gehen mitnichten selbst das Risiko ein, sondern ihnen wird das Risiko von den Aufsichtspersonen auferlegt. Wer über die Grenze gegangen ist, ist wohl ein Risiko eingegangen (obwohl es angeblich keinen Schiessbefehl gab), aber war eben mutig genug, dieses Risiko einzugehen, um seinen leben eine Wende zu geben, es war auch eine Entscheidung für die Freiheit, trotz des hohen Risikos, und diese Menschen haben somit sehr wohl mein Mitgefühl. Denn auch diese Menschen waren es, die mitgeholfen haben, das System DDR zu beerdigen. Ich sehe das System BRD nicht in rosaroten Farben, halte es aber gegenüber dem System BRD für die bessere Alternative, schon alleine jetzt, wennn ich diese Zeilen schreibe, über lege ich nicht mehr, das ich etwas riskieren könnte, weil die falschen Leute es lesen könnten.
Zurück zu Winnenden, es ist tragisch und traurig, und DL hätte ich jetzt auch eher seine Aussage zu Köln vorgehalte, wo ihm das Leben der Toten nicht wichtig erschien.
Hier immer Ursachen und Gründe zu suchen, warum etwas geschehen konnte, ist doch eine sehr subjektive Geschichte, und löst bei mir nur Kopfschütteln aus, wenn dann Forderungen aufkommen, es müssten Ballerspiele verboten werden, es müsste weniger Gewalt in den Medien gezeigt werden, es müsse irgendwas an Waffengesetzen verändert werden. Dieses ist alles schon passiert, aber Amokläufe sind so alt wie die Menschheit, und die Gründe ebenso vielfältig. Es hat sie schon immer gegeben und es wird sie immer geben, wo soziale Konflikte ausgetragen werden. Solange diese sozialen Ursachen vorhanden sind, wird es immer Menschen geben, die versuchen Konflikte auf diese Art zu lösen. Nur wenn die Gesellschaft sich ändert, und ihre Menschen besser wahrnimmt und integriert, und es keine ausschliesst, und Einrichtungen fördert, die solchen Aggressionsausbrüchen entgegenwirken, oder zumindestens mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen können, wird sich garnichts ändern. Diese Jugendlichen spielen ihre Spiele weiter, ob das nun illegal ist stört niemanden. Wer meint er muß Waffen besitzen wird sie auch weiter besitzen, das es illegal ist stört niemanden wirklich. Denn es stört doch erst, wenn es auch wirksame Methoden gibt diese Gesetze durchzusetzen, und daran haperts oftmals.
Zum Umgang speziell zu Winnenden sind gerade die Blätter wohl wieder am lautesten, die am meisten jede Pietät vermissen lassen, zur Pietät gehört, einerseits die Wünsche der Hinterbliebenen zu respektieren, und andererseits dem Täter nicht im Nachgang noch eine Plattform zu geben, indem man seine Tat auch noch in blumigen Worten beschreibt, damit ja genug Voyeure sich daran ergötzen können und andere vielleicht noch den letzten Kick zum eigenen handeln gibt. Hier wurde in meinen Augen mal wieder eine rote Linie überschritten.
Zudem bezweifel ich zusätzlich auch, das ein Ministerpräsident, der geeignete Mensch für eine Trauerveranstaltung ist. Trauerreden sollten immer Menschen halten, die die Toten/Opfer auch kannten, alle anderen sollten stumme Betrachter am Rande bleiben. Das hat für mich einen schalen Beigeschmack.
Ich hoffe, ich war diesmal nicht zu pietätslos für euch.