Zitat von Gogelmosch im Beitrag #4
Ich vergleiche Europa mit der Ex-DDR.
Anfangs gab es kleine Betriebe, die aber im Laufe der Zeit nicht
existieren konnten(wollten oder durften). Daraufhin wurden
Großbetriebe gegründet, zum Schluß Kombinate. Die Gründung
dieser Kombinate führte schließlich mit zum Untergang der DDR.
So ähnlich wird es sich mit dem Konstrukt Europa verhalten,
wenn nichts gravierendes geschieht.
Sieh doch die lachhafte Gesetzgebung mal an. Eine Banane
darf nur einen Winkel der Krümmung von xxx Grad haben,
ene Gurke muß gerade gewachsen sein oder die Sache mit
den Abgasen der Tiere oder, oder, oder. Die Liste deretwas
skurilen Gesetze ist ellenlang. Gehts noch?
Da entscheiden die Politiker in Brüssel oder Straßborg darüber,
wo eine Straße oder Trasse hingehört, ohne jemals die Region
persönlich gesehen zu haben. Solche Dinge geben schon zu
denken.
Wie bei allen Dingen des Lebens, gibt es auch bei der EU schlechte und gute Sachen. Pauschal zu sagen "Die EU ist schlecht" oder "Die EU ist gut", halte ich für falsch.
Das die EU ein Bürokratieproblem hat, ist bekannt. Über manche Entscheidung aus Brüssel kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Dabei kommt auch viel gutes von der EU. Das wird leider oft übersehen. Man beißt sich an den negativen Dingen fest.
Gogelmosch brachte hier u.a. das Beispiel über die Krümmung der Gurke an. Lachhafte Gesetzgebung, skurriles Gesetz. So seine Worte. Geht es um die EU-Bürokratie, wird fast immer dieses Gesetz angesprochen. Aber niemand hinterfragt, warum es ein solches Gesetz gab. Also hab mich mal google befragt. Ein Gesetz oder besser eine Richtlinie über die Krümmung der Gurke gibt es nicht! Es gab diese Richtlinie 20 Jahre lang. Sie wurde 2009 abgeschafft. Jeder kann Gurken produzieren, verkaufen und konsumieren wie er will. Ob krumm, gerade, groß oder klein - völlig egal. Doch wie kam es zu diesem, auf den ersten Blick tatsächlich skurril wirkendem Gesetz?
Bis in die Achtziger wurden Gurken in Europa so verkauft wie sie wuchsen. Ausnahme Österreich, aber dazu komme ich noch. Für Händler war das blöd. Gurken werden an den Märkten pro Kiste gehandelt. Dem Verbraucher gegenüber allerdings pro Stück. Dank des unregelmäßigen Wuchses hatten die Händler mal 20, mal 30 Gurken in der Kiste. Denn die Kisten waren längst standardisiert. Ganz ohne EU hat man das gemacht, um die bessere Stapelbarkeit und damit die Ausnutzung des Transportraumes zu gewährleisten. Ob nun der kleine Obst- und Gemüsehändler oder die große Supermarktkette, eine vernünftige Preiskalkulation war nicht möglich. Keiner wußte ja wieviele Gurken er in der Kiste hatte, die er bekam. Also hat man die Gurken tatsächlich auf Großmärkten oder direkt beim Erzeuger begutachtet, hat individuell für jede Lieferung Preise ausgehandelt und so die Ware eingekauft. Ein ziemlich großer Aufwand für so eine Gurke. Die Ösis aber, die waren da viel cleverer. Die haben bereits Ende der Sechziger eine Obst- und Gemüseverordnung rausgebracht. Da wurden für viele Obst- und Gemüsesorten die Beschaffenheit, der Frischegrad, das Mindestgewicht oder eben die Krümmung und das Aussehen der Produkte festgelegt. Das hatte Vorteile. Der Handel wusste genau was er bekam und konnte kalkulieren. Aber auch für die Bauern wurde es leichter. Die wussten nun ganz genau, was sie für ihre Ware bekamen. Und zwar schon bevor sie überhaupt pflanzten. Aber auch für die Verbraucher wurde es besser. Hatte man eine kleine Gurke, kostete die genauso ne Mark, wie die dopelt so große. Auch der Verbraucher wusste nun, was er mindestens für sein Geld bekam.
Also sind Handelsverbände, Bauernverbände, Verbraucherverbände und sonst wer immer wieder an ihre Landwirtschaftminister herangetreten und haben eine einheitliche Norm für Obst und Gemüse gefordert. Überall in der EU. Und irgendwann hat sich die EU der Sache angenommen und hat diese Richtlinie herausgebracht. Um die Sache zu vereinfachen, hat man die österreichische Richtlinie fast eins zu eins übernommen. Die EU hat genau das umgesetzt was gefordert wurde und wird bis heute dafür kritisiert.
Mittlerweile ist diese EU-Richtlinie fast gänzlich außer Kraft gesetzt. Nur für rund ein Dutzend Obst- und Gemüsesorten gelten noch Bestimmungen. Doch Handel und Bauern halten sich bis heute an diese nicht mehr vorhandene Richtlinie. Denn mal ehrlich. Was machen denn Verbraucher, wenn Obst und Gemüse zu klein ist oder nicht exakt gewachsen ist, wie man sich das vorstellt? Der Großteil kauft es nicht. Es bleibt liegen und wandert in den Müll. Ich kaufe Obst und Gemüse wann immer es möglich ist, direkt beim Bauern oder beim türkischen Obst- und Gemüsehändler meines Vertrauens. Die bieten immer auch krumme oder gebrochene Gurken, Möhren und was auch immer an. Gibts dann für kleines Geld. Meist irgendwas zwischen 20 und 30 cent das Kilo. Die nehme ich gerne mit. Allerdings sagen die Bauern und Händler auch, das nur wenige Leute dieses "unschöne" Obst und Gemüse kaufen und es oft auf dem Müll landet. Anstatt die krumme Gurke für 20 cent, kauft der Verbraucher lieber die gerade für nen Euro. Das sollte man ebenfalls bedenken.
Und wenn ich ehrlich bin, ärgere ich mich hin und wieder auch mal ein kleines bisschen, das man oft unterschiedlich großes Obst oder Gemüse fürs gleiche Geld bekommt. Da wir mittlerweile viel unterwegs sind und dann die Zeit fürs Einkaufen auf der Strecke bleibt, nutzen wir gerne mal den Lieferservice einer bekannten Supermarktkette. Da habe ich letztens eine Wassermelone zum Stückpreis von 8,99 € bekommen. Eigentlich sind das immer richtige Karwenzmänner die man da bekommt. Meine war jedoch recht klein. Hab ich mal gewogen. 4,8 Kilo. 2 Tage später war ich im Supermarkt. Lagen da die Wassermelonen. 8,99 € das Stück. Aber richtige Brocken. Also auch mal gewogen. Zwischen 8 und 10 Kilo wogen die Dinger. Da hab ich mich schon ein klein wenig geärgert. Ich hab nämlich gerade mal die Hälfte fürs gleiche Geld bekommen. Melonen sind nämlich nicht von der noch in kleinen Teilen bestehenden EU-Richtlinie erfasst.
Schöne Grüße,
micha