Kehrwoche bin ich Dir auf dein ungeputzen Latschen getreten, dann entschuldige ich mich höfflich beim ertappen
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Nö, eigentlich nicht, sind ja mehr "Frauenthemen".
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir.
Konrad Lorenz
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hallo peppe, ich kann deine eingangsfrage sehr gut verstehen - habs selber erlebt. schließlich kann man sich ja nur mit den leuten darüber austauschen, die das phänomen kennen - insofern ist das thema im ossiforum genau richtig. sind doch die meisten hier "abtrünnige" - zumindest in den augen derer, die sie zurückgelassen haben, die DAgeblieben sind. wir sind nicht DAgeblieben. das nimmt man übel - so ist zumindest meine erfahrung. leute, die es besser wissen müssten, sind bereit, uns mit VORurteilen zu begegnen, die eigentlich NACHurteile sind, denn in Wirklichkeit KENNEN sie uns ja - und wissen, dass wir nicht GEGANGEN sind, weils uns im Osten nicht mehr gefiel, sondern, wegen der Arbeit.
Es MUSS ein phänomen sein, etwa, wie das des mobbings. das kommt von MOB - und da kann man sich nur fernhalten. Mein Tipp: WAHLVERWANDTSCHAFTEN ...
in diesem Sinne noch ein gutes NEUES an die leidensgemeinschaft
M.
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Also ich habe nicht das Gefühl, dass Ossis, die in Westen sind hier verurteilt werden. Ich würde NIE Jemanden verurteilen, der woanders hinzieht, wo es ihm besser geht.
Das Einzige, was ich verurteile sind die Menschen, die rüber gemacht sind und jetzt so tun, als gäbe es die Vergangenheit im Osten nichtmehr und die sich jetzt hinstellen und über den Osten - ihre ehemalige Heimat - die Nase rümpfen.
Auch der kleine Mann kann von der Krise profitieren !
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Monarde das mit der Wahlverwandschaft habe ich auch schon lang eingeführt, die kann man sich eben aussuchen mit wem und den Rest konnte ich knicken. Dies merkte ich auch erst nach gewisse Jahre als das "Hotel in der Schweiz"für sie verschlossen war
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Ich bin Ossi und bin im Osten geblieben, vielleicht hilft es, wenn ich da mal meine Meinung dazu sage.
Als damals diese Ausreisewelle war, ich spreche vom Sommer89, hab ich die Leute auf der einen Seite bewundert diesen Mut zu haben und auf der anderen Seite mit den Kopf geschüttelt, wie man mit Säuglingen über Mauern klettert in eine Ungewißheit nur mit dem Nötigsten. Mir ging es nicht schlecht genug, ich hab nicht mal drüber nachgedacht. Diese Züge, übervoll, es war eine überaus emotionale Zeit, Weinen und Lachen wechselte, so schnell konnte man nicht denken.
Was die Leute durchgemacht haben in den Botschaften, danach in den Lagern, mit Nichts angefangen - alle Achtung, das macht stark, selbstbewußt und alles das was uns Dagebliebenen fehlt.Wer es geschafft hat hat meine volle Achtung. Einige sind zurückgekommen, als dann die Grenzen offen waren, weil sie nicht stark genug waren, falsche Vorstellungen hatten-die gebratenen Tauben- oder eben schlicht Heimweh hatten.
Dann kamen die 1. Besuche: Fettes Auto auf Pump, auch die Mentalität und Sprache hat sich geändert. Die,die ich gerade noch bedauert hatte waren voll die Machos gewurden und der feine Unterton machte das übrige. Und die Sprache, man sprach von "Schaffen", wenn ich das heute noch höre streuben sich mir die Nackenhaare. 3x in einem Satz kam das und sagte mir - du faule Sau, die SCHAFFEN, wir nicht. Und genau so ist das gewachsen. Aber es hat sich verwachsen, jetzt ist das nicht mehr so, denn wir Daheimgeblieben haben aufgeholt.
Von richtigen Wessis 5ter Kathegorie versicherungstechnisch über den Tisch gezogen, um nur ein Beispiel zu nennen, wir hattens auch nicht leicht.
Das große Selbstbewußtsein, dass den Kindern von heute in die Wiege gelegt wird wird meine Generation (1955) nicht mehr erreichen, aber wir lassen uns auch Dank unseres Alters nicht mehr ein x fürs U vormachen.
Das waren nur mal so meine Gedanken, dann ist es ja auch von Fam. zu Fam. verschieden
Zitat von Wasa
Als damals diese Ausreisewelle war, ich spreche vom Sommer89, hab ich die Leute auf der einen Seite bewundert diesen Mut zu haben und auf der anderen Seite mit den Kopf geschüttelt, wie man mit Säuglingen über Mauern klettert in eine Ungewißheit nur mit dem Nötigsten.
Ich habe es damals und auch heute noch nicht verstanden, wie man mit Babys und Kleinkindern so etwas machen und solch ein Risiko eingehen konnte, egal ob Flucht in die überfüllten Botschaften oder die Flucht über die Grenzen, ob nun DDR>BRD oder Ungarn>Österreich etc.!
Ich habe 1997 durch meine Arbeit zufällig in der Region Soltau eine Familie kennen gelernt, die sich im September 1989 während ihres Tschechei-Urlaubs mit ihren 2 Kindern auch kurzentschlossen in die Prager Botschaft geflüchtet haben. Sie haben diese (selbst als Kurzschlußreaktion bezeichnete Flucht) später bitter bereut, da vor allem die sanitären und hygienischen Zustände dort aufgrund der Anzahl der Flüchtlinge katastrophal waren, es nicht genug zu essen gab und ihr 4-jähriger Sohn schwer erkrankte und kurze Zeit nach der Ausreise in die BRD dort in einem Krankenhaus sogar verstarb. Ihre zu der Zeit 6-jährige Tochter litt knapp 8 Jahre später immer noch unter den ganzen Erlebnissen.
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Björn, das waren sicher Verzweiflungstaten. Na jedenfalls für die Medien. Ganz solche Extermsituationen haben meine bisherigen Gesprächspartner noch nicht elebt, aber über soviel Dummheit von damals, ärgern auch die sich. Eine Frau aus dem Reisebüro in der Thälmannstrasse von DD, ist ohne nichts von der CSSR durch die Donau nach Österreich geschwommen, weil sie kein Ungarnvisum bekam. So hat sie es jedenfalls erzählt. Sollte es so gewesen sein, hatte sie wirklich nichts bei dieser Aktion. Allerdings auch keine Verantwortung über Kinder. Auch bei ihr war es kein Verzweiflungsakt. Pure Abenteuerlust.
Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam)
Buhli
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@ Buhli, ich habe mich selbst mit dem Paar längere Zeit unterhalten, die Tochter hat die ganze Zeit kaum ein Wort gesagt. Wir sind abends in der Gaststätte (wo ich und die Kollegen übernachtet haben) in´s Gespräch gekommen. Sie hatten sich kurzfristig in ihrem Urlaub zur Flucht entschlossen, da damals ja nicht absehbar war, wie sich die ganze Situation in der DDR entwickelt und ihre Tochter ein Jahr später zur Schule gekommen wäre. Zu dieser Zeit war die BRD-Botschaft in Prag noch nicht überfüllt. Durch die ganzen furchtbaren Fluchtumstände und den Verlust des Sohnes haben sie es bitter bereut, nicht normal nach Hause gefahren zu sein und die Wende abgewartet zu haben.
Jetzt nochmal was zum eigentlichen Thema
Ich habe weder schlechte oder neidische Erlebnisse mit (noch in der alten Heimat wohnhaften) Verwandten und Freunden gemacht noch bin ich abweisend gegenüber ihnen, wenn sie zu Besuch hierher kommen! Ganz im Gegenteil, bei mir sind sie immer willkommen bzw. besorge ich hier auch die Ferienwohnung zum übernachten. Meine Eltern haben bisher immer bei mir in der Wohnung geschlafen.
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Zitat von Wasa
Dann kamen die 1. Besuche: Fettes Auto auf Pump, auch die Mentalität und Sprache hat sich geändert. Die,die ich gerade noch bedauert hatte waren voll die Machos gewurden und der feine Unterton machte das übrige. Und die Sprache, man sprach von "Schaffen", wenn ich das heute noch höre streuben sich mir die Nackenhaare. 3x in einem Satz kam das und sagte mir - du faule Sau, die SCHAFFEN, wir nicht. Und genau so ist das gewachsen. Aber es hat sich verwachsen, jetzt ist das nicht mehr so, denn wir Daheimgeblieben haben aufgeholt.
Von richtigen Wessis 5ter Kathegorie versicherungstechnisch über den Tisch gezogen, um nur ein Beispiel zu nennen, wir hattens auch nicht leicht.
Wenn ich immer "schaffen" höre ... das heisst arbeiten oder kleechen. Ich denke da immer an "Anschaffen" aus dem horizontalen Gewerbe.
Aber diese Stories gab es leider auch, dass man erst jammerte, dann rüber ist, mit fettem Auto wiederkam und sich plötzlich für den besseren Deutschen hielt. Man merkt heute noch, wie unterschiedlich die Biographien der Leute sind und deren Einstellung zum Leben und zur Arbeit. Wer heute noch sagt, dass im Westen härter gearbeitet wird, um sich den Wohlstand zu leisten, der hat noch nie im Osten gearbeitet, wo es heute immernoch härter ist, um überhaupt einen bescheidenen Wohlstand zu erreichen.
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@ Smithie23 auch in den alten Bundesländern muß man in den meisten Branchen für sein Geld kräftig arbeiten gehen und nicht, nur weil man einen höheren Lohn kriegt, heißt es man muß sogar weniger arbeiten. In bestimmten Bereichen hast du als gute Fachkraft in den neuen Bundesländern sogar einen sichereren Arbeitsplatz als in den alten BL, weil der Arbeitgeber nicht so schnell gleichwertigen Ersatz findet. Wenn man weiß, was man selbst kann und was man seinem Arbeitgeber wert ist, hat man auch einen besseren Stand ihm gegenüber.
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ökonomisch gesehen habe ich auch nie verstanden, wie man als familie mit kleinkindern diesen weg gehen konnte, gerade wegen der katastrophalen kinderbetreuung - was haben die (meist) frauen da beruflich angefangen???? große karriere war da doch sicher meist nicht drin, wo man das fette geld verdient. ich kenne eine, die sind auch als familie bei nacht und nebel mit zwei kindern rüber, die frau hat jahrelang nur als 400 euro kraft gejobbt. ohne kinder ok, wer damals das einging - mir ging damals wahrscheinlich auch nicht mies genug, war zu unsportlich um über nen botschaftzaun zu klettern.
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Das ist alles ne Charakterfrage. Den Leuten, die gleich rüber sind, ging es allen auch nicht unbedingt schlecht, jedoch haben sie die Verhältnisse als bedrückend empfunden - und zwar mehr, als Andere, die "abgewartet" haben.
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Zitat von Smithie23
Wenn ich immer "schaffen" höre ... das heisst arbeiten oder kleechen. Ich denke da immer an "Anschaffen" aus dem horizontalen Gewerbe.
Mich lachen die hier immer aus, wenn ich sage, ich bin auf Arbeit. Hier schafft man. Im Rheinland war man im Büro oder in der Firma, dass finden die hier im Südwesten genauso lustig...
Ich will ans Meer zurück, ein letzter Blick
Spüren, wie der Wind mir Flügel gibt
Ich will ans Meer zurück, dort wo das Glück
Mich endlich wieder in die Arme nimmt
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Tja, so ist das eben bei Hinterwäldlern Der Ausdruck "man ist auf Arbeit" sollte aber eigentlich im 21. Jahrhundert so ziemlich das Normalste sein, was man sagt. Im Englischen sagt man ja auch "at work"
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