Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: Eingemauert - 8
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BesserWessi0815 hat noch mal eine -möglicherweise naive?- Frage an die Älteren im Forum, die die DDR-Zeit noch bewußt erlebt haben. Und zwar: Es gab ja so abenteuerliche Fluchtversuche, gerade in Berlin, mit Ballons, unbekannten Flugobjekten, durch Tunnelbau und vieles mehr. Hätte es für die Fluchtwilligen nicht einfachere Möglichkeiten, z.B. halblegal die Grenze zu überschreiten mit einem echten Reise-Paß, gegeben? Also gerade bei Geschwistern, die sich noch äußerlich ähnlich sahen, hätte doch bei einem Ostberlin-Besuch ein Westberliner den Reisepass des "Bruders West" einschmuggeln und dort "Bruder Ost" übergeben können?! 'Bruder West' sitzt dann halt zeitweilig in Westberlin ohne Paß da - egal. "Bruder Ost" reist dann unter der Identität mit dem ECHTEN Paß des Bruders nach Westberlin ein und läßt sich dort später einen eigenen bundesdeutschen Paß ausstellen. O.K., seinen Hausrat und die Nöbel muss er zurücklassen und ggf. auch vorhandene Devisen u.v.m. - bei der Tunnelflucht oder mit dem Ballon war es doch auch kaum anders.
Bei Berlinbesuchen wurden an den Grenzübergängen die Pässe eingesammelt und erst eine Weile später wieder ausgehändigt. Woraufhin wurden diese in den Baracken in der Zwischenzeit überprüft? Mit dem Datenbestand der DDR-Meldebehörden und/oder der BRD oder woraufhin noch? Weiß das zufällig jemand?
Was wäre geschehen, wenn mir als Tourist der Reisepaß am Alex gestohlen worden wäre und jemand Fremdes unter meinem Namen ausgereist wäre, der mir ähnlich sieht? Wäre ich dann 'eingebürgert' worden?
Vielleicht sind die Gedanken/Fragen mal wieder naiv und einfach zu beantworten, aber vielleicht auch für die Jüngeren interessant?
..."Der tut nix!"......"Der will nur spielen"... - Peng! -
Ja B.W., diese Möglichkeit hat meine Tante etwa 1975 in Erwägung gezogen, als mein Cousin auch noch keinen eigenen Pass hatte. Ich hatte da bereits den PA. Die Kinder waren damals auch nur im Reisepass eingetragen. Ohne Bild, so wie heute. Sie wollte es mit mir praktizieren. Meinen Eltern war das allerdings zu heiß. Mit dem echten Reisepass wollten sie es später auch nicht riskieren, weil da das Bild manipuliert werden mußte. So ähnlich sahen wir uns dann doch nicht. Schlawine ich sprech da von den Leuten die aus meiner unmittelbaren Umgebung den Ausreiseantrag gestellt hatten. Wer das ganze nicht an die große Glocke hing, hatte nicht mit Schikanen leben müssen. Gesprochen haben wir trotzdem drüber. Die Familie über die unser ABV was von mir wissen wollte, hatte einen ehemaligen Nationalmanschaftsbergsteiger, ja das gab es auch, dabei. Selbst bei den ging es ruhig ab. Über unseren Nachbarn hab ich bereits geschrieben. Ich hab das nicht über Wikipedia oder Google, sondern selbst erlebt. Drei Kollegen in unserer Bautruppe betraf das ja auch. Bei denen die sich als Rebellen aufgeführt haben, sah das natürlich gewaltig anders aus. Rebellen sind nun mal in keiner Gesellschaftsordnung gern gesehen.
Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam) Buhli
Buhli...und wenn Du ein eigenes (echtes!) Paßbild Deinem Cousin geschickt hättest und dieser seinen "verloren gegangenen" Paß mit Deinem Bild neu beantragt hätte....? (Paßbildautomaten gabs früher in jedem größeren Bahnhof oder man besorgt sich eines beim Photographen. Sollte der Farbfilm vorübergehend nicht vorrätig gewesen sein, könnte man ja auch sehr authentische S/W-Abzüge einreichen)
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B.W., Fotoautomaten gab es in der DDR nicht. Zumindest sind mir keine begegnet. Hat jemand solche Dinger damals gesehen? Kehrwoche, das mit der Nationalmannschaft war schon lange vorher vorbei. Er war damals schon nicht mehr der Jüngste.
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Die sogenannten Paßkontrolleinheiten waren grundsätzlich Stasi-Leute. Zur Tarnung wurden die Stasi-Leute allerdings in Uniformen der Grenztruppen gesteckt, die Grenztruppen wiederum standen beim 'Nationalen Verteidigungsministerium' unter Militärrecht, was normalerweise Polizeiaufgaben sind. Bei der 'Einreise' wurde mit einem ständig wechselnden Stempelsystem gearbeitet, um Fluchten mit präparierten Pässen zu erschweren. Ich glaube es gab kein Land, was so große Stempel als Visumsstempel verwendet hat. Dazu gabs immer eine Reihe von in Form und Farbe wechselnden kleineren Stempeln. Ein Paß wurde daher im Nu voll, was viele Deutsche die in den Westsektoren von Berlin lebten, veranlaßte, sich noch den kleinen Westberliner Ausweis zu holen. Da hatten die Stasi-Stempler keinen Platz zum Stempeln und mußten Einlegeblätter verwenden, und man war anschließend den ganzen Stempel-Schamott wieder los, denn der wurde bei der 'Ausreise' vom letzten Stasi-Kontroletti wieder abgenommen.
'Unterschrieben' wurde das Stempelvisum grundsätzlich mit einer Faksimile Unterschrift einer Person mit dem Namen "Franzke". Nachwende-Forschungen haben ergeben, daß eine entsprechende Person dieses Namens im Stasi-Stempel-Trupp nie existierte, insofern war rein formal das ganze diesbezügliche Stempelgewirtschafte des SED-Staats eine Fälschung.
Nach dem Mauerbau setzten sich die Bewohner des SED-Staats in ihrer große Mehrzahl nicht über die Transitautobahnen oder über die Sektorengrenze in Berlin ab, sondern über verschiedene Ostblockstaaten. Insbesondere lies sich im bettelarmen Bulgarien mit Westgeld einiges arrangieren, etwa ein Tagesausflug nach Istanbul, wo dies ganze Stempel-Gewirtschafte der Stasi nicht mehr funktionierte. Die Stasi versuchte dem mit Tausenden von "Reisebegleitern" entgegen zu wirken und observierte ihre DDR-Bürger morgens beim Kaffee, mittags beim Essen und abends beim Tanz.
Die Variante eines ähnlich zum fluchtwilligen Ostler aussehenden Westdeutschen, seinen Reisepaß im Ost-Sektor von Berlin zu 'verlieren' war problematisch, und nur etwas für einen Westler mit starken Nerven. Konnte das SED-Regime die Fluchthilfe nicht nachweisen, blieb zumindest nach den Berlin-Abkommen, wo sich der SED-Staat zu etwas zivilisierteren Umgangsformen auf Druck der Sowjetunion verpflichten mußte, nichts anderes übrig, als den Westler wieder ausreisen zu lassen. Allerdings gabs zum Beispiel den Fall von zwei Brüdern, wo der Westbruder anschließend etliche Jahre wegen Fluchhilfe eingeknastet wurde.
Danke reporter - jetzt erinnere ich mich wieder: es wurden an den Übergängen ja zusätzlich zu den Pässen Begleitzettel ausgestellt - VISUM (Plural Visa?) Hatte ich vergessen. Dort wurden sogar die Zeitpunkte des Grenzübertrittes (Marienborn und Berlin) eingetragen. Für die ~200km Transitstrecke mit Tempolimit 100km/h war eine Regeldauer von 2 Stunden (zuzüglich ggf. kurzer Pinkelpausen und Tankstellen-/Intershop-Besuchen - Toleranz) "vorgesehen". Das lernte ich sogar in der Fahrschule im Rheinland. Wer weniger als 2 Stunden für den Transit benötigt, hat offenkundig die Höchstgeschwindigkeit überschritten und war verdächtig. Wer deutlich länger als 2+xxx Stunden unterwegs war, musste damit rechnen, die Verweildauer zu erklären. Ein "privater Abstecher" nach Magdeburg, Halle oder ein arrangiertes Treffen mit Verwandten auf Rastplätzen sollte so von den Transitreisenden unterbunden werden.
Durch diese "Zettel" hat sich meine Frage von 20:19 also auch schon wieder beantwortet: Keine Ausreise ohne vorhergehende Einreise - hatte ich vergessen.... Ein Reisepaß alleine ohne diesen Einreisezettel hätte also gar nichts gebracht.... diese Zettel mußten ja am Ziel auch wieder abgegeben werden, deshalb habe ich auch keinen zur Erinnerung mehr....
In Ostberlin hatte ich Angst, dass mir jemand Paß und/oder Zettel klaut. Um wenigstens eines zu sichern habe ich beide Dokumente getrennt bewahrt: Den Paß im Brustbeutel unter dem Unterhemd/Hemd/Pullover und den "Zettel" im Portemonnaie. Wäre eines von beiden abhanden gekommen, hätte es noch einen anderen Nachweis gegeben. Eurem tapferen, naiven, rheinischem BesserWessi0815 ist aber nichts dergleichen passiert - gar nichts! Den Besuch hatte ich heimlich gemacht, mein Großonkel in Charlottenburg, bei dem ich zu Besuch war, hatte es mir zuvor verboten. Das Verbotene ist ja immer sehr reizvoll.....
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Zitat von Buhli Schlawine ich sprech da von den Leuten die aus meiner unmittelbaren Umgebung den Ausreiseantrag gestellt hatten. Wer das ganze nicht an die große Glocke hing, hatte nicht mit Schikanen leben müssen.
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Buhli auch ich spreche da von Leuten die ich gut kenne bzw. kannte. Die sind "durch die Hölle gegangen".
Schlawine --------------------------
„Nichts spornt mich mehr an als die drei Worte: Das geht nicht. Wenn ich das höre, tue ich alles, um das Unmögliche möglich zu machen.“ Harald Zindler, dt. Umweltaktivist, 1981 Mitbegründer Greenpeace Deutschland
Schlawine, daß es diese Höllengänge gab, ist auch mir bekannt. Nur hab ich durch diverse Lektüren auch hinterfragen gelernt. Welche Art von Leuten sind durch die Hölle gegangen. In den seltensten Fällen waren es kleine Leute, die einfach nur eienen Antrag gestellt haben. Der größte Teil dieser Menschen hatte in irgend einer Form einen verantwortungsvollen Posten im Beruf. Auf welcher Ebene auch immer. Dieser Bereich begann ja schon beim Brigadier. Frag mal nach welche Posten Deine Leute so hatten. Es dürften nicht all zuviele aus der Produktion gewesen sein. Dadurch, daß wir, Deine Bekannten und ich, nun beide Arten von Umgang mit Ausreisewilligen erlebt haben, kann die Pauschalisierung schon mal wegfallen. Denn das kommt immer mal wieder hier durch. Kehrwoche, Deine Andeutung mit "plötzlich aus der Nationalmanschaft weg" war schon richtig. Diese Leute erfuhren damals schon mal eine "Sonderbehandlung". Dieser Bergsteiger wurde verschont.
Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam) Buhli
Zitat von BesserWessi0815 Dort wurden sogar die Zeitpunkte des Grenzübertrittes (Marienborn und Berlin) eingetragen. Für die ~200km Transitstrecke mit Tempolimit 100km/h war eine Regeldauer von 2 Stunden (zuzüglich ggf. kurzer Pinkelpausen und Tankstellen-/Intershop-Besuchen - Toleranz) "vorgesehen". ..
Ein "privater Abstecher" nach Magdeburg, Halle oder ein arrangiertes Treffen mit Verwandten auf Rastplätzen sollte so von den Transitreisenden unterbunden werden.
Das Zeiterfassung war selbstverständliches Hilfsmittel der Stasi-Kontrollettis. Auf den Interzonenstrecken patroullierten Stasis in Westfahrzeugen, angeblich soll man sie einfach erkannt haben wegen der fehlenden TÜV Plakette, aber da bin ich mir nicht sicher, so etwas wäre für die Fälscher sicherlich kein Problem. Abstecher mit einem Westfahrzeug in irgendeine Oststadt auf einer Strecke von Berlin ins Bundesgebiet wird es nur wenige gegeben haben. Da traf man sich besser beispielsweise auf den wenigen "Intertank"-Tankstellen beispielsweise in Michendorf, obwohl jeder wußte, daß dort Stasis sich zu hauf herumdrückten. An den Inter-Tankstellen war wohl laut verschiedener Veröffentlichungen ein nennenswerter Teil des Personals als IM der Firma zu diensten. Ein Verwandter von mir hatte allerdings Schiss, selbst diese Möglichkeit zu nutzen. Inwieweit die Freiwilligen Helfer der Grenzpolizei auch auf den Zufahrtsstrecken zwischen Berlin und dem Bundesgebiet herumspitzelten kann vielleicht hier noch mit Informationen verdichtet werden. Offiziell waren diese Freiwilligen Helfer auch wichtig, man veranstaltete regelrechte Helfer-Konferenzen mit dem Oberwächter Baumgarten, wo 'Erfolge' zu Denunziationen und Verhaftungen aufzuweisen waren. Wie das ablief kann man diesem Beitrag entnehmen:
Nachdem was die Pauli gestern so aus CSU Kreisen durchblicken liess, hätte die Promovation auch drüber sein können. Also nichts besonders verwerfliches.
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Die Obersten zwei rechts. S.R.G. ohne Ährenkranz? Ist das bei der NVA verliehen worden?
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Der Rombus ist das Absolventenabzeichen, der russischen Generalstabsakademie. Das erkennt man an dem goldenen Rand. Normale russische Militärakademien, die man so als Hauptmann / Major besuchte, hatten eine silberne Umrandung.
Zu dem "Stullenbrett":
erste Reihe links; könnte der Orden "Banner der Arbeit" sein (weiß ich aber nicht so genau), rechts daneben - "Held der Arbeit"
zweite Reihe; ganz links - "Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden", daneben zwei "Vaterländische Verdienstorden"
dritte Reihe: die drei blauen Orden dürften die drei "Scharnhorstorden" sein
vierte Reihe ganz links; "Kampforden für Verdienste um Volk und Verterland"
in Reihe sieben erkenne ich noch die "Verdienstmedaillen der NVA"," der GT der DDR" und in der Reihe neun sehe ich die "Waffenbrüderschaftsmedaille".
Der Rest ist mir unbekannt.
Gruß
Sir W. Churchill
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