Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: wären wir damals keine Nazis gewesen? - 7
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@Monarde: Spannendes Thema, auf dem Du geforscht hat. Mir persönlich ist Instrumentalisierung der Sprache im 3.Reich und in der DDR sehr ähnlich vorgekommen, aber genaugenommen ist das heute auch noch so, wie ich bei meiner regelmäßigen Lektüre auf neusprech.org feststellen muss. Übrigens, die Preise für Reklambücher waren durchaus unterschiedlich. Kann sein, dass Klemperer 2,50 gekostet hat, der ist bei mir inzwischen ins Archiv gewandert. Aber Mark Aurel hat 2 Mark und La Rochefoucault sogar nur 1 Mark gekostet (und die stehen bei mir im Büro zum gelegentlichen Blättern).
Und zurück zum Thema: Ich für mich denke, ich wäre sicherlich bis zu einem gewissen Grade auch Teil der "Bewegung" gewesen, wahrscheinlich wäre mir vieles in der Naziideologie logisch und nachvollziehbar vorgekommen, bis dann irgendwann mal die Augen geöffnet worden wären (das sind jetzt Parallelen zu meiner DDR-Vergangenheit)
Gruß JoeSachse
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Zitat von mutterheimatDie alten Leute haben, falls die im original dabei waren, ihren Führer, mehr, oder weniger, mit ins Grab genommen. Es wird unser Schicksal sein, den Breshnew (indirekt), Ulbricht und Honnecker mit ins Grab zu nehmen.
Das traf und trifft nur auf Menschen zu, die alten Zeiten hinterher jammern, bzw. albtraumhafte Erfahrungen machen mußten.
Klar und deutlich, nein. Das betrifft alle die Leute, welchen den alten Laden erlebt haben und in ihm groß geworden sind, sowie für die der Begriff Erinnerung, kein Fremdwort geworden ist. Aber davon gibt es inzwischen einen ganzen Schwarm von Leuten (DDR Vergangenheits-Vergesslichkeit, auch hier im Forum). Man muß nicht alten Zeiten hinterher jammern, oder albtraumhafte Erinnerungen haben. Allein der Begriff Erinnerung reicht. Mehr nicht!!!!!
Zitat von joesachseUnd zurück zum Thema: Ich für mich denke, ich wäre sicherlich bis zu einem gewissen Grade auch Teil der "Bewegung" gewesen, wahrscheinlich wäre mir vieles in der Naziideologie logisch und nachvollziehbar vorgekommen, bis dann irgendwann mal die Augen geöffnet worden wären (das sind jetzt Parallelen zu meiner DDR-Vergangenheit)
Darf ich mal fragen, wie alt du warst, als dir die Augen geöffnet wurden? Und welche Auswirkungen hatte es auf dein Denken und Handeln?
Zitat von mutterheimatKlar und deutlich, nein. Das betrifft alle die Leute, welchen den alten Laden erlebt haben und in ihm groß geworden sind, sowie für die der Begriff Erinnerung, kein Fremdwort geworden ist.
Da gibt es aber, aus meiner Sicht, einen riesigen Unterschied zwischen Erinnerung und das halbe Politbüro mit ins Garb nehmen. Für mich sind Erinnerungen wichtig, auch die Erinnerung an das Leben in der DDR. Trotzdem werde ich Ulbricht, Honni und Co. ganz gewiss nicht mit ins Grab nehmen. Ich war nämlich kein Fan.
Mit Sicherheit war ich kein Fan dieses Ladens. Aber Bücherwurm, ich wuste vor dir, was du lesen wirst und was du wissen darfts. Ich war einer von denen, welche den Unterschied zwischen einem Manuskript und dem tatsächlich gedrucktem höchstpersönlich "gezaubert" haben. Ich kannte die Herren/Damen mit dem besonderem Ausweis mittelbar. Du kanntest ihn (den Unterschied) bestimmt nicht, im Original, oder irre ich mich? Und der Begriff Erinnerung, umschließt das GESAMTE Politbüro, den gesamten Laden DDR in allen Facetten, in allen schönen und schlechten Sichtweisen. Kurz in absolut und total jeder Sichtweise. Und du wirst, falls du alt genug, damals warst, Honni und Co, definitiv mit ins Grab nehmen. Ansonsten verleugnest du deine Vergangenheit, falls du in diesem Laden groß geworden bist.
@mutterheimat, kaum einer hat den Quatsch geglaubt, der in der Zeitung stand. Was mweinst du, warum die Antennen alle nach Westen ausgerichtet waren? Deine "Fälschergeschichten" haben doch keinen Aha-Effekt. Das Politbüro ist schon lange tot, ohne dich würde ich nicht mal mehr die Namen wissen...
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir. Konrad Lorenz
Zitat von Monarde M. E. spielt der ganze Kontext eine wichtige Rolle. Zeitpunkt, eigenes Alter, Politische Situation, Themenvermittlung, Umfeldverhalten, sonstige Informationen. Insofern ist einem natürlich klar, wieso sich Besserwessis Mitschüler alle für "Widerstandskämpfer" hielten. Man kann es andersherum auch - als Herdenphänomen betrachtet - so verstehen, als wären sie geschlossen in die FDJ eingetreten.
...erst heute habe ich Deine Zeilen wirklich begriffen und stimme Dir zu! Eine sehr passende Metapher, die Du aufzeigst. Die Meisten wären jeder beliebigen Gruppe, die seinerzeit opportun ist, beigetreten. Meine Mutter wollte als Kind auch dem BDM (damals Pflichtmitgliedschaft) beitreten, da sie sonst Außenseiter war. Dafür wurde sie von ihren Eltern geohrfeigt - damit war das Thema "geklärt". In der Klasse war sie auch die Einzige.
..."Der tut nix!"......"Der will nur spielen"... - Peng! -
Zitat von mutterheimatAber Bücherwurm, ich wuste vor dir, was du lesen wirst und was du wissen darfts. Ich war einer von denen, welche den Unterschied zwischen einem Manuskript und dem tatsächlich gedrucktem höchstpersönlich "gezaubert" haben.
Vielleicht hattest du einfach die falschen "Kontakte"? Ich bin offenen Auges durch das Leben in der DDR gegangen. Mit 14 Jahren habe ich einen Menschen kennengelernt, der trotz Doktortitel in der Landwirtschaft gearbeitet hat. Er hatte ein vom System angeordnetes Berufsverbot, weil er diesem System kritisch gegenüber stand. Nur gab es in der DDR kein soziales System, was auch Außenseiter aufgefangen hätte. Er ist also täglich zur LPG und dort 8,75 Std auf den Knien über den Acker gerobbt, hat Radieschen gezogen, Tomaten gelesen, im Winter bei Schnee und Frost Rosenkohl oder Grünkohl geerntet, nur um seine Familie zu ernähren. Dieser Mensch war physisch und psychisch vom System gezeichnet und vom Rest der Bevölkerung wurde er als "Assi" abgestempelt. Ich habe die Schlangen vor den Läden gesehen, als es mal Bananen gab. Ich habe an der Basis gearbeitet und gesehen, unter welchen Arbeitsschutzbedingungen die Arbeiter im Arbeiter- und Bauernstaat arbeiten durften. Mir gingen damals die Augen mehr als auf und ich habe mich gefragt, ob das noch gerechtfertigt ist. Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Darf eine Partei eine Meinung vorschreiben? Darf es sein Volk belügen und betrügen? Darf es Kritikern ihren Job verwehren, sie mit Berufsverboten belegen oder des Landes verweisen? Darf eine Partei Leuten, die sich nicht anders zu helfen wussten, als die DDR heimlich zu verlassen, in den Rücken schießen?
Dein Posting weiter oben spricht für mich Bände. Wer nicht deiner Meinung ist, ist ein Trottel und seine Meinung ist auch noch gefährlich. Das einzige, was hier wirklich gefährlich ist, sind Leute, die auch 20 Jahre nach der Wende nichts dazu gelernt haben.
@BesserWessi0815 Entschuldige, dass ich nicht direkt zum Thema poste, aber indirekt hat es genau mit deinem Thema zu tun.
Zitat von Kehrwoche@mutterheimat, kaum einer hat den Quatsch geglaubt, der in der Zeitung stand. Was mweinst du, warum die Antennen alle nach Westen ausgerichtet waren? Deine "Fälschergeschichten" haben doch keinen Aha-Effekt. Das Politbüro ist schon lange tot, ohne dich würde ich nicht mal mehr die Namen wissen...
Kompletter Blödsinn. Es gab mehr als reichlich Leute, welche es geglaubt haben. Dazu ist dir der Begriff "Tal der Ahnungslosen" völlig unbekannt. Warum wohl? Weil du in Berlin gewohnt hast und es dir ohnehin besser ging, als den Leuten in der Provinz. Berlin wurde ja nur durch die Provinz am Leben gehalten. Definitiv! In absolut jeder Hinsicht. Allerdings wurde das bis heute immer vergessen. Und einen Aha Effekt soll es auch gar nicht geben. Definitiv nicht! Und Fälschergeschichten der heutigen Zeit begreifen ohnehin nur Leute, welche die alten Fälschergeschichten der alten Zeit erlebt haben. Und Bücherwurm, wenn du meine Postings weiter oben und vor allem, weiter vorn in anderen Abteilungen und insbesondere im Vergleich DDR-BRD heute gelesen hast und verstanden hättest, würdest du etwas anderes dazu schreiben und dein Beitrag würde sich erübrigen, den du hier geschrieben hast. Und damit beende ich die Disskussion in dieser Richtung. Es bring keine Punkte für Leute, welche die Vergangenheit ausgeblendet haben und für die der Begriff Erinnerung in allen Richtungen nicht existent ist.
Wie ist es heute, Bücherwurm? Gibt es heute keine Berufsverbote? Werden wir nicht auch belogen und betrogen von Politik, Wirtschaft, Banken und den Medien gleich welcher Art?
Die Mauer gibt es nicht mehr. Das finde ich gut. Jeder kann dorthin gehen, sofern er dort erwünscht ist.
Könnte aber gut sein, dass beispielsweise ein Demonstrant z. B. bei einer Umweltaktion fotografiert wird und auf Grund biometrischer Daten mit Namen und Adresse durch Polizei und Geheimdienst auf ein Speichermedium gebannt wird. Die weltweite Vernetzung schreitet immer weiter voran. Genau dieser Demonstrant will mal nach USA fliegen. Daten werden abgeglichen. USA in Amerika? Pustekuchen.
Ja, ich habe übertrieben. Aber genau dieses Szenario wird kommen. Alles unter dem Deckmantel des Terrorismus. Und der deutsche Staat hat auf die Dauer was davon. So erzieht man sich gehorsame Staatsbürger.
Alles schon mal dagewesen!
queeny
Wenn Ihr Eure Augen nicht braucht um zu sehen, werdet Ihr Sie brauchen um zu weinen.
Zitat von queenyWie ist es heute, Bücherwurm? Gibt es heute keine Berufsverbote? Werden wir nicht auch belogen und betrogen von Politik, Wirtschaft, Banken und den Medien gleich welcher Art?
Du willst doch nicht etwa das Leben in der BRD von heute mit dem Leben in der DDR auf eine Stufe stellen?
Zitat von queenyJa, ich habe übertrieben. Aber genau dieses Szenario wird kommen. Alles unter dem Deckmantel des Terrorismus. Und der deutsche Staat hat auf die Dauer was davon. So erzieht man sich gehorsame Staatsbürger.
[/quote]...erst heute habe ich Deine Zeilen wirklich begriffen und stimme Dir zu! [/quote]
Hallo Bessi, mit dieser Zugeständnisbereitschaft, besser: - fähigkeit, hättest Du auch gut und gerne Ossi sein können - und unterscheidest Du Dich von schätzungsweise 99,9% Deiner Landsleute. ... Aber mal Spaß beiseite: Man kann es gar nicht oft genug erwähnen: Die Umstände machen´s. Und unter denen verhalten oder hätten sich die meisten gleich (identisch) verhalten. Ich musste auch meinen ersten westdeutschen Kollegen, die dachten, sie treffen auf ungehobelte Urmenschen bei den Ossis, mehr als einmal beteuern, dass sie - hätten sie im Osten gelebt, n prima FDJ-Sekretär abgegeben hätten. (Das habe ich mir damals in den wilden Jahren geleistet - würde es heute nicht mehr machen, wo einer den andern wegen ner Tasse Kaffee anzeigt - und wo die DDR, allein wenn man die Diskussionen hier in dem Forum betrachtet, sehr in die Nähe des 3. Reiches gerückt ist ...) FDJ-Sekretäre waren keine Nazis. Sie waren - meistens ganz intelligent - und staatskonform. (tja, nicht zwangsläufig ein Widerspruch ...)
t´schuldige Bücherwürmin, soll keine Ignoranz sein ...
Zitat von Bücherwurm[quote="queeny"]Wie ist es heute, Bücherwurm? Gibt es heute keine Berufsverbote? Werden wir nicht auch belogen und betrogen von Politik, Wirtschaft, Banken und den Medien gleich welcher Art?
Du willst doch nicht etwa das Leben in der BRD von heute mit dem Leben in der DDR auf eine Stufe stellen?
Zitat von queenyJa, ich habe übertrieben. Aber genau dieses Szenario wird kommen. Alles unter dem Deckmantel des Terrorismus. Und der deutsche Staat hat auf die Dauer was davon. So erzieht man sich gehorsame Staatsbürger.
Ja, aber nur solche, die sich nicht engagieren.
machst du es dir nicht etwas zu einfach dabei. was heißt hier engagieren. Ich erwarte von einer demokratisch gewählten Politikaste das sie Recht und Ordnung aufrecht erhält und für das Volk das beste will. Sie werden ordentlich bezahlt vom Volk, ja sie können sogar Ihr Gehalt fast selbst bestimmen und was kommt dabei raus. Der Laden hat sich verselbstständigt und der Bürger hat fast keinen Einfluß mehr. Poltik und Wirtschaft macht bereits was sie wollen. Wir sind soweit, das dem Volk nur noch die Gewaltanwedung übrig bleibt, um des Volkes Wille Demokratisch durchzusetzen, soweit man dies noch so nennen kann.
wer fehler findet, darf sie behalten, ich habe reichlich davon.
Zitat von deltamachst du es dir nicht etwas zu einfach dabei....
Entschuldige, delta, wenn ich es mir jetzt noch einfacher mache. Aber ich halte es BesserWessi0815 gegenüber für unhöflich, wenn wir hier die x-te pol. Diskussion führen. Dafür gibt es genügend andere Threads.
Zitat von monarde...und wo die DDR, allein wenn man die Diskussionen hier in dem Forum betrachtet, sehr in die Nähe des 3. Reiches gerückt ist ...
Mir ging es nicht darum, die DDR in die Nähe des 3. Reiches zu rücken, sondern mir ging es mehr um den Aspekt Propaganda. Und von der hatte die DDR ja auch eine beachtliche Menge.
Zitat von monardeFDJ-Sekretäre waren keine Nazis. Sie waren - meistens ganz intelligent - und staatskonform. (tja, nicht zwangsläufig ein Widerspruch ...)
Da gebe ich dir absolut recht. Sie wussten schon zu überzeugen.
@BesserWessi0815 Da nicht nur das Umfeld und die Erziehung, sondern auch das eigene Alter eine große Rolle spielen würde, kann auch ich nicht ausschließen, dass ich mich nicht mitreißen lassen hätte.
um auf den Ursprung zurückzukommen: Ich selbst könnte nicht ausschliessen, damals in HJ und/oder in die Waffen-SS oder eine andere verbecherische Organisation eingetreten zu sein. Der damalige Bildungsstand und Zeitgeist hätten mir wohl keine Wahl gelassen. Ich danke meinem Schicksal dafür, das ich erst 1963 in diesem Deutschland geboren wurde. Im organisierten Widerstand waren häufig Menschen mit gutbürgerlicher Bildung und einem humanistischen Weltbild, was zur damaligen Zeit eher selten war. Mein Vater, Jahrgang 1934, hat diese Zeit als Kind bewusst miterlebt. Er sagte mir, nahezu alle aus seinem Bekanntenkreis hätten damals Hurra geschrien, kritische Stimmen ga es kaum. Sein Onkel meldete sich kurz nach Kriegsausbruch freiwillig zur Waffen-SS aus Torschlusspanik, der Krieg könnte zu Ende gehen und er wäre nicht dabeigewesen.
Mich regt in dem Zusammenhang folgendes auf: Leute, die sich aktiv und öffentlich gegen Hitler wendeten und emigrierten, wurden in der ach so lieben Bundesrepublik der 50er und 60er Jahre noch im Nachhinein als "Vaterlandsverräter" beschimpft.
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