Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: wären wir damals keine Nazis gewesen? - 6
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Zitat " (...) Und überzeugt davon war, dass alles richtig ist, was dort passiert. Warum? Weil sie glücklich war, lachen konnte und sich den Umständen angepasst hat, weil sie nichts anderes kannte.
Und das hat mich nachdenklich gemacht. Wenn ich unter einem, von außen gesehen, Unrechtsregime lebe und mich dort wohl fühle, liebe, lebe lache und alle Bedürfnisse gedeckt sind, merke ich dann, dass es ein Unrechtsregime ist? Wenn mir Vergleichsmöglichkeiten fehlen und ich ideologisch so in der Spur bin, warum sollte ich dann aufbegehren?
Es ist wirklich müßig darüber zu diskutieren, ob man Nazi geworden wäre oder nicht. Gott sei Dank stellt sich die Frage für uns heute nicht mehr. Wir sollten darauf aufpassen, dass unsere Kinder möglichst eine 360° Rundumsicht genießen können und niemals darüber nachdenken, andere Menschen auf Grund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder sozialen Standes abzuwerten."
DANKE!
Wir koennen Gott danken, nicht in eine solche Situation gekommen zu sein, in der wir jemanden denunzieren oder gar toeten mussten. Und wenn alle meine Freunde und Schulkameraden etwa zur HJ gehen, wuerde ich da nicht meine Eltern anflehen, auch dorthin zu duerfen? Alle zelten, geniessen Lagerfeuer-Romantik, haben Spass - und ich darf als einziger Junge nicht mit? Da werde ich ruck-zuck Aussenseiter - ich haette ein Verbot meiner Eltern vermutlich nicht verstanden...
HEUTE wissen wir, dass das intellektuelle "Gleichschaltung" war, doch damals?
Ich habe keinen meiner Freunde und Bekannten wegen seiner Vergangenheit kritisiert - wie komme ich denn dazu?
Zitat (...)Ich habe keinen meiner Freunde und Bekannten wegen seiner Vergangenheit kritisiert - wie komme ich denn dazu?
Genau so verfahre ich auch. Sie haben im Osten ihr Leben gelebt, in festem Glauben, das Richtige zu tun. Man kann in der Vergangenheit sowieso nichts mehr verändern und ich als Wessi bei einem/einer Ossi schon gar nicht. Ich verurteile lediglich das System und die, die es wissentlich durchgezogen haben, ohne Rücksicht auf Verluste...
dann müsste ich JEDEM menschen gegenüber total misstrauisch nund skeptisch eingestellt sein. Und mit ein wenig Menschenkenntnis merkt man schon, wie sein Gegenüber "tickt". Spätestens, wenn er sich zu betimmten Themen äußert, fällt bei mir der Groschen, respektive Eurocent...
Naiv meinst du? Na gut, dann bin ich naiv aber damit bin ich bis jetzt ganz gut gefahren...
Zitat von Monardebei soviel naivität ziehts einem die schuhe aus ...
Wie, nur die Schuhe? Mich haut es hier glatt aus den Socken und die Zehennägel rollen sich auf. Da wir gerade dabei sind dem lieben Gott zu danken, dann danke ich ihm dafür, dass er jeder Generation seine Außenseiter mitgegeben hat, denen es schnurzpiepegal war, was die anderen darüber denken. Man gut, dass es im Osten auch "Außenseiter" gab, sonst würden wir heute noch hinter der Mauer hocken und uns von einem Egon Krenz erzählen lassen, wie toll es unserem Staat und vorallem den Menschen darin geht. Allein die Vorstellung, dass es auch heute nach Ja-Sager und Mitläufer gibt....
Wir koennen Gott danken, nicht in eine solche Situation gekommen zu sein, in der wir jemanden denunzieren oder gar toeten mussten. Und wenn alle meine Freunde und Schulkameraden etwa zur HJ gehen, wuerde ich da nicht meine Eltern anflehen, auch dorthin zu duerfen? Alle zelten, geniessen Lagerfeuer-Romantik, haben Spass - und ich darf als einziger Junge nicht mit? Da werde ich ruck-zuck Aussenseiter - ich haette ein Verbot meiner Eltern vermutlich nicht verstanden...
HEUTE wissen wir, dass das intellektuelle "Gleichschaltung" war, doch damals?
Ersetze mal HJ durch FDJ und dann stimmt der Rest ebenfalls. Also warum so weit zurück schweifen?
Waren wir damals nicht alle Genossen gewesen? Oder fast alle. 2.3 Millionen. Die Fähnchenschwinger und Winkelementhalter und Fackelträger und Betriebskampfgruppen und Grenzhelfer der Grenzpolizei und und nicht mit gerechnet.
Zitat (...)Ich habe keinen meiner Freunde und Bekannten wegen seiner Vergangenheit kritisiert - wie komme ich denn dazu?
Genau so verfahre ich auch. Sie haben im Osten ihr Leben gelebt, in festem Glauben, das Richtige zu tun. Man kann in der Vergangenheit sowieso nichts mehr verändern und ich als Wessi bei einem/einer Ossi schon gar nicht. Ich verurteile lediglich das System und die, die es wissentlich durchgezogen haben, ohne Rücksicht auf Verluste...
Stimmt absolut und total. Wer hierbei etwas anderes sagt, ist bedauerlicherweise, als völliger Trottel zu bezeichnen. Definitiv!!! Die alten Leute haben, falls die im original dabei waren, ihren Führer, mehr, oder weniger, mit ins Grab genommen. Es wird unser Schicksal sein, den Breshnew (indirekt), Ulbricht und Honnecker mit ins Grab zu nehmen. Trottel aus dem Westen und neuerdings auch aus dem Osten, welche das nicht verstehen, gibt es bedauerlicherweise in rauen Mengen. Gefählich sind nur die Ost-Leute, welche vergessen haben, wo sie herkamen und welche Vergangenheit sie hatten, oder verkörperten.
Zitat von mutterheimatDie alten Leute haben, falls die im original dabei waren, ihren Führer, mehr, oder weniger, mit ins Grab genommen. Es wird unser Schicksal sein, den Breshnew (indirekt), Ulbricht und Honnecker mit ins Grab zu nehmen.
Das traf und trifft nur auf Menschen zu, die alten Zeiten hinterher jammern, bzw. albtraumhafte Erfahrungen machen mußten.
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir. Konrad Lorenz
Zitat von mutterheimatEs wird unser Schicksal sein, den Breshnew (indirekt), Ulbricht und Honnecker mit ins Grab zu nehmen. Trottel aus dem Westen und neuerdings auch aus dem Osten, welche das nicht verstehen, gibt es bedauerlicherweise in rauen Mengen. Gefählich sind nur die Ost-Leute, welche vergessen haben, wo sie herkamen und welche Vergangenheit sie hatten, oder verkörperten.
Sag mal, kennst du den berühmten Spruch aus Ostzeiten noch: Hast du einen dummen Sohn, schick ihn zur Reichsbahn, die nimmt ihn schon. Ist dein Sohn noch dümmer, die Partei nimmt ihn immer!
Zitat "Sag mal, kennst du den berühmten Spruch aus Ostzeiten noch: Hast du einen dummen Sohn, schick ihn zur Reichsbahn, die nimmt ihn schon. Ist dein Sohn noch dümmer, die Partei nimmt ihn immer!"
Den kenne ich anders:
Hast Du einen dummen Sohn, dann schicke ihn zur Bau-Union. Und ist er etwas duemmer - die Reichsbahn nimmt ihn immer. Und ist ihm dieses nicht gelungen, dann macht er in Versicherungen. Und hast Du der Dummen zwei, dann schicke sie zur Polizei.
Im Westen hiess es entsprechend: Wer nichts ist und wer nichts kann, geht zur Post oder zur Bahn.
bzw.
Wer nichts wird, wird Wirt. Und wer dann immer nocht nichts wird, wird Betriebswirt..
Ich weise jedoch ausdruecklich darauf hin, dass es sich hier um Gemeinplaetze handelt, deren Sinn ich anzweifle (da ich in meinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis Mitglieder der einschlaegigen Berufsgruppen habe, die ich fuer durchaus faehig halte).
Der Grund dieser Sprueche ergibt sich vielmehr aus dem gesellschaftlichen Kontext jener Zeit: Arbeitskraeftemangel (ja, so etwas gab es mal!), viel koerperlich harte Arbeit, gesenkte Anforderungen (um den Bedarf zu decken, wurden Schueler ohne Ausbildung direkt als "Jungwerker" (bei der Bahn z. B. im Gleisbau) eingestellt, die sich dann spaeter im Berufsleben nach und nach qualifizieren und hocharbeiten konnten. Waren ganz andere Zeiten.
Ersetze mal HJ durch FDJ und dann stimmt der Rest ebenfalls. Also warum so weit zurück schweifen?
Waren wir damals nicht alle Genossen gewesen? Oder fast alle.
Gewisse Parallelen, wenn auch mit anderen Zielen, gab es schon. Aber Genosse waren wir nie im Leben, bei den Veranstaltungen der FDJ bzw der Schulen auf höhere Weisung waren wir meist schon dabei, aber aus Eigennutz, konnte man sich doch so außerplanmäßig mit der Freundin beschäftigen. Eine Möglichkeit der "Flucht" gab es immer, besonders bei Abendveranstaltungen (U-Bahn-Eingänge ect.). Auch konnte man zu jener Zeit noch ohne Gefahr bei Dunkelheit eine Parkbank ansteuern ! Beim Deutschlandtreffen 1964 (?) haben wir auch unsere Klassen umgeräumt zu Unterkünften, aber mit Eifer, wir waren alle so zwischen 14 und 16, beste Sturm- und Drangzeit. Politisch haben wir das alles nicht gesehen.
Das mit der Polizei würde ich heute unterschreiben. Als ich vor kurzem ein Protokoll zu Unterschrift vorgelegt bekam, hab ich dem Polizisten erst mal die Gramatik- und Rechtschreibfehler gezeigt. Ganz schnell gab es ein Neues. Da konnte ich mir einen Witz in seiner Anwesenheit, nicht verkneifen. "Warum sind Polizisten immer zu zweit unterwegs? Damit sie zusammen, wenigstens die achte Klasse haben." Sein Schmunzeln kam etwas verkrampft... .
Nehmt euer Herz in beide Hände, und macht was draus. (Zitat von Lutz Bertram. Ehemaliger blinder DT64 Moderator, den leider die Stasi in ihre Fänge bekam) Buhli
Ich denke, in vielem ähnelten sich die Gleichschaltung und Manipulation der Massen im 3. Reich und in der DDR. Ein Buch, was mir damals die Augen geöffnet hat, war LTI (Lingua Tertii Imperii) von Viktor Klemperer. Dieses Buch habe ich Anfang der 80er als Reklam für 2 Mark gekauft und verschlungen. Klemperer analysiert die Sprache des Dritten Reiches und die Manipulationen mit der Sprache, die Parallelen zur DDR waren erschreckend, ich war dann regelrecht erstaunt, dass dieses Buch in der DDR erscheinen durfte.
Gruß JoeSachse
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Hast du einen dummen Sohn, dann schicke ihn zur Bau-Union. Ist er noch viel duemmer, die Reichsbahn nimmt ihn immer. Ist er dumm für drei, gebe ihn zur Polizei. Ist er dumm für vier, dann wird er Offizier. Sind aber alle dumm wie's Tier, reicht's noch zum Unteroffizier!
naja, der vergleich mit dem 3. reich ist doch sehr gewagt ... der klemperer hatte mich übrigens neu zweimarkfünfzig gekostet - wie alle anderen Reklambücher auch. Seine 8-bändigen Tagebücher von 31 bis 45 habe ich mir dann für westgeld gekauft. mein studium in den 80 jahren wies in diesem zusammenhang doch auf fortschrittsbestreben, denn genau über LTI habe ich in kulturwissenschaft eine größere arbeit (schreiben dürfen) ...
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