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Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#1 von peppe , 17.06.2011 10:08

Moin Moin
Duch Queeny Ihr Schreiben bei den Thema; Freiheit wäre es mal intressant zu wissen wer noch vor Nov.89 im Westen kam?! Ev. So wie ich auch mit Ausrreiseantrag und Queeny oder gibt es sogar ein der geflüchtet ist?!
Schönen Tag noch



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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#2 von BesserWessi0815 , 17.06.2011 15:10

Zitat von Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen
"Noch immer ist es vielen Frauen nur sehr schwer möglich, über die Gründe ihrer Haft und das, was sie erlebten, frei und offen zu berichten. Nicht jede hat die Kraft, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Manche können es nur, wenn ihre Anonymität dabei gewahrt bleibt. Um so notwendiger ist daher, ihre Geschichte zu erzählen. Nicht die Opfer sollten vor Scham schweigen - die Täter sollten es."

Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen


 
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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#3 von peppe , 17.06.2011 15:26

upps was ist das denn für ein link Danke Besser Wessi
Schönes Weckend



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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#4 von queeny , 19.06.2011 21:35

Ich habe in Unna-Massen (Aussiedler-Lager NRW) Leute aus der DDR erlebt, die direkt aus dem Knast in den Westen kamen. Deren Kinder waren in der DDR. Tragisch für diese Leute.

Sie starrten mich fast empört an, denn ich hatte meine beiden Jungs bei mir. Ich habe diese Menschen unangenehm in Erinnerung, denn sie benahmen sich als wären sie der Nabel der Welt und klagten unentwegt ihr Leid. Am Tage auf den Ämtern erzählten sie jedem von ihrem Leid, was auch nachvollziehbar war, weshalb sie im Knast eingesessen hatten, das erzählten sie jedoch nicht.
Und eines weiß ich mit Sicherheit: Das waren nicht alles "POLITISCHE".

Die DDR benutzte diese Gelegenheit, jede Menge richtig Kriminelle loszuwerden. Zufällig kannte ich einen persönlich. Peter G. hieß er - ein Dieb und Schläger. Er schlug seine damalige Frau, die zufällig mit mir verwandt ist, mehrfach krankenhausreif. Er arbeitet hier auch nur kurz in Düsseldorf bei einer Spedition. Nahm sein altes Leben wieder auf und soff wie ein Loch. Verlor dadurch sämtliche Führerscheine. Bei Nacht und Nebel verließ er Düsseldorf und ging nach Westberlin. Nach einigen Jahren kam er im Suff um. Peter G. war einer, um den es nicht schade war.

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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#5 von reporter , 19.06.2011 22:02

Daß die Freigekauften überrascht waren, die in der DDR wegen politischer 'Delikte' eingesperrt wurden, und die nun sahen, da kommt jemand so ganz ohne Knast locker mit seinen zwei Kindern rüber, kann ich verstehen, während sie vielleicht ein jahrelanges Martyrium durchlitten.

Sicherlich gabs auch Kriminelle, die die DDR auf diese Art entsorgte, die wurden jedoch nicht von der Bundesrepublik freigekauft.

Nach Wikipedia wurden 33.755 politische Gefangene aus DDR Gefängnissen gegen Devisen und Waren freigekauft.


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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#6 von Ilrak , 20.06.2011 08:18

Da steht die Frage , was als normal kriminell oder als politisch bewertet wird.
Körperverletzung ist normalerweise kriminell , war das Opfer jedoch z.B. der Parteisekretär ,
ist´s schon politisch .
Damit konnte z.B auch der Widerstand gegen Polizisten bei der Festnahme schon politisch gedreht werden.


Revolution ist das Morgen schon im Heute,
ist kein Bett und kein Thron für den Arsch zufriedener Leute.
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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#7 von reporter , 20.06.2011 08:36

Zitat von Ilrak
Da steht die Frage , was als normal kriminell oder als politisch bewertet wird.
Körperverletzung ist normalerweise kriminell , war das Opfer jedoch z.B. der Parteisekretär ,
ist´s schon politisch .



Da würde ich mir nicht soviele Sorgen machen, eigentlich gehörte ja die SED Führung eingeknastet, wegen jahrelanger Freiheitsberaubung zum Beispiel.

Die DDR hatte lange Zeit die Existenz politischer Gefangener geleugnet und zu den bevorzugten Mitteln der politischen Verfolgung gehörte auch die Praxis der Diktatur, politische Gefangene mit Kriminellen zusammenzustecken, nach dem Motto, jeder der aus dem SED-Staat raus will ist ein Krimineller.
Offensichtlich scheinen das heute auch noch viele zu glauben und sie stimmen daher mit unserem Staatsratsvorsitzenden in dieser Bewertung überein:

http://www.youtube.com/watch?v=mNXbXO2KPMg

Zu den Existenzbedingungen des SED Staats gehörte halt auch, daß er einen nennenwerten Teil der Bevölkerung zur Absicherung seiner Herrschaft einschloß, Schätzungen nennen bis zu 250000 Personen, die im Laufe seiner Existenz gefangen gehalten wurden für 'Delikte', die einer rechtsstaatlicher Bewertung nicht standhielten.


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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#8 von peppe , 20.06.2011 15:05

@Queeny, das was Du schreibst ist absolute Ausnahme . Auch ich habe in Giessen welche gesehen kurz....die waren sowas von scheu ganz das gegenteil was Du schreibst!! Aber wie schon geschrieben ich war nur eine Tag dort!!
Eins ist Sicher wie das Ammen in der Kirche........zuerst kamen die Guten Arbeiter in den Westen dann von Zeit zu Zeit wurde es immer weniger von Fachkràften ect. Teils sind welche geblieben andre gingen retour mit westlichen erfahrung in ihr alte Heimat. Ich bin absolut überzeug davon das die vor der Wende gekommen bis heute besser angesehen sind als die danach kamen als es sehr einfach war. Dies wurde mir X mal gesagt von Wessis oder CH!! Und irgend wie bin ich sogar Stolz darauf das ich mich Freigekämpft habe
Schönen Tag noch



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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#9 von queeny , 20.06.2011 21:01

Ich war auch in Gießen, Peppe. Wir waren vier Tage dort. Von dort aus ging es nach Unna Massen.

Kann mich nicht mehr so an die Einzelheiten in Gießen erinnern. Wir hatten jedenfalls ein Zmmer für uns allein und es gab einen großen Speiseraum. Das Essen war gut organisiert, so dass man sich nicht um Einkäufe kümmern musste. Kontakt hatte ich dort mit anderen nicht. Man bauchte erst mal Zeit, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Man wurde dort von Amt zu Amt weitergereicht. Wichtig war dann auch, dass man den Nachweis erbrachte, dass man auch wirklich Deutsch war.

In Unna Massen war das dann ganz anders. Da gab es keine Küche. Man wurde mit Decken, Kissen, Bettwäsche, Handtüchern, einem Topf und einer Pfanne versehen. Es gabe dreckige Gemeinschaftsküchen in den Wohnblocks. "Russland ließ quasi grüßen"! Tagsüber war es recht ruhig, aber in den Nächten ging es hoch her. Es wurde gefeiert bis zum Abwinken, so daß an Schlaf kaum zu denken war. Ich war froh, als wir dann dort wegkonnten. Decken, Kissen usw. mussten dann wieder abgegeben werden.

Wir kamen dann nach KR in eine Übergangsunterkunft. Hier erlebte ich dann das erste Mal den Westen "LIVE"! Ein Zimmer in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Verdreckt und Stahlrohr-Doppelstockbetten. Heizung Fehlanzeige. Ein Küchenherd, der mit Holz und Kohle beheizt werden musste, stand im Raum. Null Heizmaterial. Daußen Schnee und Minusgrade. Auf den Betten alte durchgelegene Matratzen und pro Bett eine Pferdedecke.

Der GOLDENE WESTEN war hier schäbig und dreckig und bettelarm. Der Verwalter des Objektes, ein versoffener Deutsch-Pole, spendierte einen Eimer Kohle. Ich brachte den Eimer inclusive Kohle sofort in sein Büro zurück. Lieber frieren, als Almosen annehmen!! Auch in Gießen wäre es mir nie im Traum eingefallen, mir dort Kleidung oder sonstwas mitzunehmen, wie es alle anderen Leute dort machten. Nein, meinen Stolz wollte ich mir auf jeden Fall bewahren. Dreist von dieser Abteilung der Stadt Krefeld war es auch, uns in einem Ortsteil so weit vom Zentrum entfernt unterzubringen. Fast jeden Tag war auf irgend einem Amt was zu erledigen und die Fahrkarten für die Straba waren sehr teuer. Es gab andere Objekte, die nur einen Katzensprung vom Zentrum lagen, aber dort machten es sich Deutsch-Polen breit, die dort teilweise Jahre lebten, denn es war immerhin billiger als eine eigene Wohnung.

Auch für dieses Loch, in dem wir jetzt lebten, musste ich 100 DM bezahlen. Strom natürlich war separat an die Stadtwerke zu entrichten.

Ich besorgte Kohle, lernte sogar den Herd anzuzünden. Warm wurde es jedoch nie und kochen konnte ich auf diesem Herd nicht. So schlecht hatte ich noch nie im Leben gelebt.

Langsam fanden wir uns zurecht. Ich fand auch sehr schnell Arbeit, obwohl ich nicht lange dort war. Ich arbeitete dann nebenbei, um über die Runden zu kommen, ging abends auf die Fachhochschule, und es klappte dann auch mit einem Job, der meinen Ansprüchen entsprach. Nach drei Monaten bezogen wir eine schöne helle und fernbeheizte Wohnung. Den Osten hatte ich abgehakt. So war das damals.

queeny


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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#10 von peppe , 20.06.2011 21:35

Hallo Queeny
Dankeschön für den Anhang an Dein erstes Schreiben Puhhh da hast Du es ja echt nicht einfach gehabt, und dies mit zwei Kindern ich ziehe den Hut vor Dir
Da hatte ich ja gerade weg eine Schockizeit gehabt am Anfang..Ich hatte Verwande und Freunde zum Unterkommen Und hielt mich auch nicht lange auf nur solang bis meine Papiere in Ordnung waren
Du bist ja echt aufs geradewohl weg....wie lang hast Du eigentlich auf die Ausreise gewartet und mit welcher Begründung?! Familienzusammenführung wie bei mir war es bei Dir ja demzufolge nicht
Hatten Deine Kinder am Anfang Mühe Kontakt zu bekommen ?!
Schönen Abend noch
Ps. meine Ausreise Zeit war die härteste Zeit in meinen Leben...trotzdem Stolz darauf bin



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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#11 von casper , 14.08.2011 22:35

Hi Peppe,
war bei mir genauso, die Ausreise war die härteste Zeit in meinem Leben. Eineinhalb Jahre später fiel die Mauer - nur konnte das damals niemand absehen.

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RE: Wer ist hier mit Ausreiseantrag oder Flucht weg vom Osten?!

#12 von MarNie ( gelöscht ) , 16.08.2011 11:48

ich bin bereits, nach einem missglueckten Fluchtversuch ueber Rumaenien nach Jugoslawien, 1981 in die "BRD" entlassen worden. (Hab sogar noch den Entlassungsschein) Hatte auch das Glueck das mich meine Verwandten fuer das erste halbe Jahr aufgenommen hatten. Mehr Zeit brauchte ich nicht um mich selbst zu versorgen.


Hängt der Ossi tot im Keller, war der Wessi wieder schneller! Hängt der Wessi tot daneben war der Ossi noch am Leben!

Liebe Maurer eilt herbei macht den Osten Wessifrei

MarNie

   

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