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Präimplantationsdiagnostic (PID)

#1 von Minimal , 16.11.2010 21:29

Tja nun ist es offiziell: die CDU/CSU sprechen sich für ein Verbot aus.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,729479,00.html

Merkel: "Ich bin für ein Verbot der PID, weil ich einfach Sorge habe, dass wir die Grenzen nicht richtig definieren."

Verbieten, weil man sich nicht in der Lage sieht, Grenzen zu definieren? Tausenden belasteten Eltern könnte geholfen werden, Totgeburten oder schwerstbehinderte Kinder zu vermeiden. Nur, damit man sich jetzt schön konservativ geben kann und allein den Lieben Gott Schicksal spielen lassen kann, setzt man sich über die Bedürfnisse von Betroffenen hinweg.

Wir haben überall Gesetze, die Rahmen vorgeben und die von Personen und schließlich Richtern ausgelegt werden müssen. Nicht alles im Leben ist nur schwarz oder nur weiß. Wenn man per Gesetzt festschreiben würde, daß die PID nur bei schweren Behinderungen zum Einsatz kommen darf und den Schweregrad ähnlich wie bei Feststellung eines Behinderungsgrades beziffert, dann läuft man doch nicht Gefahr, daß die PID dazu führt, daß Reiche nur noch "Arier-Kinder" auf die Welt bringen. Die PID ist ohnehin ein sehr aufwendiger Prozeß, den keiner "nur mal eben so" auf sich nimmt. Wenn man festschreiben würde, daß nur genetisch vorbelastete oder Eltern mit einer erlebten Fehl-/Totgeburt oder schwerstbehindertem Kind zur PID zugelassen würden, dann sollte das doch reichen.

Ich glaube, daß das jetzt ein reines Bekenntnis zur Kirche ("Nur Gott darf über Leben und Tod entscheiden") aus rein taktischem Kalkül war. Hoffnung macht, daß es in dieser Frage keinen Fraktionszwang geben wird, kommt es im Bundestag zu einer Abstimmung - zumindest habe ich das letztens im Interview von Merkel gehört.


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#2 von Masseur , 16.11.2010 21:39

Ich schließe mich der minimalen Meinung an.
Kurzes Wiki-Zitat:http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4implantationsdiagnostik
Die Frage ist auch, wenn ein Kind auf natürlichem Weg nicht zustande kommt, ob es dafür vielleicht auch Gründe gibt?


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#3 von joesachse , 16.11.2010 22:12

Ich halte das wieder für eine Nebelgranate der CDU. Unfähig, sich in den brennenden Fragen wie Atomenergie, Steuerpolitik oder Gesundheitsreform festzulegen erzeugt die CDU hier ein Mediengetöse, welches nur ablenken soll. Habe heute im Radio einen Spezialisten für künstliche Befruchtung gehört, der die Zahl der Fälle, in denen die künstliche Befruchtung durchgeführt wird und mindestens ein Elternteil mit Erbkrankheiten so belastet ist, dass die PID in Frage kommt, mit ca. 200 Fällen jährlich in Deutschland angegeben hat. Dazu kommt, dass die Abtreibung von schwer kranken Embryos gesetzlich erlaubt ist, d.h. die Untersuchung und Diagnostik nach der Implantation ist dann gesetzlich zulässig und eine Abtreibung bei schweren Erbkrankheiten auch.
Natürlich ist eine Diskussion zu den ethischen Fragen der PID notwendig, aber diese sollte primär unter wissenschaftlich-ethischen Grundsätzen und nicht aus politisch-religiösen Gründen geführt werden. Und davon ist die CDU weit entfernt.

Viele Grüße
JoeSachse


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#4 von lutzi , 17.11.2010 01:02

Hallo Allen,
Mal wieder ein ganz heikles Thema, wobei ich sagen muss das ich ganz klar für die PID währe...,wenn(ja wenn)es nicht diese Grauzonenthematik geben würde.Genetische Defekte reparieren oder Erbanlagen ändern? Eines Tages ein Kind je nach Speisekarte? Irgendwann gleich den Chip mit allen Daten des Lebens ins Gehirn und dann jedes Jahr einmal zum Download...praktisch,arbeiten ab sechs bis siebzig dann wird der Chip gezogen und ab in die Kiste...
....Oder einfach wirklich um Erbkrankheiten auszuschliessen....

Noch kurz zu des Merkels Bekenntnis zur Kirche...,wenn schon christlichkonservativ...Dann bestimmt Gott über Leben und Tod und dann wird es ganz eng für das Kanzlerchen,denn dann muss ganz dringend über Abtreibung(allgemein) wieder gesprochen werden und wo möglich noch um alle Arten der Verhütung und wir werfen uns um Jahrzehnte zurück und der Papst kommt doch noch zu seinem Recht.....war jetzt nicht ganz so ernst gemeint, aber wenn man den Faden weiterspinnt...

Grüssle vom Lutzi

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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#5 von delta , 17.11.2010 10:16

Zitat von Masseur
Ich schließe mich der minimalen Meinung an.
Kurzes Wiki-Zitat:http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4implantationsdiagnostik
Die Frage ist auch, wenn ein Kind auf natürlichem Weg nicht zustande kommt, ob es dafür vielleicht auch Gründe gibt?




Dem ist nichts hinzuzufügen.


wer fehler findet, darf sie behalten, ich habe reichlich davon.

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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#6 von delta , 17.11.2010 10:20

Zitat von joesachse
Ich halte das wieder für eine Nebelgranate der CDU. Unfähig, sich in den brennenden Fragen wie Atomenergie, Steuerpolitik oder Gesundheitsreform festzulegen erzeugt die CDU hier ein Mediengetöse, welches nur ablenken soll. Habe heute im Radio einen Spezialisten für künstliche Befruchtung gehört, der die Zahl der Fälle, in denen die künstliche Befruchtung durchgeführt wird und mindestens ein Elternteil mit Erbkrankheiten so belastet ist, dass die PID in Frage kommt, mit ca. 200 Fällen jährlich in Deutschland angegeben hat. Dazu kommt, dass die Abtreibung von schwer kranken Embryos gesetzlich erlaubt ist, d.h. die Untersuchung und Diagnostik nach der Implantation ist dann gesetzlich zulässig und eine Abtreibung bei schweren Erbkrankheiten auch.
Natürlich ist eine Diskussion zu den ethischen Fragen der PID notwendig, aber diese sollte primär unter wissenschaftlich-ethischen Grundsätzen und nicht aus politisch-religiösen Gründen geführt werden. Und davon ist die CDU weit entfernt.

Viele Grüße
JoeSachse





Oh, oh
nur die CDU..............
Welche werte weisen den die anderen Parteien auf, geht es hier nicht mehr darum, sein Scherflein wieder mal ins trockene zu bringen.



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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#7 von Björn , 17.11.2010 17:38

Die anderen großen Parteien sind für eine Zulassung unter strengen Richtlinien und Kontrollen! Nur wenn es um Verhinderung des Weitervererbens von Erbkrankheiten, starken Behinderungen etc. geht, sollte es erlaubt sein!
Genau so sehe ich es auch! Ich weiß aber auch, daß hier im Forum welche anderer Meinung sind, da wir das Thema betreffs Abtreibung schon mal hatten.


"Auferstanden aus Ruinen"
(mal etwas anders)
http://www.youtube.com/watch?v=jXtHHJTTkU0&feature=related

 
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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#8 von joesachse , 17.11.2010 19:48

Zumindest hat die CDU dies jetzt groß mit hohem zeitlichen Aufwand und medialer Inszenierung auf ihrem Parteitag in Karlsruhe zelebriert. Ohne diese Aktion wäre dies eines der weniger beachteten Themen geblieben (bis vielleicht die nächste Partei damit kommt).

JoeSachse


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#9 von Daneel , 18.11.2010 18:39

Zitat von Björn
Ich weiß aber auch, daß hier im Forum welche anderer Meinung sind, da wir das Thema betreffs Abtreibung schon mal hatten.


Ich greife den Ball mal kurz auf. 8-)
Ich widerspreche erstmal dem Ansinnen von joesachse, es nur wissenschaftlich-ethisch zu diskutieren, da es nicht einfach wissenschaftlich abgehandelt werden kann, und religiös würde ich dann eher mit philosophisch ersetzen. Wissenschaft sollte in meinen Grundverständnis immer dann nicht Meinungsführer sein, wenn in von der Natur vorgegebene Abläufe eingegriffen wird. Und ja, es ist wichtig Grenzen zu definieren, da ja gerade wissentschaftliche Koryphäen sich gerne über diese hinwegsetzen, und alles machbare auch umsetzen wollen. Und wenn erstmal der erste Damm gebrochen ist, dann entstehen doch sofort neue Forderungen. Wird es dann irgendwann das Designerbaby geben? Oder geht dir Richtung doch hin zum Stop des Alterungsprozesses (von dem dann natürlich nur dir Erbgesunden(sic!) profitieren dürfen) und wir führen dafür die Zwangssterilisation, um Überbevölkerung zu verhindern? Okay, zurück in die Gegenwart..

Es geht doch letztlich wieder in die Diskussion die Björn erwähnte, und wer setzt denn den Grad der Behinderung fest? Es ist ja schon schwierig dieses am bereits geborenen Menschen zu diagnostizieren, im Falle von PID werden Wahrscheinlichkeiten definiert, keine absolute Sicherheit. Denn nicht bei jedem Träger von Erbkrankheiten kommt es auch automatisch zum Ausbruch. Selektion von Menschen durch den Menschen gerade in der Frage lebenswert oder nicht lebenswert ist für mich ethisch sehr problematisch und sollte deshalb mit hohen Hürden verbunden sein.

Und man muß auch gegen die sozialen Folgen Vorsorge treffen, die es dann für die bedeutet, die trotzdem lieber Kinder in die Welt setzen ohne sich gegen alle möglichen Eventualitäten abzusichern, nicht den perfekten Nachwuchs zu gebären. Wird dann irgendwann die Solidaritätsgemeinschaft aufgekündigt, weil die die behinderte Kinder haben, selber Schuld sind, weil sie ja nicht zu den "bewährten Methoden" gegriffen haben, bevor sie Kinder in die Welt setzten?

Übrigens warte ich ja bis heute, dass mir mal einer konkret die Grenze definiert zwischen gerade noch lebenswert und unzumutbares Leben. Ich glaube nicht, dass die Nichtbehinderung oder Behinderung eine Grundvoraussetzung für ein erfülltes Leben ist. Dazu habe ich schon genug glückliche Behinderte und unglückliche "Nicht"behinderte getroffen.


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#10 von delta , 18.11.2010 18:49

Reicht man den Menschen den kleinen Finger, will er bald die ganze Hand, daran wird sich auch
in naher zukunft nichts ändern.



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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#11 von joesachse , 18.11.2010 20:17

@Daneel: Ich glaube, du hast mich falsch verstanden, mit wissenschaftlich-ethisch meine ich wissenschaftlich und ethisch, und genau dies entspricht ja deinem weiteren Beitrag. Dem kann ich inhaltlich vollkommen zustimmen. Ich finde nur zum jetzigen Zeitpunkt politische Diskussionen und die Benutzung dieses komplexen Themas als Spielball der Politik völlig daneben.

Gruß
JoeSachse


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#12 von Masseur , 18.11.2010 20:54

@Daneel, wer sucht, der findet.
Hier vielleicht eine Möglichkeit, Dich auf den richtigen Weg zu bringen
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethik-Kommission


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#13 von Masseur , 19.11.2010 00:29

Ich bin der Überzeugung @Daneel, das sich die Fragen die Du gestellt hast, nur schwer beantworten lassen.
Ursache ist die Geschichte Deutschlands und die furchtbaren Verbrechen die damals geschehen sind.
Ich habe Menschen kennengelernt, die sich ( beispielsweise ) weder durch Mimik, Gestik oder Sprache sondern nur durch reduzierten oder gesteigerten Speichelfluß artikulieren konnten.
Es gibt aber auch Bevölkerungsgruppen, in denen es als Katastrophe gilt, wenn der Jüngste nicht die Dynastie der (z.B.) Röntgenärzte in XYZ weiterführt, o.a. bemerkt wird, das Sohn oder Tochter die Virtuosität auf dem Instrument nicht in die Wiege gelegt bekommen haben.
Viele Krankheiten haben eine genetische Disposition.
Manche gar zu annähernd 100 %. ( Beispiele: Enzephalomyelitis Disseminata, früher auch M.S. - Multiple Sklerose genannt - Risiko der Erkrankung bei Geschwistern 20 x größer als im Mittel und bei eineiigen Zwillingen 25-50% erhöhtes Risiko; bei Trisomie 21 besteht ein 20 fach höheres Risiko für eine akute Leukämie; in 60% der Fälle ist eine primäre Hypertonie genetisch bedingt )

Für mich steht immer die Frage: Wie wende ich was an!?
Ein Herr Nobel hat das Dynamit erfunden. - Wofür ursprünglich erdacht - wofür verwendet?
Madam Curie hat die Röntgenstrahlung entdeckt. Wo die Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat wissen wir seit Hiroshima und Nagasaki.
In einer Welt wo das Geld regiert, wo Körper nach Lust und Laune "verschönt" werden, die Möglichkeit und die Fähigkeit der Kritik auf der Strecke bleibt, die zwischenmenschlichen Beziehungen veröden, wo in Alten-und Pflegeheimen die Kluft zwischen Arm und Reich deutlich wird ( Einer hat nix, der Andere einen Bang/Olufsen TV mit zwei Fernbedienungen auf dem Zimmer ), aber die Zeit für Zuwendungen durch das Pflegepersonal für alle gleich (kurz) ist, weil Geld nicht vorhanden ist oder ganz einfach gespart wird, zeigt, das es ein etwas längerer Prozeß sein wird, der uns auf den Boden des Lebens und dessen Ende holen wird.


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#14 von Daneel , 19.11.2010 11:33

Natürlich ist die Frage, wie wir was anwenden, oder aber ganz konkret, Untersuchungen dürfen nur in Hinblick auf bestimmte definierte Fragen erfolgen. Nur wie will man das kontrollieren, das jeder sich an diese Grenzen hält? Und reicht eine Wahrscheinlichkeit aus, Selektionen von Embryonen/Menschen vorzunehmen? Wird da der Mensch nicht vom Produkt zum Herrscher über die Evolution und der Gott in Weiß hebt oder senkt den Daumen wie einst die Cäsaren im Colosseum?

Den Wunsch nach einem kompletten, gesunden und intelligenten Kind halte ich für legitim, nur dafür alle Mittel des Machbaren einzusetzen zweifel ich an.

Ob es Menschen wie Stephen Hawking gäbe, hätten seine Eltern diese Möglichkeit gehabt?

Da fällt mir noch ein, dürfen Eltern eigentlich den Arzt auf Schadenersatz verklagen, wenn die PID dann doch versagt?


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RE: Präimplantationsdiagnostic (PID)

#15 von joesachse , 19.11.2010 12:04

Deine Fragen sind nachvollziehbar und diskussionswürdig. Aber wir haben heute den Status Quo, dass nach der Implantation des Zellhaufen alle diese Untersuchungen legal sind und auch die Abtreibung aus diese und weiteren Gründen legal ist. Insofern halte ich die vom Rest abgetrennte PID-Diskussion auf politischer Ebene für unsinnig.

Zitat von Daneel
Nur wie will man das kontrollieren, das jeder sich an diese Grenzen hält?


Wenn wir diese Frage zu einem Grundsatz unserer Politik machen und die 100%ige Kontrolle jedes Gesetzes zur Bedingung, landen wir im Überwachungsstaat und könne unsere Freiheit beerdigen.

Gruß
JoeSachse


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