Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: Frag den Staat oder Was treibt die Politik so - 16
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Zitat von glatzel im Beitrag #218 Wie war das nun im Standardfall, auf der POS gabs pro Klasse über den Daumen zwei Kinder, die Abitur machen durften/sollten. Wenn nun ein Kind aus einer NVA-Obristenfamilie stammte und das andere Kind aus einem 'gesellschaftlich relevanten' Stasi-Millieu, waren dann deren Eltern plötzlich wieder Arbeiter geworden?
Ich weiß nicht, wohwer du diesen Quark hast, entscheidend waren die festgelegten Notendurchschnitte, nicht die Abstammungen. Und die erreichen nun mal nicht 10 von 30 Schülern. Ein dummer, fauler NVA-Blage konnte dann eben nicht zur EOS !
Ich hatte ja bereits berichtet, wie ich das in der DDR erlebt habe.
Zitat Dann kamen die Offiziere in die Schule. Man machte uns 15-jährigen das Leben in der NVA schmackhaft. Das was uns erzählt wurde, muß der Dienst in der NVA ein wahres Paradies gewesen sein. Ein Abenteuer wie es kein zweites geben würde. Ich war ein guter Schüler. Die POS habe ich mit "Sehr Gut" abgeschlossen. Hatte geplant auf die EOS zu gehen und später zu studieren. Mathematik, Physik vielleicht. Daran hatte ich Spaß. Mir wurde deutlich gemacht, das ein Studium nur möglich wäre, wenn ich mich 3 Jahre zur NVA verpflichten würde. Mein Gott, was wurde da von einem 15-jährigen erwartet. Ich hatte überhaupt keine Lust auf Armee. Da fiel dann von meiner Seite, der für mich völlig unverfängliche Satz: " Ich krauche doch nicht 3 Jahre durch den Schlamm, wenn ich auch was vernünftiges machen kann". Von da an war ich abgestempelt. Ich durfte nicht mehr mit zu Klassenfahrten, durfte nicht an irgendwelchen Jugendstunden (oder wie das hieß) teilnehmen. Nicht mal beim Sportfest durfte ich mitmachen. Überall nur Ausgrenzung. Kannst Du Dir vorstellen, wie man sich da als 15-jähriger Jugendlicher fühlt? EOS war natürlich gestorben für mich. Nicht mal meinen Ausbildungsplatz durfte ich mir selber aussuchen. Auch der wurde mir zugewiesen. Mußte dann eine Lehre zum Elektromonteur bei der DR machen.Dazu kam, aus Trotz bin ich nach der 10. Klasse aus der FDJ und der DSF ausgetreten. Hatte eigentlich keinen politischen Hintergrund, war eine reine Trotzreaktion. Irgendwie brachte dies das Fass endgültig zum Überlaufen. Meine Ausbilder behandelten mich wie einen Aussätzigen. Ich konnte machen was ich wollte, es war immer falsch. Wenn ich daran denke, wie oft ich die Schrottbox aufräumen mußte. Alu, Kupfer und Bronze, immer schön trennen. Die Woche drauf war wieder alles zusammengeschmissen und ich habe von vorn angefangen. Was gelernt habe ich nicht wirklich. Mit Ach und Krach habe ich meinen Abschluß hinbekommen.
Diese Erfahrungen decken sich mit andere Aussagen seriöser Quellen.
Zitat Es gab einen konstanten Mangel an EOS-Plätzen, der in subtiler Weise zur Disziplinierung der Schüler bzw. zur Selektion der staatstreuen künftigen Abiturienten genutzt wurde. Aus jeder 10. Klasse der POS konnten im Schnitt nur 2 bis 3 Schüler nahtlos auf die EOS wechseln. Das waren einerseits die Schüler mit den besten Leistungen, andererseits aber auch solche mit besonderem Engagement in der FDJ oder mit einflussreichen Eltern. Weitere Möglichkeiten, die Chance auf einen EOS-Platz zu erhöhen, waren:
#228 von
altberlin
(
gelöscht
)
, 13.04.2015 11:15
Mein Zensurendurchschnitt war damals (1964) 0,2 zu schlecht, sonst wäre ich als Sohn eines parteilosen Maurers und einer ebenfalls parteilosen Hausfrau zur EOS gegangen, trotz Westverwandtschaft!
Zu der Zeit kamen keine Offiziere in die Schulen, jedenfalls habe ich das nie erlebt. Es gab auch keine vormilitärische Ausbildung, falls dieses Thema jetzt nachgereicht wird.
Also immer schön die Zeit beachten, wer wann was erlebt hat, und nicht irgend welchen Aussagen als allgemeinverbindlich für die ganze pöse DDR darstellen.
Vor allen Dingen eigenes Erleben schildern, und nicht nur Spiegel oder bpb zitieren, die wissen auch nicht alles.
da warst du eigentlich der ideale Kandidat für die EOS, mit einem Vater aus der Arbeiterklasse.Westverwandschaft spielte keine Rolle bei der Vergabe von EOS Plätzen , daß mußt du nicht extra erwähnen. bei uns sind nur drei Kandidaten zur EOS gegangen obwohl noch zwei oder drei weitere gerne gegangen wären und die Noten gehabt hätten. Denen hat man dann eine Lehrausbildung mit Abitur schmackhaft gemacht und bei einem hat das dann auch geklappt. Ich bin Anfang der 80er von der Schule und bei uns sind regelmäßig Offiziere der NVA aufgelaufen um Längerdienende zu werben. Da wurden sogar die Eltern eingeladen und von einem Offizier bearbeitet.Vormilitärische Ausbildung gehörte zu dieser Zeit bereits zum festen Bestandteil der weiteren Militarisierung der DDR. So zum Ende der POS Zeit kristalisierte sich dann heraus wie jeder so weitermachen wollte und da wurde dann manch Kandidat der sich entschlossen hatte 10ender oder ähnliches zu werden in wichtigen Fächern noch schnell auf einen Dreier gehievt um die Aufnahmekriterien zu erfüllen. War teilweise echt grotesk was da ablief.
Naja Leute , mal Hand aufs Herz, ist das wirklich vergleichbar? Heutzutage muß sich keiner 3Jahre zur Asche verpflichten um einen Studienplatz zu bekommen oder wegen einem Schüleraustausch nach Frankreich das OK von der Stasi abwarten.
Natürlich nicht, aber trotzdem ist Vitamin B in bestimmten Situationen immernoch ausschlaggebend. Irgendwer kennt Wen, der seinen Mutti-Sohn irgendwie irgendwo unterbringen kann (Fähigkeiten müssen nicht gegeben sein) ... diese Seilschaften existierten damals wie heute und ich vermute mal ganz stark, im Westen vielmehr, als im Osten. Nicht umsonst kommt dieser Satz "Ich werde dafür sorgen, dass Sie ihren Job verlieren!", wenn sich irgendein hochrangiger Möchtegern über was aufregt, aus dem Westen. Und auch wenn ich um Gottes Willen nicht wieder diese Diskussion lostreten will, aber es fällt mir besonders bei der westdeutschen Kundschaft auf, dass sich gern mit Status geschmückt wird ... "verbeamtet auf Lebenszeit" oder "Kunde seit XX Jahren" oder einfach nur "ich bin der und der ... haben sie davon gehört?!"
Vitamin B ist immer von Vorteil, nur in der DDR war es besonders notwendig bestimmte Beziehungen zu haben. Meine Tochter spielt in einem Schulorchester , das regelmäßig im Ausland auftritt. (Frankreich, Finnland, Großbritanien,Spanien) Da kam sie nur durch ihre eigene Leistung rein und nicht durch Vitamin B und wenn sie keine Lust mehr auf die Proben hat fliegt sie ganz schnell raus da. In der DDR hat dich doch jede Verkäuferin oder jeder Kellner runterputzen können oder der Handwerker hat dir seine Leistungen verwehrt wenn du nichts attraktives für ihn zu bieten hattest. Ich bin echt froh , daß jetzt Leistung zählt und nicht die geheuchelte Ergebenheit zum Staat.
Zitat von neokonservativer im Beitrag #232 oder wegen einem Schüleraustausch nach Frankreich das OK von der Stasi abwarten.
In der DDR gabs einen Schüleraustausch mit Frankreich?
.....meines Wissens nicht. Da gab es überhaupt keinen Schüleraustausch. Höchstens das man im Studentensommer vielleicht in die Sowjetunion reisen durfte. Das war nur ein Beispiel von mir um aufzuzeigen wie sich die Zeiten geändert haben. Meine Tochter war bereits zwei mal in Frankreich im Schüleraustausch. Für mich in meiner Schulzeit wäre das so unglaublich wie eine Reise zum Mond gewesen.
ich denke mal bei vitamin b haben sich die schwerpunkte nach der wende für ex ddrler verschoben? weg von der praktischen besorgerseite hin zu beruflichen schwerpunkten. hab ich selbst nach der wende erlebt - ein bekannter meines vaters bot mir nen job an (man wollte wen, den man kennt, wo man wusste wer was war, wo der herkommt), dann ebenso durch vitamin b ne nebentätigkeit bekommen, beides habe ich zwar letztendlich nicht gemacht - aber es wurde an mich herangetragen - der erst einstieg vor jahren in die selbständigkeit - ohne "wer kennt wen" währ das nicht angegangen (ich kenne da wen, der macht das und das... so in der art).
Zitat von neokonservativer im Beitrag #236Da gab es überhaupt keinen Schüleraustausch
Das stimmt so nicht. Meine EOS hatte eine Partnerbeziehung mit einem Gymnasium in Bulgarien, jedes Jahr kamen 390 bulgarische Schüler zu uns und 30 Schüler unserer Schule fuhren für 3 Wochen nach Bulgarien. War ein schöne Zeit....
Alle Lebewesen außer den Menschen wissen, dass der Hauptzweck des Lebens darin besteht, es zu genießen. (Samuel Butler)
Diese Art von Austausch gab es auch in Schulferien und auch in größeren Lehrbetrieben. Mir wurde in der Lehre (theoriefreie "Sommerferien") eine Teilnahme an so einem 3-wöchigen "Lager für Arbeit und Erholung" in Bulgarien angeboten (einschließlich Einsatz in der Obsternte dort) . Von unserem Lehrjahr sind von 82 Lehrlingen eine Gruppe von glaube 25 gefahren. Im Gegenzug sind 30 Bulgaren und Bulgarinnen in unseren zentralen Lehrbetrieb mit LWH gekommen und haben teilweise dort mitgearbeitet. Ich wollte aus privaten Gründen nicht mit und habe es dann auch überhaupt nicht bereut
Ich meinte keinen staatlich organisierten und überwachten Ferienaustausch , sondern einen richtigen Schüleraustausch wie er beispielsweise seit Jahrzehnten zwischen Deutschland und Frankreich praktiziert wird.In dem Schüler für eine bestimmte Zeit bei Gastfamilienen wohnen und dort auch zur Schule gehen und so den Alltag direkt miterleben können.
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