So ungefähr wie @weilheimer habe ich das auch noch in Erinnerung, die Geschichten mit der zapzarap - Maschine und den Vergewaltigungen, genauso wie der ständige Fluglärm, mitten in der Nacht - die Flugschneise war nur ca. 500 m von unserem Haus entfernt. Die Sowjets hatten da Düsenbomber (IL152 ?) stationiert auf einem früheren Flugplatz der Fa. Heinkel; ein paar km weiter gab es den Flugplatz Neuruppin, da waren modernere MIG - Jäger zugange, die kamen manchmal bis zu uns.
Anfang der fünfziger Jahre konnte es passieren, dass wegen einer despektierlichen Äußerung in der Öffentlichkeit jemand von der Straße weg verhaftet wurde - das passierte mal einem Onkel von mir, der war für drei Wochen spurlos in irgendeinem Stasi-Knast verschwunden... Das war übrigens seinerzeit fast normaler Alltag. Die Stasi hatte seinerzeit sogar einzelne missliebige Leute aus West - Berlin in Richtung Osten entführt, das ging dann zu fast wie in einem James Bond - Film... Dass darüber im RIAS berichtet wurde, passte den SED - Bonzen überhaupt nicht. Berlin war eines der Zentren im Kalten Krieg, und die Grenzen waren damals noch - fast - offen.
Zum Thema Medien: Es gab zu dieser Zeit tatsächlich zunächst nur ein Ost- und ein Westprogramm im Fernsehen; später gesellte sich dann noch jeweils eines dazu (ZDF und DFF II). Der Rundfunk spielte eine viel größerer Rolle - heute nennt man das Hörfunk. Alles analog und störanfällig über Mittelwelle. Radios mit UKW/FM konnten sich nur Gutbetuchte leisten, damals. In manchen Orten im Museum kann man die damaligen Rundfunkempfänger sehen, große, wuchtige Holzkästen mit Drehknöpfen und hinterleuchteten Stationsskalen. Von West-Berlin aus, später auch von Hof in Bayern sendete der Sender RIAS in Richtung Osten. Die DDR störte den Empfang landesweit mit ca. 250 ! Störsendern, weil sie die Info fürchtete, die der RIAS verbreitete und die der Osten am liebsten unterdrückt hätte. Das ging so von ca. 1950 bis 1977, da gab es eine internationale Konferenz, die die Verteilung der Rundfunkfrequenzen neu regelte. Ab dato wurden die Störsender abgeschaltet, dafür durften die Ostsender ihre Leistungen hochfahren. So konnte man "Radio DDR" und den DDR-"Deutschlandsender" auch tagsüber sogar im Ruhrpott deutlich hören.
Wir hörten damals allerdings viel lieber den AFN, weil uns die betuliche Ärmelschoner-Musik der deutschen Sender in Ost wie West auf den Keks ging. Die GIs sendeten Original Rock 'n' Roll - Titel, die SED nannte dies prompt "psychologische Kriegführung des Pentagon" - und wir hatten was zu lachen. Und genau auf dieser Frequenz etablierte die DDR dann einen eigenen Propaganda - Sender, der hieß "Deutscher Soldatensender" und sollte die Jungs von der Bundeswehr ein bisschen mit "Rotlicht" bestrahlen, wie wir das damals nannten - und den AFN stören. Aber mit richtigen Störsendern trauten die sich dann doch nicht, mit den Amis anzulegen... Auch einen "Deutschen Freiheitssender 904" hatte man etabliert, der tat so, als sei er konspirativ im Westen unterwegs. Tatsächlich wurde das Programm in Berlin - Ost produziert und über einen Sendemast in Burg bei Magdeburg verbreitet. Der RIAS wurde 1992 abgeschaltet, der AFN Berlin ebenso, auch der SFB; der ging mit "Radio DDR" zusammen und heißt heute DeutschlandRadio Kultur...
DDR - Bürger durften privat sowohl Fernsehen und Rundfunksender aus dem Westen zwar empfangen, die Info aber nicht weitergeben. Wer indes in einer HO - Gaststätte einen Fernseh- oder Rundfunkempfänger auf Westempfang geschaltet hatte und dabei erwischt wurde, musste mit 'ner Strafe rechnen.
Inzwischen gibt es auch nicht mehr die staatlich verordnete Vorgabe "30/70" - bei öffentlichen Veranstaltungen in der DDR durfte offiziell nur 30% "Westmusik" und musste 70% "Ostmusik" gespielt werden.
An Zeitungen gab es nur die gleichgeschalteten "Presseorgane" der DDR zu kaufen. In allen Tageszeitungen stand folglich so ziemlich das Gleiche drin - und sie waren alle sehr dünn. Man musste Papier sparen. Zum 1. Mai wurde beispielsweise eine Auswahl von sozialistischem Spruchweistum verbreitet, das waren die offiziell ausgegebenen "Losungen" zum 1. Mai; die wurden dann abgeschrieben, auf Spruchbänder gemalt und quer über die Straßen gehängt. Sie sahen alle gleich aus - revolutionsroter Untergrund und weiße Schrift. Im Sommer wurde regelmäßig mit einem unüberbietbaren Pathos über die "Ernteschlacht" berichtet, jeder Halm und die gesamte Mahd wurde in einem "sozialistischen Wettbewerb" mit einer besonderen Sorgfalt geborgen und in die Scheuer gebracht. Und wenn sich eine Erntebrigade mit besonderen Leistungen hervortat, dann konnte man sicher sein, dass damit der "imperialistische Klassenfeind" empfindlich getroffen wurde - zumindest auf einem der Spruchbänder, die zu diesem Anlaß auch wieder produziert wurden... Nach und nach schufen sie sich ihre eigene Welt...
"West" - Zeitungen waren selbstverständlich nicht erhältlich und verboten, deren "Einführung" in die DDR war ein Straftatbestand. Umgekehrt konnte man bis zuletzt über einen Spezialversand sämtliche Ostzeitungen im Westen beziehen! So haben wir in den sechziger Jahren als Studenten in Darmstadt unser verbrieftes Informationsrecht genutzt und regelmäßig auch einige Ostzeitungen gelesen, unter anderem das "Neue Deutschland". Umgekehrt seinerzeit ein undenkbarer Vorgang.
Wenn zu Mauerzeiten ein Westmensch die DDR - Grenze passierte in Richtung Osten - das ging nur mit einem hochkomplizierten, umständlichen Procedere und langen zeitlichen Vorlauf - durfte der keine Westzeitungen "einführen". Wurde ein solches "Presseorgan" entdeckt, musste es offiziell konfisziert werden. Einmal nahm mir ein Grenzer so ein "West - Presseorgan" ab, eine Tageszeitung, die hatte ich im Auto offen liegengelassen - "nicht dass Sie denken, ich würde die jetzt lesen", sagte er mir daraufhin und bekam einen roten Kopf... Da war so ca. 1978 in Berlin-Staaken -
Aus der frühen Mauerzeit gibt es einen Film "Der geteilte Himmel", nach einem gleichnamigen Buch von Christa Wolf, DDR - Schriftstellerin. Für einige Sekunden sind in diesem Film die Original - Störgeräusche des Tabu - Senders RIAS zu hören. Der Film wurde in der DDR gedreht und nahm sich des Themas "Republikflucht" an. Es könnte sein, dass er auf einer DVD erhältlich ist. Man kann sich da auch durchgoogeln.
Lebensmittelkarten gab es nach dem Krieg bis 1958; damit konnte man ein bestimmtes Kontingent von knappen oder subventionierten Waren bekommen. "Hausbrand", also Brennmaterial für die Öfen, wurde noch länger kontingentiert. Öl als Brennmaterial gab es in der DDR nicht, bis zuletzt. Frei erhältliche Waren waren teurer, aber oftmals auch knapp oder - nicht erhältlich. Irgendwas war in der DDR immer knapp oder "gab es" nicht. Man hatte aus ideologischen Gründen in den sechziger Jahren den Mittelstand systematisch zerschlagen und damit eine unnötige Knappheit von bestimmten Gütern und Dienstleistungen herbeigeführt. Eine spezielle Kampagne sollte da Abhilfe bringen. Viele Firmen wurden aufgefordert, eine zweite, oft "atypische" Produktionslinie einzuführen für die fehlenden "1000 kleinen Dinge", wie sie wieder offiziell genannt wurden. Nähnadeln, Knöpfe, Zeichenblöcke, Schuhsohlen als Einlagen, was auch immer - lauter "Pfennigware", die plötzlich fehlte.
Hintergrund für diese Mangelwirtschaft war die "sozialistische Planwirtschaft", bei der alles starr im Detail, zentral und für mindestens ein Jahr im Voraus eingeplant wurde. Jede kleine, unvorhergesehene Abweichung rief dann manchmal ungeahnte Störungen im Produktionsablauf hervor. Wenn von irgendwas ein plötzlicher Mehrbedarf entstand, vielleicht durch einen Defekt, und für das Ersatzteil das Plankontingent erschöpft war und daher nicht verfügbar, dann gab es ein Riesenproblem, und oftmals eine Art Dominoeffekt, wo ganze Produktionsstraßen plötzlich stillstehen konnten. Und manchmal hatte man das Teil in der Planung schlicht vergessen... Diese Planung war Gesetz, aber das half wenig. Die Ideologen bestimmten das Geschehen.
Zum Glück ist das alles schon sehr lange her...
Gruß Wello