Hallöchen,
vielleicht ist es einfach so rüber gekommen, dass hier allgemein die Meinung herrscht, dass ein junger Mensch ja generell für alles Neue offen sein sollte. So verschiedene Äußerungen wie "du bist doch noch sooo jung, dir steht die ganze Welt offen!" lassen nun einmal genau so einen Eindruck entstehen.
Ich wollte einfach nur sagen, dass dies absolut nicht vom Alter abhängig ist, ob man sich eingewöhnen kann oder nicht. Ein junger Mensch kann genau so daran zerbrechen alles zu verlieren, wie ein älterer.
Aber ich kann solche Hinweise einfach nicht nachvollziehen, wenn hier ständig gesagt wird "bei mir hat es doch auch geklappt, dann klappt’s auch bei dir, du musst dir nur richtig Mühe geben..." Ist es wirklich so, dass wenn man nur "richtig ranklotzt" sich eine goldene Welt zu den Füßen ausbreitet? Ich mag das auch im Westen bezweifeln, denn dieses Land hat in beiden Teilen ähnliche wirtschaftliche Probleme, nur in unterschiedlicher Stärke ausgeprägt. Ich denke, wer das gerade erlebt, der hat einfach nur Glück gehabt, sorry.
Ohne angeberisch wirken zu wollen, war ich die beste meines Jahrgangs in der Berufsschule sowie im ausbildenden Betrieb, und als mein Mann versetzt wurde, verhallten meine Bewerbungen und Versetzungsgesuche innerhalb des Unternehmens ungehört... Als ich dort ankam musste ich erfahren, dass auf dem entsprechenden Werk Fremdfirmen einen Teil der Buchhaltung übernommen haben. Was will man da noch bewirken mit der eigenen Kraft?
So langsam bildet sich anscheinend auch hier die amerikanische Einstellung heraus: Jeder hat die Möglichkeit groß zu werden, deshalb werden diejenigen, die es dann nicht schaffen, auch in den Dreck gestoßen, weil sie ja nicht hart genug gearbeitet haben…
Sorry, aber so etwas kann ich nicht teilen.
Ich versuche mich hier an 3 Jobs gleichzeitig, mein Mann arbeitet in letzter Zeit 14 Stunden am Tag, und trotzdem hat man nix davon – von den Leuten wird man ignoriert und kann erst einmal ein paar Stunden auf der Autobahn verbringen, bis man zu Leuten kommt, die einen verstehen und mit denen man gern zusammen ist.
Hieß es im Kapitalismus nicht mal so, dass man seine Arbeitskraft verkauft und nicht sein ganzes Leben? So sollte ich doch wohl wenigstens in meiner Freizeit das Recht darauf haben, dass es mir gut geht und ich mich wohl fühle, oder?
Stattdessen muss man sich jeden Tag dieselbe Frage anhören, wo man denn nun eigentlich her komme und dass das ja "doch gar nicht so weit weg sei", obwohl diese Person nur zwei Häuser weiter zu gehen braucht, um bei ihren Eltern zu sein.
Ich komme hier einfach nicht klar, vielleicht bin ich ja zu schüchtern, aber ich habe trotzdem gute Freunde in Schottland und um sogar ein paar ganz andere Kulturen zu überbrücken – in China und Thailand, also kann es doch nicht nur an mir liegen.
Aber deshalb sage ich ja auch, man sollte es ausprobieren, ob man zu der einen oder anderen Sorte Mensch gehört.
Also in diesem Sinne - jeder bekommt das, was er verdient...
Mona
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Weil die Erde eine Kugel ist, was man leicht beweisen kann, kommt jeder, der straff nach Westen marschiert, im Osten wieder an. (City, "Weil die Erde eine Kugel ist")