Zitat von mutterheimat
Wello, mal eine Frage. Was wäre passiert, deiner Meinung nach, wenn Franz Josef Strauß den Milliardenkredit für die DDR abgelehnt hätte. Andere finanziell mächtige Staaten wären auf der gleichen Schiene gefahren und hatten auch abgelehnt? Was sagst du? Was wäre passiert?
...da kann ich nur spekulieren und laut nachdenken. Die DDR hatte ja immer gejammert, nicht genug Devisen zu besitzen. Ob das so stimmt, kann ich nicht beurteilen, ich zweifle es aber stark an. Die hatten vermutlich mehr Devisen, als sie je zugegeben hatten - die waren aber innerhalb der "Nomenklatura" nur den "Gleicheren" vorbehalten, Leuten wie Peter Schreier oder Kathi Witt z. B., sowie dem inneren Führungszirkel der SED. Auch mussten die legalen wie die illegalen Vertreter mit unterschiedlich hohen Beträgen ausgestattet werden, sonst hätten die ja nicht funktionieren können. Schließlich nahm die DDR im Jahr einige Milliarden DM ein - Transitpauschale, Postausgleich, Gewinne der KoKo - Kette, Häftlingsfreikauf (eine sehr lukrative Devisenquelle!) etc. Wieviel davon der "große Bruder" abbekam, wissen nur die insider. Auch, welche Einnahmen die DDR vor ihm geheimhielt...
Für das "gemeine Volk" wurden nur gerade so viel davon ausgegeben, dass es ruhiggestellt werden konnte. Es sickerten immer wieder Berichte durch über Streiks in einzelnen VEB - Firmen wg. der schlechten Versorgungslage. Solche Vorgänge unterlagen immer einer strikten Nachrichtensperre - es konnte ja nicht sein, was nicht sein durfte...! Dann zweigte man eben von dem Devisenvorrat ein bisschen was ab und kaufte einen Posten der Mangelware im Westen dazu, egal, was es gerade war. Insofern brauchte man wohl eine gewisse Reserve für derartige "Notfälle".
Insofern bezweifle ich ich sogar, dass dieser Kredit von FJS überhaupt notwendig war. Wäre er nicht gewährt worden, hätte die DDR die Zügel stärker angezogen, die Propagandamaschinerie ein paar Umdrehungen höher eingestellt, um doch noch an das Geld zu kommen. Ähnlich wie bei einer Geiselnahme... Sie hätten vielleicht mit ein paar neuen Gummiparagraphen und einem Rabatt für Häftlinge versucht, die Schmerzgrenze für die bundesdeutschen Politiker niedriger zu setzen, nach bewährter Manier.
Der Herr Schalck-Golodkowski hatte mal in einem Fernsehinterview bemerkt, dass er in einem solchen Fall - bei einer Kreditverweigerung - mit seinen Kollegen zunächst einigermaßen ins Schwitzen gekommen wäre. Das klingt ziemlich glaubhaft, weil offenkundig eine Zeitlang ein echter Devisenengpass entstanden sein musste. Weiß der Himmel, wohin die das Hartgeld geschafft hatten... Womöglich haben sie es schlicht und ergreifend irgendwo verzockt -? Wie sowas geht, hatte ja der Vatikan vorgemacht...
http://www.amazon.de/mysteri%C3%B6se-Pap...24867992&sr=8-1Wie gesagt, ich spekuliere so vor mich hin... Bei diesem Buch ist der frühe Tod des 33 Tage - Papstes übrigens nur eine Art Rahmenhandlung für das eigentliche Thema...
Aber: es gibt immer noch eine Kommission, die auch heute noch nach verschwundenen DM - Millionen (oder -Milliarden?) der SED fahndet und inzwischen teilweise fündig geworden ist. Vor ein paar Monaten war eine entsprechende Meldung in der "SZ" zu lesen - auf einer der hinteren Seiten...
Gruß Wello
PS. Noch ein anderer Aspekt: Wenn die DDR und andere sozialistische Staaten dauernd über Devisenknappheit jammerten, war das auch ein Eingeständnis dafür, dass
1. die eigenen Währungen nichts taugten ("Aluchips") - es waren tatsächlich "Binnenwährungen", also "kastriertes" Geld mit eingeschränktem Funktionsumfang, ähnlich wie die Essensmarken in der Werkskantine
2. die sozialistische Planwirtschaft in all' den Jahren nicht in der Lage (oder vielleicht auch nicht willens) war, die eigenen Währungen außenwirtschaftlich konvertibel einzurichten.
Es gab zwar auch einen "harten" Rubel, aber der spielte in der Volkswirtschaft keine Rolle. Auch hier handelte es sich um eine Art Binnenwährung, diesmal um eine "verlängerte" Devise, ähnlich wie die "Forum - Schecks", damit man die "Nomenklatura" standesgemäß ausrüsten konnte. In den letzten Jahren des Sowjetimperiums ging man dazu über, direkt in Devisen abzurechnen. Das war dann der Anfang vom Ende des Warschauer Pakts.