Ossi Forum - bundesweites Kontakt- und Unterhaltungsforum
RE: Die Zeit zurückdrehen? - 17
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Minimal, es ist genau so wie du es beschreibst. Deine 6 Millionen Arbeitslose sind auch noch geschönt. Es sind in Deutschland momentan mehr als 7 Millionen Menschen ohne Arbeit und denen alle vorzuwerfen, "sie strengen sich nicht genug an," halte ich für verwegen. In diese Fanfare zu blasen ist Neoliberalismus pur. Es gibt noch viel zu viele, die meinen beruflich sicher im Sattel zu sitzen. Es reicht aber oft eine Fehlentscheidung des Managements oder ein Großkunde orientiert sich um, lagert aus, wählt einen anderen Servicepartner und schon ist die eigene Firma am Abgrund und man gehört zu denen "die sich nicht genug angestrengt haben.". Es reicht auch eine schwere Krankheit oder der Betroffene ist jenseits der 50 und die Firma wird abgewickelt. Makaber wenn man dann sagt "Du hast dich nicht genug angestrengt!" Das eine große Firma keine sicheren Arbeitsplätze bietet, kann man an den Beispielen von Quelle, Opel oder Nokia sehen, bei letzteren Unternehmen wurden Arbeitsplätze sogar abgebaut, obwohl die Firma in Deutschland schwarze Zahlen schrieb, einigen Bossen waren die Zahlen einfach nicht schwarz genug. Wirklich jeder kann in den Genuß kommen "sich nicht genug angestrengt zu haben". Im Moment gibt es sogar eine Menge hochqualifizierter Ingenieure ohne Arbeit, also schützt nicht mal Qualifikation vor Arbeitsplatzverlust. Man sollte sich auch an das alte Sprichwort erinnern, das Hochmut vor dem Fall kommt.
Eine Arbeitslosenquote von 3% ist quasi Vollbeschäftigung, denn das ist der normale Fluktuationszyklus. Soviel zu Weilis These mit den arbeitslosen Ingenieuren. Dies deckt sich mit meinen Erfahrungen im IT-Bereich: Für gute Leute ist der Arbeitsmarkt leergefegt, jede Suche ist zeit- und nervenaufreibend für den Arbeitgeber.
Ansonsten stimme ich Weili inhaltlich zu, will das aber mal anders formulieren: Insolvenzen und Entlassungen gehören zum System, erfolgreiche Unternehmen verdrängen weniger erfolgreiche, jeder, der nicht im öffentlichen Dienst angestellt ist, hat das Risiko, irgendwann mal entlassen zu werden. Der Einfluss des Einzelnen darauf ist unabhängig von der Größe der Unternehmens relativ gering. Damit muss man sich abfinden, damit muss man leben. Ich habe persönlich zwei Insolvenzen meiner Arbeitgeber miterlebt und kenne das aus eigener Erfahrung. Wenn man sichere Arbeitsplätze will, muss man versuchen zu öffentlichen Arbeitgebern zu wechseln und die geringere Bezahlung dort in Kauf nehmen.
Dazu kommt noch ein weiteres Problem: Kein Beruf, kein Job ist bis in alle Ewigkeit krisensicher. Heute noch gesuchte Facharbeiter können morgen schon auf der Straße stehen und erleben, dass in ihren Beruf der Bedarf an Arbeitskräften gerade extrem zurückgegangen ist. Also ist auch der einmal erworbene Beruf keine Garantie, es gibt eine solche Garantie nicht. Auch damit muss man leben.
Und jetzt noch zur Theorie: Das Verteilungsprinzip im Sozialismus lautete: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen." ???? Nanu ??? Hat die FDP bei Marx und Engels und Lenin und Stalin abgeschrieben??? Glücklicherweise war das in der DDR nie Realität, sonst wäre dort das Leben wesentlich unsozialer gewesen, denn dieses Prinzip ist unsozial, es benachteiligt alle, deren Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist.
Übrigens habe wir diese Diskussionen auf theoretischen Level schon mal geführt und können diese auch gerne wieder aufleben lassen:
Zitat von JoesachseSoviel zu Weilis These mit den arbeitslosen Ingenieuren. Dies deckt sich mit meinen Erfahrungen im IT-Bereich: Für gute Leute ist der Arbeitsmarkt leergefegt, jede Suche ist zeit- und nervenaufreibend für den Arbeitgeber.
Ich würde ein Wort in deiner Aussage ändern und das Ganze etwas anders interpretieren. Ich kenne viele Ingenieure in meinem Alter, also ältere Ingenieure, die arbeitslos sind. "Für ältere Leute ist der Arbeitsmarkt leergefegt. jede Suche ist zeit- und nervenaufreibend für den Arbeitnehmer."
Gruß DL
Das Leben ist ein Jammertal, aber Jeder muss da durch.
Ich kenne hier im Ländle einige Unternehmen, die auch wieder 50+ einstellen, wenn der Gehaltsanspruch stimmt (d.h. der Ingenieur mit dem Vergleichsgehalt der 40jährigen als Start zufrieden ist und nicht von vornherein einen "Altersbonus" erwartet. Dies kann man aber wahrscheinlich nicht verallgemeinern. Gruß JoeSachse
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Vor ein paar Jahren glaubte ich mich gesund genug für einen Vollzeitjob und meldete mich beim Arbeitsamt. Man schickte mich zu einem "Bewerbertraining", dass aber wirklich voll daneben war. Ich habe es nicht wahrgenommen. Aber dort saß ein Saal voll arbeitsloser Ingenieure 45+. Die meißten beneideten mich um meine Rente. Kaum einer hat einen Job gefunden. Zu Einigen habe ich noch Kontakt. Sie beziehen jetzt ALG2. Wenn man in einem Unternehmen ist, kann man bis 65 als Ingenieur arbeiten, aber ein arbeitsloser Ingenieur über 40 hat kaum noch eine Chance. Das hängt auch von der Fachrichtung ab. Ich habe zwei Abschlüsse IT und Maschinenbau. In der Informationstechnik ist mir die Entwicklung davongelaufen. Im Maschinenbau sollte ich theoretisch noch verwendbar sein. Ein Agraringenieur mit 60 ist wahrscheinlich noch 100 % Up to Date.
Gruß DL
Das Leben ist ein Jammertal, aber Jeder muss da durch.
Zitat von DeutschLehrerVor ein paar Jahren glaubte ich mich gesund genug für einen Vollzeitjob und meldete mich beim Arbeitsamt. Man schickte mich zu einem "Bewerbertraining", dass aber wirklich voll daneben war. Ich habe es nicht wahrgenommen.
Das ist ja auch in der Grafik zu sehen, dass die Arbeitslosenquote bei den Ingenieuren vor 10 Jahren noch fünfmal so hoch war wie heute. Und Abschlüsse sind weniger als die Hälfte der Miete. Erfahrungen zählen... Und wenn die Erfahrungen zu den Anforderungen des Unternehmens passen, dann stehen die Chancen gut.
Gruß JoeSachse
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Zitat ...jeder, der nicht im öffentlichen Dienst angestellt ist, hat das Risiko, irgendwann mal entlassen zu werden.
Das ist falsch, joesachse. Jeder der im öffentlichen Dienst angestellt ist, hat dasselbe Risiko arbeitslos zu werden wie Du oder ich. Jeder Beamte im öffentlichen Dienst hat selbstverständlich kein Risiko diesbezüglich. Beispiele? Frauchen ist im öffentlichen Dienst. Sie ist Angestellte, keine Beamtin. Als sie noch im Ministerium war gabs für die Angestellten nur 2-Jahresverträge. Dann mußte immer gezittert werden, wird verlängert oder nicht. Jetzt ist sie bei einer kleinen Gesellschaft die dem Bund untersteht und hat das erste mal einen unbefristeten Vertrag. Der erste Vertrag den sie da hatte, war auch befristet.
Die junge Frau die mit ihr im Büro sitzt hat ihre Ausbildung bei der Hans-Böckler-Stiftung gemacht. Wurde nicht übernommen. Hatte jetzt einen befristeten Vertag bei Frauchens Dienststelle (6 Monate), ab 16.März arbeitslos. Fängt im April wahrscheinlich bei einer Zeitarbeitsfirma an.
Meine Mutter ist ehrenamtliches Gemeinderatmitglied in ihrem Heimatort. Letztes Jahr wurde dort einer von zwei Gemeindearbeitern entlassen. Kein Geld, Planstelle gestrichen.
Eine Bekannte von uns arbeitete bei der Bundesagentur für Arbeit in Berlin. Befristeter Vertrag. Nicht verlängert. Sie sitzt heut auf der anderen Seite des Schreibtisches.
Alles Angestellte im öffentlichen Dienst, und nix mit sicheren Arbeitsplatz.
Die Kölner Justiz hat übrigens im letzten Jahr rund 40 Verträge von Angestellten nicht verlängert. Sparmaßnahmen. Alle mußten gehen. Einige waren seit 25 Jahren dort angestellt.
@micha: Da hast Du natürlich vollkommen recht, an die befristeten Verträge habe ich gar nicht gedacht, meine Aussage trifft eher auf die unbefristet Angestellten bei Kommunen und beim Land zu. Ich mache da gerade sehr schlechte Erfahrungen...
Gruß JoeSachse
Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. (Goethe)
Ich wußte das früher auch nicht, bevor ich mein Frauchen kennenlernte. Hab auch immer gedacht, die im öffentlichen Dienst haben einen sicheren Job und kriegen gutes Geld. Tja, da mußte ich mich dann eines besseren belehren lassen. Übrigens, in der freien Wirtschaft kann man befristete Verträge, glaube ich, nur 2 oder 3 mal verlängern. Dann wird ein unbefristeter draus. Der öffentliche Dienst darf beliebig oft verlängern. Man macht sich offenbar die Gesetze so wie man sie braucht.
Ich möchte diesbezüglich mal etwas zum Thema staatliche Angestellte sagen. Es passt mittelbar und bedingt unter diese Überschrift. Wenn ein höherer Angestellter des Arbeitsamtes eine handfeste "Story" los lässt, so gibt es maximal eine Versetzung, nach oben, in eine andere Dienststelle, oder er verschwindet in ein, für ihn, gut bezahltes, Kämmerlein. Macht ein das gleiche ein Bankboss, gibt es einen Millionen Bonus und die Schweiz, oder Paraquay, etc, ruft ihn für immer und unerreichbar für unsere Justiz-Leute, falls er/sie clever genug ist. Unter unserem "Stern" wäre es niemals dazu gekommen. Da hätte Bautzen, oder Stollberg, (als Beispiel), gerufen, Überschrift, Wirtschaftssabotage. Sollte es ein besonders "guter" gewesen sein, schnell und beziehungsmäßig, (illegal), genug, wäre das Sonderkommando im Einsatz gewesen. Lutz Eigendorf läßt grüßen, aus seinem Grab! Der Mossad hat es gerade vorgemacht und ist auch noch, dabei, gefilmt worden. Deshalb wäre es mal nicht schlecht, für solche "Leute", die Zeit nur mal kurz zurückzudrehen. Es kämen Erkenntnisse, man glaubt es kaum. Aber dem kleinen Mann/Frau kann man bedingungslos in den Ar.... treten! Dafür gibt es dann, übertragen gesagt, auch noch einen Orden. Man hat doch ganz gut, aus der alten Zeit, nur in anderer Weise, gelernt.
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