Hallo,
also wenn ich jetzt die Nachrichten sehe und die Bilder von Dresden, der Sächsischen Schweiz, Pirna ... kommen mir wieder die Tränen. Erinnerungen an 2002 kommen immer wieder hoch. Mein Mann ist damals, als es losging mit dem Nachtzug von Stuttgart nach Dresden gefahren, damit er bei seiner kranken Mutter sein konnte. Er ist mit dem Zug bis kurz vor Dresden gekommen. Dann musste es zusehen, wie es weitergeht. Ist dann noch irgendwie zur S Bahn gekommen und Richtung Pirna gefahren. In Heidenau konnte er aber nicht aussteigen, weil das Wasser schon den ganzen Bahnhof überschwemmt hatte. Die S Bahn hat dann auf freier Strecke gehalten und er ist zu Fuß nach Dohna gelaufen. Das war die letzte Bahn, die überhaupt gefahren ist. Dort ging damals nichts mehr, denn die Müglitz hatte alles mitgerissen. Einkaufen konnte man die ersten Tage nicht, kein Strom, kein Telefon. Ich wusste tagelang nur aus den Nachrichten, wie es da aussieht. Und habe bei jeder Nachrichtensendung Rotz und (noch mehr) Wasser geheult. Denn das Handy konnte ja auch nicht aufgeladen werden. Nur gut, dass meine Schwiegermutter damals noch einen Küchenherd hatte. Da konnte wenigstens angeheizt werden und gekocht werden. Als Diabetiker musste sie ihre Essenszeiten ganz streng einhalten. Die Vorräte aus der Froste mussten ja schließlich auch weg.
Als mein Kollegen und Chefs damals davon hörten, wurden kurzerhand überall in unserer Verkaufsabteilung Spendendosen aufgestellt, die Kollegen spendeten alle (oder fast alle - Idioten gibt es überall) den Verdienst 1 Tages. Ich durfte darüber bestimmen, wohin das Geld gehen soll. Da gab es für mich keine Frage. Das Geld ging nach Dresden. Dann wurden wir noch einmal ganz angenehm überrascht. Bei uns ist im Herbst Weinfest. Dort wurde jedes viertele Wein mit einem Aufschlag von 0,20 € verkauft. Das Geld ging nach Heidenau. Wir haben damals gefragt, warum das so ist, und erfuhren, dass der Bürgermeister von Heidenau und der Chef der Weinmanufaktur sich kennen. Da hat keiner gemotzt, dass er mehr bezahlen sollte. Im Gegenteil die meisten haben noch aufgerundet. Die Leute an unserm Tisch haben uns dann Löcher in den Bauch gefragt, wie es denn wirklich jetzt da aussieht. Mein Mann hat dann erzählt, dass er mittendrin war. Viele haben dann gesagt, dass sie noch mehr spenden wollen. Kontrollieren konnten wir es nicht, aber ich denke schon. Und da kam sicher einiges zusammen, denn der Wein floss an den 5 Tagen in Strömen.
Als ich das erste mal nach der Flut in Sachsen war, habe ich die ganze Zeit im Auto gesessen und geheult, als ich die Schäden gesehen habe. Zudem das Haus, indem wir vor unserem Umzug nach Stuttgart gewohnt haben, bis zum 2. Stock unter Wasser stand. Und wir wohnten im Erdgeschoß! Im Februar 2002 waren wir ausgezogen.
Aber ich stelle mir auch die Frage, was wurde in den 4 Jahren von den Behörden unternommen, um die Schäden zu minimieren. Das Hochwasser kommt ja jedes Jahr mit der Schneeschmelze. Die Natur schlägt ja nur zurück. Muss eigentlich auf jede grüne Wiese ein Einkaufszentrum? Muss die Natur total kaputt gemacht werden? Das Wasser hat ja keine andere Möglichkeit mehr, als sich selbst seinen Weg zu suchen. Ich bin ja nun doch etwas älter, als die meisten hier, aber früher gab es solche Hochwasser nicht. Da waren die Elbwiesen noch Wiesen, und keine Einkaufstempel.
Gerade kommen Nachrichten. An einigen Orten soll der Wasserstand noch höher werden als 2002. Und jetzt fangen die Behörden an zu improvisieren. Die müsste man doch alle .....!
Und nächste Woche soll es bei den Tschechen zum großen Tauwetter kommen. Das Wasser kommt dann wieder die Elbe runter! Ich wünsche nur den Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt... ganz viel Kraft. Ich bin in Gedanken oft in Dresden und Umgebung. Hoffentlich bleiben die Urlauber über Ostern nicht aus.
Viele Grüße
Renate